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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.05.2017

Klasse Krimi

Tödliches Treibgut
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DCI Jim Daley wird zu einem Leichenfund an der Küste der Kintyre-Halbinsel gerufen. Eine Frauenleiche, entstellt von Tierfraß und Strömung ist in Kinloch an Land gespült worden. Statt in Glasgow zu ermitteln, ...

DCI Jim Daley wird zu einem Leichenfund an der Küste der Kintyre-Halbinsel gerufen. Eine Frauenleiche, entstellt von Tierfraß und Strömung ist in Kinloch an Land gespült worden. Statt in Glasgow zu ermitteln, findet er sich in einem Fischerdörfchen wieder, dass seine besten Zeiten schon hinter sich hat. Die Dorfgemeinschaft ist verbittert und hält zusammen, da wird kein Wort zu viel gesagt, vor allem, da die junge Ermordete einen denkbar schlechten Ruf hatte. Keine einfache Situation für Daley und seinen Partner Scott, vor allem, da Kinlochs Polizisten ihnen gern Knüppel zwischen die Beine werfen. Was wie ein Mord an einer Gelegenheitsprostituierten aussieht, scheint nicht ganz so klar zu sein, wie es die örtliche Polizei gern hätte.
„Tödliches Treibgut“ ist ein Krimi der wirklich „Old School“ ist. Die Polizei ermittelt in einer rauen Männerwelt und die Glasgower Polizisten müssen mit stürmischen Seegang und widrigen Bedingungen zurechtkommen. Eine sehr spannende und sehr stringente Handlung machen den Reiz des Krimis aus. Die Figuren, vor allem Scott und Daley sind toll gezeichnet, ihre Charaktere wirken absolut lebensecht. Manchmal hätte mir es mir etwas weniger Privatprobleme zwischen Daley und seiner Liz sein können, die ich in ihrer ständigen Wiederholung ein bisschen anstrengend fand. Dagegen ist die Landschaft, der schottische Menschenschlag und die harte Welt der Fischer ausgezeichnet eingefangen.
Der Krimi macht durch sein Tempo und die mitreißende Handlung Spaß und Lust auf mehr Fälle, vor allem da der letzte Abschnitt des Buches ein echter Cliffhanger ist und der Geschichte nochmal rückwirkend einen Drive versetzt.

Veröffentlicht am 08.05.2017

Faschingstreiben

Letzter Fasching
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Während das jährliche Faschingstreiben in Altaussee seinem Höhepunkt zustrebt, erreicht die Polizeiinspektion eine anonyme Morddrohung. Was bleibt Revierinspektor Gasperlmaier übrig, als sich inkognito ...

Während das jährliche Faschingstreiben in Altaussee seinem Höhepunkt zustrebt, erreicht die Polizeiinspektion eine anonyme Morddrohung. Was bleibt Revierinspektor Gasperlmaier übrig, als sich inkognito unter die Trommelweiber zu mischen um das angekündigte Verbrechen zu verhindern. Ausgerechnet Gasperlmaier, der dem Treiben mit Skepsis gegenübersteht. Es kommt, wie es kommen muss, unter den Masken kann er nichts erkennen, zudem fordert der erzwungene Genuss von Schnaps und Bier vom wackeren Inspektor seinen Tribut und quasi unter seinen Augen wird ein Mitglied der Truppe erstochen. Das Opfer ist ein renommierter Koch eines bekannten Wellness-Hotels und es stellt sich heraus, dass er in allerhand krumme Geschäfte verwickelt war. Die Ermittlungen unter den enthusiasmierten und alkoholisierten Flinserln und Trommelweibern stellt sich für Inspektor Gasperlmaier und seiner Chefin, der Frau Doktor Kohlross äußerst schwierig dar.
Dieser Krimi punktet mit einem wunderbaren urigen Lokalkolorit. Was Gasperlmaier, der gemütliche und manchmal ein wenig unbeholfene Landpolizist alles auf sich nehmen muss – ja gut, zu einem Schnapserl oder einem Punsch muss man nicht lange überreden – brachte mich immer wieder zum Schmunzeln. Es wimmelt von Verdächtigen und Spuren, aber unter den Masken sind alle gleich, das bringt das Polizisten-Duo immer wieder in Schwierigkeiten. Wobei Inspektor Gasperlmaier nicht nur mit der forschen Frau Doktor zu kämpfen hat, auch seine Ehefrau Christine ist äußerst resolut und zeigt ihm immer wieder seine Grenzen auf. Dass nun auch seine erwachsenen Kinder ins gleiche Horn stossen, ärgert ihn gewaltig. Dabei will er doch nur seine Ruhe, sein Gulasch und das eine oder andere Bier zu Mahlzeit.
Der Fasching als Ausnahmesituation mit all den Altausseer Bräuchen ist sehr amüsant beschreiben, Tradition und uralte Bräuche spielen eine große Rolle und das hat mir viel Spaß gemacht. Die Interaktionen zwischen Gasperlmaier und Frau Doktor waren witzig, ihre Dialoge einfach nur lakonisch und voll hintergründigem Humor. Obwohl ich das erste Mal einen Altaussee-Krimi gelesen habe, gelang mir der Einstieg ganz leicht.
Der Krimi hat alles, was einen guten Lokalkrimi ausmacht: ernsthafte Krimihandlung, viel Spannung und immer wieder Auflockerung durch leichte Dialekteinschübe und die urigen Eigenheiten der Altausseer. Eine echtes Lesevergnügen und eine Entdeckung für mich.

Veröffentlicht am 28.04.2017

Ein gelungener Einstieg

Die Mädchen von Strathclyde
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Jim Daley ist ein junger Streifenpolizist, der sich seine ersten Sporen verdienen will. Nicht ganz einfach bei seinen Vorgesetzten, die eher Lust auf eine ruhige Kugel haben und die Zeit bis zur Pensionierung ...

Jim Daley ist ein junger Streifenpolizist, der sich seine ersten Sporen verdienen will. Nicht ganz einfach bei seinen Vorgesetzten, die eher Lust auf eine ruhige Kugel haben und die Zeit bis zur Pensionierung absitzen möchten.
Als er zu einem Einbruch gerufen wird, findet er die tote Mieterin auf dem Bett. Offensichtlich ein Drogentod, aber es ist die dritte junge Frau, die so gefunden wird, das kann kein Zufall sein.
Durch seine clevere Art macht er den Kriminalbeamten Burns auf sich aufmerksam und darf –leihweise - bei der Kripo mitermitteln.
Die Geschichte ist sehr kurz, als Prequel für einen in Kürze erscheinenden Krimi des Autors gedacht und das Kalkül geht auf. Man bekommt Lust mehr von Daley und seinen Kollegen zu lesen. Der Kurzkrimi ist im Glasgow der 80iger angesiedelt, die Stadt ist weit entfernt vom Image der zukünftigen Kulturhauptstadt. Die Arbeitslosigkeit ist hoch nachdem immer mehr Werften und Industriefirmen geschlossen wurden. Die Stadt ist heruntergekommen und Hotspot für Drogen und Kriminalität geworden. Dieses Zeitbild wird schon auf wenigen Seiten sehr gekonnt in Szene gesetzt und machte für mich mit Reiz der Geschichte aus.
Ein gelungener Einstieg, wie ich finde und ich werde den Autor im Auge behalten.

Veröffentlicht am 19.04.2017

Guernsey - eine Entdeckung

Cyrus Doyle und der herzlose Tod
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Cyrus Doyle ist ein echter „Guernseyman“. Vor zwanzig Jahren hat er die Kanalinsel verlassen um in Paris Karriere bei der Kriminalpolizei zu machen. Er wollte sich von dem übermächtigen Vorbild seines ...

Cyrus Doyle ist ein echter „Guernseyman“. Vor zwanzig Jahren hat er die Kanalinsel verlassen um in Paris Karriere bei der Kriminalpolizei zu machen. Er wollte sich von dem übermächtigen Vorbild seines Vaters lösen, der jahrelang Leiter der Guernsey Kriminalpolizei war. Nun ist sein Vater hinfällig, braucht ihn und auch für ihn wird es Zeit für einen Neuanfang, auch in seinem Liebesleben.
Doch sein Einstand ist überschattet, die Leiche seines Vorgängers wird gefunden, es deutet alles auf eine Art Rache – oder Sühnemord hin. Kurz danach gibt es zweiten, auf die gleiche Weise hingerichteten Polizisten und auch Cyrus gerät in das Visier des Täters. Hat es was mit alten Seilschaften der Beamten während der deutschen Besatzung zu tun? Auch in amourösen Dingen gerät Cyrus in einen Wirbelsturm, seine erste Liebe ist wieder Single und war auch Anwärterin auf den Posten als leitende Kriminalbeamtin, seine Freundin aus Kindertagen übt ebenfalls einen verführerischen Reiz auf ihn aus und seine Ex-Freundin aus London hat ihn auch noch nicht aufgegeben. Kein leichter Beginn für Doyle.
Guernsey als Schauplatz eines Krimis, aus der Feder eines deutschen Autors, reiht sich ein in die Kriminalromane, die ich „Urlaubskrimis“ nenne. Die Landschaft spielt eine sehr große Rolle, mit zauberhaften und kenntnisreichen Beschreibungen der Insel, die sofort Lust auf die Kanalinseln machen. Fast exotisch wirkt das Setting. Dazu kommen die Ausflüge in die Geschichte der Insel, nicht nur während der deutschen Besatzung, sondern auch in die Zeit der großen Piraten- und Schmugglerkapitäne. Im Plot vermischt sich Privates und Verbrechen zu einer spannenden Handlung. Cyrus Doyle, ein attraktiver Mann mit einem Faible für schnelle Autos – seine Sportwagenmarke musste ich erst googeln – ist eine Figur, mit der man sich durchaus auch weitere Fälle vorstellen kann. Das Buch ist flott und unterhaltsam geschrieben, ein gelungener Krimi, der solide aufgebaut ist. Für mich gab es ein oder zwei Logikmängel, die aber durch das Tempo gut ausgeglichen wurde.
Ein wirklich unterhaltsamer Urlaubskrimi und keine schlechte Werbung für Guernsey.

Veröffentlicht am 18.04.2017

Leon Ritter ermittelt wieder

Gefährlicher Lavendel (Ein-Leon-Ritter-Krimi 3)
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Dr. Leon Ritter lebt nun schon einige Jahre in Le Lavandou in der Provence. Er hat sich für ein Leben in der Heimat seiner Mutter entschieden und arbeitet als Rechtsmediziner im Krankenhaus. Seine Arbeit ...

Dr. Leon Ritter lebt nun schon einige Jahre in Le Lavandou in der Provence. Er hat sich für ein Leben in der Heimat seiner Mutter entschieden und arbeitet als Rechtsmediziner im Krankenhaus. Seine Arbeit bringt ihn immer wieder mit Kriminalfällen in Berührung, verstärkt auch dadurch, dass seine Freundin Isabelle bei der Polizei arbeitet.
Im nun dritten Fall liegt der Körper des seit einigen Tagen vermissten Richters Lambert auf seinem Tisch. Viele Spuren deuten auf eine extreme Art von Folter hin, es bleibt nicht bei einem Folteropfer und Leon Ritter mischt sich auf seine unkonventionelle Art in die Ermittlungen ein.
Der Rechtsmediziner als Ermittler auf Spurensuche bietet sich im Krimi häufig an, er sieht Spuren, die in die Polizeiarbeit einfließen können, er hat die Möglichkeiten auch außerhalb des Polizeiapparats zu ermitteln. Besonders, wenn er durch persönliche Bindungen auch noch an Insiderinformationen kommt. Ritter setzt sich oft über die kleinlichen Zuständigkeitsstreitereien zwischen Kriminalpolizei, Gendarmerie und Staatsanwaltschaft hinweg und lässt die obrigkeitshörigen, immer nach Paris schielenden Beamten oft alt aussehen. Das gefällt mir an den Provence-Krimis von Remy Eyssen.
Auch der schöne Landschaftshintergrund spielt dabei eine Rolle. Le Lavandou hat alle Vorzeige der südfranzösischen Küste, ohne so quirlig zu sein, wie die Hot Spots Saint Tropez und der Cote d’Azur. So findet er zum Beispiel beim abendlichen Boulespiel oder bei einem Café Creme in einer Bar mit den Alteingesessenen Hinweise, die ihm den entscheidenden Vorsprung bei den Ermittlungen geben. Die kleinen Querelen zwischen dem unbequemen Deutschen und den französischen Beamten habe ich immer sehr gern gelesen. Spaß haben mir auch die Ausflüge ins Privatleben gemacht, Leon kommt bestens mit der pubertierenden Tochter seiner Lebensgefährtin zurecht, was immer wieder zu amüsanten Wortgefechten führt, wenn Isabelle die strenge Mutter geben möchte.
Der Kriminalfall ist aber ernst und das Thema geht unter die Haut. Es bleibt nicht nur beim Urlaubsfeeling in der Provence. Die Ermittlungen führen Leon Ritter durchaus in gefährliche Situationen, die sehr spannend geschildert werden und mich lange im Dunkeln gelassen haben.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, die Mischung aus Spannung, Realität und Provence-Atmosphäre ist gut gelungen.