Das packende Finale der Trilogie ...
Scythe – Das Vermächtnis der Ältesten"Das Vermächtnis der Ältesten" ist der dritte und finale Band der "Scythe"-Trilogie vom amerikanischen Jugendbuch-Autor Neal Shusterman. Endlich konnte mich der Autor völlig von seiner Geschichte überzeugen. ...
"Das Vermächtnis der Ältesten" ist der dritte und finale Band der "Scythe"-Trilogie vom amerikanischen Jugendbuch-Autor Neal Shusterman. Endlich konnte mich der Autor völlig von seiner Geschichte überzeugen. Das Finale vereint nun das Scythetum mit der dystopischen Weltpolitik und nimmt einen anderen Verlauf als gedacht.
Inhalt: Drei Jahre sind vergangen seit die Zerstörung von Endura die Welt der Scythe erschüttert hat und der Thunderhead verstummt ist. Währenddessen hat Scythe Goddard mit der neuen Ordnung die Macht an sich gerissen und die Welt droht ins Chaos zu versinken. Doch noch gibt es Wiederstand und die Suche nach der "Rückversicherung der Gründer-Scythe" beginnt ...
Cover und Design: Ich bin sehr froh, dass sich der Sauerländer-Verlag für die neuen Ausgaben dazu entschieden hat die englischen Cover zu übernehmen, da die nicht nur sehr viel ansprechender sind als die Cover der ersten Hardcover-Ausgaben, sondern auch aussagekräftiger. Ich mag das Layout der Cover mit seinen "harten" Konturen und finde, dass sie sehr gut zum Inhalt der Geschichte passen. Das broschierte Taschenbuch ist hochwertiger als herkömmliche Taschenbücher und im Buchrücken sehr stabil, so dass dieser nicht so leicht bricht.
Meine Meinung: Nach dem unglaublichen Cliffhänger aus Teil 2, war die Erwartung für den dritten Band dementsprechend hoch. Zum Glück konnte mich Neal Shusterman nun auch endlich von seiner Geschichte der Scythe überzeugen, denn alles was mir bisher gefehlt hat wurde im Finale der Trilogie endlich verbessert. Am Cover kann man bereits erahnen, dass Citra und Rowan in den Hintergrund geraten und genau so ist es auch gekommen. Zum Glück muss ich sagen, denn in meinen Augen war das Potential von Citra und Rowan mit dem Ende des zweiten Bandes ausgeschöpft. Die Beiden verwandeln sich im Finale der Trilogie in NebendarstellerInnen und machen Platz für Grayson Tolliver. Im zweiten Band wurde uns Grayson näher gebracht und ich habe bereits erwartet, dass er im Finale eine sehr wichtige Rolle spielen wird. Nun wird er zum Hauptcharakter und einer der wichtigsten Schlüsselrollen des Finales.
Wie bereits seine Vorgänger ist das Buch geprägt von Macht und dessen Missbrauch. Bisher haben wir das Scythetum und den Thunderhead sehr gut kennen gelernt, wie die restliche Bevölkerung und vor allem die Regierungen der einzelnen Kontinente dazu stehen, blieb aber vernebelt. Nun werden die Mächte der Scythe endlich mit der politischen Welt-Situation verknüpft und es hat mir sehr gut gefallen wie der Autor den Storyverlauf gestaltet hat. Ich hatte trotz dem dystopischen Setting während dem Lesen realitätsnahe Gefühle. Kein einziges Mal war die Handlung für mich unplausibel oder zu weit hergeholt. Der Mensch neigt bei Machteinfluss zu Größenwahn, dies haben wir bereits in unserer tatsächlichen Geschichte gelernt und die Zukunft ist davon natürlich nicht ausgenommen. Gleichzeitig wird an der Gesellschaftsordnung Kritik genommen und alles mit Sci-Fi und hypermodernen Technik verknüpft.
Mir persönlich ist auch eine Verbesserung des Schreibstils des Autors seit dem ersten Band der Trilogie aufgefallen. Während Band 1 oft noch während des Textes die Erzählsicht wechselte, waren die Sichtwechsel in Band 3 sehr strukturiert und übersichtlich. Zwischen den einzelnen Perspektiven gab es immer einen Kapitelwechsel oder zumindest große Absätze, so dass mich die vielen Charaktere und Blickwinkel nicht verwirrten. Der unverwechselbare emotionslose und sachliche Schreibstil des Autors ist geblieben und dieser war im finalen Band der Trilogie besonders passend, da er der Story diese gewisse Weltuntergangsstimmung gab, die eine gute Dystopie auszeichnet. Am Anfang des Buches gab es zwar einige Zeitsprünge, ich hatte aber keine Probleme damit. Im Gegenteil, ich fand diese nach dem sehr besonderen Ende von Teil 2 sogar sehr ansprechend.
Ich kann die vielen negativen Meinungen zum Finale der Trilogie zwar verstehen, aber für mich war das genaue Gegenteil der Fall. Ich war bisher noch nicht ganz zufrieden mit der Geschichte und habe auf eine Plott-Veränderung gewartet. Diese ist zum Glück bereits zu Beginn des dritten Bandes zu spüren und konnte mich sehr überzeugen. Am Ende nimmt das Ganze auch noch mehr Bezug auf Sci-Fi und weltliche Probleme. Da das Scythetum im Großen und Ganzen "versagt" hat, wird nach einer alternativen Lösung für die Überbevölkerung gesucht und dieses Problem wurde wunderbar gelöst. Der Autor hat sich da Hilfe aus der griechischen Mythologie genommen und die Auflösung der Geschichte und dessen Ende hat mich sehr zufrieden zurück gelassen.
Dies ist auch die erste Dystopie, die ich gelesen habe, die das Thema "künstliche Intelligenz" nicht als "böse" und unkontrolliert dargestellt hat, sondern das "Böse" von den Menschen ausgeht und die KI versucht, die Fehler der Menschheit auszugleichen. Vielleicht konnte mich die Story vor allem deshalb so überzeugen. Ich finde die Darstellung des Thunderheads wirklich sehr beeindruckend - das ist dem Autor außerordentlich gut gelungen.
Insgesamt hat mir der dritte und finale Teil der Reihe am Besten von allen drei Bänden gefallen. Der Storyverlauf hat mich positiv überrascht und die neuen Charaktere waren sehr ansprechend und bitter nötig für den Weitergang der Geschichte nach dem tragischen Ende aus Band 2. Wie im echten Leben hat der Autor keine Rücksicht auf Lieblingscharaktere genommen, sondern die beste Lösung für die gesamte Story gesucht. Sozialkritik, Weltprobleme und Machtpolitik - der Autor setzt viele wichtigen Themen in Szene und vermischt diese mit Sci-Fi und dystopischen Zügen. Ich kann diese Reihe wirklich jedem Sci-Fi und Dystopie-Fan empfehlen und ich freue mich schon unglaublich auf die angekündigten Verfilmungen dazu. Die Geschichte der "Scythe" hat so viel Potential und das kann richtig gut und episch werden, wenn die Regisseure nicht an Kosten und Special-Effekts sparen.