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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.01.2022

Ein netter Urlaubskrimi

Acqua Mortale
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„Acqua Mortale“ ist der dritte Krimi rund um den sympathischen Journalisten Simon Strasser, der sich am Lago d’Orta häuslich niedergelassen hat. Als Sohn eines deutschen Vaters und einer italienischen ...

„Acqua Mortale“ ist der dritte Krimi rund um den sympathischen Journalisten Simon Strasser, der sich am Lago d’Orta häuslich niedergelassen hat. Als Sohn eines deutschen Vaters und einer italienischen Mutter ist er zweisprachig aufgewachsen und seit einiger Zeit offizieller Dolmetscher für die Polizia di Stato. Deren Vertreterin, Maresciallo Carla Moretti, benötigt immer weider seine Dienste.

Eigentlich wollte Simons Freundin Luisa aus Hamburg anreisen, um zu Ostern ein paar entspannte Ferientage zu genießen. Doch die viel beschäftigte Architektin hat abgesagt und so kommt ihm die Bitte Morettis, wieder zu dolmetschen, gerade recht.

Was ist passiert?

Während einer Laufveranstaltung ist der piemontesische Reisbauer Franco Borletti ermordet worden. Ausgerechnet mit einem verbotenen Herbizid, das in seiner Firma gelagert war. Natürlich geraten sowohl Ehefrau als auch Geliebte in den Fokus der Polizei, doch beide scheinen ein Alibi zu haben.
Als dann wenig später die Leiche eines Journalistenkollegen auftaucht, ahnen weder Strasser noch Moretti, welche Kreise dieser Fall ziehen wird.

Meine Meinung:

Der Krimi folgt dem bewährten Konzept mit Mord, Beschreibung der wunderbaren Landschaft, der Kulinarik und ein wenig Amore. Leider ist die Mischung diesmal nicht ganz ausgewogen. Das Privatleben von Simon Strasser ist mir ein wenig zu ausführlich geraten. Das ewige Hin und Her der Beziehung zu Luisa ist nervig. Die Entscheidung, ob sie sich trennen oder nicht, wird vermutlich auf den nächsten Band vertagt.

Die Leser werden durch zahlreiche Spuren in diverse Sackgassen gelockt. Mein ursprünglicher Verdacht hat sich bewahrheitet. Leider ist mehrmals „Kommissar Zufall“ ins Spiel, was mir nicht ganz so gut gefällt. Darauf, dass Simon Strasser wieder einmal in eine brenzlige Situation gerät, weil er seine Nase zu tief in polizeiliche Ermittlungen steckt, kann ich gut verzichten. Das ist inzwischen ein wenig ausgelutscht.

Ein paar gute, neue Ideen sind vorhanden. Schade, dass die nicht weiter verfolgt wurden.


Fazit:

Der nette Urlaubskrimi, der vor allem von der schönen Landschaft und dem italienischen Flair lebt, erhält von mir 3 Sterne.

Veröffentlicht am 21.12.2021

Der schwächste Band der Reihe

Die Seifenmanufaktur – Die Essenz des Glücks
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Emma Ehrlich, die uneheliche Tochter Anton Schmiegers, weiß nichts von ihrem leiblichen Vater. Als ihr wegen ihrer jüdischen Herkunft die Verfolgung droht, erhält sie Hilfe von Helen, Antons Ehefrau. Unter ...

Emma Ehrlich, die uneheliche Tochter Anton Schmiegers, weiß nichts von ihrem leiblichen Vater. Als ihr wegen ihrer jüdischen Herkunft die Verfolgung droht, erhält sie Hilfe von Helen, Antons Ehefrau. Unter falschem Namen wird sie in der Seifenmanufaktur angestellt und muss miterleben, wie das kleine Geschäft ihrer Mutter Eva von Nazis zerstört und geplündert wird. Anführer dieser Schlägertruppe ist ausgerechnet Christian Schmieger, ihr Halbbruder.

Meine Meinung:

Dieser letzte Band der Trilogie rund um die Seifenmanufaktur in Rothenburg ob der Tauber, ist für mich der schwächste.

Diesmal gibt es kein Ränkespiel zwischen Freundinnen, sondern die knallharte Wirklichkeit der NS-Zeit. Allerdings wirkt die Geschichte ein wenig „weichgespült“. In einem so kleinen Ort, ein Familienmitglied unter falschem Namen einzuführen, das dann nicht enttarnt wird, ist schon reichlich verwunderlich. Man kennst sich doch untereinander.

Ein bisschen zu zuckersüß ist der Charakter von Helen, die Emma so selbstlos hilft. OK, Emma kann nicht dafür, dass Anton fremdgegangen ist.
Mir ist bekannt, dass es einigen Juden, unter tatkräftiger Mithilfe wohlwollender Mitmenschen gelungen ist, unter falschem Namen und/oder als U-Boot, den Nazi-Terror zu überleben. Das hätte die Autorin hier ein wenig fesselnder gestalten können.

Anton ist ein schwacher Mensch, denn sonst hätte er seinem Sohn rechtzeitig die Leviten gelesen. Der Konflikt, in dem Christians Eltern stecken, ist sehr gut herausgearbeitet. Als sie die Nachricht erhalten, dass ihr Sohn in Stalingrad vermisst wird, habe ich leise so etwas wie „Aufatmen“ verspürt. Zwar nicht unbedingt ein Gefühl, das Eltern ihrem Kind gegenüber entwickeln sollten, aber wenigstens ehrlich.

Fazit:

Trotz einiger Schwächen gebe ich dem Abschluss der Trilogie 3 Sterne.

Veröffentlicht am 19.12.2021

Hat mich nicht überzeugt

Josefstadt
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Satirisch, überraschend und hochaktuell. Während eines Kindergeburtstags in der Wiener Josefstadt wird ein junger Mann erstochen, doch keiner der Anwesenden will etwas bemerkt haben. Schon bald taucht ...

Satirisch, überraschend und hochaktuell. Während eines Kindergeburtstags in der Wiener Josefstadt wird ein junger Mann erstochen, doch keiner der Anwesenden will etwas bemerkt haben. Schon bald taucht ein Foto des Toten auf Facebook auf und wird zur Stimmungsmache gegen Geflüchtete genutzt – das Opfer stammte aus Afghanistan. Chefinspektor Giorgos Hansmann macht sich an die Ermittlungen, und hinter der Fassade von Öko-Eltern und Willkommenskultur tun sich garstige Abgründe auf.

So weit der Klappentext.

Meine Meinung:

Grundsätzlich haben mir die Idee und das Setting sehr gut gefallen. Die Ausführung selbst hat mir nicht so gut gefallen. Es mag zwar dem momentanen Mainstream entsprechen, dass Dialoge als Chatprotokolle abgebildet werden, aber ich kann dieser Art zu schreiben nur wenig abgewinnen.

Gut getroffen ist das Gehabe, der als Bobos bezeichneten, Gesellschaftsgruppe, die sich offenherzig geben, aber im Grunde dies gar nicht sind. Neben Bio und Selbstbestimmungsrecht auch für Kleinkinder, kommt eine rechte bzw. rechtsextreme Haltung mancher Eltern zum Vorschein, die die vorgebliche Weltoffenheit ad absurdum führt. Dabei sind einige der Mitglieder in ihren Vorgaben, was zu geschehen hat, doch eher militant.

Interessant ist die Reduzierung der Kindergruppeneltern auf ihr „Amt“ also auf ihren Beitrag in der Gruppe: das „Neue-Eltern-Amt“, das „Brandschutz-Amt“. So wird den Personen ihre Eigenständigkeit abgesprochen und auf eine Funktion beschränkt. Auch in Wirklichkeit werden die Eltern auf „das ist die Mama von ...“ reduziert. Das hat mich zur Kindergartenzeit unseres Sohnes schon sehr gestört, dass ich quasi als Anhängsel des Kindes angesehen worden bin.
Hier wird das auf die Spitze getrieben.

Die eigentlichen Ermittlungen erweisen sich als wenig spannend, wie es eben im echten Polizeialltag üblich ist. Ein bisschen Kick kommt in die Handlung, weil der Ermittler und seine Frau, ebenfalls Polizistin, selbst zwei Kinder haben. Für den Sohn wird die in nächster Zukunft ein Betreuungsplatz gesucht. Doch ob diese alternative Kindergruppe die Richtige sein kann, wage ich zu bezweifeln. Denn bei aller angeblich freigeistiger Haltung der Gruppe sind die Regeln enger gesteckt als in einem städtischen Kindergarten.

Passend zum Hintergrund der Story sind auf dem Cover Gründerzeithäuser abgebildet.

Fazit:

Vom Klappentext habe ich mit mehr versprochen, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 13.12.2021

leider etwas langatmig

Commodus
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Nach „Caligula“ hat sich Autor Simon Turney einem weiteren Imperator Roms gewidmet, der nicht unbedingt als Sympathieträger bekannt ist: Commodus.

Commodus ist den meisten wahrscheinlich durch den Film ...

Nach „Caligula“ hat sich Autor Simon Turney einem weiteren Imperator Roms gewidmet, der nicht unbedingt als Sympathieträger bekannt ist: Commodus.

Commodus ist den meisten wahrscheinlich durch den Film „Der Gladiator“ bekannt, indem er, dargestellt von Joaquin Phoenix, als Gegenspieler von General Maximus (Russel Crowe) auftritt. Doch stimmt dieses Bild, das wir von Commodus haben wirklich?

Autor Simon Turney schreibt diesen historischen und nicht biografischen Roman im eigentlichen Sinn, aus Sicht von Marcia, Tochter einer freigelassenen Sklavin und Weggefährtin von Commodus‘. Wie Commodus hat auch Marcia gegen ihre eigenen inneren Dämonen zu kämpfen. Commodus hat von seinem Vater Marcus Aurelius ein befriedetes Römisches Reich übernommen. Dennoch gelingt es ihm nicht, das ausgedehnte Reich im Sinne Marcus Aurelius weiterzuführen. Binnen kurzer Zeit regieren Chaos und Verzweiflung.

Aufgrund seiner Auffälligkeiten und Verfehlungen dem Römischen Reich gegenüber, verfällt er nach seinem gewaltsamen Tod der damnatio memoriae und die Vergöttlichung wurde ihm verwehrt.

Meine Meinung:

Da über Commodus wenig authentisches Material zur Verfügung steht, hat Autor Simon Turney zum Kunstgriff gegriffen, den Herrscher aus der Perspektive von Marcia zu beleuchten. Doch hier kommt, für meinen Geschmack, Commodus zu wenig Bedeutung zu. Es ist mehr Marcias Leben, das erzählt wird. Dass sie es als Christin in einem durch zahlreiche römische Gottheiten und den Mithras-Kult, der unter Soldaten beliebt war, nicht leicht hatte, ist wohl einzusehen. Allerdings wirkt Marcia nicht sehr sympathisch auf mich. Sie ist machtbesessen und manipulativ. Ist sie deswegen Commodus Konkubine und von ihm wohl gelitten, weil sie ihm sehr ähnlich ist? Es wundert daher auch nicht, dass sie im Hintergrund Fäden zieht.

Dabei hätte Commodus durchaus gute Chancen in der Römischen Welt zu bestehen. Als leiblicher Sohn eines verehrten Kaisers könnte er Stabilität für das Reich bedeuten. Doch muss er von Kindheit an eine Reihe von Schicksalsschlägen hinnehmen wie den Tod mehrerer Familienangehöriger. Es scheint, als ob Commodus ob der Traumata eine Art bipolare Störung (die damals keiner weder diagnostizieren noch behandeln konnte) ausgebildet.

Stellenweise ist das Buch leider sehr langatmig, was auch durch die nur sehr sparsam eingesetzten Dialoge erklärbar ist. Als Sachbuch ist es allerdings auch nicht wirklich zu werten, dazu fehlen die historischen Fakten. Dennoch hat Simon Turney viel recherchiert, um das Römische Reich um 185 n. Chr. in seiner Verwundbarkeit darzustellen. Wie er in seinem Nachwort erklärt, hat er sich hauptsächlich auf drei Quellen gestützt: auf Cassius Dio, Herodian und auf die „Historia Augusta“ die erst mehr 200 Jahre nach Commodus Tod geschrieben und entsprechende Fehlinterpretationen aufweist.

Für diejenigen, die in der Welt der Römer und ihrem Fachvokabular nicht so firm sind, gibt es ein ausführliches Glossar.

Das rote Cover passt perfekt zu Simon Turneys „Caligula“, das in blau gehalten ist.

Fazit:

Der Darstellung des Römischen Kaisers, der nicht unbedingt als Sympathieträger bekannt ist, gebe ich gerne 3 Sterne.

Veröffentlicht am 13.12.2021

Hat mich nicht vollends überzeugt

Groumdeifl
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In ihrem 4. gemeinsamen Fall tauchen die Versicherungsdetektive Agathe Viersen und Gerhard Leitner in die Welt des Brauchtums ein.

Endlich sind die Baumaschinen auf der Hauptstraße abgezogen und die ...

In ihrem 4. gemeinsamen Fall tauchen die Versicherungsdetektive Agathe Viersen und Gerhard Leitner in die Welt des Brauchtums ein.

Endlich sind die Baumaschinen auf der Hauptstraße abgezogen und die Oberflächen fertiggestellt, als ein Wasserrohrbruch gemeldet wird. Also, auf muss die Straße erneut aufgerissen werden. Allerdings findet man nicht nur ein schadhaftes Wasserrohr, sondern auch die, als Teufel kostümierte Leiche von Harry Spiegler. Während sich die Kriminalpolizei wie gewöhnlich um die Tat und den Täter kümmern wird, sollen die beiden Versicherungsdetektive herausfinden, ob der Rohrbruch eine Folge des Vergrabens der Leiche war oder nicht und ob, die Versicherungsgesellschaft Schadenersatz leisten muss.

Meine Meinung:

Für mich ist das der erste Fall der beiden Versicherungsdetektive. Diese Perspektive ist interessant. Agathe und Gerhard gehen ähnlich wie die Polizei vor, befragen Freunde, Bekannte und Verwandte des Opfers. Doch was sie dabei erfahren, zeigt, dass Harry Spiegler alles andere als ein Sympathieträger war. Gleich mehrere Personen hätten einen Grund, ihn zum Teufel zu wünschen.

Bei den Ermittlungen tauchen wir gemeinsam mit Agathe und Gerhard in das Brauchtum von Perchten und Passen ein. Das ist als Hintergrund eines Winter-Krimis eine gute Kulisse. Ich persönlich kann diesen lärmenden Gruppen nichts abgewinnen. Der Titel „Groumdeifl“ heißt nichts anderes als „Grubenteufel“. Bei uns in Österreich würde man wohl „Gruamteifl“ sagen.

Die Arbeitsweise der beiden Versicherungsdetektive erfordert vollen Körpereinsatz, bei dem Gerhard auch nicht davor zurückschreckt, ein Verhältnis mit der Ex-Freundin des Opfers einzugehen. Hier ist es gut, dass er kein Polizist ist, denn das ist meiner Ansicht nach höchst unprofessionell.

Fazit:

Ein Oberpfalz-Krimi, der vom besonderen Lokalkolorit lebt, aber nicht ganz meinen Geschmack getroffen hat. Daher gibt es nur 3 Sterne.