Ich muss zugeben, dass ich gar keine so großen Erwartungen an „Es geschah im Dunkeln“ hatte. Woran das liegt, kann ich jetzt gar nicht so genau sagen, denn der Klappentext hört sich da ganz interessant an mit diesen Toten im Theater. Zum Glück hatte ich da Unrecht.
Denn obwohl ich mindestens eine Woche gebraucht habe, das Buch zu lesen, hat es mich von sich überzeugen können. Die Handlung mit dem Theaterstück, während dessen Aufführung bisher schon zwei Menschen gestorben sind, ist wirklich spannend. Am Anfang ist alles noch sehr verworren und das, obwohl der Kreis der Verdächtigen eigentlich sehr eingeschränkt ist. Aber irgendwie hat man da noch nicht so wirklich den Durchblick, was das alles soll, was unter anderem auch an dem Schreibstil von Carol O'Connell liegt, wozu ich gleich noch komme. Nach und nach kommt jedoch dann Licht in den Fall, man erfährt immer mehr Details, die sich zusammenfügen, die Motive der verschiedenen Charaktere kristallisieren sich heraus und am Ende wird dann alles aufgeklärt. Das Gesamtbild, das am Anfang noch sehr seltsam und abstrakt erscheint, ergibt endlich einen Sinn. Besonders das Finale auf den letzten 50 Seiten hat mich richtig gepackt, weil es so rasant erzählt war und die Spannung nochmal einen Höhepunkt erreichte.
An den Schreibstil der Autorin musste ich mich erst einmal gewöhnen. Sie schreibt in der Vergangenheit, dritte Perspektive, was eigentlich nicht zu meinen Favoriten gehört. Dazu kommt, dass sie zig Sichtweisen benutzt: mal Mallorys Partner Riker, dann einen der Schauspieler, dann den Chef der Special Unit, ein anderer Schauspieler, ab und an mal Mallory selbst... Hier kann man leicht durcheinanderkommen, weil scheinbar jeder seine Geschichte erzählen kann. Was gleichzeitig aber auch wieder genial ist, denn so erfährt man von so vielen Figuren mehr beziehungsweise denkt man das, denn oft wird man dadurch auch auf die falsche Fährte geführt. Auch allgemein finde ich O'Connells Stil sehr gut. Dass er sich leicht lesen lässt, das würde ich nicht behaupten. Ich zumindest habe ziemlich lange zum Lesen gebraucht. Trotzdem ist das Buch flüssig geschrieben und besonders gut hat mir gefallen, wie die Autorin Gedanken ausdrückt. Teilweise wirkte es so, als würden sich die Charaktere stumm unterhalten und das war einfach interessant zu lesen.
Die Charaktere fand ich aber sowieso unheimlich gut ausgearbeitet. Mallory ist eine sehr interessante Persönlichkeit, sie wirkt so unnahbar und undurchschaubar, was noch dadurch verstärkt wird, dass nicht wirklich oft aus ihrer Sicht erzählt wird und man so auch nicht viele Einblicke in ihr Innenleben bekommt. Trotzdem wurde sie mir bis zu einem gewissen Punkt hin sympathisch mit ihrer distanzierten Art und ich finde ihren Charakter einfach total spannend. Was ich bei ihr nur krass finde, ist, dass sie so unglaublich schlau zu sein scheint, die verrücktesten Zusammenhänge ahnte und kaum einen Fehler bei den Ermittlungen machte. Da waren mir ihre Schlussfolgerungen manchmal zu weit hergeholt und ein kleines bisschen zu unrealistisch.
Aber auch die anderen Figuren sind interessant, ob das jetzt Riker ist, Axel Clayborne, Charles Butler oder Alma Sutter. Mein persönlicher Favorit ist Bugsy, der Laufbursche des Theaters. Seine Persönlichkeit fand ich am spannendsten zu verfolgen und er wurde mir richtig sympathisch.
Aber selbst die Charaktere, die nicht ganz so viel Platz im Buch zugewiesen bekamen, sind so gut ausgearbeitet, dass ich mir deren Persönlichkeiten ziemlich gut vorstellen konnte. Das Einzige, was ich an den Charakteren auszusetzen habe, ist, dass es so unglaublich viele davon gibt. Und damit meine ich auch wirklich viele. Da habe ich mich ab und zu wirklich gefragt, wer die eine oder andere Person nochmal war, habe so manchen verwechselt und das, obwohl ich sonst eigentlich ziemlich gut darin bin, mir Namen in Büchern oder Filmen zu merken und den jeweiligen Leuten zuzuordnen! Aber hier habe ich mir seltsamerweise echt schwer getan...
Jetzt bin ich nur am Überlegen, ob ich mir auch weitere Bücher der Autorin anschaffen und sie lesen werde, denn das hier ist schon der elfte (!!) Roman, den Carol O'Connell zu Detective Mallory geschrieben hat.
Insgesamt bin ich wirklich positiv überrascht von diesem Roman, dem ich ehrlich gesagt gar nicht so viel zugetraut hätte. Aber positive Überraschungen sind mir sowieso immer willkommen. Von mir bekommt der Triller 4 Sterne mit Tendenz zu 5.