Opfer oder Täter?
Der VerfolgerWenn ich die Psychothriller von John Katzenbach betrachte, ist dies immer mit einem gewissen Respekt verbunden.
Er legt sehr viel Detailreichtum in seine Werke, mit sehr viel Finesse und großem Spielraum ...
Wenn ich die Psychothriller von John Katzenbach betrachte, ist dies immer mit einem gewissen Respekt verbunden.
Er legt sehr viel Detailreichtum in seine Werke, mit sehr viel Finesse und großem Spielraum für Aspekte, die man so wohl nicht in Betracht ziehen würde.
Vor Jahren war “ Der Patient “ ein sehr großer Erfolg, der auch mich begeisterte.
Wer hätte gedacht, dass es mal einen zweiten Band geben würde und dann noch nach so langer Zeit?
Ich mit Sicherheit nicht. Umso erfreuter war ich dennoch ,dass der Psychiater Dr. Frederick Starks zum zweiten Mal als Hauptakteur in Erscheinung trat.
Aber ist es das letzte Mal?
Ich mag den Schreibstil des Autors total gern.
Einnehmend, fesselnd und einfach sehr atmosphärisch.
Ich muss gestehen, in diesem Band hat Mrs. Heath allen die Show gestohlen. Sie war mein persönliches Highlight.
Charmant, raffiniert und einfach unglaublich großartig.
Das Zepter hält jedoch Ricky alias Dr.Frederick Starks in der Hand. Da wir ausschließlich seine Perspektive erfahren, erhalten wir sehr detaillierte Einblicke in sein Gedankengut. Was überaus faszinierend und interessant ist, aber manchmal auch sehr anstrengend. Da der Autor sich in ausführlichen Details förmlich austobt, was dem Ganzen manchmal etwas das Tempo nimmt und man eigentlich möchte, dass er endlich mal zum Punkt kommt.
Die Nebencharaktere, sofern es denn welche sind, sind sehr authentisch und greifbar in ihrer Ausarbeitung. Es gelang mir ohne Mühe ,mich in sie hineinzuversetzen.
Der Einstieg war einfach furios und ich war wirklich begeistert. Leider flaute das Ganze dann erstmal etwas ab, da man ja das grandiose Psychoduell zwischen den Widersachern erstmal in Gang bringen möchte.
Leider dauert das etwas ,da es auch hier allzu ausschweifend wird und ich mich damit tröstete, dass der wichtige Punkt bestimmt bald kommt.
Dazu gliedert der Autor sein Buch in drei Teile, was gut und wichtig ist.
Um das Ganze auch verstehen zu können.
Es wäre natürlich besser, den Vorgänger zu kennen, man kann es allerdings auch ohne Vorkenntnisse lesen, da immer wieder Rückblenden erfolgen.
Ich stehe diesem Werk doch sehr zwiespältig gegenüber. Denn zum einen ist es unglaublich genial und einfallsreich, was er hier zu Papier gebracht hat.
Aber zum anderen hat es leider auch so seine Längen.
Als Leser kämpft man vordergründig an Rickys Seite. Weil man ihn mag und er auf der richtigen Seite kämpft.
Man spürt seine Zweifel und Ängste nur allzu intensiv, zumal hier wirklich auch Unschuldige in die Schusslinie geraten und man noch mehr von Rickys Gerechtigkeitssinn überzeugt ist.
Aber irgendwann muss man sich fragen, wer das Opfer und wer der Gejagte ist.
Wie schmal ist der Grat zwischen Gut und Böse?
Wie leicht kann man auf die Gegenseite rutschen, wenn man nicht aufpasst.
Ohne Zweifel zieht der Autor ein gigantisches und nervenaufreibendes Psychoduell auf, dass mich oft sprachlos gemacht hat.
Dabei legt er vor allem Wert auf die psychologischen Aspekte und das sehr detailliert.
Aber auch die Menschlichkeit erhält sehr viel Spielraum und macht klar, mit was für Menschen wir es hier zutun haben.
Ein perfekt ausgeklügeltes Schachspiel, bei dem nur einer gewinnen kann.
Die Wendungen waren wirklich heftig und haben mich beklommen und schockiert zurückgelassen.
Zumal an Finesse und Manipulation nicht gespart wird.
Dafür wird man mit feinfühligen Momenten auf der zwischenmenschliche Ebene belohnt.
Es ist erstaunlich wie viel zu ertragen, der Mensch imstande ist. Wenn es um das eigene Überleben geht. Wie sich der Kopf vom Erlebten abkapselt, um nicht gänzlich zerstört zu werden.
Es gab Momente, die mich wirklich berührt haben.
Doch das Psychoduell geht gnadenlos weiter und der Showdown hätte mich wohl kaum sprachloser machen können.
Ich wusste ehrlich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
Ein gezielter Schlag, der perfekt saß und gleichzeitig damit einen Gewissenskonflikt löste. Der Abschluss fügt sich nahtlos ein und konnte mich besänftigen.
Doch nun die viel wichtigere Frage, ist es das Ende?
Fazit:
Mit dem zweiten Band der Reihe rund um Dr. Frederick Starks legt John Katzenbach ein grandioses Psychoduell hin, das mit Wendungen und Überraschungen nur so um sich schmeißt.
Eine geniale Idee mit einfallsreichen Twists umwoben, ich war durchgängig sprachlos und schockiert wie raffiniert und gleichzeitig skrupellos hier zu Werke gegangen wurde.
Vor allem stellt er eine sehr wichtige Frage in den Raum.
Bin ich Opfer oder Täter?
Ein zweiter Band der mich immens begeistert hat, aber durch sein Detailreichtum auch seine Längen hatte.
Ich bin gespannt, ob noch mehr kommt.