Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
offline

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.12.2021

Enttäuschend!

Das Therapiezimmer
0

Sam Statler arbeitet als Psychotherapeut und ist überglücklich, als er das Erdgeschoss in einem Haus als Praxisräume beziehen kann. Die Praxis läuft gut und die Ehe mit seiner Frau Annie könnte nicht besser ...

Sam Statler arbeitet als Psychotherapeut und ist überglücklich, als er das Erdgeschoss in einem Haus als Praxisräume beziehen kann. Die Praxis läuft gut und die Ehe mit seiner Frau Annie könnte nicht besser laufen. Alles stimmt im Leben von Sam, bis er von einem Tag auf den anderen spurlos verschwindet. Annie sucht verzweifelt nach Sam und die Polizei schaltet sich ein. Was Sam nicht wusste, ist, dass seine Therapiegespräche belauscht wurden. Hat einer seiner Patienten etwas mit seinem Verschwinden zu tun?



Die Geschichte lebt durch regelmässige Perspektivwechsel.

Die Ich - Perspektive zu Beginn empfand ich als verwirrend. Erst gegen Ende des ersten Teils erkennt man als Leser, dass die Autorin genau das wollte. Den Leser verwirren und in die Irre führen. Ein Plot Twist wirbelt alles zuvor angenommene und zurecht gelegte durcheinander. Nach dem ersten Teil, das heißt nach 119 Seiten, wusste ich nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Gespannt startete ich in den zweiten Teil des Buches. Was dann kam, war die grosse Ernüchterung.

Leider schweift Aimee Molloy oft in nebensächliche Details ab, wofür es von mir auch Abstriche gibt. Zudem handeln die Figuren nicht immer logisch und nachvollziehbar. Wobei ich mich mit dem noch hätte abfinden können, wenn die Figuren etwas mehr Tiefe gezeigt hätten. So war ich sehr erstaunt, womit sich Sams Ehefrau Annie alles befasst, während ihr Mann spurlos verschwunden ist. Die Frau zeigt weder Panik, Angst, noch überhaupt ein Gefühl. Sie wirkt oft blass und leer.


Über den ersten Teil der Geschichte verteilt, erzählt also eine Figur in Ich Perspektive. Zu erfahren, wer diese Figur genau ist, hat mich durch diesen ersten Teil getrieben. Bedauerlicherweise wird nach dem ersten Drittel des Buches die Identität aufgeklärt und damit sackte die Spannung rapide ab.

Große Probleme hatte ich mit dem Aufbau der Geschichte. Denn die Autorin switcht hin und her zwischen den Perspektiven und baut auch Rückblicke lose in die Handlung ein. Das kann dann sein, dass Sam verschwunden ist, Annie jedoch an vergangene Erlebnisse zurückdenkt und das in der Jetzt Form. Ergab für mich ein chaotisches Durcheinander, das mir mehr und mehr den Spaß verdarb. Leider strotzt die Geschichte vor Logiklöchern, die mich mehr und mehr genervt haben.

Ich habe auf einen großen Knall, der die Einteilung in das Genre Thriller rechtfertigt, gewartet. Der blieb aus und so lässt mich das Buch sehr enttäuscht zurück. Punkto Spannung, Punkto Logik, aber auch Punkto Plot und Aufbau.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.10.2021

Ruth Ware kann es besser!

Wie tief ist deine Schuld
0

Isa Wilde überlegt nicht lange, als sie von ihrer Freundin Kate einen Hilferuf bekommt. Kate Atagon lebt in Salten, vier Stunden von London entfernt und bittet um Hilfe. Warum es genau geht, verrät sie ...

Isa Wilde überlegt nicht lange, als sie von ihrer Freundin Kate einen Hilferuf bekommt. Kate Atagon lebt in Salten, vier Stunden von London entfernt und bittet um Hilfe. Warum es genau geht, verrät sie nicht. Als Isa mit ihrer 6 Monate alten Tochter Freya bei Kate eintrifft, sind kurz darauf auch Thea West und Fatima Chaudhry dort. Auch sie hat Kate um Hilfe gebeten. Die vier Frauen haben sich fast 17 Jahre nicht mehr gesehen, sie haben zusammen die Schulbank im Internat in Salten gedrückt. Kate ist außer sich, denn im Reach, dem Fluss in Salten, wurde ein Knochenfund gemacht. Und so holt die vier Frauen die Vergangenheit ein, denn sie wissen, wer die nun gefundene Leiche ist.





Ich musste geschlagene 81 Seiten Geduld haben, bis ein Satz mich so elektrisiert hat, dass ich von da an mit mehr Freude gelesen habe. Davor empfand ich die Einführung als ziemlich langweilig und langatmig. Haarklein wird Isas neue Rolle als Mutter beschrieben, ihre Müdigkeit, Windelwechsel und Stillen in Dauerschleife. Isa empfand ich als nervige Figur, deren Welt sich nur noch um das Baby dreht. Partner Owen kann ihr nichts recht machen und sie steigert sich ganz schön in ihre neue Rolle rein. Zudem ist das 6 Monate alte Baby gewöhnt ständig herumgetragen zu werden und im Ehebett viel Platz einzunehmen. Dazu wird jedes Schniefen, jeder Schrei und jeder Gesichtsausdruck von Freya erwähnt und irgendwann habe ich nur noch gedacht: Muss ich das wirklich alles wissen? Nein, musste ich nicht, denn Freyas Befinden und Isas Mutterrolle haben absolut keine Relevanz für die Geschichte.

Man erfährt sehr viel über die Freundschaft zwischen den vier Frauen. In der Handlung in der Gegenwart wurden immer wieder lose Passagen, die 17 Jahre zuvor im Internat spielen, eingeflochten. Irgendwann dachte ich: Wann kommt die Autorin denn nun endlich mal auf den Punkt?


Ruth Ware kenne ich als Autorin von Geschichten mit einem raffinierten Plot. Hier in diesem Buch ist der Grund, der zu einem Verbrechen führt, einfach nur an den Haaren herbeigezogen. Der Grund für die Geheimniskrämerei ist so in die Länge gezogen und wird immer nur häppchenweise verraten, dass ich den Eindruck bekam, dass die Seiten halt irgendwie gefüllt werden mussten. Gegen Mitte ahnte ich, wie alles zusammenhängt und ein, zwei Ueberraschungen konnten mich doch noch etwas versöhnen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.10.2021

Es weihnachtet im Hause Kluftinger!

Morgen, Klufti, wird's was geben
0

Das Weihnachtsfest steht vor der Türe und Kommissar Kluftinger und Erika erwarten Gäste. Sohn Markus. Schwiegertochter Yumiko und das Enkelkind werden mit ihnen feiern. Erika schmückt flugs noch den Baum, ...

Das Weihnachtsfest steht vor der Türe und Kommissar Kluftinger und Erika erwarten Gäste. Sohn Markus. Schwiegertochter Yumiko und das Enkelkind werden mit ihnen feiern. Erika schmückt flugs noch den Baum, fällt von der Leiter und landet im Krankenhaus. Und das kurz vor Weihnachten! Klufti muss also die Weihnachtsvorbereitungen alleine stemmen. Zudem kündigt sich noch Yoshi, Markus Schwiegervater aus Japan, zu Besuch an.



Wenn im ersten Satz das Wort Plätzchen geschrieben steht, riecht es nach Weihnachten! Für einmal hat das Autorenduo keinen Krimi geschrieben, sondern eine Weihnachtsgeschichte. Die mit 144 Seiten eher dünn geraten, preislich jedoch im oberen Preissegment angesiedelt ist.



Klufti wäre nicht Klufti, wenn bei den Weihnachtsvorbereitungen, die er alleine stemmen muss, alles rund laufen würde. Egal, ob er zusammen mit Yoshifumi Sazuka, Markus Schwiegervater den Weihnachtsbaum auf eher unkonventionelle Weise schmückt oder auf dem Weihnachtsmarkt für Erika einspringt und Glühwein verkauft. Er gibt sein Bestes!

Einige Pleiten, Pech und Pannen haben mich amüsiert. Weniger lustig empfand ich allerdings die deutsch – englische Verständigung zwischen Klufti und Yoschi. Beim ersten Satz musste ich noch schmunzeln, der zehnte Satz entlockte ein müdes Grinsen und irgendwann mal war es so viel, dass diese Art von Witz einfach ausgelutscht war.

Die Autoren greifen öfters daneben und was als witzige Handlung durchgehen sollte, empfand ich aufgedreht und peinlich. Eine Schneeballschlacht mit einer Busladung Japanern oder eine vorweihnachtliches Saufgelage mit Handwerkern, Klufti lässt nichts aus. Mein Humor war es leider nicht. Oft schien mir Klufti sehr bemüht witzig, aber vielleicht lag es ja daran, weil er sich so nach seiner Erika sehnt? Nach 24 Kapiteln mit Weihnachtskatastrophen hatte es Klufti und auch ich endlich überstanden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.02.2021

Graben und putzen...

The First Lie
0

Paul Reeve arbeitet hart, denn er macht als Anwalt Karriere. Seine Frau Alice versucht bisher erfolglos schwanger zu werden. Als Paul eines Abends nach einem anstrengenden Tag Hause kommt, findet er seine ...

Paul Reeve arbeitet hart, denn er macht als Anwalt Karriere. Seine Frau Alice versucht bisher erfolglos schwanger zu werden. Als Paul eines Abends nach einem anstrengenden Tag Hause kommt, findet er seine Frau blutüberströmt vor. Ein Einbrecher hat sie überrascht und Alice hat den Mann aus Notwehr getötet. Paul und Alice lassen den Einbrecher verschwinden und vergraben ihn im Wald. Paul beschwört seine Frau, niemandem davon zu erzählen, denn er kann kurz vor der Ernennung zum Bezirksrichter keine schlechte Publicity gebrauchen.





Die Geschichte wird in drei Perspektiven erzählt. Einmal aus der Sicht von Paul, einmal aus der seiner Frau und dann werden in einem dritten Strang die Ermittler, Detective Sergeant Katherine Wright und Detective Constable Ryan Hiller ins Zentrum gerückt.

Die Geschichte beginnt fesselnd, nach 20 Seiten schon zwei Morde, die Autorin hat zu Beginn ordentlich Dampf gemacht. Doch dann geschieht unzählige Seiten lang buchstäblich nichts. Auf sage und schreibe 30 Seiten wird beschrieben, wie das Haus, nach der Ermordung des Einbrechers, durch das Ehepaar geputzt und die Leiche vergraben wird. Der Einkauf von speziellem Reiniger durch Paul inklusive. Ich muss als Leser auch nicht unbedingt wissen, wie die beiden Fugen reinigen, Duschvorhang abnehmen und die Leiche in eine Decke einrollen und transportieren.

Graben und putzen…30 Seiten lang? Die Spannung ging da leider flöten. Warum Paul nicht einfach die Polizei anruft und Notwehr geltend macht, war mir da noch schleierhaft. Das wird zum Schluss aufgelöst, erst da habe ich seine Beweggründe nachvollziehen können. Das war aber praktisch der einzige Punkt, der zufriedenstellend gelöst wurde. Oft werden Dinge eingeführt, die entweder unlogisch sind oder nicht weiterverfolgt werden. So hat man es mit einem möglichen Serientäter, Notwehr, Erpressung, finanziellen Betrügereien, Seitensprung, noch mal Erpressung und Mord zu tun.

In der Handlung fehlt ein roter Faden, oft hatte ich den Eindruck, dass verschiedene Kurzgeschichten zusammengefügt wurden und von Thema zu Thema gehüpft wird. Leider macht dadurch die Handlung nicht immer Sinn. Das beginnt mit Pauls Reaktion auf die Launen seiner Frau, führt über einen ungelösten Fall in Oesterreich, der den Ermittlern zufällig Ergebnisse liefert und endet mit abstrusen Forderungen von Alice an ihren Mann.

Paul, der immerzu von seiner Frau Alice schwärmt und in völliger Symbiose mit ihr zu leben scheint. Dann aber seine Gefühle eine 180 Grad Drehung vollführen lässt, nur um kurz danach wieder komplette Hörigkeit zu zeigen. Tatsächlich empfand ich alle Figuren als seltsam, allen voran Alice und Paul. Alice ist verwöhnt und sehr unausgeglichen und hat mich ganz und gar nicht überzeugen können. Was als weinerliche und depressive Frau beginnt, wandelt sich schlussendlich zu einer fordernden und gefährlichen Zicke.



Wie die Handlung holpert, holpert auch der Schreibstil. Die Dialoge sind teilweise stockend und nicht immer passt das Gesagte zweier Figuren zueinander. Ganz langatmig wird es, als Pauls Sekretärin Alice bei Gericht herumführt. Paul nimmt seine Frau nämlich mit zur Arbeitsstelle, hat schlussendlich keine Zeit für sie und bittet seine Sekretärin Alice zu beschäftigen und herumzuführen. Als ob Alice ein Kind wäre und keine erwachsene Frau. Die Sekretärin nimmt ihre Aufgabe ernst und so kommen auch wir Leser in den Genuss von langatmig erzählten baulichen Details in diesem Gericht. Warum ein paar Seiten später die Gedenkstätte des World Trade Centers auch noch detailliert beschrieben wird, ist mir ein Rätsel und lassen das bisschen Spannung gänzlich verpuffen.

Gefallen hat mir die überraschende Wendung zum Schluss. Der Grund weshalb Paul seiner Frau hörig ist, konnte ich nachvollziehen und schlussendlich auch verstehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.12.2020

Von allem zu viel!

Aus dem Schatten des Vergessens
0

Obwohl es kurz vor Weihnachten ist, hat das Dezernat für Kapitalverbrechen in Montreal viel zu tun. Ein Obdachloser begeht Selbstmord und nach seinem Tod werden zwei Brieftaschen, die in seinem Besitz ...

Obwohl es kurz vor Weihnachten ist, hat das Dezernat für Kapitalverbrechen in Montreal viel zu tun. Ein Obdachloser begeht Selbstmord und nach seinem Tod werden zwei Brieftaschen, die in seinem Besitz waren, gefunden. Eine gehörte der Psychologin Judith Harper, die ermordet wurde. Die andere dem Anwalt Nathan Lawson, der vermisst wird, nachdem er sein Büro hektisch mit Akten aus dem Archiv verlassen hatte. Ermittler Victor Lessard und Jacinthe Taillon suchen mit Hochdruck nach ihm.





Zugegeben, wenn ein Buch 640 Seiten dick ist, muss man fast damit rechnen, dass der Autor ordentlich ins Detail geht. Hier werden nicht nur Nebenfiguren, die einen kurzen Gastauftritt haben, detailliert beschrieben. Hier werden auch die Schauplätze minutiös erklärt. Ehrlich gesagt, ist es mir in einem Thriller egal, wie die vielen Strassen Montreals heissen. Denn um der Handlung folgen zu können, sind diese Nennungen absolut unwichtig. Kapitelweise tauchen völlig neue Figuren in der Handlung auf. So viele, dass mir oft der Kopf geschwirrt hat. Gemeinerweise werden sie zudem einmal beim Vornamen, dann wieder nur beim Nachnamen genannt.



Als ob zwei Mordfälle zu Beginn nicht genug wären, hat Lessard noch private Sorgen mit seinem Sohn Martin. Was, ohne zu viel zu verraten, in anderen Büchern ein ausfüllender Strang wäre. Hier kommt diese geballte Ladung Kriminalität noch zur normalen Arbeit des Ermittlers dazu.

Oft ist in so komplexen Handlungen weniger mehr. Hier leider zu viel. Zu viele Figuren, zu viele Stränge, zu viel Handlung, zu viele Beschreibungen, zu viele Zeitebenen.



Was mich durchwegs durch das Buch und die verschachtelte Handlung getragen hat, waren die unkonventionellen Ermittler. Jacinthe Taillon sagt, was sie denkt, schert sich weder um Konventionen, noch um Hierarchien. Sie futtert sich durch das Buch und ihr Essverhalten wird zu einem Running Gag. Victor Lessard ist nicht der einfachste Arbeitskollege und ich denke, seine dunklen Schatten aus der Vergangenheit, kann nur jemand wie Jacinthe ertragen. Lessard tut alles um seiner jungen Freundin, die auch Polizistin ist, zu gefallen. Er ist eitel und sehr jähzornig. Obwohl beide Ermittler eine unkontrollierte Mischung aus Direktheit und Schlagkraft sind, haben sie ein fast liebevolles Verhältnis zueinander.



Der Schreibstil ist wie schon erwähnt, sehr ausschweifend. Ich habe mich dabei erwischt, dass ich die Augen gerollt habe, als wieder mal ein neues Kapitel begann, indem eine Randfigur bis ins Detail beschrieben wurde. Um 150 Seiten gekürzt, hätte dieser Thriller wohl auch Spannung abgekriegt. Leider kommt noch dazu, dass Ergebnisse und Spuren in der Ermittlungsarbeit per Zufall entdeckt werden. So schlägt Lessard in grosser Wut ein fremdes Badezimmer zu Brei und entdeckt hinter einer Kachel eine verhängnisvolle Spur. Und das nicht nur einmal, sondern gleich zweimal, in zwei unterschiedlichen Nasszellen. Da frage ich mich ernsthaft, ob dem Autor nichts anderes eingefallen ist oder er gehofft hat, dass man das als Leser bei der Länge des Buches in der Zwischenzeit vergisst?


Da dieser Band der erste sein soll, verstehe ich nicht recht, weshalb Bezug genommen wird zu privaten und arbeitstechnischen Details aus der Vergangenheit. So wie diese Details eingesetzt werden, könnte man denken, dass es vordere Bände gibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere