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Veröffentlicht am 07.05.2017

Birds on a Wire

Kommando Abstellgleis
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Keiner kann sie so richtig gebrauchen und so wird einfach eine neue Brigade gegründet. Dorthin werden alle die versetzt, die krank sind oder faul, die quer denken, die unangepasst sind. Angeführt wird ...

Keiner kann sie so richtig gebrauchen und so wird einfach eine neue Brigade gegründet. Dorthin werden alle die versetzt, die krank sind oder faul, die quer denken, die unangepasst sind. Angeführt wird die Einheit von Commisaire Anne Capestan, die nach einer Suspendierung wieder arbeiten darf, aber am besten so, dass sie keinem in den Weg gerät. Sie leitet eine Abteilung, in die nicht nur die Ermittler sondern auch die ungelösten Fälle entsorgt werden. Allerdings kommt es anders als gedacht, denn in dieser Geistereinheit tauchen doch einige Polizisten auf, die bereit und willens sind zu arbeiten, die pfiffig und intelligent, mit Witz und Hartnäckigkeit an die wenigen Fälle herangehen, die in dem ihnen zugewiesenen Ausschuss doch nach Aufklärung rufen.

Das ist schon eine seltsame Abteilung, die Anne Capestan, die eher mit ihrer Entfernung aus dem Dienst gerechnet hat, da anführen soll. Allerdings eine Entfernung aus dem aktiven Dienst ist es schon. Denn Fälle, die irgendjemandem unter den Nägeln brennen gibt es nicht. Und ihr Team, das immerhin aus vierzig Leuten bestehen soll, wird in einer Wohnung untergebracht, die zum einen als Büro nur bedingt geeignet ist und zum anderen für diese Anzahl von Leuten gewiss nicht genug Platz bietet. So befürchtet Anne schon eine Einheit, betreuen zu dürfen, die tatsächlich nur aus Abwesenden besteht. Doch nach und nach trudeln die Kollegen ein.

Eigentlich nicht so gute Voraussetzungen für einen spannenden Kriminalroman bietet die Autorin mit ihrer Truppe von lahmen Enten. Doch was sie daraus macht vermag zu überraschen und zu fesseln. Das langsame Zusammenwachsen der Einheit, zumindest des Teils der Einheit, der gewillt ist zu arbeiten, das Auffinden der wenigen interessanten Ermittlungsansätze, den Eifer, mit dem die Abgehängten zur Sache kommen, das ist sehr erfreulich zu lesen. Mit den sympathischen Ermittlern wird man schnell warm. Behutsam wird berichtet, wieso sie kalt gestellt wurden. Doch gerade ihr Abgehängtsein gibt ihnen auch die Freiheit intensiv zu ermitteln, auch wenn es nur „Cold Cases“ sind. Sie haben zwar keine große Unterstützung, sie haben aber auch keinen Druck. Wie sich aus dieser Grundkonstellation eine brisante und packende Geschichte entwickelt, ist eine Freude zu lesen. Dieser erste Band einer Reihe macht Spaß und fesselt mit einem Fall, der es in sich hat. Den Namen Sophie Hénaff wird man sich gerne merken.

Veröffentlicht am 04.05.2017

Der schöne Ludwig

Mordkapelle
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Die Journalistin bei Tag 7 Ira Wittekind möchte auch einmal frei haben und so ist geplant, auf den Rehmer Markt zu gehen, eine kleine Kirmes im beschaulichen Bad Oeynhausen. Wie so oft kommt es jedoch ...

Die Journalistin bei Tag 7 Ira Wittekind möchte auch einmal frei haben und so ist geplant, auf den Rehmer Markt zu gehen, eine kleine Kirmes im beschaulichen Bad Oeynhausen. Wie so oft kommt es jedoch anders. Die nahegelegene Friedhofskapelle am Mooskamp brennt und natürlich begibt sich Ira wie es der Beruf verlangt an den Ort des Geschehens. Was erst ein mysteriöser Brand zu sein scheint, entpuppt sich schnell als schlimmeres Verbrechen. In der Kapelle wird eine Leiche gefunden, die offensichtlich verbrannt ist. Hierbei soll es sich um den schon älteren und beliebten Apotheker Ludwig Hahnwald handeln. Für ihre Zeitung berichtet Ira Wittekind von den Ereignissen.

Jeder Mensch hat eine Geschichte, nicht immer ist es eine schöne Geschichte, doch beginnt man nachzufragen, wird man häufig herausfinden, dass hinter einer vermeintlich normal unauffälligen Fassade doch mehr verborgen sein kann. Eine Reporterin, die nicht auf die Lösung eines Falles beschränkt ist, kann sich Zeit nehmen, einem Menschen nahe zu kommen. Und so macht sich Ira Wittekind auf, Ludwig Hahnwalds Geschichte zu entdecken. Allgemein beliebt war der ältere Herr, doch auch Schicksalsschläge musste er erleiden. So ist sein Sohn an einer Erkrankung verstorben und auch seine erste Ehefrau verstarb früh. Nun hinterlässt er eine Witwe, die um etliches jünger ist als er. Und je weiter Ira recherchiert, desto mehr Details aus dem Leben des Apothekers erfährt sie.

In ihrem dritten Fall kommt die Journalistin Ira Wittekind einem ganz erstaunlichen Geschehen auf die Spur. Denn wer soll schon einen Grund haben, ein angesehenes Mitglied der Gemeinde vom Leben in den Tod zu befördern. Erst ruhig doch mit dem Fortschreiten der Ermittlungen immer spannender entwickelt sich die Recherche. Hinter der Fassade steckt mehr als man ahnt, das Leben des Apothekers war turbulenter und einige Charakterzüge werden ans Licht gefördert, die es durchaus erschweren den schönen Ludwig sympathisch zu finden. Umso sympathischer wirken dagegen die resolute Ira Wittekind und ihr Freund Andy. Und noch einige andere liebenswerte Charaktere sind in Iras Umgebung zu entdecken. Lediglich ein Nebenstrang lenkt etwas von der fesselnden Geschichte ab, was aber sicher beabsichtigt ist. Auch im schönen und beschaulichen Bad Oeynhausen ist man vor Verbrechen nicht gefeit. Mit feinem Lokalkolorit beschreibt die Autorin die Ereignisse und dies wird durch die wunderbare Lesung von Vera Teltz noch unterstrichen, ohne dabei zu übertreiben.

Ein sehr gelungener Kriminalroman, mit dem die Lokalreporterin Ira Wittekind, die die Leser sofort für sich einnimmt, einem größeren Publikum vorgestellt wird.

Sowie ersichtlich werden wird zumindest auch der erste Band der Reihe demnächst im Heyne-Verlag veröffentlicht, der zweite Band ist bei Graufisch Medien erschienen.

Veröffentlicht am 29.04.2017

Die Römische Cousine

Die Sommer, die wir hatten
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Anfang der 1930er scheinen die Auswirkungen des ersten Weltkrieges noch nicht wirklich überwunden, aber es herrscht eine Art Normalität und das Leben wird wieder einfacher. Die Kinder Kitty und Thomas, ...

Anfang der 1930er scheinen die Auswirkungen des ersten Weltkrieges noch nicht wirklich überwunden, aber es herrscht eine Art Normalität und das Leben wird wieder einfacher. Die Kinder Kitty und Thomas, deren Vater nach dem Tod seiner Frau nicht in der Lage war, sich selbst um die Kinder zu kümmern, dürfen zum ersten Mal mit ihrer Ziehmutter Nadine nach Italien. Die Kinder sind begeistert und sie finden ihre italienischen Verwandten echt klasse. Sie beginnen Italienisch zu lernen und wollen etwas über die Lebensart erfahren. Die Züge durch das Viertel mit ihrer Cousine Nenna sind das Größte. Es könnte in jedem Sommer so sein. Doch es kommt auch die Zeit, in der Briefe die einzige Möglichkeit bieten, den Kontakt aufrecht zu halten.

Die Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg wirkt wie ein Aufatmen, eine Erholung, die jedoch immer mehr in eine wachsende Sorge und die Angst vor einem neuen Krieg übergeht. Es ist aber auch die Zeit des Aufwachsens der Kinder Tom, Kitty und Nenna. Die kindliche Unbeschwertheit, die unbelastete frühe Jugend. Doch auch die langsam einsickernde Erkenntnis, dass einige Gewohnheiten der Erwachsenen nicht so leicht nachvollziehbar sind. Im Wechsel mit den Ereignissen, die das Leben der Daheimgebliebenen beeinflussen, bietet sich ein lebhaftes Bild dieser Jahre zwischen den Kriegen.

Bevor man mit der Lektüre dieses Bandes beginnt, sollte man sich vielleicht auch die beiden Vorgängerbände „Eins wollt ich dir noch sagen“ und „Alles, worauf wir hofften“ anschauen, um die Geschichte von Peter, Riley und Nadine besser kennenzulernen. Ob es sich bei dem vorliegenden Band um einen Abschluss handelt oder ob weitere Bände folgen werden, kann nicht genau gesagt werden. Zwar ist die Lektüre wohl nicht zwingend notwendig, doch es werden so viele Hinweise auf die Vorgeschichte gegeben, dass man zumindest etwas neugierig wird. Obwohl die Ereignisse in ruhigen Worten geschildert werden, baut sich doch eine immer größere Anspannung auf. Die Erkenntnis, dass der Lauf der Welt in dieser Zeit keinen guten Weg nehmen wird, wird nach und nach immer deutlicher. Man spürt das herannahende drohende Unheil, man spürt die eigene Ohnmacht, des nichts ändern zu können, die verzweifelnden Versuche, die Bedrohung deutlich zu machen, das Unverständnis gegenüber der Entwicklung, das Kopf in den Sand stecken.

Eine ruhige aber doch fesselnde Erzählung, die die Zeit zwischen den Kriegen lebendig werden lässt, die zeigt, dass es auch in diesen Jahren schöne Zeiten gab, die aber auch sehr deutlich macht, dass die Zeichen des herannahenden Unheils sehr wohl bemerkt werden sollten und dass man sein Möglichstes versuchen sollte, das Schlimmste zu verhindern.

Veröffentlicht am 29.04.2017

Die arme Tracy Greene

Die Mädchen von Strathclyde
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Erst vor einem guten Jahr die Ausbildung abgeschlossen geht Constable Jim Daley in Glasgow auf Streife. Als Neuling bekommt er oft die Nachtschicht und während dieser schlendert er an den Schaufenstern ...

Erst vor einem guten Jahr die Ausbildung abgeschlossen geht Constable Jim Daley in Glasgow auf Streife. Als Neuling bekommt er oft die Nachtschicht und während dieser schlendert er an den Schaufenstern vorbei, in denen sich die andere Straßenseite spiegelt, so dass er einen besseren Überblick hat. Eines Abends greift er den Stadtstreicher Dandy auf, der immer mal wieder völlig abstürzt. Nichts ungewöhnliches passiert bis er zu einem Einbruch gerufen wird. Die Wohnung im 18. Stock ist aufgebrochen, ein Nachbar hat den Lärm bemerkt. Ein ungutes Gefühl beschleicht den jungen Beamten und es wird bestätigt als er in der Wohnung die junge Tracy Greene tot auffindet.

Back to the 80s, in denen ein VHS-Recorder das Neueste vom Neuen war. In diesem Kurzkrimi können wir Jim Daley auf seinen ersten Streifengängen begleiten. Eigentlich wollte er eher aufs Land, doch er ist in seiner Heimatstadt Glasgow gelandet. Man erfährt von den Machenschaften seiner Vorgesetzten, die nur an ihre eigene Karriere denken. Gleichzeitig lernt man auch aufrechte Beamte kennen, denen zum Glück auffällt, dass Daley einen Riecher hat, wenn es um das Finden von Hinweisen geht. Mit guter Kombinationsgabe erschließt er sich auch den Fall der armen Tracy Greene.

Natürlich geht in einem Kurzkrimi (ca. 70 Seiten) alles recht schnell, einige Hintergründe können nur angerissen werden und die Ermittlung wird nicht auf Abwege geführt. Ausgesprochen gut geschildert wird allerdings die Stimmung und die vorherrschende Tonlage. Rau, aber herzlich scheint der Umgang zu sein. Neugierig wird man, wie es mit Daleys Werdegang weitergeht. Dieser sympathische Constable und sein neuer Kollege bei der Kripo, welche Fälle werden sie zu lösen haben. Ein herziger kleiner Handlungsstrang um das Kennenlernen der ersten großen Liebe macht den guten Cop Jim Daley noch sympathischer. Sympathisch auch wie der Autor persönlich seinen ersten auf Deutsch erscheinenden Roman vorstellt.

Veröffentlicht am 23.04.2017

Sandberg

Der Code
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William Sandberg hält es in seinem Leben nicht mehr aus, seine Tochter ist gestorben, er ist geschieden, er versucht, sich umzubringen. Er kann gerettet werden und er verschwindet. Seine Ex-Frau Christina, ...

William Sandberg hält es in seinem Leben nicht mehr aus, seine Tochter ist gestorben, er ist geschieden, er versucht, sich umzubringen. Er kann gerettet werden und er verschwindet. Seine Ex-Frau Christina, eine Journalistin, macht sich auf die Suche nach ihm. An dem Ort, an den er gebracht wird, trifft er Janine Haynes, die bereits seit mehreren Monaten an dem verwunschenen Ort ist. Beide sind Wissenschaftler und in kleinen Einzelteilen erfahren sie, aus welchem Grund sie in diese abgelegene Anlage gebracht wurden. Es wurde eine Nachricht gefunden, die entschlüsselt werden soll. Unbekannt ist, wer die Nachricht verfasst hat und welchem Zweck sie dient.

Der eigentlich lebensmüde William Sandberg merkt in einem Moment wie sehr er doch noch am Leben hängt. Die tatsächliche Lebensgefahr bringt ihn zum Nachdenken und er beginnt, hart an der verlangten Aufgabe zu arbeiten. Die viel jüngere Janine steht ihm als Wissenschaftlerin in nichts nach und gemeinsam finden sie unglaubliche Hinweise über die Bedeutung der Nachricht. Von ihren Entführern erfahren sie weitere Zusammenhänge, die beinahe unglaublich sind. Erst als ihnen die Labore gezeigt werden, in denen frühere Wissenschaftler ihre Forschungen durchgeführt haben, wird ihnen die ganze Tragweite der Sache bewusst.

Ein fesselndes Szenario breitet Fredrik T. Olsson in seinem Roman aus. Schnelle Wechsel zwischen den verschiedenen Orten, immer unheimlichere Begebenheiten, schreckliche Bedrohungen geben der Handlung eine Geschwindigkeit, die kaum auszuhalten ist. Als Buch wäre man sicher geneigt, das Buch nach dem Aufschlagen der ersten Seite nicht mehr aus der Hand zu legen, weil man es einfach nicht abwarten kann, zu erfahren wie es weitergeht. Wahrscheinlich lag es in der Absicht des Autors, einige Fragen ungeklärt zu lassen. Doch die dargestellten Ereignisse nehmen einen so furiosen Verlauf, dass man kleine Unstimmigkeiten schnell verzeiht.

Das hier vorliegende ungekürzte Hörbuch hervorragend vorgetragen von Uve Teschner macht es schon aufgrund der Länge doch ab und zu notwendig, eine Pause einzulegen. Doch nach jedem Absetzen ist man schnell wieder in der Handlung und die Neugier und die Spannung bleiben bis zum Schluss erhalten.