Wer mit Irrungen & Wirrungen und offenen Fragen klarkommt, der wird Freude hieran haben!
WitchghostKurzmeinung:
Irrungen & Wirrungen, sowie offene Fragen, die Spannung erzeugen sollen & eher das Gegenteil erreichen. Gut gemeint, nicht so gut gemacht.
Klappentext:
Seit Cass‘ Familie durch dunkle Magie ...
Kurzmeinung:
Irrungen & Wirrungen, sowie offene Fragen, die Spannung erzeugen sollen & eher das Gegenteil erreichen. Gut gemeint, nicht so gut gemacht.
Klappentext:
Seit Cass‘ Familie durch dunkle Magie ermordet wurde, hat sie der Hexerei abgeschworen. Der einflussreiche Hexer Richter Wittmore hat sie bei sich aufgenommen und versucht sie vom Gegenteil zu überzeugen. Sie weigert sich. Als es jedoch zu mehreren mysteriösen Todesfällen in der Gegend kommt und Wittmores Tochter Sarah-Ann versucht, in einer Séance Kontakt mit dem letzten Opfer aufzunehmen, erscheint stattdessen Cass der Geist einer vor langer Zeit hingerichteten Hexe. Und offenbar trachtet jemand auch Cass nach dem Leben. Wem kann sie noch trauen? Dem gut aussehenden Luke, der ihr seine Hilfe anbietet? Oder verfolgt er womöglich ganz eigene Pläne?
Autorin:
Lynn Raven ist das Pseudonym der deutsch-amerikanischen Autorin Alex Morrin. Sie besuchte in Maine die Universität und arbeitete danach bei einer kleinen Zeitung, bevor sie einen Job in Deutschland annahm. Dort arbeitete sie fast 10 Jahre freiberuflich als Journalistin, Übersetzerin und gelegentlich auch als Lektorin. Zurück in den USA fand Raven zur Schriftstellerei. Schon während ihrer Unizeit ist sie an der Phantastik nicht vorbeigekommen. Nach ein paar Job-Aufträgen aus diesem Bereich war die Faszination für die Dark- und Urban-Fantasy komplett geweckt. "Der Kuss des Dämons" wurde 2008 zu ihrem ersten Roman.
Bewertung:
Das Cover spricht mich nicht besonders an, vor allem diese Frauendarstellung nicht. Die junge Frau hier hat große Lippen und die werden auch noch extrem verdeutlich durch das Make up - ganz typisch dieses Frauenbild. Und ob die Augenfarbe echt ist, steht auch zu bezweifeln. Aus diesem Grund mag ich nicht besonders Menschen auf Covern. Natürliche Ausnahmen gibt es, da ist aber auch nichts gestellt. Die Farben und der Hintergrund sind super und passend zur Geschichte. Der Titel ist auch sehr gut gewählt.
Ich wollte dieses Buch gar nicht lesen, weil mich der Klappentext schon abgeschreckt hat. Aber meine kleine Lese-Nuss hat mir so viel davon vorgeschwärmt, dass ich neugierig wurde. Nur wegen ihm habe ich das Buch gelesen.
Nun zur Warnung: Ich hatte keine Nerven, die Lese-Chronik vollzuschreiben, also ist diese Rezension voller Spoiler-Angaben! Es ist eine Geschichte, bei der ich ohne Spoiler meine Kritiken nicht verständlich rüberbringen kann. Wer damit ein Problem hat, hört am besten nun auf zu lesen. Ansonsten gilt: Auf eigene Gefahr!
Dieses Buch lebt von Irrungen und Wirrungen und krampfhaft irritierende Spannungsmacher.
Nach dem Nichtssagendem ersten Kapitel (Die Katze starrte mich an.) lernen wir William kennen, ein Vorfahre von Cass. Er wird ermordet. Dann wechselt die Erzählung von William zu Ann und Cass immer wieder ab. Allerdings ist dann Williams Kapitelerzählung rückwärts, also er wird ermordet, dann beginnt es mit einer Szene vor seiner Ermordung und geht dann chronologisch bis zu seinem Mord über. Hier versucht die Autorin Spannung aufzubauen, indem sie zu Beginn den Mord stellt und erst danach den Verlauf dahingehend erzählt. Das ist okay, war für mich nur zu Beginn etwas irritierend, als ich dann den lebendigen William wieder vor mir hatte. Das ist ein bekanntes Erzählschema. Aber hier zeigt sich eben direkt die Art der Autorin, wie sie mit Wirrungen und Irrungen versucht, Spannung aufzubauen.
Die erste große Verwirrung ist die Beziehung von Vertrauter zur Katze. Hier Luke und Pointers. Die Autorin schreibt das nach Abenteuerfahrt: Erst schreibt sie das so, dass Katze und Vertrauter zwei Wesen sind. Dann kommt die Passage, dass sie suggestiert, beide sind ein Wesen, also Mensch, der sich in Katze verwandelt und zurück. Dann wieder nur als zwei Wesen ... mich hat das echt verwirrt. Das ist in dem ganzen Verlauf so fehlerhaft kommuniziert, grausig. Cass leitet das als Protagonistin weiter. Erst nur die Katze Pointers und Vertrauter Luke, dann sagt sie z.B. dass sie die Katze gesehen hat, aber ohne Luke ... hä?? Du rätselt, was denn jetzt mit Pointers und Luke ist - ist er Pointers? Kann er Pointers Gedanken lesen? Dann folgt irgendwann noch eine wirre Passage, ich schreib das hier auf, um es verständlicher zu machen:
"Und es sollte dir helfen, Luke zu benutzen ..."
...
"... Luke ist ein Vertrauter"
Dieses Mal holte ich scharf Luft. Die Katze. Dieser Bastard. Na warte
(Seite 25/26)
Und an der Stelle auch wieder: Hä?? Wie kommt sie jetzt auf die Katze? Wieso ist Luke ein Bastard? Man versteht es einfach nicht, es gibt keine Erklärung. Und diese Sache zieht sich Seite 174, da klärt Luke sie und uns auf. Bis dahin hatte ich nur genervte Fragezeichen im Kopf. So verwirrend!
Und diese Irrungen und Wirrungen ziehen sich durch den gesamten Verlauf. Wie ich solche Bücher hasse.
Cass hat eine Vision im Park. Glaube ich jedenfalls, denn das hat die Autorin auch wieder so wirr geschrieben. Das ist die zweite Version, die mehr schlecht als recht beschrieben wird, wobei die erste Vision fast total unverständlich ist. Da fragte ich mich auch wieder: Ist das jetzt eine Vision oder nicht? So verunsichert.
Dann bei der Seance ebenfalls eine Vision bzw. den Geist gesehen. Alles mögliche unverständliche schreibt die Autorin wieder ... Sätze wie abgehackt (etwas, das in einer Ecke einer Gruft kauert, Hufen auf Waldboden etc. - was für eine Gruft?? Niemals geklärt worden). Sie sind alle im Dachboden bei der Seance und alle Geräusche wie Lärm, knattern, Wind etc. hört nur Cass und die anderen nicht. Ich bin da nicht ganz durchgeblickt.
In einer Szene sagt einer mehrere Sätze und Wittmores Namen. Cass wiederholt im Laufe der Szene immer nur die Sätze, aber nie den Namen. Was soll das? Es ist eine bedrohliche Szene und Wittmore ist ihr sowieso nicht geheuer, und da denkt sie nie über ihn nach nur über das andere Gesagte, obwohl das der irritierendes Teil des Monologs des Mannes ist?? HÄ???
Cass will Luke den Ring ihres Großvaters geben, es wird aber auch im Nachhinein nie erzählt, wieso. Ich ahnte, dass es was mit Kräften oder der ehre der Vertrauten zu tun hat, das ist aber nur Spekulation von mir. Ich weiß es einfach nicht. Die Hoffnung war, das klärt die Autorin noch auf, will erstmal wieder nur Spannung erzeugen. Leider geht das abermals schief. In einer Nacht will sie den Ring Luke geben, dann folgen andere Szenen und schwupps, sind wir am nächsten Morgen angelangt, wo sie erzählt, sie habe Luke den Ring gegeben. Das wars. Nur diesen einen Satz und Schluß. Und wieder liege ich da und HÄ??? Kurz vorm Ende wird Luke von John, einen Freund von Cass, auf den Ring angesprochen mit "Ich nehme an, du weißt, was das ist?" und Luke antwortet "Ich denke schon." und wieder Schluß. JA, ABER ICH LESERIN WEIß ES NICHT!!!!! Da werde ich echt irgendwann aggressiv, nicht, dass man das hier merkt.
So eine extrem künstliche Szene ist die Muffin-Szene. Cass backt teuflische Muffins, um es ein paar Kerlen heimzuzahlen. Ich weiß echt nicht, wer blöder ist: Cas, weil sie glaubt, die Kerle nehmen von ihr nach dem Kampf im Park einfach ihre Muffins an. Oder die Kerle, die das ohne Zögern tatsächlich tun. Ein HÄ auf andere Art. So eine künstliche Darbietung von Cass Fähigkeiten ...
Dann bekommt Cass noch einem Brief, in dem steht "Eine dreiviertel Meile nördlich von hier.", damit sie sich mit jemanden trifft. Ich dachte sofort: Wo ist das denn, diese dreiviertel Meile nördlich? Cass nimmt das so an als ob das normale Koordinaten wären, mit denen wir im Alltag leben. Sie läuft da einfach in einen Wald rein ... HÄ?? Wer ihr den Brief geschrieben hat, wird auch nicht aufgeklärt. Bleibt auch ein ewiges Rätsel.
Die Autorin stellt Sarah als böse dar, nur im letzten Drittel schwankt es. Erst dann als gute Fee, dann doch wieder böse ... Schleudertrauma im Kopf bei mir. Auch hier versucht die Autorin mit der Darstellung von Sarah Spannung zu erzeugen, auf wirre Weise. Denn da kommt noch der Geist von Catherine ins Spiel, die dann doch gar keine Rolle spielt - HÄ?
Und manchmal ist Cass so schwer von begriff und die Autorin nutzt das auch zur Spannungslage, was aber auch nicht so ankommt, sondern unlogisch. Sarah erzählt Cass ja, dass sie Catherine meint und Cass fragt hinterher für sich, wen Sarah mit sie gemeint hat?? Da habe ich mir an den Kopf geschlagen.
Auch erzählt Luke Cass, dass Anne Freundinnen zur Pyjama-Party eingeladen hat und am Abend meckert Cass, dass Luke ihr hätte sagen können, dass das an dem Abend ist. HÄ? Ja, natürlich, wann denn sonst? Dann hätte er doch "morgen" oder "übermorgen" gesagt!
Auch Pointers bekommt seinen Irrungen und Wirrungen-Auftritt: Erst stellt er sich ihr in den Weg und hält sie davon ab, das Zimmer zu verlassen. Plötzlich springen wir zu der Szene, wo Pointers ihr den Weg zeigt. HÄ??? Wieder so eine Szene, wo Halbwissen fehlt, die wichtigen Übergänge, die einfach übersprungen werden.
Das Ende ist salopp und auch hier gibt es große Übergänge, wo das Dazwischen fehlt und ich erstmal überlegen muss, was los ist, wie bei vielen Szenen zuvor. Vor dem Ende zum Beispiel, wo Cass am Friedhof ist und vor den Resten eines Zaubers steht - und da ist nicht ganz klar geschildert, ob das von ihr stammt oder von davor und sie besucht die Stelle nur ... merkwürdig.
Fazit:
Die Geschichte trieft vor lauter wirr erstellter Spannungsszenen, die mehr verwirren und irritieren als Spannung erzeugen. Dazu dann diese Szenen-Sprünge, wo wichtige Übergänge einfach weggelassen werden und auch wieder irritiert und verwirrt zurücklassen. Also genau das Gegenteil, was die Autorin damit erreichen will. Ich bin schockiert, wie manche das so loben ... Man merkt doch ganz klar; gut gemeint, nicht so gut gemacht. Die Autorin scheint Spannung nicht besonders hinzubekommen. Das Buch hat einen gewissen Sog, weil ab der Hälfte der Verlauf fesselnd wird und Tempo einnimmt. Aber die ständig schlecht erstellten Spannungsbrocken stehen einem wie Stolpersteine im Weg und dämpfen die Lesefreude. Mich hat das stetig aus dem Lesefluss gerissen, weil ich solche Szenen mehrfach lesen musste und gegrübelt habe.
Das Buch insgesamt war anstrengend zu lesen. Durch diese Irrungen und Wirrungen, sowie offenen Fragen, die selbst am Ende gar nicht beantwortet werden, wurde ich immer wieder aus dem Lesefluss gerissen (scheint ein Ritual der Autorin zu sein) und war genervt. Die Idee ist nicht neu, aber dennoch gut, da hätte die Autorin wirklich viel Potenzial spannungsgeladen umsetzen können. Stattdessen hat sie auf künstliche und komplizierte Spannungsmomente gesetzt. Der Humor war zum Teil vorhanden, hat mich aber jetzt nicht so umgehauen, wie meine kleine Lese-Nuss, den ich auch verdonnert habe, diese Rezension zu lesen. Das ist er mir schuldig.
Warum dennoch drei Sterne? Es gibt sehr gute Szenen, die humorvoll und fesselnd sind. Die Irrungen und Wirrungen überwiegen zwar bei weitem, aber da ab der Mitte die Neugier dennoch siegt, möchte ich nicht so kleinlich sein.
'Wenn man das Unmögliche beseitigt, dann muss das, was übrigbleibt - was auch immer das ist - die Wahrheit sein.'
(Seite 270)
Gelesen im Oktober 2021