Hat mich nicht überzeugt
JosefstadtSatirisch, überraschend und hochaktuell. Während eines Kindergeburtstags in der Wiener Josefstadt wird ein junger Mann erstochen, doch keiner der Anwesenden will etwas bemerkt haben. Schon bald taucht ...
Satirisch, überraschend und hochaktuell. Während eines Kindergeburtstags in der Wiener Josefstadt wird ein junger Mann erstochen, doch keiner der Anwesenden will etwas bemerkt haben. Schon bald taucht ein Foto des Toten auf Facebook auf und wird zur Stimmungsmache gegen Geflüchtete genutzt – das Opfer stammte aus Afghanistan. Chefinspektor Giorgos Hansmann macht sich an die Ermittlungen, und hinter der Fassade von Öko-Eltern und Willkommenskultur tun sich garstige Abgründe auf.
So weit der Klappentext.
Meine Meinung:
Grundsätzlich haben mir die Idee und das Setting sehr gut gefallen. Die Ausführung selbst hat mir nicht so gut gefallen. Es mag zwar dem momentanen Mainstream entsprechen, dass Dialoge als Chatprotokolle abgebildet werden, aber ich kann dieser Art zu schreiben nur wenig abgewinnen.
Gut getroffen ist das Gehabe, der als Bobos bezeichneten, Gesellschaftsgruppe, die sich offenherzig geben, aber im Grunde dies gar nicht sind. Neben Bio und Selbstbestimmungsrecht auch für Kleinkinder, kommt eine rechte bzw. rechtsextreme Haltung mancher Eltern zum Vorschein, die die vorgebliche Weltoffenheit ad absurdum führt. Dabei sind einige der Mitglieder in ihren Vorgaben, was zu geschehen hat, doch eher militant.
Interessant ist die Reduzierung der Kindergruppeneltern auf ihr „Amt“ also auf ihren Beitrag in der Gruppe: das „Neue-Eltern-Amt“, das „Brandschutz-Amt“. So wird den Personen ihre Eigenständigkeit abgesprochen und auf eine Funktion beschränkt. Auch in Wirklichkeit werden die Eltern auf „das ist die Mama von ...“ reduziert. Das hat mich zur Kindergartenzeit unseres Sohnes schon sehr gestört, dass ich quasi als Anhängsel des Kindes angesehen worden bin.
Hier wird das auf die Spitze getrieben.
Die eigentlichen Ermittlungen erweisen sich als wenig spannend, wie es eben im echten Polizeialltag üblich ist. Ein bisschen Kick kommt in die Handlung, weil der Ermittler und seine Frau, ebenfalls Polizistin, selbst zwei Kinder haben. Für den Sohn wird die in nächster Zukunft ein Betreuungsplatz gesucht. Doch ob diese alternative Kindergruppe die Richtige sein kann, wage ich zu bezweifeln. Denn bei aller angeblich freigeistiger Haltung der Gruppe sind die Regeln enger gesteckt als in einem städtischen Kindergarten.
Passend zum Hintergrund der Story sind auf dem Cover Gründerzeithäuser abgebildet.
Fazit:
Vom Klappentext habe ich mit mehr versprochen, daher nur 3 Sterne.