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Veröffentlicht am 17.03.2022

Würdest du das Leben eines Anderen kaufen?

Das gekaufte Leben
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3,2,1… meins! Wer hat nicht schon mal auf diese Weise etwas ersteigert. Aber war auch ein neues Leben dabei? Clemens Freitag hat sich genau dafür entschieden. Mit dem Erbe seiner Eltern kauft er sich ein ...

3,2,1… meins! Wer hat nicht schon mal auf diese Weise etwas ersteigert. Aber war auch ein neues Leben dabei? Clemens Freitag hat sich genau dafür entschieden. Mit dem Erbe seiner Eltern kauft er sich ein neues Haus samt Einrichtung eines ihm Unbekannten. Haus, Freunde, Job – all die Besitztümer des Verkäufers gehören nun ihm. Doch schon nach kurzer Zeit findet Clemens Nachrichten vor und hat seltsame Begegnungen. War dieser Schritt vielleicht doch zu gewagt?

Als Clemens den Deal seines Lebens macht, ahnt er noch nicht, worauf er sich damit eingelassen hat. Es verschlägt ihn in das ostdeutsche Provinzdorf Zaun. Was er da entdeckt, wirkt zunächst wie ein Traum. Ein riesiges Haus, ein Luxusauto in der Garage, ein eigener See mit Bootsschuppen und sogar eine Ferienwohnung – für Clemens scheint es wie ein Sechser im Lotto. Auch den Job seines Vorgängers darf er übernehmen.

„Ich gratuliere Ihnen, Sie haben mein Leben erworben. Es war ein glückliches Leben, bis sich meine Frau von mir getrennt hat. Aber ich bin überzeugt, dass Sie alle Voraussetzungen haben, um hier ein glückliches Leben zu führen. Ich wünsche Ihnen das Beste. Im Briefkasten finden Sie die Schlüssel. Der Briefkastenschlüssel befindet sich in der Lampe neben der Haustür. Keine Angst, in unserem und nun in Ihrem Dorf kann man getrost die Haustür offen lassen, auch wenn einige Nachbarn das Gegenteil behaupten. Wenn Sie ankommen, werde ich bereits in einem anderen Land, vielleicht schon auf einem anderen Kontinent sein. Leben Sie wohl.“ (Zitat)

Die Handlung hat mich von Anfang an total neugierig gemacht und ich wollte unbedingt erfahren, wie es ist, sich ein komplett neues Leben zu erkaufen. Schon allein der Gedanke, alles hinter sich zu lassen und in einer fremden Stadt neu anzufangen bzw. ein bestehendes Leben fortzuführen, jagt mir Gänsehaut über den Körper. Würde ich persönlich alles hinter mir lassen wollen und in der Fremde völlig neu beginnen? Diese Frage habe ich mir mehr als einmal gestellt und ganz klar mit einem „NEIN“ beantwortet.

Clemens wurde als Protagonist sehr authentisch dargestellt. Durch die vielen Einblicke in seine Gefühlswelt fiel es mir leicht, eine Verbindung zu ihm aufzubauen. Ich war beeindruckt von diesem Mann, der einfach ins kalte Wasser springt und ein Leben übernimmt, von dem er keine Ahnung hat. Fasziniert habe ich Clemens bei seinem Umzug in ein neues Leben begleitet, mit ihm gefeiert und gelitten. Interessant fand ich hierbei, dass Clemens nicht eine Sekunde lang Reue empfunden hat, diesen Schritt gewagt zu haben.

Der Schreibstil war flüssig und bildhaft. Die Kapitel waren mir persönlich ein wenig zu lang, dafür sorgten aber ein paar kleine Spannungsmomente für die passende Atmosphäre und den zugehörigen Nervenkitzel.

Fazit: Ein Roman, der zum Nachdenken anregt. Wie zufrieden sind wir eigentlich mit unserem Leben? Was würden wir anders machen wollen? Oder sollten wir einfach unser Leben genießen, wie es ist, und dankbar sein?

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Veröffentlicht am 17.03.2022

Richtig cooles Spielbuch!

Somorra - Stadt der Träume
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Sie haben es wieder getan! Nach „Somorra - Stadt der Lügen“ haben die Brüder Christian und Florian Sussner den zweiten Band der Somorra-Spielbuch-Reihe auf den Markt gehauen. Und was soll ich euch sagen? ...

Sie haben es wieder getan! Nach „Somorra - Stadt der Lügen“ haben die Brüder Christian und Florian Sussner den zweiten Band der Somorra-Spielbuch-Reihe auf den Markt gehauen. Und was soll ich euch sagen? Für mich toppt „Somorra - Stadt der Träume“ seinen wirklich gelungen Vorgänger um Längen.

Diesmal schlüpfen die Spielerinnen in die Rolle eines jungen Mannes, dessen Leben vom Schrammenschreck bedroht wird. Es gibt nur eine Möglichkeit zu überleben: ihn zu töten, bevor er dich tötet. Nichts leichter als das, denkt man. Doch weit gefehlt. Denn der Schrammenschreck ist nicht die einzige Gefahr, die in der Stadt der Träume lauert.

Christian und Florian Sussner haben diese Story bis ins noch so kleine Detail perfekt durchdacht. Immer wieder überraschen sie mit unvorgesehenen Wendungen, die letztendlich aber auch nicht besser ins Bild passen könnten. An keiner Stelle holpert die Geschichte. Und so macht es unglaublich viel Spaß, sich durch die Straßen Somorras in die Zwischenwelt zu kämpfen. Dabei ist allerdings zu jeder Zeit die volle Aufmerksamkeit der Spieler
innen gefragt. Denn jede noch so kleine Nebensächlichkeit könnte später lebensrettend sein. Zudem ist das Kombinationsgeschick der Leser*innen gefragt. Denn dieses Mal reicht es nicht aus, klassische Rätsel zu lösen, um das Spiel zu gewinnen.

Neben der Story an sich konnten die Autoren mich auch durch die wirklich tollen Zeichnungen und liebevoll gestalteteten Hilfsmittel, die man sich erspielen muss, um dem Schrammenschreck auf die Spur zu kommen, überzeugen. Alles in allem entwerfen die beiden ein Szenario, das mich sofort in seinen Bann gezogen hat und trotzdem sehr viel Raum für die eigene Vorstellungskraft lässt.

Fazit: Ein wirklich cooles Spielbuch, dass ich persönlich nicht aus der Hand legen konnte. Wenn ihr also Fantasyabenteuer mögt, bei denen ihr bestimmt, wo es langgeht, dann seid ihr in Somorra genau richtig! Aber aufgepasst, denn auf jeder Seite lauern neue Gefahren!

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Veröffentlicht am 25.01.2022

Coole Story, solides Artwork

Year Zero 1
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Sie gelten als willenlose, fleischfressende und stinkende Geschöpfe, die tranceartig (fast schon gelangweilt) durch die Gegend schlurfen und seltsame Geräusche von sich geben: #Zombies. In Deutschland ...

Sie gelten als willenlose, fleischfressende und stinkende Geschöpfe, die tranceartig (fast schon gelangweilt) durch die Gegend schlurfen und seltsame Geräusche von sich geben: #Zombies. In Deutschland gibt es schätzungsweise... kleiner Spaß am Rande!

Und die Protagonisten in diesem Buch können mein Elend verstehen, denn Zombies gibt es offenbar überall auf der Welt: u.a. im Polargebiet, in Mexico City, Tokio, Kabul und Minnesota.

Wir begleiten fünf Menschen durch ihren Alltag nach der Stunde 0. Nämlich nach jener Zeit, in der noch alles normal war. In der man seinen Liebsten morgens einen Kuss gab und ihnen einen schönen Tag gewünscht hat. In der man zur Arbeit oder Schule ging, sich nachmittags mit seinen Freunden traf... und all die Dinge tat, die wir - du und ich - für selbstverständlich halten. Doch in YEAR ZERO ist nichts mehr normal. Nichts selbstverständlich. Die Liebsten sind tot, es gibt kaum noch Nahrung, herumliegende Leichenteile sind mittlerweile ein vertrauter Anblick. Während der Eine verzweifelt Schutz sucht, ist der Andere auf Vergeltung aus. Und man stellt sich selbst die Frage, zu welcher Gruppe man in solch einer Situation gehören würde.

Zudem stellt man mit Schrecken fest, wie greifbar die Gefahr tatsächlich ist. Wie schnell ein Virus freigesetzt und eine Epidemie/Pandemie ausgelöst werden kann. Wir erinnern uns an die Pest, an die Russische Grippe, SARS, an das Ebolafieber... Covid-19. In YEAR ZERO wird ein unbekanntes Virus freigesetzt, als ein Eiskern, in dem ein vermeintlicher Neandertaler eingefroren ist, zerbricht. Wegen eines starken Sturms kommen die Forscher nicht vom Gelände weg. Es gibt keine Satellitenverbindung, um die Außenwelt um Hilfe zu bitten. Was dann folgt, ist eine folgenschwere Kettenreaktion, die das Schicksal der Menschheit besiegelt.

Dieses düstere Endzeitszenario wird zeichnerisch gut eingefangen, auch wenn die Illustrationen keine besonderen Merkmale haben, keinen Wiedererkennungswert.

Anfangs haben mich die schnellen Perspektivwechsel irritiert; circa alle zwei Seiten erleben wir die Geschehnisse aus Sicht einer der fünf Hauptfiguren. Daran muss man sich womöglich erst einmal gewöhnen. Behilflich sind dabei die Farben, da beispielsweise alles, was sich in der Forschungsstation abspielt, in eisigen Kontrasten dargestellt wird - sprich viele Nuancen von Blau.

"Horror ist ein zerbrochenes Spiegelbild der Realität [...] Wir alle sind nur ein Husten oder einen Raketenangriff von Year Zero entfernt." (Zitat des Autors aus dem Nachwort)

Fazit: Coole Story, schnelle Perspektivwechsel, solide Zeichnungen. Ich freue mich auf die Fortsetzung und bin gespannt, was den fünf Protagonisten noch passieren wird.

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Coole Spionagestory mit Retro-Charakter

Spy Island
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Habt ihr Angst vor dem (tiefen) Meer?

Irgendwo zwischen Puerto Rico, Florida und Bermuda, mitten im Atlantik, liegt das Bermudadreieck - auch Teufelsdreieck genannt. Es heißt, viele Schiffe, Flugzeuge ...

Habt ihr Angst vor dem (tiefen) Meer?

Irgendwo zwischen Puerto Rico, Florida und Bermuda, mitten im Atlantik, liegt das Bermudadreieck - auch Teufelsdreieck genannt. Es heißt, viele Schiffe, Flugzeuge und Menschen seien dort spurlos verschwunden. Vermutlich gibt es hunderte Urlaubsorte, an denen man sich besser entspannen könnte. ISLAND LINES jedoch bietet eine viertägige Kreuzfahrt dorthin an und wirbt mit allerlei aufregenden Angeboten: Schönheitssalons, verführerische Gerichte, Sehenswürdigkeiten und leckere Cocktails. Die Frage an dieser Stelle ist, ob man all den Luxus in Kauf nimmt und sich zu einem der gefährlichsten Seegebiete der Welt begeben würde. Würdet ihr?

Unsere Hauptprotagonistin Nora ist jemand, der das Meer liebt. Nicht zuletzt, weil es gegen ihre Ekzeme hilft. Sie sagt: "Es ist eine große, salzige Umarmung." (Zitat Seite 10)

Nach (unerfreulichen) Aufenthalten in Afghanistan, Rio und Albuquerque ist die rothaarige Spionin, mit einer Vorliebe fürs Töten und einer Abneigung gegenüber Spendengalas, nun in einem neuen Drecksloch unterwegs: im Bermudadreieck. Dort hangelt sie sich durch die Tage und Nächte und wirkt ansonsten ziemlich gelangweilt. Verständlich, wenn es auf der Insel nicht mal einen Handyempfang, Internetanschluss oder persönlichen Rückzugsort gibt. Na, Gott sei Dank steht plötzlich die eigene Schwester, ihres Zeichens Meereskryptozoologin, auf der Matte und sorgt für etwas Abwechslung! "Wo sie auftaucht, sterben Menschen." (Zitat Seite 37)

Offenbar haben nämlich einige Meerjungfrauenattacken stattgefunden, weswegen die Insel in hellem Aufruhr ist und das Fräulein Schwester um Hilfe gebeten wurde. Klingt voll schräg? Ist es auch! Und macht zudem richtig viel Spaß. Das ganze (erfrischend ironische) Chaos ist spannend, unterhaltsam und mal etwas komplett anderes als das, was ich sonst so lese. Arielle sehe ich nun definitiv mit anderen Augen...

Besonders fasziniert haben mich einige Grafiken, die an Fotos aus den 60er bis 80er Jahren erinnern. Trafen wegen meiner Retro-Liebe genau meinen Geschmack. Das Setting allgemein wurde mitsamt seiner fast schon nostalgischen Umgebung toll dargestellt.

Fazit: Eine herrlich schräge Spionagestory mit Retro-Charakter, ungewöhnlichen Figuren und ebenso ungewöhnlichen Bildern, die (trotz kleinerer Durststrecken zwischendurch) einiges zu bieten hat. Geheimagentin Nora Freud ist eine kleine Hommage an James Bond - nur sexier und cooler.

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Veröffentlicht am 17.12.2021

Ruhiger, unblutiger Thriller

Drei Witwen
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Erzählt wird die Story aus der Sicht der drei Frauen, die vollkommen authentisch wirken. Jede hat ihre besondere Art und jede von ihnen ist mehr oder weniger mit ihrer Situation zufrieden. Doch wer von ...

Erzählt wird die Story aus der Sicht der drei Frauen, die vollkommen authentisch wirken. Jede hat ihre besondere Art und jede von ihnen ist mehr oder weniger mit ihrer Situation zufrieden. Doch wer von ihnen hat Blake getötet?

Rachel, vor dem Gesetz Blakes einzige Ehefrau, behütet ein schreckliches Geheimnis. Hat ihre Vergangenheit etwas mit dem Mord zu tun? Aber auch Tina und Emily sind nicht von jedem Verdacht befreit - und keine traut der anderen. Die Polizei kommt mit ihren Ermittlungen nicht so richtig voran und auch ich bin während des Lesens immer wieder einer falschen Spur gefolgt.

Zitat Pos. 1115 (Tina):
„Brewer bot mir eine Übergangslösung an - ein Motelzimmer oder etwas Ähnliches. Aber da erkannte ich: Ich allein mit dem ganzen Scheiß in meinem Kopf? Nein, nein und nochmals nein. Da würde ich schon nach zwei Sekunden wahnsinnig werden. Aber weil ich sonst niemanden in Utah kenne, heißt das, ich sitze mit der bösen Westhexe und Emily fest, der verrücktesten kleinen Lügnerin, die die Welt je gesehen hat.“

Catherine Quinn hat eine entspannte, dennoch ziemlich sogartige Schreibweise, die mich gleich in ihren Bann gezogen hat. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin viel über den Hintergrund der Mormonen einbringt. Einiges kannte ich zwar schon, vieles war mir aber neu. Und das hat dann doch sehr zum Verständnis beigetragen. Daneben haben mich die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen rund um Vegas zum Träumen verleitet.

Fazit: Auch wenn „Drei Witwen“ eher ein ruhiger Thriller ist, hat es die Story in sich, die spannend und psychologisch wirklich gut erzählt wird. Mir hat es Spaß gemacht, das Buch zu lesen, und ich kann es wärmestens weiterempfehlen. Gerade wer gerne etwas weniger blutige Thriller mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen.

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