Twin Island – Das Geheimnis der Sophie Crue ist ein interessanter Jugendthriller, der sich schnell lesen lässt, dem insgesamt aber leider das gewisse Etwas fehlt.
Twin Island – Das Geheimnis der Sophie Crue ist ein guter, spannender Jugendthriller mit Science Fiction Elementen, der insgesamt aber leider nicht ganz mit dem großartigen Debut von Jessica Khoury mithalten ...
Twin Island – Das Geheimnis der Sophie Crue ist ein guter, spannender Jugendthriller mit Science Fiction Elementen, der insgesamt aber leider nicht ganz mit dem großartigen Debut von Jessica Khoury mithalten kann.
Guam ist ein sehr interessanter Schauplatz, der durch die Inseln, Strände und Palmen sofort an Urlaub denken lässt, und über dessen Kultur, Geschichte und Einwohner, insbesondere das Volk der Chamorro, man gern noch mehr erfahren hätte, vor allem weil es kein überaus bekannter Teil unserer Welt ist. Bei Skin Island handelt es sich hingegen um eine fiktive, viel kleinere Insel in der Nähe von Guam, von der man sich bekanntermaßen lieber fernhalten sollte. Niemand weiß Genaueres über die Vorgänge dort, doch jeder weiß, dass es besser ist keine Fragen zu stellen, geschweige denn die Insel zu betreten. Deshalb war es für Sophie auch so schwierig einen Piloten zu finden und wäre ihre Freundschaft aus Kindertagen nicht gewesen, hätte Jim sie ebenso wenig dorthin gebracht.
Skin Island birgt nicht nur viele Geheimnisse, sondern genauso viele, zum Teil sogar tödliche, Gefahren, wobei der deutsche Titel leider schon vorzeitige Hinweise auf ersteres gibt. Dass Sophie durch eine List auf die Insel gelockt wurde, ist einem relativ schnell klar. Wer dahinter steckt, erfährt man dagegen erst viel später und das volle Ausmaß des Plans des Drahtziehers erschließt sich einem erst kurz vor Schluss. Es erwarten einen somit viele Überraschungen und ungeahnte Wendungen, denn es gibt weitaus mehr aufzudecken als nur den Grund für Sophies Reise dorthin und welche Forschungen ihre Mutter auf der Insel wirklich betreibt. Das ist nur ein Teil der vielen Mysterien.
Umso schockierender ist daher die volle Wahrheit, die man mit Hilfe verschiedener Puzzleteile erst nach und nach zu einem Gesamtbild zusammensetzen kann. Ein paar Dinge hatte man vielleicht schon vermutet, anderes kommt dagegen völlig unerwartet.
Nach einem eher langsamen Einstieg nimmt die Handlung später stark an Fahrt auf und wird zunehmend ereignisreicher. Außerdem wird sie aus verschiedenen Perspektiven, einschließlich der von Sophie und Jim, geschildert, wodurch man stets alle wichtigen Ereignisse um sie im Blick hat, selbst als die beiden sich trennen, und einen Einblick in die Gedanken sowie Gefühle beider Charaktere erhält. Da Jessica Khoury sich dieses Mal jedoch für einen personalen Erzähler entschieden hat, bleibt leider die ganze Zeit über eine gewisse Distanz zwischen dem Leser und den Figuren, besonders Sophie, bestehen und es fällt gelegentlich schwer sich richtig in sie hineinzuversetzen oder mit ihnen mitzufiebern.
Sophie ist eine starke, gleichzeitig aber etwas leichtgläubige und zu vertrauensselige Protagonistin. Ihr Wunsch nach Antworten ist mehr als verständlich, dennoch erscheint ihre Reise nach Guam, ohne ihrem Vater wenigstens Bescheid zu sagen, zudem sehr überstürzt. Umso bewundernswerter ist dafür ihre Beharrlichkeit und man ist froh, dass sie trotz allem, was ihr auf der Insel widerfährt, niemals aufgibt. Sie zeigt sich erstaunlich tapfer, obwohl ihre ganze Welt innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf gestellt wird und die unerwarteten Erkenntnisse ein neues Licht auf viele Erinnerungen bzw. Geschehnisse aus ihrer Vergangenheit werfen, sodass sie eine Menge zu verarbeiten hat, ohne wirklich Zeit dafür zu haben.
Jim ist ein sehr sympathischer und mutiger Held, dem man sich mitunter sogar mehr verbunden fühlt als Sophie. Auch wenn er häufig denkt, dass er sich am besten aus Sophies Problemen heraushalten sollte, hat er ein viel zu großes Herz und zu viel Ehrgefühl um sie tatsächlich im Stich lassen zu können oder sich davonzustehlen. Stattdessen riskiert er mehrfach sein Leben um Sophie zu retten, obschon er sich dadurch nur noch mehr Ärger einhandelt. Es ist bemerkenswert, was er allein durch seinen Willen für Kräfte mobilisiert und für seine furchtlose Unterstützung muss man ihn einfach gern haben.
Zwischen Sophie und Jim entwickeln sich schon bald Gefühle, die tiefer gehen als Freundschaft. Ihre Liebesgeschichte, sofern man sie denn überhaupt so nennen kann, spielt sich jedoch nur sehr dezent im Hintergrund ab, da beide auf der Insel mit ganz anderen Problemen zu kämpfen haben und dabei keine Zeit für Zweisamkeit bleibt. Ihre starken Empfindungen sind vielmehr daran zu erkennen, wie wichtig sie einander sind und was sie bereit sind für den jeweils anderen aufs Spiel zu setzen.
Sophies Mutter Moira steht man indessen eher zwiespältig gegenüber. Dass sie Sophie mit den vielen Lügen nur beschützen wollte, kann man nachvollziehen, zumal das im Hinblick auf die Skrupellosigkeit von Corpus sicherlich notwendig war und sie Sophie offenbar sehr liebt, sodass man sie nicht dafür hassen kann. Vollkommen unbegreiflich ist es allerdings, dass sie die Person, die für all die schlimmen Ereignisse im Verlauf der Geschichte letztendlich verantwortlich ist, noch beschützt, nachdem sie bereits mehrere Menschenleben auf dem Gewissen hat und droht alle anderen aus Rache ebenfalls zu töten, während sie zuvor kein Problem damit hatte jemand anderen, der keinerlei Schuld auf sich geladen hatte, zu opfern um Sophie zu retten.
Als Leser kann man für den psychopathischen Drahtzieher nur Verachtung empfinden. Er mag ein schweres Leben gehabt haben, für das er Mitgefühl verdient, doch nach seinen grauenvollen Taten ist es unmöglich noch Mitleid für ihn aufzubringen.
Twin Island – Das Geheimnis der Sophie Crue zeigt außerdem deutlich, dass Forschung trotz anfänglich guter Absichten manchmal negative Ergebnisse hervorbringt und wie leicht man die Kontrolle verlieren oder auf Abwege geraten kann. Dass Forschung, egal ob nun medizinische oder technische, finanziert werden muss und die meisten Menschen mit den nötigen Mitteln nicht bereit sind in etwas zu investieren, das kein Geld einbringt, was der einzige Grund ist, weshalb es für einige Krankheiten noch immer keine Impfstoffe gibt, obgleich es inzwischen möglich wäre solche zu entwickeln, ist ein Problem, mit dem die heutige Gesellschaft tatsächlich zu kämpfen hat. Die traurige Wahrheit, die Jessica Khoury ihren Lesern vor Augen führt, ist nämlich, dass Forschung nicht oder zumindest nur selten wirklich in den Händen der Wissenschaftler liegt, sondern viel häufiger dem Willen der jeweiligen Investoren ausgesetzt ist.
Victoria Strauss ist ein extremes Beispiel dafür, da auch für sie einzig und allein der Profit zählt und die Wissenschaftler somit jederzeit austauschbar sind. Der medizinische Fortschritt oder die Aussicht Leben zu retten sind ihr völlig gleichgültig. Selbst die menschlichen Forschungsobjekte sind für sie nur Waren, die sie nach ihrem Belieben vernichten kann, wenn sie fehlerhaft sind oder sich nicht genug rentieren. Ihr Leben hat für sie keinerlei Wert und sie betrachtet sie scheinbar nicht einmal als Menschen.
Der Schluss ist eventuell ein wenig unrealistisch, allerdings ist ein positives Ende für ein solches Jugendbuch grundsätzlich durchaus wünschenswert. Da die Realität schon schlimm genug ist, sollte man wenigstens in Büchern noch optimistisch sein dürfen. Zumal der Ausgang nicht völlig undenkbar und zudem mit einigen, traurigen Verlusten verbunden ist, also hart erkämpft wurde. Die weitere Entwicklung bleibt offen, die wichtigsten Fragen wurden jedoch beantwortet.
Hier und da hat die Autorin darüber hinaus kleine Anspielungen auf Die Einzige eingebaut, die man wahrscheinlich nur bemerkt bzw. richtig zu deuten weiß, wenn man den Vorgänger bereits gelesen hat. Generell sind die beiden Bücher aber nur lose miteinander verknüpft, sodass man sie problemlos unabhängig voneinander lesen kann. Es stehen jeweils andere Charaktere mit einer eigenen Geschichte im Mittelpunkt. Die Verbindung besteht lediglich in Corpus, den die verschiedenen Projekte als Geldgeber gemeinsam haben.