Dies ist der zweite Roman von Wolfgang Ehemann. Mit Hilmar Hitzler hat er einen widerwilligen Helden erschaffen, der gar keiner sein will, ist oder sein kann.
Er sieht in die Zukunft und erkennt den ...
Dies ist der zweite Roman von Wolfgang Ehemann. Mit Hilmar Hitzler hat er einen widerwilligen Helden erschaffen, der gar keiner sein will, ist oder sein kann.
Er sieht in die Zukunft und erkennt den Tod anderer, den er aber nie verhindern kann. Dadurch fühlt er sich wie ein Versager und ein Duckmäuser, obwohl er weder das eine noch das andere ist.
Trotzdem zeitigt das natürlich negative Folgen für seine Psyche. Schwermut, Melancholie sind dergestalt seine normalen Wegbegleiter.
Das Buch ist aber nicht bedrückend oder niederschlagend, im Gegenteil. Der Galgenhumor gibt dem ganzen noch die gewisse Note in dieser Komposition verschiedener Melodien, die einheitlich eine homogene, harmonische Symphonie bilden.
Könnte Camilla, die er kennenlernt, seine Erlösung wie Ergänzung sein, obwohl sie derart voneinander divergieren?
Auf jeden Fall steht ihm noch so einiges bevor und seine Lebensgeschichte ist eng mit den Wegmarken der Zeithistorie verwoben, die der Autor sehr gut eingebunden hat.
Hilmar ist jedenfalls sympathisch und die Protagonisten überzeugen durch ihre Genese, die realistisch wirkt.
Ein Buch, das nachhallt. Danke, Wolfgang Ehemann!!!!
Nach Prince of Thorns ( Prinz der Dunkelheit ), King of thorns ist dies der letzte Band der Trilogie. Zugegebenermaßen tat ich mich etwas schwer, hineinzukommen, aber das liegt nicht am Autoren, sondern ...
Nach Prince of Thorns ( Prinz der Dunkelheit ), King of thorns ist dies der letzte Band der Trilogie. Zugegebenermaßen tat ich mich etwas schwer, hineinzukommen, aber das liegt nicht am Autoren, sondern an mir selbst, weil ich die Vorgänger nicht kenne.
Jedoch gibt es zu Beginn eine kurze Zusammenfassung und eine Karte. Nur eine Liste der Dramatis Personae habe ich schmerzlich vermisst.
Jorg Ancrath ist nun zwanzig und König von sieben Reichen. Man erfährt hier viel aus seiner Vergangenheit und auch Gegenwart. Diese Erzählstränge sind kongenial miteinander verbunden.
Jorg begibt sich nach Vyene, denn dort in der Stadt der Kaiser, findet alle vier Jahre die Wahl statt. Aber noch niemandem gelang es, den verwaisten Thron zu erlangen.
Jorg will das brechen und es schaffen, Kaiser zu werden. Er hat keine Hemmungen, dazu die verlorene Technologie anzuwenden, die man dem Erbauer Fexler verdankt.
Er ist ein Antiheld, gerissen und sehr intelligent, mutig und resilient. Man folgt ihm in der Vergangenheit auf seiner Reise, die ihm durchaus nutzen soll.
Er hat sehr viele Feinde, den Nekromanten, den Toten König. Jorg hat es geschafft gehaßt und gefürchtet zu sein. Aber dieser Nekromant übertrifft ihn darin noch sogar.
Die Protagonisten sind klug und vielschichtig angelegt. Jorg kann äußerst grausam sein, tötet, wenn es ihm opportun erscheint. Für ihn gilt keine bestimmte Moral und dadurch wird er umso gefährlicher.
Und doch geht von dieser düsteren Gestalt eine gewisse Faszination aus. Das ist die große Kunst von Mark Lawrence, dass er differenziert zu erzählen vermag.
Fesselnd, grimmig, voller Intrigen, Gelüsten nach Rache, unerwarteten Wendungen, voller Action und einem Protagonisten, der trotz seines Verhaltens in den Bann zu ziehen vermag. Teil Eins und Zwei muß ich auch noch lesen. Superb!
Der Bildhauer Peter Klopp ist gestorben. Er kam nicht mehr dazu, die Skulptur des Gelehrten René Just Haüy ( spricht man ah, oui aus )zu vollenden. Wird und soll sie an jenem Basalt weiterarbeiten?
Sie ...
Der Bildhauer Peter Klopp ist gestorben. Er kam nicht mehr dazu, die Skulptur des Gelehrten René Just Haüy ( spricht man ah, oui aus )zu vollenden. Wird und soll sie an jenem Basalt weiterarbeiten?
Sie entdeckt in Vaters Werkstatt einen mysteriösen blauen Kristall, Blauauge, der bereits eine bewegte Geschichte hinter sich hat.
Valentin Haüy hatte diesen der blinden Pianistin Therese Paradis geschenkt, in die er leidenschaftlich verliebt war. Wie kommt dieser nun hierher in die Vulkaneifel?
Eine aufregende Reise beginnt für Hanna selbst nach Paris und für die Leser in verschiedene Zeitalter.
Die Gegenwart ist im Präsens geschrieben und die Vergangenheit im Präteritum. Das ist außergewöhnlich. Die Wechsel der Erzählperspektiven sind geschickt, die Wechsel der Zeitebenen nicht zu abrupt.
Alle Erzählstränge werden zum Ende hin zusammengeführt und nichts bleibt lose hängen. Die Protagonistin erfährt viel über die eigene Familiengeschichte und damit letztendlich über sich selbst. Es es hat etwas Befreiendes und die Brüder Haüy sind ihr Katalysator und Katharsis zugleich. Die Haüys sind übrigens historisch verbürgte Personen.
Das ist sehr gut recheriert und eingearbeitet worden. Hannas Genese überzeugt durch und durch. Die emotionale Komponente geht unter die Haut. Danke, Jasna Mittler für ein Buch voller Herzblut!!!!!
Innerhalb eines Steinkreises von Dartmoor findet eine Party statt. Einige Freunde? nehmen daran teil. Jedoch passiert etwas, was dazu führt, dass Ethan McKennitt absolut fertig im Polizeirevier in Moretonhampstead ...
Innerhalb eines Steinkreises von Dartmoor findet eine Party statt. Einige Freunde? nehmen daran teil. Jedoch passiert etwas, was dazu führt, dass Ethan McKennitt absolut fertig im Polizeirevier in Moretonhampstead auftaucht.
Er sagt aus, dass der Rausch der Drogen ihn dazu verleitet habe, seine beste Freundin Haley Lang auf brutale Art umgebracht zu haben.
Jedoch gibt es keinerlei Hinweise auf diese Tat. Weder am vorgeblichen Platz des Vorkommnisses und seine Freunde bestätigen dies ebensowenig.
Haley fehlt spurlos seitdem, aber das sei ihre Art. DSI (Detective Superintendent ) Loreena MacLaughlan muß unter Druck von oben aufgeben. Sie ist davon überzeugt, dass etwas wahrlich nicht stimmt und Ethans Geschichte mitnichten frei erfunden ist.
Jedoch, einige Jahre später ereignet sich eine Serie weiterer Morde. Ethan währenddessen hat einen harten Kampf hinter sich, es anzunehmen, dass der Mord nie geschah. Er wollte wieder anknüpfen und weiterhin normal leben und dann so etwas!
Die neuen Morde verbinden sich offenbar mit jener speziellen Nacht und Ethan. DSI Loreena bekommt Unterstützung vom norwegischen Ermittler Politibetjent tre Knud Gjengedal, als der Fall international tangiert.
Die Zeit drängt immens. Jemand plant offenbar schon seit geraumer Zeit hinter den Kulissen eine sorgfältig ausgeklügelte Rache. Werden die beiden Polizisten ihn aufhalten können, - jenen Täter?
Zu Beginn gibt es ein Verzeichnis der Dramatis Personae. Sehr gut zur Orientierung. Zunächst ist der Auftakt gewollt verwirrend, aber das ist sehr gut, weil das die Neugier extrem steigert, immerzu weiterlesen zu wollen.
Das Buch hat unerwartete Wendungen, bei denen man sich denkt: Wow! Das haut aber rein! Einen Mangel an Brutalität gibt es ebensowenig, aber das Werk ist nicht bluttriefend.
Loreena und Knud sind mir bereits ans Herz gewachsen und ich mag sie sehr. Die Plastizität sowohl von den Agierenden als auch des Settings ist derart ausgestaltet, dass dies alles homogen authentisch wirkt.
Der Wechsel der Perspektiven, die eingefügten Retrospektiven und die Teile mit Kursivschrift fügen sich zu einem harmonischen Konglomerat zusammen. Die Handlungsstränge laufen geschickt auf ein superbes Ende hinaus.
Die Dichte und die Spannungskurve läßt nichts zu wünschen übrig, weil der Autor die Taktung und das Timbre beherrscht, um das Finstere des Menschen zu enthüllen. Seine Recherchen und sein Einfallsreichtum jedenfalls erschaffen hier ein erstklassiges, sehr lesenswertes Buch. Und von der Haptik, Aufmachung und dem Design her unterscheidet es sich qualitativ kein bißchen von den gängigen "Bestsellern". Danke, Mick Saunter!!!!!
Ich hatte vor circa drei Monaten dieses Buch schon einmal rezensiert, es nun aber noch einmal gelesen. Deswegen habe ich die alte Rezension gelöscht und veröffentliche nun eine revidierte.
Es ist äußerst ...
Ich hatte vor circa drei Monaten dieses Buch schon einmal rezensiert, es nun aber noch einmal gelesen. Deswegen habe ich die alte Rezension gelöscht und veröffentliche nun eine revidierte.
Es ist äußerst spannend sowie fesselnd, über Rumänien und die unheimliche Securitate zu schreiben. Deswegen ist dieser Komplex auch einer meiner bevorzugten Themen meines eigenen schriftstellerischen Schaffens. Andrei Mihailescu weiss, einen zu inspirieren, auf eine faszinierende und düstere Weise.
Der DSS (Departament Securitatii Statului). Es heißt, dass auf fünfzig Rumänen ein Securist (Secu) kam. Wenn man die Einwohnerzahl Rumäniens von 1980 zugrunde legt, ist die Zahl leicht auszurechnen. Geschweige die endlose Schar an informellen Mitarbeitern, von denen allerdings viele zur Mitarbeit gezwungen worden sind
Bukarest 1980: Journalist Ștefan Irimescu ist in seinen Dreißigern, Single und lebt bei seiner Mutter. Das goldene Jahrzehnt Rumäniens ist vorbei und Land wie Leuten geht es immer schlechter, nur nicht der kommunistischen Nomenklatur, natürlich unter seiner Hoheit Fürst Nicolae Ceaușescu und Fürstin Elena.
Ștefan arbeitet für eine renommierte Zeitung und sein Chefredakteur steht hinter ihm – zunächst. Aber die Dinge wenden sich zu seinen Ungunsten..
Verstrickt in einem immer erstickenderen Netz der berechtigten Paranoia, kann man sich wohl zurecht immer und überall beobachtet und verfolgt wähnen. Augen all überall.
Natürlich ist bei dieser Zeitung auch ein Secu nebst eigenen Büro vertreten, der ein scharfes Auge auf alles Unbotmäßige hat. Of!
Ștefan, der in sich einen Rebell verborgen hat, wagt es, kritische Leserbriefe nicht an jenen Offizier weiterzugeben, wie es eigentlich vorgesehen ist. Das ist seine Art des Widerstands, um zumindest etwas Widerstand gegen das System zu leisten.
Allerdings zeitigt das äußerst bittere Folgen für ihn, denn er wird für eine Woche verschleppt, festgesetzt im Gefängnis und von dem DSS gefoltert.
Als er freikommt, lernt er durch Zufall lernt er die Architektin Raluca kennen. Sie bringt den Verletzten ins Hospital.
Sie lernen sich näher kennen und beginnen eine Affäre. Ilie Stancu ist Ralucas Ehemann, aus der Provinz und ein aufstrebender Parteisekretär.
Dieser hat ohnehin Minderwertigkeitskomplexe seiner gebildeten und urbanen Frau gegenüber und kaschiert das dadurch, daß er sie verspottet und fordert, dass sie nach der Geburt des Sohnes zu Hause zu sein hätte. Sie verhielte sich im Namen des Sozialismus für eine Frau unangemessen. Sie habe gefälligst noch die Quote zu erfüllen und vier weitere Kinder zu bekommen.
Er erfährt jedoch und dennoch von jener Affäre seiner Frau mit Ștefan. Er zieht die Scheidung durch. Ein Freund von dem DSS macht ihm ein verführerisches Angebot, wie er an Ștefan Vergeltung üben kann. Der tiefe Fall Ștefans und Ralucas hat damit gerade erst begonnen ...
2015 wurde dieses Debüt von Andrei Mihailescu veröffentlicht. Er ist 1965 in Bukarest geboren und floh 1981, mit seiner Familie, in die Schweiz.
Er hat Informatik, Politikwissenschaften und Ethnologie studiert.
Er schafft es hier, die Beklemmung und Bedrückende jener Epoche exzellent und sehr authentisch wiederzugeben. Es passt, gerade jetzt in diesen Tagen dieses Buch gelesen zu haben, weil sich nun die ( unvollendete ), verratene Revolution von Spätdezember 1989 zum 32. Mal gejährt hatte, was Ceaușescus Sturz und Exekution nach sich zog.
Anfang der 80er Jahre erkannte der im Größenwahn gefangene "Vater" des Landes offenbar nicht, wie er das Volk ausblutete. Kaum noch Lebensmittel, die für alle ausreichten, stundenlanges Anstehen, Schwierigkeiten mit Wärme und Strom.
Und dann überall die unerbittlichen Machtstrukturen, auf die der Diktator noch zählen konnte. Der offizielle DSS ( Securitate ) mit seinen nicht wenigen Mitarbeitern und den bereits zahllosen Spitzeln im ganzen Land. Kein Wunder, dass das dazu führte, dass alles in Auflösung begriffen war, eine auszehrende Krankheit namens Regime.
Und dann das Eingesperrtwerden wegen kleinster Kleinigkeiten, Denunziation, Folter der psychischen und körperlichen Art. Quälende Verhöre, bei denen die betreffende Person nur verlieren konnte. Grausam und inhuman. Nach wie vor steht eine Aufarbeitung dieser Jahrzehnte aus. Lieber wird verdrängt und vergessen, inklusive der verratenen Revolution, über die man ebensowenig sprechen will. Sogar Schreibmaschinen mussten registriert werden, sonst galten sie als illegal und waren mit Gefängnisstrafe zu ahnden.
Dieses Überwachungsapparat und der staatliche Terror hat für immer kollektiv etwas zerstört, das nie mehr heilen kann. Es ist in die Seelen der Menschen damals gedrungen und hat sie im Grunde zerschmettert. Kein Wunder, wenn man dann sogar Angst vor dem eigenen Schatten bekam und absolut niemandem traute. Absolut nachvollziehbar.
Das Buch ist packend und wühlt auf, ist emotional und weist ein unerwartetes Ende auf. Ich mag Ștefan und Raluca sehr. Secus wurden auch das blaue Auge genannt – wegen der blauen Aufnäher auf dem Kragenspiegel und der blauen Umrandung der cascheta (Offiziersmütze).
Andrei Mihailescu schreibt in einem fließenden und becircenden Schreibstil, der durchaus sehr einnimmt. Ein äußerst wichtiges Buch, weil viele über diese Zeit kaum etwas wissen oder über Rumänien wissen. Was schade ist, denn das Land hat viele faszinierende Facetten. Aber leider ist ein Teil des Westens noch zu sehr von sich selbst eingenommen, arrogant und paternalistisch. Zu sehr kreist der westliche Blick um den eigenen, egozentrischen Bauchnabel. Dafür ist aber ein anderer Teil des Westens umso engagierter, wissbegieriger und schaut weit über den eigenen ach so harmonischen Tellerrand hinaus. Wird endlich Zeit, dass ärgerliche Vorurteile, die nicht nur über Rumänien kursieren, sondern insgesamt über Südosteuropa passé sein werden.
Mulțumesc! An Andrei Mihailescu, daß er dieses Buch geschrieben hat. Wäre das schön, das Buch in Rumänisch lesen zu können.