Spannender Roman, aber wenig weihnachtlich…
Lady Virginia reist anlässlich ihres 100. Geburtstags mit ihrem Enkel zurück in ihr ehemaliges Zuhause nach St. Michael’s Mount. Durch die eintretende Flut müssen die beiden warten, bis sie weiterfahren ...
Lady Virginia reist anlässlich ihres 100. Geburtstags mit ihrem Enkel zurück in ihr ehemaliges Zuhause nach St. Michael’s Mount. Durch die eintretende Flut müssen die beiden warten, bis sie weiterfahren können und so erinnert sich Virginia an ein Weihnachtsfest im Jahr 1899.
Sie erzählt uns dann von der jungen Virginia, ein aufgewecktes Mädchen, das neugierig aufs Leben ist. Sie ist das erste Mal verliebt und muss erkennen, dass Liebe nicht immer rosarot ist. Dabei ist sie aber nicht blauäugig, sondern erkennt schnell, worum es dem Duke, also ihrem Freund Freddie wirklich geht, nämlich um einen sagenumwobenen Edelstein. Virginia ist äußerst sympathisch und super aktiv. Sie ist intelligent und geht gern neue Wege. Und in dem recht kurzen Zeitraum, in dem die Geschichte spielt, macht sie auch schon eine nachvollziehbare Entwicklung durch. Ich fand Sie auf Anhieb sympathisch und sie hat mich so einige Male zum Schmunzeln gebracht.
Freddie mochte ich nicht so. Im ersten Moment dachte ich noch, naja, eben ein junger Mann, der noch nicht so richtig weiß, was er will. Als dann aber seine wahren Absichten klar wurden, wurde er zunehmend unsympathischer.
Charlie mochte ich dagegen sofort. Er hat das Herz am rechten Fleck und kämpft immer für das Gute. Dabei scheint er sehr bedacht vorzugehen. Für meinen Geschmack fehlen ihm aber ein paar Ecken und Kanten.
Auch alle anderen Figuren fand ich gelungen, obwohl ich mit Virginias Schwester irgendwie gar nicht warm geworden bin.
Die Handlung hat mir sehr gut gefallen. Es war durchweg spannend und ich wollte gar nicht aufhören zu lesen. Trotzdem muss ich gestehen, dass ich vordergründig von einer Liebesgeschichte ausgegangen war. Die gibt es auch, doch läuft diese für meinen Geschmack zu sehr im Hintergrund und auch zu glatt ab. Das ist aber nur mein persönlicher Geschmack. Das Ende für Virginia und Charlie mochte ich sehr. Das Ende des Buches fand ich ein wenig befremdlich. Ich konnte zwar die Botschaft verstehen, aber für mich hat es nicht so wirklich gepasst. Außerdem wurde mir alles etwas zu schnell abgehandelt. Für mich hätte es etwas ausführlicher sein können.
Den Schreibstil fand ich toll. Alles liest sich locker und flüssig. Der Ausdruck passt zum Genre und zur Geschichte. Die Dialoge sind authentisch und unterhaltsam. Die Beschreibungen der Settings und die atmosphärischen Beschreibungen haben ein Bild vor meinem inneren Auge entstehen lassen, so dass die Szenerie lebendig wurde. Für meinen Geschmack war aber die Darstellung der emotionalen Ebene etwas enttäuschend. In der Kennenlernphase von Charlie und Virginia hat mir leider jedes Knistern gefehlt und auch sonst konnte ich leider nicht nachvollziehen, wie so schnell eine derartig innige Beziehung entstehen konnte. Genau dafür hätte ich mir persönlich mehr Raum gewünscht.
Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (4/5 Sterne), weil es eine spannende Geschichte mit einer äußerst unterhaltsamen Hauptfigur ist und weil es ein paar schöne Lesestunden garantiert. Ein halbes Sternchen ziehe ich aber ab für die Darstellung der emotionalen Ebene. Hier hätte ich mir einfach mehr gewünscht, so dass man sich besser in die Figuren und deren Beziehungen zueinander hineinversetzen kann. Und ein weiteres halbes Sternchen ziehe ich ab für die fehlende weihnachtliche Stimmung. Allein schon durch den Titel hätte ich mir mehr weihnachtliches Flair gewünscht. Das hat mir aber fast gänzlich gefehlt. Trotzdem hat mir dieses Buch gut gefallen.
Vielen Dank an Maxim Wahl und den Aufbau Verlag für diese Geschichte.