Wiener Zoogeschichte in einer düsteren Zeit
Die Frauen von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 1)Die Frauen von Schönbrunn Teil 1: Ein Leben für das Wohl der Tiere von Beate Maly (Ullstein Verlag)
Die Worte ihres Vaters fielen ihr ein: „Alle Geschöpfe Gottes haben ein Recht auf ein würdevolles Dasein. ...
Die Frauen von Schönbrunn Teil 1: Ein Leben für das Wohl der Tiere von Beate Maly (Ullstein Verlag)
Die Worte ihres Vaters fielen ihr ein: „Alle Geschöpfe Gottes haben ein Recht auf ein würdevolles Dasein. Es liegt an uns Menschen, darauf zu achten, dass die Würde nicht verloren geht.“ S.352
Die Geschichte dreht sich um den Wiener Tiergarten Schönbrunn in der Zeit zwischen 1914 und 1918. Angesichts der Auswirkungen und verheerenden Folgen des 1. Weltkrieges müssen Wünsche und Träume zurückgestellt werden. So ergeht es auch Emma, die im Jahr 1914 eine Stelle als Tierpflegerin im Zoo Schönbrunn antritt. Ihr großes Ziel ist es, Tierärztin zu werden.
1917 hat sich ihre Welt grundlegend geändert. Weiterhin versorgt sie die Tiere als Pflegerin, doch kämpft das Personal mit Futterknappheit. Einerseits wächst bei der Bevölkerung der Unmut gegen den kaiserlichen Zoo angesichts der Nahrungsknappheit, Armut, Kälte und Hoffnungslosigkeit. Andererseits bieten die Tiere und Emma mit ihrem Affen-Schützling Fanny ein wenig Abwechslung in dem sorgenvollen Alltag der Wiener.
Neben der Arbeit im Tiergarten übernimmt Emma die Versorgung der schwangeren Schwester Greta und die häuslichen Aufgaben, da Vater und Schwager an die Front eingezogen wurden. Sie bekommt neben zahlreichen Schwierigkeiten die Standesunterschiede zwischen Mann und Frau durch den stellvertretenden Zoodirektor Hubert von Kochauf zu spüren. Der neue Tierarzt Julius Winter steht ihr zur Seite und verursacht zunehmend Schmetterlinge in Emmas Bauch.
Beate Maly schreibt zeitlich abgestimmt, ungemein flüssig, bildhaft und spannend, so dass sich die Geschichte flott wegliest. Man fühlt mit den Protagonisten und kann sich in deren Sorgen, Leid aber auch in ihre Freude und Euphorie hineinversetzen.
Die geschichtliche Einordnung gelingt perfekt.
Die örtlichen Beschreibungen und kleinen Details fügen sich wunderbar zu einem passenden Rahmen zusammen. Die Erlebnisse von Emma, Greta, Julius und Co. füllen die Erzählung mit Leben aus.
Für mich war dieser historische Ausflug in den Wiener Tiergarten Schönbrunn ein lehrreiches und unterhaltsames Abenteuer, den ich real in ferner Zukunft gern einmal nachholen möchte. Darüber hinaus freue ich mich auf den 2. Teil: Die Kinder von Schönbrunn!