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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2017

vielseitig und einfach nur wunderbar

Beim Griechen
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Hinter dem schlichten Titel verbirgt sich ein ungewöhnliches und spannendes Buch über Deutschland - und über seine Gäste. Der Autor schildert, wie sein Vater als Gastarbeiter nach Deutschland kam und eines ...

Hinter dem schlichten Titel verbirgt sich ein ungewöhnliches und spannendes Buch über Deutschland - und über seine Gäste. Der Autor schildert, wie sein Vater als Gastarbeiter nach Deutschland kam und eines der ersten griechischen Restaurants eröffnete, das sich schon bald großer Beliebtheit erfreute, nicht zuletzt, weil der Wirt nicht nur ein begnadeter Geschichtenerzähler war, sondern auch das Tagesgeschehen pointiert zu kommentieren wusste. Insofern tritt sein Sohn Alexandros mit der gekonnten Erzählweise dieses Buches würdig in die Fußtapfen seines Vaters. Wie virtuos Alexandros Stefanidis die aktuelle Politik mit der Familienchronik verquickt, ist meiner Meinung nach ganz große Literatur. Man erhält einen wunderbar kurzweiligen Abriss der jüngeren deutschen Vergangenheit und erfährt nebenbei, wie es sich wirklich anfühlt, als Ausländer in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Alexandros wuchs sozusagen im Restaurant auf und erlebte das politische und soziale Geschehen aus der Perspektive des Stammtisch-Chronisten. Die Schilderungen der Familiengeschichte sind humorvoll, tiefgreifend und anrührend. Am Ende hat man diese griechische Familie einfach nur gern. Ein ganz vielseitiges, wunderbares Buch!

Veröffentlicht am 09.05.2017

hat mich total überrascht

Die Stadt der Träumenden Bücher
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Nie hätte ich gedacht, dass der Erfinder des "Kleinen A..." so etwas phantastisches schreiben könnte. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich gar nicht wusste, dass es sich um ein und denselben Autor ...

Nie hätte ich gedacht, dass der Erfinder des "Kleinen A..." so etwas phantastisches schreiben könnte. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich gar nicht wusste, dass es sich um ein und denselben Autor handelt, sonst hätte ich bestimmt gleich die Finger davon gelassen. Aber dieses Buch... ! Anfangs war ich noch ein bisschen enttäuscht, dass der Held der Geschichte sich als fetter, hässlicher Lindwurm entpuppte, dann aber ließ mich das Buch nicht mehr los. Spätestens in der Ledernen Grotte war ich ein Fan. Ich las abends beim Abendbrot, als es schon Herbst war und die Abende schon dunkel. Mindestens eine Kerze brannte auf dem gedeckten Tisch. Seitdem heißen diese einsamen und doch so gemütlichen Leseabende bei mir "Holzzeit". Das ist die wunderbarste Wortschöpfung aus der Feder des Walter Moers seit dem Wolpertinger...

Veröffentlicht am 09.05.2017

stimmt einen nachdenklich

Das Sommerbuch
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Ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, wieso Ihr alle in den Sommerferien nichts Besseres zu tun habt, als Euch mit einem schweißtreibenden Blutrünster an den Strand zu knallen… Ja klar, mit einem guten ...

Ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, wieso Ihr alle in den Sommerferien nichts Besseres zu tun habt, als Euch mit einem schweißtreibenden Blutrünster an den Strand zu knallen… Ja klar, mit einem guten Buch bei Meeresrauschen entspannen ist grandios… aber ent-spannen beim Krimi? Das entsagt doch irgendwie der Logik, oder?
Für alle, die mein Unverständnis in einem gewissen Grade teilen und auch auf der Suche nach dem ultimativen entspannenden Strandlesebuch sind: Hier ist es!

Sophia lebt mit ihrem Vater und ihrer Großmutter auf einer Insel. Ungesehen vom Vater, der eher geneigt ist, alles Interessante zu verbieten, erkunden Großmutter und Enkelin heimlich die Insel und tauschen sich dabei mal tiefschürfend, mal amüsant, oft auch beides gleichzeitig, über Gott und die Welt aus. Das Tabuthema Tod wird von dem kleinen Mädchen, das (fast) keine Tabus kennt, so unspektakulär natürlich gestreift, dass es völlig seinen Schrecken verliert. Die Antworten der Großmutter auf die manchmal überraschenden Fragen ihrer Enkelin sind oft liebevoll-schroff; durch ihre lange Lebenserfahrung hat sie gelernt, mit den Launen des kleinen Mädchens barmherzig und gelassen umzugehen. Manchmal schiebt die liebevolle Großmutter aber auch ein wenig Lebensfrust und hat dann einfach gar keine Lust, pädagogisch zu antworten. Und so prallen nicht selten diese beiden Menschen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen streitend aufeinander. Ein sehr ehrliches und ein wenig aus der Sicht der Großmutter geschriebenes Buch, aber auch ein Buch, das immer wieder schmunzeln lässt und das man zwar nach einem Kapitel auch mal aus der Hand legen kann, ohne vor Spannung zu bersten, aber auch jederzeit gerne wieder aufnimmt, um weiterzulesen. Die Kapitel sind kleine in sich abgeschlossene Episoden, wie man es aus Kinderbüchern kennt, die noch ohne hochdramatischen Plot auskommen - aber jedes Kapitel hat für sich so eine raffinierte Geschlossenheit, dass es nie langweilig wird. Insgesamt handelt es sich aber auch nicht um eine lose Aneinanderreihung von Kapiteln; Tove Jansson versteht es durchaus, am Ende einen anfangs begonnenen Kreis zu schließen.

Ein Buch, das nachdenklich und gleichzeitig glücklich macht. Solche Bücher suche ich und bin in diesem Fall fündig geworden.

Veröffentlicht am 09.05.2017

sehr informativ

Auf einen Kaffee mit ... Mozart
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Ein Musikliebhaber aus England trifft in einem Wiener Kaffeehaus zufällig auf den berühmten Komponisten und lädt ihn auf einen Kaffee und zum einem Gespräch über seine Musik ein.

In diesem fiktiven Gespräch ...

Ein Musikliebhaber aus England trifft in einem Wiener Kaffeehaus zufällig auf den berühmten Komponisten und lädt ihn auf einen Kaffee und zum einem Gespräch über seine Musik ein.

In diesem fiktiven Gespräch fasst der Mozart-Experte Julian Rushton unterhaltsam Ergebnisse der aktuellen Mozart-Forschung zusammen. So etwas kann durchaus schief gehen; es ist eigentlich kaum vermeidbar, dass solche Dialoge etwas gestelzt wirken - es gelingt dem Autor hier aber tatsächlich, genau dies zu vermeiden. Abgesehen davon, dass er gut informiert ist - sein Mozart redet unspektakulär normal und natürlich. Nebenbei räumt Julian Rushton mit einer Reihe von Mozart-Klischees auf (zum Beispiel der angeblichen Erzfeindschaft Salieris) und vermittelt eine Menge Wissenswertes über Mozarts Kompositionsweise. Man beginnt, diesem Menschen Mozart gerne zuzuhören, mit seinen Ecken und Kanten, seinem Humor, seiner Ernsthaftigkeit, und man kann sich vorstellen, dass das Gespräch so oder ähnlich wirklich stattgefunden haben könnte.
Durch alle Gespräche hindurch schimmert Mozarts ständige prekäre wirtschaftliche Situation und sein kritischer Gesundheitszustand - der Autor datiert das Gespräch auf einen seiner letzten Lebenstage.

Rushton hat das Gespräch in verschiedene Themen gegliedert (Mozart der Mensch - Mozart und seine Zeitgenossen - Ein ganz normaler Ehemann - Der Komponist bei der Arbeit etc.), denen er jeweils ein paar Sätze mit ergänzenden historischen Fakten voranstellt, was hilfreich ist und im Prinzip den Lesefluss nicht stört. Allerdings - es bleibt nicht bei diesen Mini-Vorwörtern. Viele Köche verderben den Brei - und viele Vorwörter die Leselust - deswegen hätte ich es sinnvoll gefunden, die drei anfänglichen und immerhin 27 Seiten füllenden Vorworte lieber als Nachworte anzufügen. Ich habe sie erst einmal übersprungen, als ich mit der Lektüre begann. Dies kann ich auch jedem anderen Leser nur empfehlen. Vor allem die spirituell-mystische Sichtweise des Sir John Tavener auf den Komponisten ist zwar ein interessantes persönliches Statement eines großen Künstlers, kann aber den Leser auch ganz gut verschrecken, so dass er gar nicht erst zum eigentlichen Inhalt vordringt, sondern das Buch irritiert zur Seite legt.
Diesem ersten Vorwort folgt eine Einführung des Autors, sowie eine Kurzbiographie des Komponisten. Beide sind lesenswert, aber besser hinterher.

Ein sehr kurzweiliges und interessantes Buch. Auch das kleine Format ist praktisch, für die Westen- oder Handtasche, für unterwegs oder zwischendurch bei Starbucks - auf einen kleinen Kaffee mit Mozart eben.

Veröffentlicht am 09.05.2017

einfach nur wundervoll

Die Tage in Paris
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Ein wunderschönes Büchlein. Dies ist mein erstes Buch von Jojo Moyes, und dafür wahrscheinlich nicht besonders typisch, da es eben wirklich nur ein "Büchlein" ist, das vom Umfang her nicht mit ihren anderen ...

Ein wunderschönes Büchlein. Dies ist mein erstes Buch von Jojo Moyes, und dafür wahrscheinlich nicht besonders typisch, da es eben wirklich nur ein "Büchlein" ist, das vom Umfang her nicht mit ihren anderen Werken konkurrieren kann. Beworben wird es als die Vorgeschichte zu "Ein Bild von dir", aber es steht auch ganz wunderbar für sich alleine.
Schon die Aufmachung ist herzerwärmend, beginnend mit einem liebevoll gestalteten Ex-Libris-Passepartout auf der ersten Innenseite, über die gelegentlichen geschmackvollen Farbdrucke, bis hin zu den dezent in lila abgesetzten geschwungenen Kapitelüberschriften.

Sophie und Edouard sind frisch verheiratet, man schreibt das Jahr 1912. Liv und David verbringen ihre Flitterwochen in Paris, der Zeitpunkt: 1998. Beide Geschichten sind aus der Sicht der frischegebackenen Ehefrauen geschrieben und schildern ihre Gefühle - eine schöne Idee, dass nicht Liv, die heutige Protagonistin, aus der Ich-Perspektive erzählt, sondern Sophie, die Ehegattin aus der Vergangenheit. Beide Frauen erleben die eigenen Gefühle für den Ehemann als widersprüchlich und erfahren, dass ihr Partner auch Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften aufweist, die ihnen nicht gefallen. Das stürzt beide Paare in eine Krise, und man darf gespannt sein, ob die Liebe letztendlich größer ist als die zwischenmenschlichen Probleme. Im Mittelpunkt steht ein Gemälde, das beide Geschichten zu einer unzertrennlichen Einheit verwebt und für sehr anrührende Momente sorgt.
Ein kleines Buch für zwischendurch zum Genießen!