Jahreshighlight
Like water in your handsLike water in your hands von @mewishh war für mich DAS Überraschungsbuch des Jahres. Die Autorin hat in meinen Augen das Genre New Adult revolutioniert und auf eine neue, tiefgründige Ebene gebracht. Sicherlich ...
Like water in your hands von @mewishh war für mich DAS Überraschungsbuch des Jahres. Die Autorin hat in meinen Augen das Genre New Adult revolutioniert und auf eine neue, tiefgründige Ebene gebracht. Sicherlich gab es in dem Buch große Gefühle, aber das zentrale Thema war die Suche nach sich selbst und die Suche nach der wahren Heimat.
Inhalt:
Die 19-jährige Arwa ist gerade erst für ihr Studium nach Wien gezogen. Aber statt Freundschaften zu knüpfen, verliert sie sich in ihrer Kunst und meidet den Kontakt zu anderen, wo sie nur kann. Das ändert sich, als sie auf Tariq trifft, der vom ersten Augenblick an nie gekannte Gefühle in ihr weckt. Doch Tariq, dem es zunehmend schwerer fällt, die Traditionen seiner Familie mit dem Wunsch nach Freiheit zu vereinbaren, kämpft gegen seine eigenen Dämonen. Und je näher sich Arwa und Tariq kommen, desto klarer wird, dass ihre Liebe nur eine Chance hat, wenn sie sich ein für alle Mal ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft stellen …
Der Schreibstil der Autorin ist unglaublich ruhig, doch so emotional. Da ich mich in Wien ziemlich gut auskenne, fiel mir noch leichter, das Leben in der Großstadt vorzustellen. Arwa mochte ich von Anfang an mit all ihren Ängsten und Unsicherheiten und ich wünschte ihr, dass sie ihren Weg findet. Sie hatte das Bedürfnis, jeder recht zu machen, und sie blieb selbst immer im Hintergrund.
Tariq hingegen schien mir selbstbewusst und zielstrebig, eine Person, die die Kluft zwischen die Kulturen perfekt bewältigen konnte. Doch je mehr man in die Geschichte eintaucht, merkt man, dass die Community, die eine wichtige Rolle in den pakistanischen Familien spielt, aufbauen und belastend gleich ist. Die Erwartungen, die Familien gegenüber ihren Kindern stellen, bleiben großteils unausgesprochen, doch sind sie einem wohl bewusst. Einerseits faszinierten mich die Community und der Zusammenhalt der Familien, anderseits fand ich erstaunlich, wie Probleme totgeschwiegen werden, weil die Kultur es nicht erlaubt, sich damit zu beschäftigen. Psychische Erkrankungen sind in dieser Kultur noch mehr Tabu als in unserer Gesellschaft. Obwohl die jüngere Generation vernünftig damit umgeht, die ältere Generation ignoriert die Möglichkeit eins derartigen Problems. Die Werte in der pakistanischen Kultur sind ähnlich wie in westeuropäischen Ländern, doch so anders. Wobei ich die Differenzen nicht immer als Negativum betrachten würde.
Den Erzählerwechsel im zweiten Teil fand ich gut gewählt. Damit konnte man Arwa von außen, mit Tariqs Augen zu sehen, genauso seine Familie aus seiner Sicht kennenlernen.
Der Konflikt zwischen den Generationen wurde auch sehr gut beschrieben. Bis die erste Generation in Pakistan aufwuchs und mit der Hoffnung auf ein besseres Leben ihre Heimat und ihre Familie verließ, hatte die zweite Generation in Österreich ziemliche Identitätsprobleme.
Die Frage über die wahre Heimat ist, neben der zarten Liebesgeschichte, ein zentrales Thema in dem Buch.
"Ich denke, Heimat ist auch Ankommen bei den richtigen Leuten."
"Bei der richtigen Person."
Da ich ziemlich sicher war, dass das Ende der Geschichte offenbleibt, machte ich mir keine Gedanken wegen des Abschlusses, doch es ging mir etwas zu schnell. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn die Autorin auf das letzte Kapitel verzichten hätte, stattdessen als Leser mehr über Arwas und Tariqs Gefühle erfahren hätte können wie in den anderen Kapiteln zuvor.
Trotzdem fand ich dieses Buch unglaublich schön, und die Richtung, die @lyx damit einschlug ist, sehr bedeutend. Mehwish Sohail hat uns gezeigt, dass New Adult ohne prickelnde Szenen großartig und gefühlvoll sein kann. Das Buch ist eine sehr große Leseempfehlung und definitiv ein Jahreshighlight