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Veröffentlicht am 27.03.2022

Ich werde nicht zulassen, dass man mir Constantin nimmt. Nicht auch noch ihn!

Das Grand Hotel - Die der Brandung trotzen
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Ich werde nicht zulassen, dass man mir Constantin nimmt. Nicht auch noch ihn!

In einem schlimmen Albtraum wird Bernadette von Plesow eines Nachts mit dem Tod ihres Sohnes Constantin konfrontiert. Zwar ...

Ich werde nicht zulassen, dass man mir Constantin nimmt. Nicht auch noch ihn!

In einem schlimmen Albtraum wird Bernadette von Plesow eines Nachts mit dem Tod ihres Sohnes Constantin konfrontiert. Zwar wähnt die besorgte Mutter ihn nicht in Lebensgefahr, ihm wird jedoch der Mord an Gustav von Kempner zur Last gelegt. Und obgleich Constantin als oberster Chef der Ringvereine in Berlin als machthungriger und völlig skrupelloser Krimineller gilt, geht diese Tat auf das Konto von Erich Lodenwald. Dieser möchte Constantin vernichten und nutzt all seinen Einfluss und seine weitreichenden Verbindungen, um dem lästigen Nebenbuhler den Mord anzuhängen. Bernadette von Plesow ist angesichts der unbeschwerten Haltung ihres Sohnes besorgt, der die bevorstehende Gerichtsverhandlung nicht ernst zu nehmen scheint. Die starke und geschäftstüchtige Hotelbesitzerin war bereits ihr ganzes Leben lang eine Kämpferin, und nun kämpft sie mit aller Kraft für ihren Sohn.

Caren Benedikts Einstieg in den dritten und letzten Band dieser mitreißenden Trilogie gestaltet sich genauso spannend wie dessen Vorgänger. Die Autorin wartet mit einem einnehmenden Schreibstil, einem gut konstruierten Plot, einem geschickten Perspektivenwechsel und detaillierten Beschreibungen von Schauplätzen und Ereignissen auf. Der Spannungsbogen wird konstant hochgehalten, wofür die tödlichen Intrigen in Constantins Einflussbereich in Berlin, aber auch das Erstarken der NSDAP als historischer Hintergrund, verantwortlich zeichnen. In einer Nebenhandlung verbündet Bernadettes verwitwete Schwiegertochter Margrit sich mit den Vertretern der Parteispitze und begeht dabei den fatalen Fehler, die Kaltblütigkeit der Anhänger Hitlers zu unterschätzen. Obgleich das Buch einen stimmigen Abschluss fand, sorgte die Autorin im Epilog auf den allerletzten Seiten für eine völlig unerwartete Überraschung.

Die Handlung schließt direkt an den zweiten Band der Reihe an und beginnt im August 1925, wobei in abwechselnder Folge die Ereignisse in Berlin und in Binz thematisiert werden.

Die einzelnen Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, sie wirken in hohem Maße überzeugend und sorgen für große Emotionen im Buch. Bernadette von Plesow, die nach dem Tod ihres Sohnes Alexander im Vorgängerband resignierte und beinahe ihren Lebensmut verlor, entwickelt angesichts der ausweglos scheinenden Situation Constantins neuen Kampfgeist. Bernadettes Tochter Josephine genießt die enge Beziehung zu ihrer Mutter und das Vertrauen, das diese nun in sie setzt. Während Marie Reidel ihre Liebe zu Constantin immer noch geheim hält, strebt Major Götz Wilhelm nach einer Chance auf ein Leben an der Seite seiner ehemaligen Verlobten Bernadette. In der Person des Grafen von Schelenburg betritt ein gefährlicher Mann den Schauplatz, während alten Bekannten aus den Vorgängerbüchern ebenfalls kleine Nebenrollen zuteilwerden. Meine favorisierte Nebenfigur, der Kriegsveteran und Akkordeonspieler Carl Winkler, macht eine große Entwicklung durch und wagt endlich den Schritt in ein neues Leben.

Fazit: Caren Benedikt ist mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Die der Brandung trotzen“ ein würdiger Abschluss der Grand-Hotel-Trilogie gelungen. Dank des hohen Spannungsfaktors, den ausgeklügelten Plot und großen Emotionen gestaltete sich auch der dritte und letzte Band als Lesegenuss. Ich bin jedoch der Ansicht, dass eine Kenntnis der beiden Vorgängerbände unabdingbar ist, um sämtliche Hinweise zu vergangenen Ereignissen nachvollziehen zu können. Ich bedauerte es, mich nach diesem finalen Band von der Familie von Plesow verabschieden zu müssen.

Sehr gerne vergebe ich fünf Bewertungssterne eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.02.2022

Ein Moment kann das ganze Leben ändern

Der Mut der Frauen
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Ein Moment kann das ganze Leben ändern

„Ein Geheimnis ist eine Bürde. Das Wahren eines Geheimnisses – wenn es doch um so vieles leichter wäre, offen darüber zu sprechen – erfordert Charakter. Und nur, ...

Ein Moment kann das ganze Leben ändern

„Ein Geheimnis ist eine Bürde. Das Wahren eines Geheimnisses – wenn es doch um so vieles leichter wäre, offen darüber zu sprechen – erfordert Charakter. Und nur, wer Charakter hat, verdient das Glück, ein erfülltes Leben zu führen.“ (Käthe Lehmann)

Im Leben der Familien von Falkenbach und Lehmann gibt es brisante Geheimnisse, deren Aufdeckung um jeden Preis verhindert werden muss. Während die drei ehemaligen Kriegskameraden Paul-Friedrich von Falkenbach, Heinrich und Wilhelm Lehmann erfolgreich den Mantel des Schweigens über die dramatischen Ereignisse im Krieg gebreitet haben und auch die Beseitigung von Claras Peiniger durch die Frauen der Familie erfolgreich vertuscht werden konnte, fällt es Elisabeth Lehmann immer schwerer, ihr Geheimnis für sich zu behalten. Elisabeth ist nämlich erneut schwanger und sieht der bevorstehenden Geburt mit großem Bangen entgegen. Denn das Vorgehen des Nazi-Regimes angesichts jeglicher Behinderung, sei es in körperlicher, oder geistiger Hinsicht, ist rigoros. Während die Beziehungen der Frauen immer gefestigter werden, kommt es seit Wilhelms Schlaganfall immer mehr zu einem Bruch zwischen den Lehmann-Brüdern. Leopold scheint nach seiner zehntägigen Inhaftierung aus seinen Fehlern gelernt zu haben, und seitens Erna Behrend und Ewald Langenmüller bahnt sich eine weitere Bedrohung ihren Weg.

Die Autorin erläutert im Nachwort, welche Figuren ihrer Handlung historisch belegt sind, und welche ihrer schriftstellerischen Fantasie geschuldet sind. Die Ereignisse in Deutschland, wo das Vorgehen der Nationalsozialisten drastische Ausmaße annimmt und in der systematischen Plünderung und Zerstörung jüdischer Kauf- und Wohnhäuser eskaliert, die jüdische Bevölkerung misshandelt, und inhaftiert wird, bilden den dramatischen Hintergrund dieser Geschichte. Die Mischung fiktiver und realer Ereignisse macht das Buch zu einer fesselnden Lektüre, die den Leser in die dunkle Zeit des Jahres 1938 zurückführt. Ellin Carsta ist es gelungen, ihre beliebte Saga um diese beiden eng verbundenen Familien durch einen weiteren vortrefflichen Band fortzusetzen, der dem Leser große Emotionen, Abenteuer und Spannung bietet.

Als Ausgangspunkt der Handlung fungiert ein Prolog mit Elisabeth Lehmann als Protagonistin, die mit ihrem Neugeborenen aus einem brennenden Inferno flieht. Der eigentliche Roman beginnt jedoch drei Tage zuvor und schildert die Ereignisse, die zu diesem dramatischen Höhepunkt führen. Da es in diesem Folgeband keine Abbildung der Familienstammbäume gab, hatte ich zu Beginn ein wenig Mühe, mich wieder in die familiären Zusammenhänge einzufinden. Die Anzahl der handelnden Figuren ist zahlreich, doch als begeisterte Leserin dieser Saga vermochte ich mich dennoch rasch zu orientieren. Die Handlung wird in der dritten Person aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei jedes Kapitel mit einem Zitat jener Person beginnt, deren Sichtweise der Leser in Folge erfahren darf. Dies macht es einfach, im laufenden, 21 Kapitel währenden Wechsel die Übersicht zu behalten. Der dramatische Prolog und die Bedrohung durch die NS-Regierung bringen von Beginn an eine gewisse Grundspannung ins Buch. Darüber hinaus sorgen die wachsende Aversion Heinrichs gegen Paul-Friedrich, Leopolds Machenschaften und das tragische Schicksal des Dienstmädchens Inge für weitere Spannungsmomente. Die Autorin setzt ihre Figuren mehrfach großen Gefahren aus und kreiert auf diese Weise laufende Höhepunkte im Buch. Am Ende scheinen sich alle losen Enden zu vereinen, doch Ellin Carsta wartete im Epilog erneut mit einem Cliffhanger auf, der mich vollkommen überraschte und für eine enorme Erwartungshaltung auf den nächsten Band verantwortlich zeichnet.

Der äußerst einnehmenden Schreibstil der Autorin und die glaubwürdige Darstellung ihrer Charaktere sind mir mittlerweile ans Herz gewachsen. Sie versteht es, historische Ereignisse gekonnt mit ihrer fiktiven Geschichte um die von Falkenbachs und Lehmanns zu verweben, tiefe Emotionen zu transportieren und die Leser dazu zu bringen, von der ersten, bis zur letzten Seite mit den Protagonisten ihrer Romane mitzufiebern. Die unterschiedlichen Charaktere sind liebevoll und detailliert gezeichnet, ihre Vorzüge, jedoch auch ihre Fehler und Schwächen authentisch dargestellt. Man bedauert es beinahe, sich nach dem Zuschlagen der letzten Seite wieder von ihnen verabschieden zu müssen.

FAZIT: Mich konnten bislang noch sämtliche Vorgängerbände dieser Buchreihe begeistern und „Der Mut der Frauen“ stellt keine Ausnahme dar. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen, mich durch die interessante Handlung, die spannenden und dramatischen Verwicklungen, große Emotionen und natürlich nicht zuletzt die hervorragend ausgearbeiteten Figuren in den Bann gezogen. Eine Kenntnis der Vorgängerbücher ist aus meiner Sicht jedoch zum tieferen Verständnis unabdingbar. Ich sehe der Fortsetzung dieser Geschichte mit großer Erwartungshaltung entgegen und vergebe begeisterte fünf Bewertungssterne!

Veröffentlicht am 27.12.2021

Liebe, skrupellose Machtgier und Angst – Willkommen in der Familie Borgia!

Im Schatten des roten Stieres
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Liebe, skrupellose Machtgier und Angst – Willkommen in der Familie Borgia!

„Tja, liebe Alessia, die Frauen unserer Familie sind nur Spielfiguren im politischen Machtkampf des Papstes und Cesares.“ (Lucrezia ...

Liebe, skrupellose Machtgier und Angst – Willkommen in der Familie Borgia!

„Tja, liebe Alessia, die Frauen unserer Familie sind nur Spielfiguren im politischen Machtkampf des Papstes und Cesares.“ (Lucrezia Borgia)

Erst nach dem Ableben seiner spanischen Mutter erfährt der bekannte römische Advokat Alvaro de Salvatierra, dass er einem außerehelichen Liebesverhältnis mit Rodrigo Borgia, dem Papst Alexander VI, entstand. Während die anderen Kinder des Papstes - Juan, Herzog von Gandia, Jofré, Prinz von Squillace und Lucrezia, Herzogin von Pesaro, die Existenz eines weiteren Bruders mit stoischer Gelassenheit aufnehmen, reagiert sein Erstgeborener Cesare, Herzog von Valentinois und Erzbischof von Valencia, mit Ablehnung und Hass. Cesare personifiziert die Einstellung, das Denken und Handeln dieser skrupellosen Renaissancefamilie. Die Borgias zeigen in ihrem politischen Streben nach Einfluss, in ihren Intrigen und ihrer unerschöpflichen Machtgier keinerlei Skrupel, was auch die fünfzehnjährige Tochter Alvaros bald schmerzlich erfahren muss. Alessia Bertorelli de Salvatierra ist Alvaros einziges Kind, sie besitzt eine liebenswürdige bescheidene Art, ein einnehmendes Äußeres und ihr wurde eine gute Ausbildung zuteil. Alessia hält an ihrer ersten großen Liebe fest - dem gutaussehenden, aber völlig mittellosen Maler Giacomo di Luna. Sie ahnt nichts von den ehrgeizigen Plänen der Borgias, welche ihre weiblichen Familienmitglieder geschickt als Schachfiguren im Spiel um Macht und politischen Einfluss einsetzen. Alessias erhofft sich Unterstützung durch ihre liebevolle Mutter Lea, doch ein dunkles Geheimnis aus deren Vergangenheit scheint diese einzuholen. Als plötzlich ein von Hass- und Rachegedanken zerfressener Feind aus längst vergangenen Zeiten auftaucht, befindet sich die ehemals glückliche kleine Familie de Salvatierra mitten im Zentrum eines Orkans, der sie vollständig zu zerstören droht.

Da ich das Wappenzeichen der päpstlichen Familie – den grasenden roten Stier auf goldenem Hintergrund – zuvor nicht kannte, erfuhr ich erst im Klappentext sowie in der Leseprobe, dass dieser historische Roman aus der Feder von Sylvia Klinzmann sich mit einer der mächtigsten Adelsfamilien Italiens befasst. Angesiedelt im Vatikan Ende des fünfzehnten Jahrhunderts durfte ich in die schillernde Welt der Borgias eintauchen und sowohl Rodrigo Borgia alias Papst Alexander VI, als auch seine Kinder kennenlernen. Das Leben im Einflussbereich des Vatikans ist zwar geprägt von unermesslichem Reichtum und Luxus, es dominieren jedoch Sittenverfall, Verderbtheit und Lasterhaftigkeit. Auch das schamlose Verhalten des Heiligen Vaters sorgt für Unmut, ein fanatischer Dominikanermönch aus Ferrara hält in seinen Predigten flammende Reden und plädiert gemeinsam mit seiner wachsenden Anhängerschaft für eine Reform der katholischen Kirche.

In äußerst einnehmendem Schreibstil, mit akribisch recherchierten historischen Fakten, einer bildhaften Beschreibung von Örtlichkeiten und Situationen sowie hervorragend charakterisierten handelnden Figuren brachte die Autorin mich dazu, wie gebannt zwischen den Buchseiten zu verweilen - es fiel mir ehrlich gesagt schwer, mich zwischendurch davon zu lösen. Durch das große Geheimnis der Familie de Salvatierra und den gefährlichen Intrigen der Borgias wird ein nicht unerheblicher Spannungsfaktor ins Geschehen eingebracht. Das zutiefst verabscheuungswürdige Verhalten der Borgias sowie Alessias unglückliche Liebe zu ihrem Giacomo bringt starke Emotionen in die Handlung. Durch das ausgezeichnete Personenregister auf den ersten Seiten des Buches fand ich mich rasch unter den zahlreichen Familienmitgliedern zurecht, eine hilfreiche Begriffserklärung italienischer Ausdrücke und Redewendungen findet sich im Anhang des Buches.

Fazit: „Im Schatten des roten Stieres“ präsentierte sich mir als eindrucksvoller, fesselnder und vollständig überzeugender historischer Roman, den ich nicht mehr aus der Hand legen mochte, ein Buch, das ich von der ersten, bis zur allerletzten Seite in atemloser Spannung regelrecht inhalierte. Sylvie Klinzmann besitzt die Gabe, ihre Leser zu fesseln, mit auf eine Reise in längst vergangene Zeiten zu nehmen und sie die Geschicke dieser italienischen Adelsfamilie Borgia hautnah miterleben zu lassen.

Begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.12.2021

Ich spüre, dass eine neue Zeit anbricht. Und ich kann es kaum erwarten, sie in meinem Sinn zu lenken. (Paul-Friedrich von Falkenbach)

Die Wege der Söhne
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Ich spüre, dass eine neue Zeit anbricht. Und ich kann es kaum erwarten, sie in meinem Sinn zu lenken. (Paul-Friedrich von Falkenbach)

Im vierten Band der Falkenbach-Saga befindet sich Wilhelm Lehmann ...

Ich spüre, dass eine neue Zeit anbricht. Und ich kann es kaum erwarten, sie in meinem Sinn zu lenken. (Paul-Friedrich von Falkenbach)

Im vierten Band der Falkenbach-Saga befindet sich Wilhelm Lehmann nach seinem Schlaganfall bereits auf dem Weg der Genesung, die Beziehung zu seinem verantwortungslosen und egoistischen Sohn Leopold scheint sich ebenfalls gebessert zu haben.

Paul-Friedrich von Falkenbach hütet dunkle Geheimnisse und versteht es wie gewohnt geschickt, jede Situation unter Kontrolle zu haben.

Ferdinand Lehmann ist es durch einen klugen Schachzug gelungen, befördert und zugleich endlich aus der verhassten Wehrmacht entlassen zu werden. Sein Hauptaugenmerk liegt zukünftig darauf, Waffen für das Deutsche Reich zu produzieren – ein Vorhaben, das nicht bei allen Familienmitgliedern Zustimmung findet.

Wilhelmine von Falkenbach hat von ihrem Vater endlich die Erlaubnis bekommen, ihren großen Traum zu verwirklichen und an Springturnieren teilzunehmen. Sie widmet sich mit großer Leidenschaft dem Training und genießt darüber hinaus ihr Liebesglück mit Martin Reinders. Dadurch bringt sie jedoch die gesamte Familie in allergrößte Gefahr. Denn Martin ist ein gesuchter Kommunist und Feind des Reiches, um dessen Versteck einzig Wilhelmine und Gustav wissen.

Die Autorin versteht es, den Leser durch die zum Teil gefährlichen Handlungen der Familienmitglieder sowie die allgegenwärtige Präsenz der Schreckensherrschaft der Nazis in Atem zu halten. Der Spannungsbogen wird auf diese Weise das ganze Buch hindurch konstant hochgehalten. Durch ihr besonnenes und geschicktes Taktieren tragen Paul-Friedrich von Falkenbach und Wilhelm Lehmann immer wieder dazu bei, die einzelnen Mitglieder ihrer Familien zu beschützen. Doch in einigen Fällen scheint sich die Schlinge um den Hals bestimmter Personen enger zu ziehen.

Die Handlung ist im Jahre 1938 angesiedelt, als Schauplatz fungieren das Anwesen derer von Falkenbach und ihr engstes Umfeld, der Ort Bernried bei München. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat, welches die im Anschluss geschilderte Situation sehr gut getroffen hat. Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz und widmen sich abwechselnd den verschiedenen Figuren der Handlung.

Das Gedankengut der Nationalsozialisten scheint schleichend einzelne Familienmitglieder zu beeinflussen, was mit entsprechenden Konflikten einhergeht. Im Epilog tauchen schließlich zwei Schlüsselfiguren aus den Vorgängerbüchern auf, welche den von Falkenbachs und Lehmanns schaden wollen. Sie stehen kurz davor, eine unheilvolle Allianz mit einem Mitglied einer dieser Familien einzugehen. Dieser kurze Ausblick lässt bereits ahnen, dass es dem nächsten Band an schicksalhaften Ereignissen, gefährlichen Situationen und Spannung nicht mangelt.

Die Autorin punktet erneut mit einem Familienstammbaum in Form eines Lesezeichens, welches man stets als hervorragende und optisch ansprechende Orientierungshilfe zur Hand nehmen kann. Ein weiteres Lesezeichen informiert über sämtliche bisher erschienene Bände. Das wunderschöne malerische Buchcover stellt wie gewohnt einen regelrechten Blickfang dar und animiert dazu, dieses Buch zur Hand zu nehmen und sich in den Klappentext zu vertiefen.

Wie bereits die drei Vorgängerromane hat mich auch das vorliegende Buch ausnehmend gut unterhalten und mir ein äußerst unterhaltsames und spannendes Lesevergnügen bereitet. Der einnehmende, flüssige Schreibstil und authentische Charaktere runden den positiven Gesamteindruck ab.

„Die Wege der Söhne“ hat mir ausgezeichnet gefallen, ich freue mich bereits auf die Fortsetzung dieser Geschichte.

Begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung von mir!

Veröffentlicht am 21.08.2021

Die Geschichte einer lebensverändernden Zugfahrt

Engelspost
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Die Geschichte einer lebensverändernden Zugfahrt

„Mein Name ist Palomina. Ich fahre von einem Waisenhaus in ein anderes, weil sie kein Bett mehr für mich haben.“

Ein kleines, fünf Jahre altes Waisenkind ...

Die Geschichte einer lebensverändernden Zugfahrt

„Mein Name ist Palomina. Ich fahre von einem Waisenhaus in ein anderes, weil sie kein Bett mehr für mich haben.“

Ein kleines, fünf Jahre altes Waisenkind wird im Jahre 1913 mit einer 50 Cent-Briefmarke frankiert und per Zug verschickt. Ein desinteressierter Postbeamte, dem die grundlegendsten Bedürfnisse dieses Kindes gleichgültig sind, begleitet sie auf ihrem langen Weg vom Waisenhaus in New York City bis nach New Mexico. Die schmutzige und ärmliche Erscheinung des Mädchens wird von ihrer Liebenswürdigkeit, ihrem klaren und tiefgründigen Blick und einem außergewöhnlichen Verhalten wettgemacht. Die überquellende Freude des Kindes angesichts der Schönheit der Natur und ihre Bescheidenheit berühren die Herzen einiger Mitreisenden.

„Wie ist es möglich, dass ein so kleines Wesen Neid, Angst, Missgunst und Feindschaft mit einem Mal die Wucht nehmen kann und stattdessen erhabene Gefühle auslöst?“

Palomina blickt hinter die Fassaden der Menschen, geht vorurteilsfrei auch auf Angehörigen anderer Ethnien zu, kommuniziert liebevoll und mit großer Herzenswärme, lässt sich völlig offen und interessiert auf neue Perspektiven ein, spürt die Einsamkeit anderer und besitzt sogar in der Interaktion mit Tieren besondere Fähigkeiten.

Mit Eliott White betritt ein gerissener Betrüger und Lügner den Zug, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Reisenden um ihre Wertgegenstände zu erleichtern. Seine Skrupellosigkeit veranlasste den gewissenlosen Gauner in seiner Vergangenheit zu einer schrecklichen Tat, die ihn bis zum aktuellen Tag nicht mehr losgelassen hat. Als Eliott White in diesem Zug auf die kleine Palomina trifft, erschüttert ihn diese Begegnung bis ins Innerste.

„Was habe ich nur getan? Hat jemand wie ich einen Neuanfang verdient? Ich war lange Zeit nichts wert. Lange Zeit lebte ich wie ein Wurzelstock im Dunkeln. Aber Palomina legte mein Herz frei und machte aus mir einen wahrhaftigen Menschen.“

Die Lebensgeschichte des Betrügers Eliott White wird durch ein Interview im Radio publik gemacht. Es ist für den alten Mann die Möglichkeit, sich von einer schweren Last zu befreien, seine vergangenen Sünden öffentlich zu bekennen, aber auch auf das Positive in seinem Leben hinzuweisen. Die poetische Sprache, eindrucksvolle Charaktere und malerische Beschreibungen der Landschaft, welche der Zug passiert, aber auch ganz besondere zwischenmenschliche Begegnungen, machten diese Lektüre zu einem reinen Lesevergnügen. Die vielen kurzen Kapitel verdienen es, mit Genuss und Bedacht gelesen und regelrecht genossen werden. Doch angesichts der Faszination, die dieses Kind auch auf den Leser ausübt, ist man versucht, tief berührt und völlig gefesselt durch die Seiten zu hasten. Die kleine Palomina ist eine Waise ohne Zukunft, unschuldig und völlig auf sich alleine gestellt. Es ist der Autorin aufs Vortrefflichste gelungen, dem Leser die Einzigartigkeit dieses Kindes nahezubringen. Obgleich sie von einigen hochmütigen Mitreisenden verachtet, gemieden und als „Gesindel“ bezeichnet wird, gewinnt Palomina in Eliott White einen Fürsprecher und Beschützer. Es war wunderschön, die allmähliche Annäherung zwischen den beiden, als auch die charakterliche Veränderung des Eliott White mitzuverfolgen und den Zauber dieses Kindes ebenfalls zu spüren.

Menschenhandel, Ungerechtigkeit, Verachtung und Benachteiligung sind ebenso Themen dieses Buches wie das harte Leben eines Waisenkindes Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts sowie die Tatsache, dass es für einen bestimmten Zeitraum im Jahre 1913 üblich war, Kinder wie ein Stück Ware postalisch zu transportieren.

Iris Muhl ist die Umsetzung dieser auf Tatsachen beruhenden Geschichte hervorragend gelungen. Authentische Charaktere und die Vermittlung tiefer Emotionen sorgten in Kombination mit der interessanten Vergangenheit der beiden Protagonisten für allergrößtes Lesevergnügen.

„Engelspost“ besticht durch eine hochwertige, sehr elegant wirkende Aufmachung. Ein aussagekräftiges Coverfoto in Schwarz-Weiß-Optik mit den beiden Hauptfiguren im Vordergrund, einem Bahnhofsgebäude und einem einfahrenden Zug im Hintergrund lenken sofort die Augen des Betrachters auf sich. Der Buchtitel in dicken, goldfarbenen Lettern und eine kleine 50 Cent-Briefmarke lassen gemeinsam mit dem Klappentext bereits vorab erahnen, dass es sich hierbei um einen Roman handelt, den man noch eine ganze Weile in seinem Inneren bewahrt, der einen auch nach dem Umblättern der letzten Seite nicht so rasch wieder loslässt.

Fazit: Dieses Buch hat mir ausgezeichnet gefallen, es war nicht meine erste Lektüre aus der Feder der christlichen Autorin Iris Muhl. Wie auch dessen Vorgänger empfand ich diese kostbare kleine Perle als große Bereicherung meines Lesejahres – ich vergebe für diese beeindruckende Geschichte völlig begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!