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Veröffentlicht am 18.01.2022

Feine Cosy Crime

Die unhöfliche Tote
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Die Queen bemerkt nach Jahren, dass ein Bild der Britannia, das immer vor ihrer Schlafzimmertür hing, verschwunden ist. Sie glaubt es in einer Ausstellung der Royal Navy wiedererkannt zu haben. Sie beauftragt ...

Die Queen bemerkt nach Jahren, dass ein Bild der Britannia, das immer vor ihrer Schlafzimmertür hing, verschwunden ist. Sie glaubt es in einer Ausstellung der Royal Navy wiedererkannt zu haben. Sie beauftragt ihre stellvertretende Privatsekretärin Rozie sich umzuhören und an offizieller Stelle nachzuhaken, nicht ahnend, dass sie damit einige zwielichtige Gestalten in Aufregung versetzen. Gleichzeitig tauchen bei einigen Mitarbeiterinnen des Palasts Drohbriefe auf und dann kommt eine von ihnen im Schwimmbad bei einem tragischen Unfall ums Leben. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem verschwundenen Bild und dem unhöflichen Opfer? Queen Elizabeth ist fest entschlossen, den Vorkommnissen in ihrem Palast auf den Grund zu gehen.

Einfach herrlich, welches Bild hier von der Queen gezeichnet wird. Natürlich wird es zum Teil fiktiv sein, jedoch kann man sie sich so außergewöhnlich gut als 90-jährige Ermittlerin in den eigenen vier Wänden vorstellen. Sie ist scharfsinnig und bestimmt, aber auch freundlich und erhaben und ihre Gedankengänge sind oft einfach nur erstaunlich. Sehr schön dargestellt wird auch die Beziehung zu ihrem Ehemann Philip. Man erfährt so einige Details, von denen man sich nur wünschen kann, dass sie zutrafen.

Zunächst war es etwas schwierig bei den vielen Personen im Buckingham Palace den Überblick zu behalten. Die ganzen Namen der Angestellten waren nicht einfach auseinanderzuhalten. Die Sprecherin macht ihre Sache aber sehr gut. Mitglieder der Königsfamilie sprechen häufig etwas förmlicher und auch das Alter der Queen merkt man ihrer Stimme an. Die meiste Zeit ist die Stimme sehr lebendig und es war kein Problem, der Tonlage längere Zeit zuzuhören.

Der Fall war geschickt in das Tagesgeschäft des Palasts eingebaut. Man wollte vor allem nach brenzligen Situationen mit der mutigen Ermittlungsassistentin Rozie im Palastkeller dringend wissen, was denn da nun vor sich geht und wer dafür verantwortlich ist. Ab und zu gab es in der Geschichte selbst Stellen, die etwas in die Länge gezogen wirkten, wenn z. B. die Kunst eines bestimmten Künstlers lang und breit dargelegt wurde oder wenn die Queen zum dritten Mal über denselben Verdächtigen sinnierte, jedoch waren das Ausnahmen. Insgesamt fand ich sowohl die Geschichte, als auch die Sprecherin sehr hörenswert. Besonders gefallen hat mir, dass aktuelle Ereignisse zur Zeit der Entstehung des Buches von der Queen mit einer feinen Prise britischen Humors gewürzt wurden, so dass ich gelegentlich wirklich Schmunzeln musste. So hat die Ermittler-Queen ganz leicht meine Sympathie erworben.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Naturerlebnisse am Wasser

Lotta entdeckt die Welt: Am Wasser
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Lotta macht mit ihrer Mama einen Ausflug an einem Bach entlang, dabei gibt es sehr viel zu sehen. Auch ihr Hund Zottel ist dabei. Lotta sieht viele Tier in und am Wasser, schnuppert an Blumen und lauscht ...

Lotta macht mit ihrer Mama einen Ausflug an einem Bach entlang, dabei gibt es sehr viel zu sehen. Auch ihr Hund Zottel ist dabei. Lotta sieht viele Tier in und am Wasser, schnuppert an Blumen und lauscht den Geräuschen. Das macht jede Menge Spaß und Lotta wird ganz warm. Zum Glück kann man sich im Wasser abkühlen.

Das Pappbilderbuch von Lotta, von dem es schon drei andere Bände gibt, begeistert vor allem durch die Idee, die gezeichneten Figuren und Tiere in eine fotografierte Landschaft hineinzuzeichnen. Dadurch wirkt alles ziemlich real. Manchmal sind die Situationen jedoch nicht ganz lebensecht. Zum Beispiel steht Lotta mit ihrem Kescher im Wasser, keinen Meter neben ihr schwimmen Fische, die wie kleine Delfine aussehen. Wer schon mal versucht hat im Bach Fische zu fangen, weiß, dass die längst geflüchtet wären. So steht es auch im Text. Klar, möchte man zeigen, dass im Bach auch Fische leben, doch wenn dann Text und Bild so gar nicht zusammen passen, stört mich das. So geht es mir auch mit den kleinen Mäusen und den Bibern. Oder mit Zottel dem Hund, der erst vorschriftsmäßig angeleint ist und dann nicht mehr. Und ob es wirklich sinnvoll ist, Kindern zu zeigen, dass es ok ist, am Biberdamm mitzubauen... Man hätte Lotta ja auch einfach ihren eigenen Damm bauen lassen können. Klar sind das Kleinigkeiten, doch die summieren sich.

Der Text ist für Kinder gut verständlich geschrieben. Manchmal orientiert sich die Schriftart am Wort, so dass klein sehr klein geschrieben wird und groß, etwas größer als der Rest des Textes. Genauso gibt es Verben, die ein bisschen ihre Bedeutung widerspiegeln. Beim Wort hüpfen ist z.B. jeder zweite Buchstabe nach oben verschoben usw. Das ist eine nette Idee, die aber eher dem Vorleser auffällt. Ansonsten beschreibt der Text einen schönen Tag mit Mama, der in einem Picknick mit Papa endet, der auf dem Bach (der dann eher ein Fluss ist) in einem Ruderboot angefahren kommt.

Optisch ist das Bilderbuch wirklich toll, inhaltlich ziehe ich allerdings einen Stern ab, da mir da zu viele Kleinigkeiten ungereimt erscheinen. Meiner Tochter hat das Bilderbuch natürlich schon allein wegen der Vielzahl an Tieren, deren Laute sie nachmachen kann, gefallen. Daher gibt es von uns 4 Sterne. Ob ich es allerdings nochmal kaufen würde, kann ich nicht sagen. Vermutlich würde ich im Sommer lieber mit dem Kind an einen richtigen Bach gehen.

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Veröffentlicht am 31.12.2021

Gelungener Romantasy-Auftakt

Die Hüter der fünf Jahreszeiten, Band 1: The Lie in Your Kiss (Romantische Fantasy - So aufwühlend wie der Herbstwind, so unvergesslich wie ein Sommerabend.)
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Bloom, die als schwarzes Schaf ziemlich unbeachtet im Haus des Winters aufwächst, lebt ein recht normales Leben in einer Familie mit magischen Kräften. Ihre Familie und drei weitere sind dafür zuständig, ...

Bloom, die als schwarzes Schaf ziemlich unbeachtet im Haus des Winters aufwächst, lebt ein recht normales Leben in einer Familie mit magischen Kräften. Ihre Familie und drei weitere sind dafür zuständig, die Jahreszeiten zu steuern und deren Wechsel zu initiieren. Als der Hüter des Winterhauses überraschend tot aufgefunden wird, muss Bloom, die plötzlich ebenfalls Kräfte entwickelt, für ihn einspringen und gerät so in einen jahrhundertealten Kampf, den sie gar nicht kämpfen möchte. Schon gar nicht gegen den Rebellen Kevo, der sich in ihr Herz geschlichen hat.

Normalerweise lese ich nicht so viele Jugend- und Fantasybücher, aber hier hat mich die Idee mit der fünften Jahreszeit sehr neugierig gemacht. Das Cover ist natürlich auch ein Hingucker. So bin ich eingetaucht in die Welt der vier Häuser Winter, Frühling, Sommer, und Herbst und war überrascht, wie logisch sich in diesen Plot die Rolle einer fünften Jahreszeit einfügt.

Die Autorin verknüpft diese geschickt mit aktuellen Problemen der Klimaveränderung auf der Erde. Die Protagonistin Bloom, die ein normales Mädchen ist, stolpert in den Konflikt zwischen den Jahreszeiten unfreiwillig hinein und es ist toll zu sehen, wie sie sich in der Geschichte vom Nobody zur Heldin mausert und das nicht, ohne Schuldgefühle, Zweifel und Angst. Man kann die meisten ihrer Gefühle sehr gut nachempfinden. Auch die anderen Charaktere werden sehr gut herausgearbeitet. Der Plot hat zwar durch einige Wiederholungen auch manche Länge, dennoch kann er mit zahlreichen Überraschungen aufwarten. Dazu gibt es noch genug Schmetterlinge und Kribbeln im Bauch.

Der angenehme Schreibstil und auch die Aufteilung der Kapitel sorgt für einen guten Lesefluss. Nur einige wenige Male hatte ich das Gefühl, dass einige Erklärungen zu oft wiederholt wurden. Diverse actionreiche Szenen waren eine gute Entschädigung dafür und vor allem der Cliffhanger am Ende sorgt dafür, dass ich garantiert den zweiten Band lesen muss. Für mich ein außergewöhnlich interessanter und recht gut gelungener Auftakt um die Hüter der Jahreszeiten. 4 Sterne

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Veröffentlicht am 16.12.2021

Sehr fantasievolles Setting

Vincent und das Großartigste Hotel der Welt
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Vincent lebt mit seiner Familie in Barry, einer tristen Kleinstadt. Seine Eltern haben ihre Lebensträume über Bord geworfen, der Vater arbeitet in einer stinkenden Tierfutterfabrik, während sich die Mutter ...

Vincent lebt mit seiner Familie in Barry, einer tristen Kleinstadt. Seine Eltern haben ihre Lebensträume über Bord geworfen, der Vater arbeitet in einer stinkenden Tierfutterfabrik, während sich die Mutter um Vincents anstrengenden, kleinen Bruder Thom kümmert, der ständig Schreianfälle hat. Keiner weiß genau, was ihm fehlt. Als Vincents Opa stirbt, erbt er dessen zauberhaftes Schuhputzzeug und wird schon an seinem ersten Tag vom Großartigsten Hotel der Welt engagiert. Dieses liegt hoch im Gebirge über Barry und bietet die sagenhaftesten Zimmer, wilde Tiere und erstaunlichen Service. Vincent ist überglücklich dort arbeiten zu dürfen, doch dann wird er unvorsichtig und riskiert aus Sorge um seine Familie einen Blick in das Spiegel-der-Zunkunft-Zimmer. Ein Fehler, den er nicht wiedergutmachen kann, oder doch?

Es ist schon eine sehr sehr seltsame Welt, die der Autor in diesem Buch beschreibt. Zum einen scheint es die ganz normale Gegenwart zu sein, doch dann taucht dieser Zauber-Schuhputzkasten auf. Auch andere Elemente erinnern eher an große, bunte Fantasyverfilmungen. Alles ist recht extrem dargestellt: der Bruder Thom, der nur Eier isst, die Schwester, die mit ihren sieben Jahren auf jeden Fall Schauspielerin werden möchte und immer eine Decke als Cape trägt, der Geruch von fauligen Fischabfällen aus der Katzenfutterfabrik. Dazu spricht uns der Autor teilweise direkt an und berichtet auch über das, was sein Co-Autor tut und meint. Zunächst war das alles etwas verwirrend.

Der erste Tag in diesem riesigen, farbenfrohen Hotel war dann fast noch verwirrender und lief über vor fantasievollen Ideen. So richtig vorstellen konnte ich es mir nicht, dazu waren es einfach zu viele Eindrücke auf einmal und zunächst fehlte mir auch ein bisschen die Handlung. Zudem ist das ganze Hotel auch irgendwie unglaublich und passte so gar nicht zum Rest der Welt. Wie ist das möglich? Diese Frage tauchte ständig in meinem Kopf auf. Dieser Gegensatz von Fantasie zu Wirklichkeit erklärte sich erst viel später.

Obwohl wie gesagt zunächst etwas wenig Handlung da ist, entwickelt das Buch trotzdem einen seltsamen Sog, so dass man unbedingt wissen möchte, wie die einzelnen Fäden zusammenlaufen. Etwas ab der Hälfte nahm die Handlung etwas Fahrt auf und ich rauschte nur so durch. Sprachlich war sie sehr flüssig, farbenfroh und bildhaft dargestellt. Der Protagonist Vincent ist ein sehr einfühlsamer Mensch. Überhaupt sind alle Mitarbeiter des Hotels auf ihre Weise so verständnisvoll und freundlich, nichts kann sie aus der Ruhe bringen, nicht mal die schwierigste Kundschaft.

In der Logik der Geschichte tun sich für mich einige Lücken auf. Diese versteht man erst, wenn man akzeptiert, dass man sie nicht logisch betrachten sollte. Für Kinder ist das Großartigste Hotel der Welt vermutlich einfach eine schöne, bunte Traumwelt, in der man alles sein kann, was man möchte. Erst am Ende erfährt man, dass auch der manchmal kommentierende Co-Autor ein Grund dafür ist und welche Motivation der Autor beim Schreiben des Buches hatte. Eine sehr bunte Geschichte über Freundschaft, Träume und die Fantasie. 4 Sterne

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Veröffentlicht am 14.12.2021

Ein etwas anderes Weihnachtsfest

Das Geschenk
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Eigentlich wollten Kathrin und Peter das Weihnachtsfest ohne Kinder auf einer Insel verbringen. Doch als der verwitwete Klaus, ein alter Freund der Familie, anruft und die beiden zum Weihnachtsfest in ...

Eigentlich wollten Kathrin und Peter das Weihnachtsfest ohne Kinder auf einer Insel verbringen. Doch als der verwitwete Klaus, ein alter Freund der Familie, anruft und die beiden zum Weihnachtsfest in ein Haus auf dem Land einlädt, sagt Kathrin, die immer ein guter Mensch sein will, sofort zu, was ihrem Mann Peter gar nicht behagt. Notgedrungen machen die beiden sich auf den Weg und finden sich in einer ganz anderen Situation wieder, als sie sie erwartet hatten. Denn Klaus ist mitnichten der untröstliche Witwer aus ihrer Vorstellung.

Ich mochte den Aufbau dieser kurzen Geschichte. Alina Bronsky schafft es sehr gekonnt, mich als Leser erstmal auf die falsche Fährte zu locken, genau wie den Ich-Erzähler Peter und seine Frau Kathrin. Durch die Erzählung in der ersten Person Singular fühlt man sich so, als wäre man in diesem kleinen, nicht besonders gemütlichen Haus dabei und würde teilnehmen an dem sehr speziellen Weihnachtsfest. Es ist köstlich, wie die Autorin die Abfälligkeit des Gastehepaares gegenüber Klaus und seinem neuen Lebensentwurf darstellt und in Worte verpackt, um diese dann auf die beiden selbst widerzuspiegeln. Im Großen und Ganzen geht es um die Ehe, Erinnerungen, Veränderungen, Fehleinschätzungen, Vorurteile und das sich selbst belügen Wollen. Etwas, was vor allem der Ich-Erzähler perfekt beherrscht. Nur einmal reflektiert er aufgrund des emotionalen Weihnachtsfestes seine Taten, um sich am nächsten Tag in Vergessen zu hüllen.

Auch wenn die Geschichte "Das Geschenk" heißt und zu Weihnachten spielt ist dies kein Buch, das ich zu Weihnachten verschenken würde. Dafür steckt zu viel ungeschönte, schmerzhafte Wahrheit hinter der Sezierung der Beziehungsgeflechte. Dennoch ist es sehr unterhaltsam, was vor allem am guten Auge und der leichten authentischen Schreibweise der Autorin liegt. Durch das relativ offene Ende, bietet die Geschichte viele Anregungen für eigene Gedanken. Ein gelungenes Buch, dessen Ehrlichkeit, aber nicht jedem gefallen dürfte.

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