Wunderbare 600 Seiten
Unser kostbares LebenDas Buch hat ein wunderschönes Cover: drei – vermutlich sehr hübsche (man sieht sie nur von hinten) – junge Frauen mit langen Haaren, kess auf der Kühlerhaube eines Autos sitzend. Ein Baum daneben und ...
Das Buch hat ein wunderschönes Cover: drei – vermutlich sehr hübsche (man sieht sie nur von hinten) – junge Frauen mit langen Haaren, kess auf der Kühlerhaube eines Autos sitzend. Ein Baum daneben und ein Vogelschwarm geben dem Ganzen ein romantisches Flair. Im Hintergrund sieht man Industrieschlote. Die Szenerie – in pastelligen, leicht verwaschenen Farben gehalten – passt perfekt zum Inhalt des Buches, spiegelt den geschilderten Ort wider.
Sehr schön und berührend werden die Kinder eingeführt, die Kleinstadt“idylle“ geschildert mit ihren Vor- und Nachteilen, Heimeligkeit kontra Spießertum, klare Regeln gegen Freiheitsdrang, Klischees gegen Aufbruchsstimmung…
Das Flair der 70er und danach der 80er Jahre in Mode, Möbeln, Gedanken, Themen, Politik ist sehr gut geschildert. Hat mich besonders angesprochen, weil ich selbst in dieser Zeit Teenager und junge Frau war.
Wunderbar erzählt Katharina Fuchs, abwechselnd aus der Sicht bzw. aus dem Leben der drei Freundinnen, teils auch von deren Eltern oder anderen eher „am Rand“ stehenden Figuren. Die sich abwechselnden Erzählstränge machen den Roman sehr lebendig und kurzweilig.
Die Charaktere finde ich sehr gut geschildert; ich konnte den Kindern, dann jungen Mädchen und Frauen gut bei ihrer Entwicklung und in ihren unterschiedlichen Lebensumständen, Begegnungen und Zielen folgen.
Eindringlich und teils grausam sind besonders die Szenen rund um die Medikamententests und -experimente, den Giftunfall und das alternative Dorf beschrieben.
Und ganz „nebenher“ läuft im Hintergrund die deutsche Geschichte mit, mit Mißtrauensvotum, Parteiengerangel etc. Wunderbar ist auch die Geschichte der Schokoladenfabrik eingebunden. Hat bei mir viele Kindheits- und Jugenderinnerungen geweckt.
Alles in allem SEHR schöne, absolut lesenswerte, keine Sekunde langweilige 600 Seiten. Die Geschichten sind ja noch nicht zu Ende erzählt – ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung!