Margit Bräuer (Übersetzer), Rolf Bräuer (Übersetzer)
»Der ganze psychologische Prozess eines Verbrechens.« Fjodor Dostojewski
Der Student Rodion Raskolnikow begeht den perfekten Mord. Doch dann scheitert er an seinen Schuldgefühlen. Raskolnikow ist der große Neurotiker des 19. Jahrhunderts. Der Roman stand Woody Allens »Match Point« und Alfred Hitchcocks »Cocktail für eine Leiche« Pate.
»Bei Dostojewki geht es immer um das große Ganze.« Wladimir Kaminer
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Ich bin von diesem Buch, welches 1865 veröffentlicht wurde, absolut begeistert. Mit Raskolnikow hat Dostojewski einen großartigen Protagonisten geschaffen. Er ist so wunderbar zwiegespalten, dass ich, ...
Ich bin von diesem Buch, welches 1865 veröffentlicht wurde, absolut begeistert. Mit Raskolnikow hat Dostojewski einen großartigen Protagonisten geschaffen. Er ist so wunderbar zwiegespalten, dass ich, war ich erst einmal in die Geschichte eingetaucht, mit den dunklen Abgründen seiner Gedanken konfrontiert wurde, und es mir einfach schwer fiel, das Buch zur Seite zu legen. Dostojewski vereint in seiner Erzählung viele wichtige Dinge jener Zeit. Sicher es geht um Verbrechen und Bestrafung, aber auch um Unzurechnungsfähigkeit, Schuld, Gewissen, Reichtum und Armut. Dabei schafft es der Autor seine Charaktere sehr komplex und tiefgründig zu beschreiben und schafft dadurch ein sehr lebensechtes Ambiente.
Fazit: In „Schuld und Sühne“ beschreibt Dostojekwski sehr überzeugend die menschliche Fähigkeit zum Bösen, aber auch zu Scham und Reue. Und lässt letztlich Raskolnikow als Sühne an seiner Schuld an den Rand des Wahnsinns treiben. Was für eine hervorragende Parabel – absolut lesenswert.
Zuerst möchte ich sagen, dass ich das Buch als Hörbuch gehört habe. Ob das eine gute Entscheidung war? Das musst du natürlich selbst entscheiden, es ist aber gar nicht so einfach, eine passende Vertonung ...
Zuerst möchte ich sagen, dass ich das Buch als Hörbuch gehört habe. Ob das eine gute Entscheidung war? Das musst du natürlich selbst entscheiden, es ist aber gar nicht so einfach, eine passende Vertonung zu finden. Ich habe eine gefunden, mit der ich mich gut arrangieren konnte. Denn ihr könnt euch sicher denken, dass es min. ein Monatsvorhaben ist. Ich glaube, ich war zwei beschäftigt. Mit einer nervigen Stimme sicher kein spaßiges Vergnügen. Wer das Buch aber intensiv lesen möchte, dazu gehört meiner Meinung nach auch, sich Bemerkungen am Rand zu machen, der sollte es lieber gleich selbst lesen. Ich habe viel mitbekommen, aber manchmal bin ich auch mit den Gedanken abgeschweift.
Ganz ehrlich: Es ist kein Klassiker, den ich bedingungslos weiterempfehle oder den man meiner Meinung nach gelesen haben muss. Es gilt als der Ur-Krimi. Ich bezweifle das. Das fängt schon dabei an, dass es eher ein Psychothriller ist, der aufzeichnet, wie die Gewissensbisse den Mörder auffressen. Da der Erzähler auktorial ist, können die einzelnen Figuren bis in die hintersten Ecken durchleuchtet werden. Was in ihnen vorgeht, wissen die Leser*innen sofort. Es geht also nicht per se um die Ermittlungen, sondern darum, ob Raskolnikow ungestraft davonkommt.
Eine andere Besonderheit des Romans sind die vielen gesellschaftlichen Themen, die mitmischen, allen voran die Theorie über die Polarität der Menschheit in Große und weniger wertvolle. Aber das hat mich persönlich jetzt nicht sonderlich inspiriert, weil ich die Theorie nicht für tragfähig und deswegen auch für bedeutungslos halte. Zu sehen, dass Raskolnikow daran scheitert, sie zu bestätigen, hat mich keineswegs überrascht. Es ist wohl eher eine Ermessenssache, dass manche Morde aufgrund deren (positiver) Wirkung in den Hintergrund geraten und ungestraft davon kommen. Die meisten von uns, wenn sie sich die Taten vor Augen führen, werden sie aber doch wohl trotzdem verurteilen. Vielleicht bin ich da aber auch zu optimistisch. Man sollte den Roman auch nicht aus dem räumlichen und zeitlichen Kontext seiner Entstehung heben. Für mich klang es jedenfalls an manchen Stellen ziemlich aus der Luft gegriffen. Das durchgängige geisteswissenschaftliche Geplätscher (Die Hinzunahme vieler verschiedener Diskurse von Politik über Philosophie bis hin zu Psychologie) erinnert stark an Dostojewski erinnert stark an seinen Kollegen Tolstoi. Von beiden russischen Autoren habe ich bis jetzt nur ein Werk gelesen, weswegen es schwer fällt, die Beobachtungen zu verallgemeinern. Aber Tolstoi konnte mich besser unterhalten. Bei ihm habe ich mehr Witz vorgefunden und in der Düsternis der gläsernen Figuren (beide schaffen es, dass man sich in die verschiedensten Personen hineinversetzen und ihre Schwächen erkennen kann) ist auch mehr Wärme übrig geblieben. Schwierig machen es einem beide, was die Namen angeht, besonders für den ungeübten. Wer bitteschön hat sich das russische Namensystem ausgedacht?
Das Ende von Schuld und Sühne war auch gar nicht mein Fall. Wenn ich ihm auch lassen muss, dass es gar nicht mal so einfach ist, am Ende die Frage zu beantworten, ob er denn nun gerecht gestraft wurde oder nicht. Fast alle Diskussionen im Buch haben mit dieser Schlüsselfrage irgendwie zu tun, weswegen ich schon sagen würde, dass es sich als Schullektüre eignete, wenn es nicht so dick wäre. Sprachlich ist es auch gut lesbar. Aber genauso gut kann man meiner Meinung nach auch Das Parfum von Süsskind oder Der Prozess von Kafka lesen. Auch Der Richter und sein Henker von Dürrenmatt wären thematisch eine gute Alternative. Das einzige Argument, das für mich für Dostojewski sprechen würde, wäre die besondere psychologische Innensicht und die auktoriale Erzählhaltung. Vielleicht sollte ich noch mehr von ihm lesen, um ein besseres Urteil zu fällen.