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Veröffentlicht am 30.12.2021

Das Leben des Carl von Linné

Der Mann, der die Welt ordnete
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„...Mir fällt ein, dass heute mein Geburtstag ist. […] Warum man diesen Tag feiert, habe ich nie verstanden. Was hat man denn dafür getan? Das waren doch andere, vor allem die Mutter; der Vater trinkt ...

„...Mir fällt ein, dass heute mein Geburtstag ist. […] Warum man diesen Tag feiert, habe ich nie verstanden. Was hat man denn dafür getan? Das waren doch andere, vor allem die Mutter; der Vater trinkt Schnaps und steht dumm daneben, wenn er noch stehen kann...“

Diese Gedanken gehen den 49jährigen Carl von Linné im Prolog durch den Kopf. Das Zitat zeigt schon, dass es sich bei dem Buch um keine staubtrockene Biografie handelt.
Der Autor erzählt auf humorvolle und teilweise ironische Art das Leben des Carl von Linné. Während er sich dabei zumeist an die historischen Tatsachen hält und diese nur ab und an verfremdet, sieht es mit der Lebensgeschichte seines Widersachers, des Botanikers Johann Georg Siegesbeck, deutlich anders aus. Hier wurde von der Wahrheit extrem abgewichen. Teilweise liest sich sein Leben wie ein Klamaukstück.
Carl ist der älteste Sohn des Pfarrers Nils Linnaeus. Schon bei der Geburt ist sich der Vater sicher, dass sein Junge ebenfalls Pfarrer wird. Die Mutter hofft als nächstes auf ein Mädchen, Sie weiß, warum.

„...Mädchen waren schließlich nützlicher als Knaben. Sie halfen im Haushalt, beim Putzen, Kochen und Wäschewaschen, auch waren sie zahmer und weniger versoffen...“

Viele ihrer männlichen Zeitgenossen sehen das definitiv anders. Wie in der Zeit üblich, war Carls Kindheit eher hart. Schläge waren die Regel, nicht die Ausnahme, zumal der Junge am liebsten seinen Hobby frönte und an keiner Pflanze vorbei kam. Die Schule interessierte ihn höchstens marginal.
In seinem Leben findet Carl immer wieder Menschen, die sein Talent erkennen und ihn fördern und unterstützen. Einer davon ist Rothmann. Ihm hat Carl es zu verdanken, dass er sein Abitur machen könnte.

„...“Wenn es also tatsächlich Carls Bestimmung ist, ein Prediger zu werden, dann soll er eben ein Prediger werden“, sagte Rothmann und, bevor Nils Linnaeus etwas sagen könnte, fügte er schnell hinzu: „Und zwar soll er ein Prediger der Natur werden.“….“

In Carls weiteren Leben geht es mal auf, mal ab. Seine Reise nach Lappland liest sich wie ein fein ausgedachtes Abenteuer.
Gut eingebunden werden verschiedene Zeitgenossen von Linné, sei es der Preußenkönig Friedrich der Große, der Wissenschaftler Anders Celsius oder der Botaniker Herman Boerhaave.
Die Eskapaden, die der Autor Siegesbeck andichtet, lassen ihm Raum, wichtige Stationen der Weltgeschichte einzuflechten. Ich bewundere den Sarkasmus, mit dem die Kriege Friedrich des Großen kommentiert werden.
Carl war von seinem Können überzeugt. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass ihm wissenschaftliche Forschungen wesentlich wichtiger waren als Titel und Ehren. Sein Ziel war es, eine Systematik der Pflanzen und Mineralien zu schaffen, die international verständlich ist. Natürlich gibt es Neider. Er muss sich sagen lassen:

„...Aber vergesst nicht, dass der Wind Euch hart ins Gesicht wehen wird, Und manch Genie gerät schon auf halber Höhe ins Wanken, wenn er auf Kredit zu sensibel reagiert...“

Zu den inhaltsreichsten Teilen des Buches gehört der Anhang. Dort zeigt der Autor auf, welche Namen seiner Freund und Gegner Linné wie im Pflanzenreich verewigte. Im Nachwort wird dann zwischen Realität und Fiktion getrennt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 28.12.2021

Ruth geht ihren Weg

Weil Träume unendlich sind
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„...Die Freiheit war nicht über das Wasser zu erreichen. Sie lag versteckt zwischen zwei Buchdeckeln, wenn sich Wörter zu etwas Ungeheuerlichem zusammenfügten und Gedanken entstehen ließen, die niemals ...

„...Die Freiheit war nicht über das Wasser zu erreichen. Sie lag versteckt zwischen zwei Buchdeckeln, wenn sich Wörter zu etwas Ungeheuerlichem zusammenfügten und Gedanken entstehen ließen, die niemals ausgesprochen werden durften...“

Ruth steht am Strand auf der Insel Usedom. Wir schreiben das Jahr 1965. Eine Flucht über die Ostsee kommt für sie nicht infrage.
Die Autorin hat eine spannende Geschichte geschrieben. Es ist der zweite Band einer Dilogie. Während im ersten Teil Marlies im Mittelpunkt stand, ist es nun Ruth, ihre kleine Schwester.
Das Buch wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen darf ich als Leser das Leben von Ruth verfolgen, zum anderen ringt in der Gegenwart Lena, Marlies` Enkelin, um ihre eigene berufliche und private Zukunft. Gleichzeitig begibt sie sich auf die Spuren von Ruth, zu der die Konatkte in den 60er Jahren abgebrochen sind.
Ruth wurde ein Studium der Naturwissenschaften verwehrt. Also bietet sie Anneliese, einer Mitschülerin, die zum Chemiestudium in Berlin zugelassen wurde, an, mit ihr zu lernen und sich so selbstständig den Stoff zu erarbeiten. Doch der Deal platzt. Ihre Bemühungen um eine Lehrstelle im medizinischen Bereich bleiben erfolglos. Deshalb schickt sie ihr Vater kurzerhand zu einem Bekannten auf die Insel Usedom, der sie zur Forstwirtin ausbilden soll.
Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Ruth ist eine sympathische Protagonistin. Sie stellt sich den Schwierigkeiten des Lebens und macht das Beste daraus. Dabei verliert sie ihr Ziel nie aus den Augen. Im Wald findet sie nicht nur zur Ruhe, sondern auch zu sich selbst.

„...Ihr Herz schlug langsamer, ihr Atem beruhigte sich und die grüblerischen Gedanken waren verschwunden. An diesem Ort grämte sie sich nicht mehr über die Vergangenheit...“

Marlies versucht Ruth in ihrem Sinne zu beeinflussen. Das aber lehnt diese ab. Sie findet es nicht richtig, dass Menschen verletzt werden. die einem nahestehen. Der Graben zwischen beiden wird breiter.
In der Gegenwart recherchiert Lena im Internet. Sie findet nur einen Eintrag mit dem Namen ihrer Tante. Alles spricht dagegen, dass es sich dabei um die richtige Ruth handelt.
Es gibt eine Menge an Gesprächen, die in die Tiefe gehen. Das betrifft sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit. So erklärt Susanne ihrer Tochter Lena:

„...Das ist das Schwerste an der Elternschaft überhaupt: Man will das Beste. Aber was ist das Beste? Das weiß man erst im Nachhinein. Ein Kind zu erziehen, ist, als würde man Lottozahlen ankreuzen. Welche dann gezogen werden, kann niemand beeinflussen...“

Die Autorin versteht es, die Zeitverhältnisse gut wiederzugeben. In der Geschichte steckt eine permanente innere Spannung, die von äußeren Effekten und den unterschiedlichen Ansichten der Protagonisten beeinflusst wird.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 27.12.2021

Piratenkater Pelle wechselt an Land

Pelle Tigerkralle - Großer Lesespaß zum Vor- und Selberlesen mit lustigen farbenfrohen Illustrationen
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„...Bevor die Geschichte anfängt, muss ich die unbedingt Pelle und Kanone vorstellen. Sonst fragst du dich die ganze Zeit: Wer ist dieser rote Kater? Und wer ist dieser dicke Mann […]?...“

Mit diesen ...

„...Bevor die Geschichte anfängt, muss ich die unbedingt Pelle und Kanone vorstellen. Sonst fragst du dich die ganze Zeit: Wer ist dieser rote Kater? Und wer ist dieser dicke Mann […]?...“

Mit diesen Sätzen beginnt ein humorvolles Kinderbuch. Der Piratenkater Pelle und Der Kapitän Kanone verlassen ihr Schiff und ziehen in ein Haus. Erst ist Pelle nicht begeistert. Das Haus aber erinnert in vielen Facetten an das Schiff. Außerdem gibt es die freundliche Nachbarinnen Elke und Elke. Weniger freundlich sind deren Dackel.
Pelle lernt auch ein Einhorn und ein Meerschweinchen kennen. In deren Umgebung wurde der gesamte Garten zerstört. Die Dackel meinen, Pelle sei der Kaputttmacher. Der kann allerdings das Gegenteil beweisen.
Das Buch steckt voller Humor und entwickelt sich nach und nach zu einem Kriminalroman. Denn Pelle, das Einhorn und das Meerschweinchen wollen unbedingt wissen, wer hinter den Zerstörungen steckt.
Jedes Kapitel beginnt mit einer farbigen Überschrift. Danach folgt eine kurze Einleitung, ähnlich wie im Eingangszitat. Sie weist auf das Wesentliche hin, ist in Blau und fett geschrieben.
Die Sprache ist kindgerecht und regt die Phantasie an.
Das Buch ist humorvoll illustriert. Die Zeichnungen enthalten viele Kleinigkeiten, die es zu entdecken gilt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 10.12.2021

Kinderagenten in Aktion

Young Agents – New Generation (Band 3) – Im Visier der Hacker
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„...Was ist das? Mit einem Mal habe ich ein ungutes Gefühl. Keine Ahnung, woher es kommt. Denn ich habe eine Verabredung, wie sie harmloser nicht sein könnte...“

Mit diesen Worten von Tim beginnt ein ...

„...Was ist das? Mit einem Mal habe ich ein ungutes Gefühl. Keine Ahnung, woher es kommt. Denn ich habe eine Verabredung, wie sie harmloser nicht sein könnte...“

Mit diesen Worten von Tim beginnt ein spannendes Kinderbuch. Tim trifft sich mit Maria, weil sie in dem Garten ihrer Eltern zusammen Mathe büffeln wollen. Dort entdeckt Tim ein Baumhais und steigt auf. Als Maria nochmals nach unten gehen will, gibt es einen Knall. Das Gartenhäuschen explodiert. Ihr Glück, dass siesich für das Baumhaus entschieden hatten.
Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Sie wird sehr fesselnd erzählt. Es ist der dritte Teil einer Reihe. Ich kenne die anderen Bände nicht, hatte aber kein Problem, der Handlung zu folgen.
Der Schriftstil sorgt für den hohen Spannungsbogen. Trotzdem ist er für die Altersgruppe angemessen und verständlich. Fachbegriffe wie zum Beispiel Ramsomwaredelikte werden verständlich erklärt.
Tom gehört genau wie Abena und Balu zu einer Gruppe Kinderagenten, die immer dann eingesetzt werden, Wenn Erwachsene zu sehr auffallen würden. Das Besondere am Buch besteht darin, dass jedes Kapitel aus einer anderen Sicht erzählt wird. Jeder der Protagonisten hat dabei seine eigene Schriftart, so dass sich die Teile gut auseinanderhalten lassen.
Schnell stellt sich heraus, dass Marias Eltern von Schutzgelderpressern unter Druck gesetzt worden sind. Die Explosion sollte die Forderung noch unterstreichen.
Die Agenten setzen sich auf die Spur der Erpresser. Obwohl Maria nicht zur Gruppe gehört, äußert sie im Gespräch mit Tim gute Ideen.
Ab und an werden aktuelle Themen diskutiert. Als sich die Kinder überlegen, wie sie an die Erpresser herankommen könnten, geht es um die Kinderarbeit. Abena, die aus Ghana stammt und jetzt in Deutschland lebt, fasst das so zusammen:

„...Man könnte auch sagen: In Ghana müssen die Kinder die Kakaobohnen auf der Plantage ernten, für die die Kinder in Europa dann Fernsehwerbung machen...“

Die Kinder erfahren, dass Schutzgelderpressung nur eine Seite des Geschäftsmodells ist. Die andere geschieht mit den Computer. Es werden Seiten lahmgelegt, um an Geld zu kommen. Das Verfahren, um dafür Mitarbeiter zu rekrutieren, ist sehr raffiniert. Balu lässt sich einschleusen – und ist plötzlich nicht mehr erreichbar.
Es bedarf einiger Tricks, um den Erpressern das Handwerk zu legen. Das Ende wird raffiniert eingefädelt und kommt dann sehr schnell.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es verknüpft aktuelle Probleme mit einer spannenden Handlung und zeichnet sich durch einige Überraschungen aus.

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Veröffentlicht am 08.12.2021

Eine andere Sicht auf den Zweiten Weltkrieg

Pontenilo
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„...Die Leute aus dem Dorf hatten schon lange auf eine schöne Geschichte gewartet. Und als sie sich langsam, aber sicher vor ihren Augen abzuzeichnen begann, wagten sie nach und nach fröhlich zu werden...“

Das ...

„...Die Leute aus dem Dorf hatten schon lange auf eine schöne Geschichte gewartet. Und als sie sich langsam, aber sicher vor ihren Augen abzuzeichnen begann, wagten sie nach und nach fröhlich zu werden...“

Das kleine italienische Dorf liegt abseits. Es kann viele Geschichten erzählen. Jetzt aber bahnt sich eine neue an. Gina, die Tochter des Barons, ist mit Antonio Romanelli befreundet. Der junge Mann studiert Architektur. Noch ahnt keiner, dass die Weltgeschichte ungebremst in das kleine Dorf eindringen wird. Wir befinden uns am Vorabend des Zweiten Weltkrieges.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte spielt einmal in Italien, des weiteren in Südafrika und nicht zuletzt in Kairo, wohin es einen Teil der südafrikanischen Armee verschlagen hat.
Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an.
Während man sich im italienischen Dorf über einen möglichen Krieg unterhält, den dort keiner will, entzweien sich in Südafrika ganze Familien. Rotlitze werden diejenigen genannt, die an der Seite der Alliierten kämpfen. Die anderen fühlen sich zu Hitler und seiner Politik hingezogen. Grund ist die Abneigung der Afrikaaner gegenüber den Engländern. Mittendrin sind die jungen Frauen Klara, Anabell und Christine. Sie beginnen gerade ihre Ausbildung.

„...Annabel ist groß und schlank. Sie hat schöne Beine und goldbraune Haut. Ihr dunkles Haar hat sie normalerweise zu einem Zopf geflochten...“

Naturgemäß zieht Annabel alle Blicke auf sich, auch die von de Wet, Klaras Bruder. In den aber ist Christine verliebt. Ab und an scheint es, als hätte er auch etwas für die junge Frau übrig. Dann wieder gehen seine Augen zu Annabel. Daraufhin fällt Christine eine folgenschwere Entscheidung. Sie meldet sich zur Armee und wird nach Kairo abkommandiert.
Doch es gibt in Südafrika nicht nur die begüterten Farmer. Gerbrand ist in einer armen Familie aufgewachsen. Deshalb hat er auf ein Studium verzichtet und arbeitet im Bergwerk. Jetzt bietet sich ihm eine neue Chance. Er geht ebenfalls zur Armee. Klara erklärt sich das so:

„...Es ist … freier und mit Sicherheit auch ein größeres Abenteuer als in den Bergwerken. Und vielleicht bezahlen sie ihn auch besser...“

Durch seine Briefe aan Klara erfahre ich, wie sich die Armee Südafrikas schlägt. Vor allem die Kämpfe gegen Generalfeldmarschall Rommel spielen dabei eine wesentliche Rolle.
Die Geschichte wechselt zwischen den Krieg im Norden und den Leben der jungen Frauen. In Italien wird Antonio kurz vor Ende des Studiums dienstverpflichtet. ER gerät in Gefangenschaft und muss die in Südafrika absolvieren. Dort wird er zum Brückenbau eingesetzt. Dabei lernt er Klara kennen. Beide fühlen sich an einen anderen Partner gebunden, Antonio an Gina und Klara an Henk. Doch sie können nicht vermeiden, dass es zwischen ihnen mehr und mehr knistert. Tiefgehende Gespräche lehren sie, einander besser zu verstehen. So meint Antonio:

„...Hass wird langsam, aber sicher zu einer beißenden Säure, die dich von innen zerfrisst. Wer hasst, erleidet selbst mehr Schaden als das, worauf der Hass gerichtet ist...“

Die Autorin versteht es sehr gut, die Gefühle der Protagonisten wiederzugeben. Ich denke insbesondere an Christines Einsamkeit in der Armee.
Besonders gefallen mir die politischen Gespräche in dem kleinen italienischen Dörfchen. Sie kommen schnell auf den Punkt und sehen die Lage realistisch.

„...“Das geht sicher genau weiter wie damals mit Napoleon. General Winter wird gewinnen“, prophezeite der Doktor schwermütig...“

Als der Krieg zu Ende geht, gilt es, Entscheidungen zu treffen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier lerne ich den Zweiten Weltkrieg aus einer völlig anderen Sicht kennen.

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