Ein echter Nagelbeißer
Eine brennende Kapelle, eine Brandleiche und ein gestohlenes Kreuz Jesu - Valérie Lehmann sieht sich dunklen Mächten gegenüber gestellt, die im neuen Fall die Finger im Spiel haben. Dass sich die Tatorte ...
Eine brennende Kapelle, eine Brandleiche und ein gestohlenes Kreuz Jesu - Valérie Lehmann sieht sich dunklen Mächten gegenüber gestellt, die im neuen Fall die Finger im Spiel haben. Dass sich die Tatorte auf dem Jakobsweg befinden, macht das ganze noch mysteriöser. Doch wie bringt sie die apokalyptisch anmutenden Spuren auf einen gemeinsamen Nenner, um hier den Täter zu finden ?
Silvia Götschi hat mit "Etzelpass" den wohl intensivsten Krimi geschrieben, der je aus ihrer Feder geflossen ist. Schon nach wenigen Seiten ist eine düstere und mystische Grundstimmung vorhanden, die sich durch das ganze Buch durchzieht.
Das Prasseln des Feuers, die gierig leckenden Flammen und das Bersten des Holzes zeigen die mit aller Deutlichkeit die Macht der Zerstörung, die durch den Brand entsteht. Der Täter ist bereit, eine Schneise der Verwüstung zu hinterlassen, um alles zu vernichten.
Die Beschreibungen des Geisterhauses sind so realitätsnah, dass die Leser:innen sofort den modrigen Geruch und den Gestank nach Fäulnis und Tod direkt in der Nase haben und die Gänsehaut auf den Armen dauerhaft präsent bleibt.
Der Teufel ist am Werk und bekommt durch Götschi hier die Möglichkeit, sämtliche Facetten von Böse auszuleben. Es entsteht dadurch eine ungeheure Spannung, die ihre Klauen nach den Leser:innen ausstreckt, sie wie in einem Schraubstock gefangen hält und bis zum Schluss nicht mehr los lässt.
Valérie hat dabei alle Hände voll zu tun, um undurchsichtige Charaktere zu durchleuchten und ihre persönlichen, moralischen und weltanschaulichen Beweggründe aufzudecken.
Es gelingt der Autorin, Ursache und Wirkung aus den Gespenstern der Vergangenheit herauszufiltern und in einen ausgefeilten Plot münden zu lassen. Die Leser:innnen erhalten sogar den Einblick in die Psyche der Figuren, auch wenn diese mitunter eingesperrt im eigenen Gedankengefängnis sind.
Auf dem Pilgerweg finden Exorzismus, Schuld und Sühne einen fruchtbaren Boden, auf dem die Saat des Bösen perfekt aufgehen kann. Die Schreibende zieht ihre Leser:innen in dieses unheimliche Szenario hinein und entlässt sie wirklich erst auf der letzten Seite aus diesem klaustrophobischen Nervenzerrer.
Für mich das beste Buch, das ich bisher von Silvia Götschi gelesen habe !