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Veröffentlicht am 27.05.2022

Bräutigam gesucht...

Wie man sich einen Lord angelt
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Jane Austen meets Georgette Heyer – mit „Wie man sich einen Lord angelt“ hat Sophie Irwin den Auftaktband zu einer Regency – Romance – Reihe vorgelegt.
Worum geht’s?
- England, 1818: Die Dorfbewohnerin ...

Jane Austen meets Georgette Heyer – mit „Wie man sich einen Lord angelt“ hat Sophie Irwin den Auftaktband zu einer Regency – Romance – Reihe vorgelegt.
Worum geht’s?
- England, 1818: Die Dorfbewohnerin Katherine „Kitty“ Talbot steht vor den Trümmern ihrer Existenz, als der Beau Charles Linfield ihr nach zwei Jahren (!) Verlobungszeit den Laufpass gibt. Sie muss nicht nur den eigenen Lebensunterhalt verdienen, auch ihre vier Schwestern wollen nach dem Tod des hochverschuldeten Vaters versorgt sein.
Als die Londoner Ballsaison beginnt, fasst die scharfzüngige Protagonistin einen perfiden Plan – Lord Radcliffe ist genau der Richtige, wenn es darum geht, die Talbot – Schwestern vor dem gesellschaftlichen Aus zu bewahren. Doch Katherine hat die Rechnung ohne den ältesten Radcliffe – Spross gemacht…

Spätestens seit Shakespeares „Much Ado About Nothing“ begeistern Herzeleid und witzige Wortgefechte die Leserinnen und Leser.
James Radcliffe möchte nicht, dass sein treudoofer Bruder Archie von Talbot ‚gekapert‘ wird. Wenn er Kitty Paroli gibt, ist das sehr unterhaltsam, aber ich hatte beim Lesen das eine oder das andere Déjà-Vu, weil die Autorin natürlich bekannte und beliebte Genre – Versatzstücke verwendet (man merkt, dass die story auch eine Hommage an Austen ist, stilistisch ist sie leider näher an ‚Bridgerton‘) – der treue Vierbeiner, ein Sidekick etc. Doch sie fügt der Geschichte auch eigene Facetten an. „Wie man sich einen Lord angelt“ ist daher eine nette Lektüre für Zwischendurch, ich hätte mir allerdings mehr Tempo gewünscht, an Sophie Irwins Stelle hätte ich Band 1 des „Lady ‘ s Guide“ (‚The Rules‘ sind nur ein müder Abklatsch dagegen) stellenweise gestrafft und mir eine pointiertere, weniger schablonenhafte Figurenzeichnung überlegt. Die kleinen Schwächen des Romans sind sicher der Tatsache geschuldet, dass es sich bei „Wie man sich einen Lord angelt“ um einen Debutroman handelt.

Fazit:

Sophie Irwins Erstling ist ein Schmöker, der für kurzweilige Unterhaltung sorgt und ohne „steamy“ Passagen auskommt, es wird auch nicht unbedingt ein Romantik-Feuerwerk abgebrannt – doch es gibt definitiv Szenen für’s Herz. Man darf auf Band 2 gespannt sein!


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Veröffentlicht am 27.04.2022

gelungene Fortsetzung

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
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Erzählfreude pur - mit der „Totengräber“ – Reihe entführt Oliver Pötzsch den Leser ins Wien
des neunzehnten Jahrhunderts. Felix Austria! Vorab kann schon verraten werden, dass
auch diese Fortsetzung ...

Erzählfreude pur - mit der „Totengräber“ – Reihe entführt Oliver Pötzsch den Leser ins Wien
des neunzehnten Jahrhunderts. Felix Austria! Vorab kann schon verraten werden, dass
auch diese Fortsetzung gelungen ist.
Worum geht’s?


Wir schreiben das Jahr 1894. Der distinguierte Inspektor Leopold von Herzfeldt ist wieder in Aktion. Ein renommierter Ägyptologe ist tot aufgefunden worden. Pikant: Seine Leiche befindet sich im Kunsthistorischen Museum, einbalsamiert in einem Sarkophag. Dieses Detail macht auch Augustin Rothmayer neugierig – der Tod ist buchstäblich sein Metier, er möchte alles über das Konservieren von Verstorbenen erfahren. Zwar ist der Totengräber vom Zentralfriedhof ein Eigenbrötler, doch schenkt der belesene, kluge Hobbyautor den Gerüchten rund um einen ominösen Fluch keinen Glauben –in seinen Augen muss ein Mord geschehen sein. Auch die Tatortfotografin Julia Wolf lässt sich nicht hinter’s Licht führen, und bald schon überschlagen sich die Ereignisse …

Die Reihe liest sich einfach gut! Zwar verwendet der Autor auch bekannte und beliebte Erzählelemente (ein Hochdeutsch parlierender „Piefke“ in Wien, Klassenunterschiede, Helden & Außenseiter), doch es gelingt ihm, der spannenden Geschichte einen ganz eigenen Touch zu verleihen. Histofans kommen hier voll auf ihre Kosten, obwohl die story nicht ganz ohne Längen auskommt. Stellenweise hätte ich das Ganze als Autor ein wenig abgekürzt. Die Atmosphäre des neunzehnten Jahrhunderts (Spiritismus!) wird gut eingefangen, schillernde Figuren agieren vor traumhaft-schauriger Kulisse.
Es bleibt natürlich nicht bei einem Todesfall– als reihenweise junge Männer aus den Randbezirken Wiens ermordet werden, ist klar, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt (hier musste ich an die Netflix – Serie „The Alienist“ denken. Sie basiert auch auf einer Buchvorlage ).
Der historische Kriminalroman ist stellenweise morbide und nichts für schwache Nerven. Die Figurenzeichnung und die Charakterisierung der handelnden Personen ist jedoch schwer zu toppen, der Roman ist ferner ein Sittengemälde. Auch die Geschichte des Antisemitismus wird tangiert, antijüdische Ressentiments gab es schon vor Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Wer noch nichts von den berühmt – berüchtigten (inhumanen!) `Völkerschauen` gehört hat, kann hier noch etwas lernen.
Über das Nachwort des Autors habe ich mich besonders gefreut.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Abenteuer in Oz

Papier & Blut
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Mit „Papier und Blut“ hat Kevin Hearne den zweiten Band aus der Reihe „Die Chronik des Siegelmagiers“ vorgelegt. Gewidmet ist es den „Aussies“. Ich habe mich über das Glossar am Ende der Geschichte gefreut. ...

Mit „Papier und Blut“ hat Kevin Hearne den zweiten Band aus der Reihe „Die Chronik des Siegelmagiers“ vorgelegt. Gewidmet ist es den „Aussies“. Ich habe mich über das Glossar am Ende der Geschichte gefreut.
Der erste Band gefiel mir richtig gut – bei Kevin Hearne gibt es keine Altersdiskriminierung, der Autor sagt dem Jugendwahn in der Unterhaltungsliteratur den Kampf an. Sein Protagonist Al McBharrais aus Glasgow ist schon etwas älter, aber er ist trotz mancher Wehwehchen gewitzt und schlau! Als „Siegelmagier“ kann er magische Siegel – aka Zaubersprüche – erschaffen. Die Signal – App ist auch wieder am Start. Der Versuch, einen Nachfolger auszubilden, geht jedoch gründlich daneben – die Lehrlinge verschwinden (siehe Band eins!).
Als wieder eine Person verschollen ist, muss Al nach Australien aufbrechen. Mit von der Partie sind die schlagfertige Nadia, Buck Foi (Achtung Wortspiel), der fluchende Hobgoblin & ein Druide und sein treuer Hund Oberon. Alte Bekannte lassen grüßen. (Es handelt sich bei der Serie rund um Al streng genommen um einen ‚Ableger‘ der populären „Eiserne[n] Druide[n]“ – Reihe von Kevin Hearne. Obwohl ich diese vor der Lektüre nicht kannte, hatte ich keine Verständnisschwierigkeiten).
Man muss den Auftaktband aus der „Chronik des Siegelmagiers“ nicht gelesen haben, wenn man sich in dieses Fantasy – Abenteuer stürzen möchte. Zu Beginn der Geschichte gibt es nämlich ein „was bisher geschah“, also eine Zusammenfassung der Ereignisse aus „Tinte und Siegel“, was auch ein wenig an TV – Serien erinnert. Und es geht auch einigermaßen cineastisch in „Papier und Blut“ zu: Der Roadtrip ist ein wilder Ritt, Kevin Hearne brennt ein wahres Action – Feuerwerk ab. Unsere Helden müssen gefährliche Situationen meistern, doch es gelingt ihnen, mit einem blauen Auge zu entkommen. Dieser Aspekt der Geschichte gefiel mir nicht so gut, für meinen Geschmack hätte es ruhig ein wenig komplizierter und weniger smooth sein dürfen. Es gibt einen Hauptplot und diverse Nebenhandlungen (meines Erachtens schweift der Autor ab). Davon abgesehen hat mich „Papier und Blut“ aber prima unterhalten, und ich habe Lust bekommen, auch „Gehetzt: Die Chronik des Eisernen Druiden“ zu lesen.



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Veröffentlicht am 22.02.2022

"Sisi" .... - "Franz!"

Sisi - Kaiserin wider Willen
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Band 7 der Reihe „Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe“ konnte mich leider nicht überzeugen.
„Jane Austen und die Kunst der Worte“ von Catherine Bell war für mich in erster Linie eine Fleißarbeit. ...

Band 7 der Reihe „Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe“ konnte mich leider nicht überzeugen.
„Jane Austen und die Kunst der Worte“ von Catherine Bell war für mich in erster Linie eine Fleißarbeit. Ich habe mich nach dieser Enttäuschung dennoch auf Band acht gefreut. Gut, dass ich der Reihe noch eine Chance gegeben habe – Allison Patakis „Sisi – Kaiserin wider Willen“ hat mich prima unterhalten, auch wenn ich mich stellenweise an die Romy – Schneider – Filme (guilty pleasure!) erinnert fühlte. Der Abstecher ins neunzehnte Jahrhundert macht Spaß. Allison Patakis Handwerk ist die Literaturwissenschaft, sie arbeitete auch als Journalistin, ihre Historienromane sind auf starke Frauen fokussiert.
Der Stil der Autorin ist angenehm eingängig und wunderbar bildhaft! Pataki versteht es, das Kopfkino der Leserin (oder das des Lesers) anzukurbeln, majestätische Berglandschaften treffen auf bayerische Wiesen. Die Figuren sind lebendig und farbenfroh gestaltet, beim Lesen spürte ich förmlich die Verzweiflung von Elisabeths Schwester Helene, als diese verheiratet werden sollte. Der schwärmerische Erzählton hat mich nicht gestört, es gibt interessante Einblicke in das Leben der Kaiserin (man erfährt unter anderem, dass „Ein Sommernachtstraum“ Sisis Lieblingsstück war), natürlich taucht die „böse“ Schwiegermutter auf, das Ganze wirkt daher fast wie ein Märchen, aber die Passagen über Hof und Zeremoniell fand ich recht erhellend. Felix Austria! Ein „Spannungskracher“ ist der Roman jedoch nicht, er muss es in meinen Augen auch nicht sein.
Der Name ist Programm: „Sisi – Kaiserin wider Willen“ will primär unterhalten, daher sollte man keine hundertprozentige Faktentreue oder eine wasserdichte historisch – kritische Methodik erwarten. Berührungsängste werden definitiv abgebaut. Die Romanbiographie lädt zum Träumen ein & animiert dabei „zum Weiterlesen“, ich habe jedenfalls Lust auf eine Biographie aus der Feder eines Geschichtswissenschaftlers (m/F) bekommen!

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Veröffentlicht am 22.12.2021

Callie& Leigh

Die falsche Zeugin
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„Die falsche Zeugin“ ist ideal für Leute, die keine Reihen mögen. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen & virtuos konzipiert, es gibt keine losen Handlungsfäden.
Worum geht’s?
Leigh ist eine erfolgreiche ...

„Die falsche Zeugin“ ist ideal für Leute, die keine Reihen mögen. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen & virtuos konzipiert, es gibt keine losen Handlungsfäden.
Worum geht’s?
Leigh ist eine erfolgreiche Anwältin, ihre Schwester Callie hingegen lebt am Existenzminimum. Callie ist suchtkrank. Die Frauen eint ein gemeinsames Schicksal – sie erlebten in ihrer Kindheit Schreckliches, waren Opfer von Missbrauch und Gewalt. Jahre später haben sie sich nichts mehr zu sagen. Die eine lebt den amerikanischen Traum, die andere ist eine Außenseiterin. Leigh glaubt, das Trauma überwunden zu haben, doch als sie den Fall des Vergewaltigers Andrew Tenant übernimmt, reißen alte Wunden auf - Leigh ist keine Unbekannte für den Klienten. Für die Schwestern beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit & sie müssen ihr gestörtes Verhältnis zueinander kitten, um zu überleben…

Der Name ist Programm bei Karin Slaughter. Auch ihr neuer Thriller ist nichts für zartbesaitete Leser und Leserinnen. Routiniert entwirft die Autorin eine spannende Geschichte mit einem abwechslungsreichen plot. Obwohl man manche Elemente bereits aus anderen Exemplaren des Genres kennt, gelingt es Slaughter, diese geschickt zu kombinieren. Hier versteht jemand sein Handwerk, wie immer ist Slaughters Strukturierung der story grundsolide. Die Figuren sind top ausgearbeitet, teilweise fällt eine Identifikation mit ihnen jedoch schwer, was nicht bedeutet, dass man als Leser/in nicht mit ihnen mitfiebert. Nicht alle sind Sympathieträger oder Sympathieträgerinnen (wie könnte es im Thrillergenre anders sein?), aber Callie muss man trotz ihrer Fehler ins Herz schließen. „Die falsche Zeugin“ ist ein Einzelband, der definitiv nichts für schwache Nerven ist! Vor dem Hintergrund der Pandemie entwirft die Autorin einen plot, der an Brutalität kaum zu überbieten ist. Daher ist der Stand – Alone – Roman am Puls der Zeit; dies ist wahrscheinlich nicht jedermanns Sache. Die nicht-lineare Erzählweise gefiel mir sehr gut, da peu à peu ein Gesamtbild aus Vergangenheit und Gegenwart entsteht, nichts ist langweiliger als ein Krimi, der chronologisch angeordnet ist. Man muss als Leser/in allerdings etwas Geduld mitbringen, dann wird man mit einem ‚Spannungskracher‘ belohnt.

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