Nette Friends-to-Lovers-Romance, die sich gemächlich entwickelt
Anti-BoyfriendPenelope Ward ist mir vor allem als Mitglied des Autorinnen-Duos mit Vi Keeland bekannt, beweist aber mit diesem Werk, dass sich auch ihre Soloprojekte durchaus sehen lassen können.
Die alleinerziehende ...
Penelope Ward ist mir vor allem als Mitglied des Autorinnen-Duos mit Vi Keeland bekannt, beweist aber mit diesem Werk, dass sich auch ihre Soloprojekte durchaus sehen lassen können.
Die alleinerziehende Carys ist hin und weg von ihrem sexy Nachbarn: Deacon sieht einfach umwerfend gut aus. Dumm nur, dass sein Schlafzimmer direkt an ihres grenzt und sie somit regelmäßig Zeugin seiner lautstarken Bettaktivitäten wird, die ihr den ohnehin schon spärlichen Schlaf rauben. Als sie all ihren Mut zusammennimmt und ihm die Meinung geigt, erlebt sie eine Überraschung: Der Womanizer zeigt sich peinlich berührt, entschuldigt sich und entpuppt sich als richtig netter Kerl, der obendrein eine beeindruckende Wirkung auf ihre sechs Monate alte Tochter Sunny hat, die mit dem Down-Syndrom zur Welt gekommen ist. Aus einer lockeren Bekanntschaft wird Freundschaft; auf mehr wagt die schöne Ex-Tänzerin, deren Karriere durch einen Unfall beendet worden war, nicht zu hoffen – immerhin scheint Deacon nicht gerade erpicht auf eine feste Beziehung zu sein und hat sie längst in die Friendzone verbannt. Oder?! Wider Erwarten kommt es zu einer folgenschweren Nacht, in der Deacon ihr ein ganz besonderes, unvergessliches, heißes Geburtstagsgeschenk macht – mit dem Resultat, dass sie einander anschließend kaum mehr in die Augen schauen können. Wie soll es nun weitergehen? Deacon hadert mit seiner Vergangenheit, er hat mit einem tragischen Erlebnis nie ganz abschließen können. Und Carys hatte nach dem Debakel mit Sunnys Vater eigentlich nicht vor, ihr Herz so schnell wieder zu verlieren. Werden sie dennoch den nächsten Schritt wagen?
Hin und wieder wirkten die Dialoge in dieser unterhaltsamen Friends-to-Lovers-Story etwas übertrieben und zu konstruiert auf mich, sind jedoch insgesamt locker und humorvoll gehalten; insbesondere im Hinblick auf Sunnys besondere Bedürfnisse schlägt die Autorin auch leise, nachdenkliche Töne an.
"» […] zuerst war ich traurig, als wäre das ein Verlust, aber das Gefühl hatte ich nur, weil ich zu dem Zeitpunkt noch nichts über das Downsyndrom wusste. Ich orientierte mich an den Reaktionen anderer Leute, die Dinge sagten wie: Das tut mir leid. […] Es tut mir leid, sagt man, wenn jemand stirbt, aber nicht, wenn ein Mensch geboren wird.«"
Ich finde es großartig, dass Carys so bedingungslos hinter ihrer Tochter steht. Man spürt, dass sie den kleinen Sonnenschein von ganzem Herzen liebt und voll in ihrer Mutterrolle aufgeht. Kein Wunder, dass sie dahinschmilzt, als sie sieht, wie einfühlsam und geduldig Deacon sich ihrer Tochter widmet. In vielen Momenten hatte ich Tränen in den Augen, z.B. als Carys die Geschichte hinter Sunnys Namen erzählt oder davon berichtet, wie sich der erste Ausdruck auf dem Gesicht fremder Menschen schnell von Entzücken zu Mitleid verwandelt, sobald sie erkennen, dass Sunny das Down-Syndrom hat. Überhaupt finde ich es großartig, dass Sunnys Eigenschaften nicht auf ihre besonderen Bedürfnisse reduziert werden. Als Deacon das erste Mal auf sie aufpasst und mit ihr vor dem Spiegel herumalbert, quoll mir schier das Herz über vor Freude.
Ein weiteres Element der Story, welches mich positiv überrascht hat, ist die Tatsache, dass Sunnys leiblicher Vater sehr menschlich dargestellt wird – seine Fehler und Versäumnisse sind natürlich nicht gutzuheißen, aber tatsächlich konnte ich irgendwie verstehen, warum er einst so gehandelt hat.
Das Tür-an-Tür-Setting ließ mich zwar kaum einen Blick auf New York erhaschen, da der Großteil der Handlung sich in den Wohnungen von Carys und Deacon abspielt, allerdings hatte ich dies nicht anders erwartet und zudem gibt es auch ein, zwei Ausflüge.
Ich hätte mir anfangs einen intensiveren Aufbau, etwas mehr flirtendes Hin und Her zwischen Carys und Deacon gewünscht; aufgrund des Klappentextes hatte ich einen Bad Boy erwartet. Stattdessen ist er von Anfang an solch ein Good Guy, der scheinbar nur auf seine Chance bei Carys gewartet zu haben schien, dass mir diese Entwicklung einen Touch zu seicht war.
Fazit: Trotz einiger Längen und (in meinen Augen unnötiger) Zeitsprünge war die Geschichte ein angenehmes Leseerlebnis und ich empfehle sie gerne weiter; speziell Fans von Slow-Burn-Romances werden hier auf ihre Kosten kommen.