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Veröffentlicht am 28.12.2021

Birgits Geheimnis

Die Enkelin
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Für Kaspar Wettner ist es ein Schock. Als der 71-Jährige eines Abends nach der Arbeit in der Buchhandlung nach Hause kommt, findet er seine Frau Birgit tot in der Badewanne. Nun muss der Witwer nicht nur ...

Für Kaspar Wettner ist es ein Schock. Als der 71-Jährige eines Abends nach der Arbeit in der Buchhandlung nach Hause kommt, findet er seine Frau Birgit tot in der Badewanne. Nun muss der Witwer nicht nur mit seiner Trauer zurechtkommen, sondern auch erfahren, dass die Tote ein großes Geheimnis vor ihm verborgen hat. Er trifft eine folgenschwere Entscheidung…

„Die Enkelin“ ist ein Roman von Bernhard Schlink.

Meine Meinung:
Der Roman beinhaltet drei Teile, die wiederum etliche, zumeist kurze Kapitel beinhalten. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge vorwiegend aus der Sicht von Kaspar. Es gibt allerdings eine längeren Text im Roman, der in der Ich-Perspektive formuliert ist. Die Handlung spielt sowohl in Berlin als auch in Sachsen. Sie ist in der jüngeren Vergangenheit angesiedelt, umfasst aber auch längere Rückblicke.

In sprachlicher Hinsicht habe ich den Roman als durchwachsen und verschiedenartig empfunden. Auffällig ist ein Nebeneinander von atmosphärisch starken Passagen wie in den ersten Kapiteln, von wunderbar ausgedrückten Gedanken, von schwerfälligen Beschreibungen und von hölzernen Dialogen. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Bandwurmsätze. Phasenweise hat mich der Schreibstil begeistert, bisweilen aber auch etwas befremdet.

Die Charaktere blieben mir leider bis zum Schluss etwas fremd. Im Vordergrund steht besonders Kaspar, eine Figur, die über weite Strecken als schwach und feige dargestellt wird. Seine glaubwürdige Entwicklung habe ich daher gerne verfolgt. Alle Personen, darunter die titelgebende Enkelin, haben zudem die Gemeinsamkeit, dass sie mit psychologischer Tiefe und Grautönen gezeichnet werden.

Inhaltlich habe ich dagegen oft die Realitätsnähe vermisst. So manche Vorgänge, Zusammenhänge und Erlebnisse erscheinen überzogen, stark vereinfacht oder zu unrealistisch. Dabei haben mich die gewichtigen Themen des Romans durchaus angesprochen. Die Parallelwelt der Völkischen bringt Schlink seinen Leserinnen und Lesern näher. Der Geschichte ist die fundierte Recherche immer wieder anzumerken. Auch andere politische Aspekte sowie zwischenmenschliche Konflikte bieten interessanten Stoff zum Diskutieren und Nachdenken.

Am besten gelungen sind der erste und der dritte Teil. Im Mittelteil des rund 350 Seiten umfassenden Romans sind mehrere Längen vorhanden. Alles in allem habe ich die Geschichte trotzdem gerne gelesen.

Das verlagstypische Cover gefällt mir gut. Es passt im Großen und Ganzen zur Geschichte. Der prägnante Titel ist treffend.

Mein Fazit:
Mit „Die Enkelin“ hat Bernhard Schlink einen komplexen, unterhaltsamen und interessanten Roman geschrieben. Dennoch bleibt der Autor mit seinem neuen Buch leider hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Veröffentlicht am 20.12.2021

Die Flucht aus dem Todestrakt

606
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Bei einem Massenausbruch aus dem Hochsicherheitsgefängnis Pronghorn in der Wüste von Nevada kann John Kradle zusammen mit 605 Mitgefangenen fliehen. Für ihn bietet sich fünf Jahre nach dem Mord an Frau ...

Bei einem Massenausbruch aus dem Hochsicherheitsgefängnis Pronghorn in der Wüste von Nevada kann John Kradle zusammen mit 605 Mitgefangenen fliehen. Für ihn bietet sich fünf Jahre nach dem Mord an Frau und Kind endlich die Gelegenheit zu beweisen, dass er unschuldig ist. Doch Celine Osbourne, eine Aufseherin im Todestrakt, heftet sich an seine Fersen...

„606“ ist ein Thriller von Candice Fox.

Meine Meinung:
Der Thriller besteht aus 47 kurzen Kapiteln. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven. Die Handlung springt mehrfach hin und her, sodass ein aufmerksames Lesen notwendig ist.

Sprachlich ist der Roman auf einem weniger gehobenen Niveau angesiedelt. Der Stil ist recht dialoglastig. Gossen- und Umgangssprache dominieren über weite Strecken. Allerdings muss man sagen, dass der Schreibstil den Charakteren angepasst und deshalb nicht fehl am Platz ist.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen eindeutig John und Celine, zwei interessante und zugleich wenig liebenswürdige Figuren. Insgesamt ist das Personal des Thrillers jedoch recht umfangreich und doch ziemlich monoton, weil wir es mit einer Vielzahl an Verbrechern zu tun haben. Ein etwas stärkerer Fokus hätte der Story gut getan. Zudem habe ich die Besonderheit der Charaktere vermisst, die ich von anderen Büchern der Autorin kenne.

Inhaltlich ist mir die Geschichte an verschiedenen Stellen zu brutal in der Darstellung. Auch hier wäre weniger mehr gewesen. Trotzdem fand ich es spannend mitzuverfolgen, wie sich die Jagd entwickelt. Die Grundidee des Thrillers ist reizvoll und durchaus originell.

Obwohl das Buch mehr als 450 Seiten umfasst, gibt es nur wenige Längen. Der komplexe Thriller wirkt geschickt konstruiert und kann überraschen. Die Handlung ist schlüssig, die Auflösung ebenfalls durchdacht.

Der deutsche Titel weicht erheblich von der englischsprachigen Version („The Chase“) ab. Er sticht zwar eher heraus, weckt jedoch falsche Erwartungen. Das Cover ist in Bezug auf das Motiv durchaus passend. Es trifft aber leider nicht meinen Geschmack.

Mein Fazit:
„606“ würde ich nicht als die beste Geschichte von Candice Fox einordnen. Trotzdem ist ihr ein solider Thriller gelungen, der mir spannende Lesestunden beschert hat.

Veröffentlicht am 19.12.2021

Helenes Geheimnis

Die Dorfschullehrerin
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Das Jahr 1961 an der innerdeutschen Grenze in Hessen: Helene Werner aus Berlin fängt eine Stelle als Lehrerin in einem Dorf an. Die junge Witwe steht vor keiner leichten Aufgabe. Tobias Krüger, der Landarzt, ...

Das Jahr 1961 an der innerdeutschen Grenze in Hessen: Helene Werner aus Berlin fängt eine Stelle als Lehrerin in einem Dorf an. Die junge Witwe steht vor keiner leichten Aufgabe. Tobias Krüger, der Landarzt, wird zu einem Verbündeten. Was keiner weiß: Helene wurde nicht ohne Grund genau an diesen Ort versetzt…

„Die Dorfschullehrerin - Was die Hoffnung verspricht“ ist der erste Band einer neuen Reihe von Eva Völler.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 23 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Sie erstrecken sich über vier Teile. Die Handlung spielt im Jahr 1961 und umfasst mehrere Monate. Zeitangaben zu Beginn der Kapitel erleichtern die Orientierung. Erzählt wird vor allem aus der Sicht von Helene, aber auch der weiterer Personen wie Tobias. Dieser Aufbau ist schlüssig und funktioniert gut.

Der Schreibstil ist unauffällig, aber anschaulich und bildhaft. Sprachlich authentisch wirken die Dialekteinschübe. Ein hilfreiches Extra ist dabei die Liste mit Wörtern des Rhöner Platts sowie deren hochdeutsche Entsprechungen.

Helene ist eine sympathische und reizvolle Protagonistin, deren Gedanken und Gefühle gut nachvollziehbar sind. Nicht alle Charaktere der Geschichte kommen allerdings gänzlich lebensnah rüber.

Was das Thema angeht, hat mich der Roman gleich angesprochen. Inhaltlich bietet die Geschichte viele Grautöne und vermittelt interessantes Wissen rund um die Zeit des Mauerbaus in West und Ost. Die fundierte Recherche ist dem Roman an mehreren Stellen anzumerken. Im interessanten Nachwort erläutert die Autorin, welche Passagen frei erfunden und welche Ereignisse und Begebenheiten historisch belegt sind.

Auf mehr als 400 Seiten bleibt die Story unterhaltsam und abwechslungsreich. Längen sind so gut wie nicht vorhanden. Gegen Ende gleitet die Geschichte leider ein wenig ins Unglaubwürdige ab. Zugutehalten kann man dem Roman jedoch, dass er auf reißerische Cliffhanger verzichtet und als in sich abgeschlossen betrachtet werden kann.

Das nostalgisch anmutende und zugleich hübsche Cover passt sowohl zum Genre als auch zu der Geschichte. Der naheliegende Titel erschließt sich sofort.

Mein Fazit:
Obwohl mich Eva Völler mit ihrem neuen Roman nicht so begeistern konnte wie mit ihrer Ruhrpott-Saga, ist der Auftakt der Dorfschullehrerin-Reihe lesenswert. Auf den zweiten Band bin ich nun gespannt.

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Veröffentlicht am 15.12.2021

Hinter den königlichen Kulissen

Diana (Ikonen ihrer Zeit 5)
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Sie lernt ihn bei einem Polospiel kennen und verliebt sich. Die Hochzeit von Diana Spencer und dem britischen Thronfolger Charles geht um die Welt. Die junge Frau weiß mit ihrer Art zu verzaubern und steigert ...

Sie lernt ihn bei einem Polospiel kennen und verliebt sich. Die Hochzeit von Diana Spencer und dem britischen Thronfolger Charles geht um die Welt. Die junge Frau weiß mit ihrer Art zu verzaubern und steigert ihre Beliebtheit beim Volk kontinuierlich. Was jedoch die wenigsten Fans der königlichen Familie ahnen: Hinter den Kulissen spielen sich skandalöse Dinge ab, die von Diana einiges abverlangen…

„Diana - Königin der Herzen“ ist ein Roman von Julie Heiland.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 64 kurzen Kapiteln, die sich über zwei Teile erstrecken. Er beginnt mit einem Prolog im Jahr 1996. Erzählt wird aus der Sicht von Di, allerdings nicht chronologisch. Die Handlung umfasst die Jahre 1977 bis 1996, also eine breite Zeitspanne, aber nicht ihr gesamtes Leben. Die Handlung spielt zudem an unterschiedlichen Schauplätzen. Zwar fällt es aufgrund der Angaben zu Beginn der Kapitel nicht schwer, die Orientierung zu behalten. Die vielen Zeitsprünge nach vorne und zurück haben mich dennoch ein bisschen gestört.

Der Schreibstil ist unspektakulär, aber anschaulich, einfühlsam und - dank einiger Dialoge - lebhaft.

Wie nicht anders zu erwarten war, steht selbstverständlich Diana im Fokus der Geschichte. Etwas enttäuscht hat mich, wie naiv und geradezu einfältig die frühere Princess of Wales über weite Strecken des Romans dargestellt wird. Eine gewisse Blauäugigkeit mag auf die ersten Jahre rund um ihre Hochzeit noch zutreffen. Die bekannte Entwicklung startet im Roman jedoch erst spät. Andere Charaktere erscheinen mir dagegen recht authentisch gezeichnet zu sein.

Inhaltlich hatte ich gehofft, während des Lesens noch Unbekanntes über die ehemalige Prinzessin zu erfahren. Dieser Erwartung wird der Roman nur zum Teil gerecht. Grundsätzlich ist die Verknüpfung von tatsächlichen Begebenheiten und fiktionalen Elementen aber gelungen. Die Geschichte lässt darüber hinaus keine der wichtigsten Stationen im Leben Dianas vermissen. Im interessanten Nachwort gibt die Autorin preis, wie sie recherchiert und was sie frei erfunden hat. So lassen sich Fakten und Fiktion ein wenig entwirren.

Auf fast 500 Seiten ist der Roman kurzweilig und unterhaltsam. Obwohl das Buch auf einer wahren Geschichte beruht und Dianas Leben genügend Tragik zu bieten hatte, konnte mich der Roman erstaunlicherweise nur mäßig berühren. Das könnte daran gelegen haben, dass die Story recht kitschig erzählt wird. Alles in allem hat mir das Buch allerdings schöne Lesestunden bereitet.

Das genretypische Cover ist wenig originell, aber nichtsdestotrotz hübsch. Der Titel ist eine naheliegende und passende Wahl.

Mein Fazit:
Mit „Diana - Königin der Herzen“ hat mich Julie Heiland leider nicht in jeglicher Hinsicht überzeugt. Für Diana-Fans ist der Roman aber trotz seiner Schwächen lesenswert.

Veröffentlicht am 13.12.2021

Eine Pfarrerstochter als Antiheldin

Northanger Abbey
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England zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Bisher hat die 17-jährige Catherine Morland noch nicht viel von der Welt gesehen. Doch als die Pfarrerstochter die Gelegenheit erhält, mit dem Ehepaar Allen aus ...

England zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Bisher hat die 17-jährige Catherine Morland noch nicht viel von der Welt gesehen. Doch als die Pfarrerstochter die Gelegenheit erhält, mit dem Ehepaar Allen aus ihrem Heimatdorf Fullerton in Wiltshire in den Kurort Bath zu reisen, tun sich ungeahnte Möglichkeiten auf und sie macht in der Ferne vielversprechende Bekanntschaften…

„Northanger Abbey“ ist ein Roman von Jane Austen, der erst posthum veröffentlicht worden ist.

Meine Meinung:
Der Roman setzt sich aus 31 kurzen Kapiteln zusammen. Erzählt wird in streng chronologischer Reihenfolge, jedoch mit kleineren Vorausdeutungen. Die Geschichte spielt um das Jahr 1803 und umfasst etwa drei Monate. Die Handlung findet vorwiegend im Kurort Bath und in der titelgebenden ehemaligen Abtei statt.

Der Schreibstil Austens ist ein Genuss. Mit spitzer Feder und scharfzüngigen Dialogen entlarvt sie die Widersprüche und Absurditäten der wohlsituierten Gesellschaft. Zugleich ist es eine bissige und augenzwinkernde Satire auf die Schauerromane der damaligen Zeit. Gut gefallen hat mir, dass die Erzählperspektive bisweilen auf eine Metaebene wechselt und dass die Leserinnen und Leser mehrfach direkt angesprochen werden.

In der empfehlenswerten Penguin-Ausgabe ist der Text mit 75 hilfreichen Anmerkungen versehen. Sie erleichtern das Verständnis von Anspielungen und zeitspezifischen, altertümlichen Begriffen ungemein.

Das Nachwort gibt wissenswerte Fakten zum Leben der Schriftstellerin wieder und fasst den Roman zusammen. Für echte Austen-Kenner ist wenig Neues zu erfahren. Allerdings runden die Ausführungen von Hans Pleschinski den Roman gut ab.

Bei Catherine haben wir es mit einer Antiheldin zu tun, ein völlig durchschnittliches, realitätsnahes und wenig reizvolles Mädchen. Die anfängliche Naivität der Protagonistin ist etwas anstrengend. Die Figur macht jedoch eine Veränderung durch. Das männliche Gegenstück hebt sich ebenfalls auf erfrischende Art von anderen Romanhelden ab.

Inhaltlich steht eine Liebesgeschichte im Vordergrund. Diese wird aber weder zu platt noch zu pathetisch erzählt. Zwar sind die Entwicklungen durchaus zu erahnen. Dennoch habe ich mich auf den mehr als 300 Seiten köstlich amüsiert. Überaus unterhaltsam ist, wie die Sitten und Konventionen der damaligen Zeit zerpflückt und aufs Korn genommen werden. Nur ein bis zwei Kapitel im Mittelteil fallen für meinen Geschmack zu langatmig aus. Zudem ist der Roman weniger gefühlvoll als andere Werke der Autorin.

Mein Fazit:
Zwar zählt „Northanger Abbey“ auch künftig nicht zu meinen Lieblingsromanen von Jane Austen. Dennoch ist die gelungene Geschichte um Catherine Morland definitiv lesenswert. Eine empfehlungswürdige Lektüre - nicht nur für eingefleischte Fans klassischer Literatur.