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Veröffentlicht am 28.02.2023

Frauen aber doch

Männer sterben bei uns nicht
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Inhalt:
Luise wächst auf dem herrschaftlichen Anwesen ihrer Großmutter auf. Ein Grundstück am Fluss, wo regelmäßig die toten Körper von Frauen angespült werden, die ins Wasser gegangen sind. Als die Großmutter ...

Inhalt:
Luise wächst auf dem herrschaftlichen Anwesen ihrer Großmutter auf. Ein Grundstück am Fluss, wo regelmäßig die toten Körper von Frauen angespült werden, die ins Wasser gegangen sind. Als die Großmutter stirbt und die Familie mit ihr ihre Matriarchin verliert, kommen nach und nach alte Geheimnisse an die Oberfläche.

Meine Meinung:
Es fällt mir schwer den Inhalt der Geschichte auf den Punkt zu bringen, da ich mir unschlüssig darüber bin, ob ich die Kernaussage erfasst habe, bzw. ob es überhaupt eine Kernaussage gibt. "Männer sterben bei uns nicht" handelt von einer Familie aus sonderbaren Frauen, in der alle Männer abwesend sind. Das Setting ist ebenso sonderbar, wie die Protagonistinnen. Der Juwelenschmuck der Großmutter und das prunkvolle Anwesen spielen atmosphärisch eine übergeordnete Rolle. Das hat mir sehr gut gefallen. Andererseits wirken die Szenen, die erzählt werden, oft unwirklich, fast ein bisschen grotesk. Manchmal habe ich mich gefragt, ob hier gerade eine Metapher im Text steckt, die ich nicht erkenne. Viel (vielleicht zu viel) bleibt zwischen den Zeilen. Manches wird angedeutet, aber in letzter Konsequenz nicht zu Ende erzählt.
Die Geschichte bringt definitiv eine gewisse Spannung mit sich. Man möchte wissen, was es mit den Frauenleichen auf sich hat und was mit Luises Schwester Leni passiert ist. Nicht alle Fragen, die sich im Laufe der Handlung auftun, wurden in meinen Augen zufriedenstellend beantwortet.
Der Text vermittelt eine beklemmende Stimmung. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, dass da etwas unter der Oberfläche schwelt. Auf den Kern des Problems bin ich trotzdem nie gestoßen.
"Männer sterben bei uns nicht" ist ein Familienroman, also ein Roman über eine Familie, und über die Frauen einer Familie. Aber was diese Familie im Innersten bewegt, oder was die Grundproblematik in der Familie und im Leben der alles beherrschenden Großmutter ist, das will mir nicht so recht klar werden.

Fazit:
Im Bezug auf die Atmosphäre und den Schreibstil habe ich "Männer sterben bei uns nicht" sehr gerne gelesen. Das Buch hat mich gut unterhalten und ich hatte durchweg Lust es zu lesen. Inhaltlich ist es mir am Ende aber zu wage und zu substanzlos geblieben. Das Cover ist in meinen Augen eines der schönsten in diesem Frühjahrsprogramm. Vielleicht sogar das allerschönste. Ganz viel Lob an den Verlag an dieser Stelle!

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Veröffentlicht am 22.11.2022

Light Academia

Dark Ivy – Wenn ich falle
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Vor Beginn dieser Rezension ein Warnhinweis: Ich bin schon eine Weile keine regelmäßige Leserin von New Adult Romanen mehr. Ich habe es vor ca. zwei bis drei Jahren mal eine Weile mit dem Genre versucht ...

Vor Beginn dieser Rezension ein Warnhinweis: Ich bin schon eine Weile keine regelmäßige Leserin von New Adult Romanen mehr. Ich habe es vor ca. zwei bis drei Jahren mal eine Weile mit dem Genre versucht und mich dann abgewandt. Trotzdem sehe ich prinzipiell viel Potenzial in diesen Geschichten. Gleichermaßen hege ich eine große Schwäche für das Dark Academia Thema und daher wollte ich "Dark Ivy" sehr gerne eine Chance geben.

Potenzial ist ein gutes Stichwort. "Dark Ivy" hat eine Menge Potenzial. Der Schreibstil der Autorin ist solide und sehr angenehm zu lesen. Das ist die erste Zutat zum Erfolg. Außerdem klingt die Handlung in ihrer Zusammenfassung wirklich nach Dark Academia: Geheime Machenschaften an einer Eliteuniversität. Außenseiterin mit dunklem Geheimnis. Das ist ein doppelter Check!
Das Problem ist: Es liest sich nicht so! Es liest sich wie ein gewöhnlicher New Adult Roman mit ein paar Dark Academia Accessoires. Also Tapeten und Stifteköcher. Mir kommt es vor, als hätte man einfach eine klassische New Adult Geschichte hergenommen und sie künstlich an das Thema angepasst. Außerdem werden für meinen Geschmack, wie so oft, Äußerlichkeiten ein bisschen zu sehr betont. Auf den ersten 150 Seiten steht mindestens dreimal, was für eine Jeans die Protagonistin heute wieder trägt. (Das hat mich vor allem auch gestört, weil der Style, der da immer wieder betont wurde, irgendwie gar nicht zu der Ästhetik gepasst hat, die das Buch eigentlich haben sollte. Sehr subjektiv, ich weiß.)
Was ich noch ein bisschen schade finde: Dark Ivy klingt (so wie viele andere dieser Bücher auch) sehr deutsch. Man hört der Geschichte eben an, dass sie eine deutschsprachige Autorin und keine Amerikanerin geschrieben hat.
Auch das College wirkt sehr modern, wobei allgemein wenig Atmosphäre erzeugt wird. Der Text ist sehr handlungszentriert. Dass die Gebäude auf der Insel Efeu bewachsen sind, wird mal in einem Nebensatz erwähnt. Mit der Stimmung und Mystik der großen amerikanischen Dark Academia Klassiker hat das wenig zu tun.
Nichtsdestotrotz halte ich "Dark Ivy" für ein Grunde genommen gutes Buch, wenn man das Genre mag. Die Protagonistin ist liebenswert, man kann mit ihr mitfühlen. William ist ebenfalls ein Sympathieträger. Ich finde die Idee, dass er ein prominentes Feuermahl hat sehr spannend. Zwischen den beiden wird kein unnötiges Drama herbei geschrieben. Natürlich gibt es trotzdem viel Drama und die ein oder andere schwierige Backstory. Aber genau das wünscht man sich von einem solchen Buch doch!
Außerdem gefällt mir die englischsprachige Buchseitenpoesie, die immer wieder in den Text eingestreut ist. Ich habe so etwas bisher noch nie gesehen! Wirklich sehr kreativ!
Die Geschichte hat definitiv Drive. Man möchte wissen, was da los ist und wie es weitergeht. Auch wenn das eher an den zwischenmenschlichen Beziehungen und weniger an einem großen mystischen Rätsel hängt.

Fazit:
Ich bin offensichtlich doch nicht die Zielgruppen-Leserin, die Autorin und Verlag mit Dark Ivy erreichen wollen. Objektiv betrachtet bin ich überzeugt davon, dass ganz viele dieser Leser*innen das Buch lieben werden. Es ist einfach eine sehr modernisierte, auf junge Menschen im Jahr 2022 zugeschnittene Version der Bücher, die typischerweise im Zusammenhang mit Dark Acaedmia genannt werden. Vielleicht kann man es als Light Academia bezeichnen.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Schein und Sein

Die Gezeiten gehören uns
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Inhalt:
"Die Gezeiten gehören uns" erzählt eine Geschichte aus der Jugend der Protagonistin Eulabee. Sie wächst in den Achtzigerjahren in einem Vorort von San Francisco als Tochter Schwedischer Einwanderer ...

Inhalt:
"Die Gezeiten gehören uns" erzählt eine Geschichte aus der Jugend der Protagonistin Eulabee. Sie wächst in den Achtzigerjahren in einem Vorort von San Francisco als Tochter Schwedischer Einwanderer auf und besucht eine teure Privatschule für Mädchen, die sich ihre Arbeiterfamilie nur mühsam leisten kann. Im Alter von dreizehn Jahren verbringt sie ihre Zeit im engen Kreis einer Mädchenclique. Im Zentrum dieser Clique steht Eulabees beste Freundin, die allseits beliebte und faszinierende Maria Fabiola.
Die Bindung der beiden Freundinnen zerbricht allerdings an einer Situation, in der Eulabee Maria Fabiola nicht die Treue hält.
Von diesem Punkt aus entspinnt sich ein Geflecht aus Wahrheit und Lügen, welches das Leben der beiden Mädchen nachhaltig verändert.

Meine Meinung:
Ich habe "Die Gezeiten gehören uns" wirklich gerne gelesen! Von der ersten Seite an hat mich die Sprache der Autorin und die Art und Weise, wie sie Stimmung und Atmosphäre erzeugt, in ihren Bann gezogen. Ich glaube, diese Atmosphärik (die Achtziger, San Francisco. California, der Ozean, das Erwachsenwerden, die Privatschülerinnen in ihren Uniformen), kann als die ganz große Stärke dieses Romans gesehen werden. Das Gefühl, das beim Lesen entsteht, ist es, was mich durch die Seiten getrieben hat.
Und trotzdem bin ich nicht restlos überzeugt: Unter diesem Gefühl verbirgt sich nämlich eine Geschichte, die immer dünner wird, je länger ich sie zerdenke. Ich frage mich, was eigentlich der Kern dieses Romans ist und, was die Autorin mir schlussendlich sagen will. Ich kann den zentralen Konflikt abschließend einfach nicht greifen. Es ist schwer zusammenzufassen, worum es geht, ohne die Handlung vorwegzunehmen, der Klappentext trifft diese aber nur in Ansätzen.
Ansätze sind im Übrigen ein weiteres Problem. In der Geschichte werden viele Thematiken aufgeworfen und dann nicht richtig zu Ende erzählt. Das Buch hätte hier gerne ein paar Seiten länger sein dürfen. Grundsätzlich mangelt es an verschiedenen Stellen an Tiefe. Insbesondere, wenn es um die Freundschaft von Eulabee und Maria Fabiola geht. Hier bleibt die Autorin in meinen Augen viel zu oberflächlich. Rückblickend betrachtet weiß ich nicht einmal ansatzweise, wer diese beiden Mädchen sind und, was sie füreinander waren.
Aufgefallen ist mir zudem, dass es in dem Buch immer wieder zu Begebenheiten und Zufällen kommt, die mir absurd und irgendwie unglaublich erscheinen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass Eulabee erst dreizehn Jahre alt sein soll. Über dieses extrem junge Alter bin ich immer wieder gestolpert, in verschiedensten Situationen hat es mich irritiert. Deshalb und weil die Charakterisierung der Protagonistinnen so undeutlich ist, kann ich das Buch auch nicht wirklich als Coming-Off-Age-Geschichte kategorisieren, obwohl ich vermute, dass es das eigentlich sein will. Auch der Epilog hat eher irritiert, als mich zu erhellen oder meine Neugier darauf, wie es denn wohl weitergehen könnte, zu befrieden.

Fazit:
"Die Gezeiten gehören uns" ist ein kurzweiliges, atmosphärisches Buch über Mädchen in ihrer Jugend, einer unglaublich brüchigen Zeit, in der man noch nicht wirklich ist, wer man einmal sein wird, und gerade eben erst aufgebrochen ist, um sich selbst zu finden. Diese Brüchigkeit nimmt die Autorin als Nährboden, auf dem Wahrheit und Lügen, toxische Gruppendynamiken und verheerende Fehlentscheidungen wachsen können. Alle diese Motive finde ich unglaublich spannend, ich wünschte nur, die Geschichte hätte sie besser und detaillierter auf den Punkt gebracht.

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Veröffentlicht am 16.12.2021

Schönheit im frühen Feminismus

Erfahrungen eines schönen Mädchens
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Inhalt:
Sasha ist eine junge Frau in den Sechzigerjahren, einer Zeit, in der die Rolle einer Frau in der Gesellschaft eng definiert ist. Doch Sasha fällt es schwer, sich den Erwartungen, die ihre Umwelt ...

Inhalt:
Sasha ist eine junge Frau in den Sechzigerjahren, einer Zeit, in der die Rolle einer Frau in der Gesellschaft eng definiert ist. Doch Sasha fällt es schwer, sich den Erwartungen, die ihre Umwelt an sie stellt, anzupassen. Sie möchte frei sein, frei lieben und frei leben. Auf ihrer Suche nach Freiheit verrennt sie sich immer wieder, endet in einer Sackgasse, legt den Rückwärtsgang ein, kommt doch nie an. „Erfahrungen eines schönen Mädchens“ ist ein Originaltext aus den Sechzigern. Alix Kate Shulman begleitet ihre Protagonistin vom jungen Mädchen bis zur erwachsenen Frau in einem feministischen Coming-Off-Age-Roman.

Meine Meinung:
Die Sache ist die: Oft hat man bestimmte Erwartungen an ein Buch. Vielleicht sogar unbewusst. Werden diese nicht erfüllt, kann das leicht zu Irritation führen. Ich habe beim Lesen von „Erfahrungen eines schönen Mädchens“ festgestellt, dass ich sehr klare Erwartungen an die Geschichte hatte. Ich habe mir vorgestellt ich bekäme es mit einer klugen Protagonistin zu tun, die die starren Rollenbilder und die gesellschaftlichen Zwänge ihrer Zeit durchschaut, entlarvt und gegen sie aufbegehrt. Obwohl sie von anderen immer wieder auf ihr Äußeres reduziert wird. Teilweise stimmt das auch, teilweise aber eben nicht: Deswegen habe ich mir mit dem Buch etwas schwer getan.

Der Name ist hier eindeutig Programm! Sasha ist schön. Aber nicht nur das, sie will auch schön sein. Ihre Schönheit ist ihr so unfassbar wichtig, es wirkt auf mich wie eine Obsession Das Problem dabei ist, dass es ihr gar nicht darum geht, sich selbst in ihrem Äußeren zu verwirklichen, sondern sie möchte Männern gefallen und von Männern beachtet werden. Davon macht sie ihren eigenen Wert abhängig und hinterfragt dabei überhaupt nicht. Im Gegenteil. Situationen, in denen sie Opfer von Sexismus oder sogar von sexueller Gewalt wird, verkennt sie als Schmeicheleien. Das habe ich überhaupt nicht verstanden. Vor allem nicht vor dem Hintergrund, dass das Buch ein US-amerikanisch feministischer Klassiker ist und Sasha als frühe Feministin bezeichnet wird.

Ja, sie lebt ein unkonventionelles Leben, schläft mit vielen Männern, wird mehrmals schwanger, treibt mehrmals ab, lässt sich scheiden, hat den Drang nach Freiheit. Aber sie denkt und handelt in meinen Augen weder besonders feministisch noch besonders klug. Eher kindlich und naiv. Sie wird so oft von Männern ausgenutzt und erkennt es einfach nicht, missinterpretiert eine Situation, bzw. unternimmt nichts, um ihre Position zu verbessern Diese Stellen haben mich so wütend gemacht, dass ich mir am liebsten das Buch vor den Kopf geschlagen hätte.

Ich will aber nicht, dass man mich an dieser Stelle falsch versteht. Trotz meiner Probleme mit der Protagonistin halte ich das „Erfahrungen eines schönen Mädchens“ für überaus lesenswert. Als der Roman erstmals veröffentlich wurde, muss der Text revolutionär und skandalös gewesen sein. Er ist ein Zeugnis seiner Zeit. Und genau als das muss er gelesen werden. Ich habe lange darüber nachgedacht: Aber ich glaube man muss die Geschichte beim Lesen aus der Vogelperspektive betrachten. Man darf nicht erwarten, dass Sasha vordenkt. Dafür ist sie, obwohl sie sich so nach Freiheit sehnt, zu sehr in Konventionen und vor allem ihre eigene Eitelkeit verstrickt.

Außerdem hat mir der Tonfall der Geschichte sehr gut gefallen. Schwierige Situationen werden oft auf eine humorvolle, komische Art und Weise dargestellt, sodass diese fast schon ein wenig grotesk wirken, aber gleichzeitig auch in ihrer Schwere abgemildert werden.

Fazit:
„Erfahrungen eines schönen Mädchens“ stammt aus einer Zeit, zu der der Feminismus noch in den Kinderschuhen gesteckt hat. Und das merkt man auch sehr deutlich! Sasha ist auf eine unbewusste Art Feministin. Ihre Entscheidungen führen dazu, dass sie zumindest zeitweise ein Leben abseits der Norm führt. Aber ich hätte mir so sehr gewünscht, sie wäre dazu in der Lage gewesen, sich selbst und vor allem die Männer in ihrem Leben mehr zu reflektieren. Mit so einer Sasha wäre das Buch für mich eine Wucht gewesen. So bleibt es trotzdem ein eindrückliches Zeitdokument.

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Veröffentlicht am 16.12.2021

Sternbilder auf der Haut

Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn
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Inhalt:

Allegra hat ihre provinzielle Heimat verlassen, um nach Dublin zu kommen, weil sie eine Mission hat. Dieser Mission kommt sie jeden Tag auf ihren Streifzügen als Parküberwacherin ganz nah, obwohl ...

Inhalt:

Allegra hat ihre provinzielle Heimat verlassen, um nach Dublin zu kommen, weil sie eine Mission hat. Dieser Mission kommt sie jeden Tag auf ihren Streifzügen als Parküberwacherin ganz nah, obwohl sie sie doch nicht erfüllen kann. Stattdessen hält sie sich am starren Rhythmus ihres Alltags fest. Bis ausgerechnet der Fahrer eines quietschgelben Ferraris diesen gefährlich aus dem Gleichgewicht bringt. Tristan ist ein Geschäftsmann und Parksünder, dem Allegra regelmäßig Bußgeldbescheide hinter die Windschutzscheibe klemmt. Als die beiden das erste Mal persönlich aufeinandertreffen, erzählt er ihr im Zorn von einer Lebensweisheit, die besagt, dass ein Mensch das Produkt, der fünf Personen ist, die ihm an nächsten stehen. Die fünf Personen in Allegras Leben müssten Versager sein, so Tristans Vorwurf, denn nichts anderes sei Allegra selbst. Diese Begegnung ist der Auslöser für einen gedanklichen Umbruch in Allegras Kopf, der nach und nach ihr ganzes Leben verändert.

Meine Meinung:

Zu aller erst: Dieses Buch ist keine Enemies-to-lovers-Romance! Man könnte nämlich auf den Gedanken kommen, dass es sich um solch eine Geschichte handelt, wenn man des Klappentext liest. Damit liegt man allerdings mit daneben.

„Sommersprossen“ von Cecelia Ahern ist ein eher leiser, melancholischer „Lebensroman“, der hauptsächlich die Charakterentwicklung seiner Protagonistin fokussiert. Die Romantik tritt dabei in den Hintergrund.

Allegra ist eine sehr besondere Protagonistin. Ein Charakter, wie man ihn in Büchern selten liest. Ich würde sie als ein Mosaik aus Facetten bezeichnen, die nicht immer gut zusammenpassen wollen. Sie lässt sich schwer kategorisieren, geschweige denn in eine Schublade stecken. Ich kann mir gut vorstellen, dass es Leserinnen geben wird, die Schwierigkeiten haben, sich auf Allegra als Figur einzulassen. Mich selbst hat sie auch immer wieder an den Rand der Verzweiflung gebracht, weil ich sie in verschiedenen Situationen wirklich nicht verstehen konnte. Dennoch hat sie mich sehr berührt. So sehr, dass ich im letzten Viertel viel geweint habe.

Die Autorin zeigt in „Sommersprossen“ viele Konflikte auf, die in Allegras Leben stattfinden, und bietet für all diese am Ende auch Lösungen an. Einige dieser Lösungen haben mir allerdings nicht gefallen, obwohl sie mich emotional wirklich berührt haben. An verschiedenen Stellen war es einfach zu viel. Hier zu schlimm, da zu melodramatisch.

Über der ganzen Geschichte liegt eine Art Schleier, leicht traurig, leicht dumpf. Allegra wird oft missverstanden und erfährt oft Ungerechtigkeit. Manchmal sieht sie auch einfach den Wald vor all den Bäumen nicht. Ich habe sehr mit ihr gelitten und hatte großes Mitgefühl für sie.

Die Nebencharaktere sind bunt und liebevoll gezeichnet. Allerdings sind sie sehr klar in gut und weniger gut unterteilt. Das war mir an manchen Stellen zu einfach. Da war so viel Potenzial für Ambivalenz, das nicht ganz ausgenutzt wurde.

Die Sprache hat mir sehr gefallen. Vor allem im ersten Drittel der Geschichte. Der Einstieg ins Buch ist sehr poetisch und symbolisch. Etwas Vergleichbares habe ich noch nicht gelesen. Im Verlauf der Geschichte hätte ich mir noch viel mehr davon gewünscht.

Fazit:
„Sommesprossen“ von Cecelia Ahern ist ein sehr besonderes, in seiner eigenen Form für mich einzigartiges Buch, auf das man sich einlassen muss. Es hat viele tolle Momente, aber auch einige, die ich lieber anders gelesen hätte. Ich könnte mir allerdings gut vorstellen, dass Leser
innen, die für gewöhnlich eher zu Gegenwartsliteratur greifen, großen Gefallen daran finden. Eben weil es so sehr aus der Reihe fällt.

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