„Sollte ich den Song irgendwann nicht mehr in meiner Playlist haben, Alina, dann weißt du, dass ich in ernsthaften Schwierigkeiten bin.“
(Feline zu Alina in Playlist)
Worum geht’s?
Vor einem Monat verschwand die 15-jährige Feline Jagow spurlos auf dem Weg zur Schule. Von ihrer Mutter beauftragt stößt Privatermittler Alexander Zorbach auf einen Musikdienst im Internet, über den Feline immer ihre Lieblingssongs hörte. Das Erstaunliche: Vor wenigen Tagen wurde die Playlist verändert. Steckt in der Auswahl der Songs ein versteckter Hinweis auf Felines Entführer und den Ort, wohin sie verschleppt wurde? Fieberhaft versucht Zorbach das Rätsel der Playlist zu entschlüsseln. Doch umso näher er der Lösung kommt, umso unwahrscheinlicher wird es, dass er die Suche nach Feline überleben wird...
Playlist ist Band 3 der Augensammler-Reihe. Vorkenntnisse sind nicht zwingend nötig, aber hilfreich.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch ist in der Erzählersicht verfasst und wechselt im Fokus zwischen den einzelnen Charakteren hin und her. Der Schreibstil ist gut lesbar, der Satzbau nicht sonderlich komplex. Das Buch beinhaltet wenig grafische Darstellung von Gewalt oder ähnlichen.
Meine Meinung
Ich hätte drüber stolpern müssen. Hätte ich, eindeutig. Aber irgendwie bin ich es nicht: Alexander Zorbach. Jahre ist es her, dass ich diesen Namen gehört (bzw. gelesen) habe. Augensammler und Augenjäger vom Fitzek waren Bücher, die mich echt begeistern konnten. Mit der Zeit ließ meine Begeisterung nach – Buch zu Buch wurde langweiliger, die Geschichten konstruierter und die Spannung weniger greifbar. Doch mit Playlist bin ich zurückgekehrt, zu dem Autor, der wohl als DER Thrillerautor Deutschlands gilt. Die Idee klang einfach zu verlockend. Und nach der Lektüre weiß ich wieder, wieso ich dem Fitzek abgeschworen habe.
Direkt der Beginn hat mich mehr als verwirrt. Ist okay, kann man mit leben. Muss manchmal auch sein. Fitzek startet mittendrin, ohne viel Tamtam und es dauerte einige Zeit, bis ich im Buch drin war. Bis ich verstand, wer wer ist und welche Bedeutung die einzelnen Personen haben sollen. Ein Wiedersehen mit Zorbach und Alina – eigentlich schön, aber irgendwie wahnsinnig verkrampft. Zufälle um Zufälle bringen die Geschichte voran, Zorbach stolpert regelrecht über Hinweise und reimt sich – für mich kaum nachvollziehbare – Schlüsse zusammen. Lange saß ich da und fragte mich, wo das alles hinführen soll. Lag es daran, dass dem Buch irgendwie Tiefe fehlte? Wollte Fitzek zu viel? Ist es cool geworden, möglichst komplexe Verknotungen in seine Plotlines einzubauen und sie auf wahnhaft konstruierte Weise zusammenlaufen zu lassen? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass es mich nur schwer bei Laune halten konnte. Es passiert einfach wenig und das, was passiert, macht leider wenig Sinn. Zorbach, der insgeheim weiterhin Alina anhimmelt. Alina, die kein Bock auf Zorbach hat, aber zufälligerweise das entführte Mädchen kennt und entsprechend hilft. Die Mutter des Kindes, die auf eigene Faust ermittelt und eigentlich die wichtigsten Hinweise ausgräbt, die dann aber in einem müden Finale mit wirklich fragwürdigen Twists zusammenlaufen.
Mehr als einmal habe ich überlegt, das Buch einfach wegzulegen. Ich wollte Feline finden. Ihre Playlist sollte der Hinweis sein. Die versprochene Geschichte verkommt aber irgendwie total im Hintergrund. Schon die Erklärung, wieso Feline eine Playlist hat und diese bearbeiten kann, war mau. Die Erkenntnisse, die Zorbach und Alina hieraus ziehen – nicht nachvollziehbar, wenig greifbar, zufällig, absolut random. Zwar ergibt sich am Ende hier noch die ein oder andere Überraschung, aber nunja, Begeisterung sieht bei mir anders aus. Die ermittelnde Arbeit (bzw. Zorbachs permanente Alleingänge) wirkt wahllos, willkürlich und zufällig, die sich hieraus ergebenen Hinweise führen oft auf falsche Fährten, ins Leere oder zu Nebenkriegsplätzen und einiges erschließt sich auch anfangs überhaupt nicht. Der Weg ist mehr als steinig und mehr als einmal hatte ich das Gefühl, hier fehlt der rote Faden. Selbst der Spannungsbogen des Buches ist so überraschend flach gewesen, dass ich – und das passiert mir so gut wie nie – beim kurzzeitigen Hören des Hörbuchs sogar eingeschlafen bin.
Größtes Manko ist einfach, dass hier mit der Playlist geworben wurde, mit den tollen eigens für das Buch geschriebenen Liedern und jede Menge Lärm um schlussendlich wenig bis nichts gemacht wurde. Man braucht die Lieder nicht, ich habe sie parallel nicht einmal angehört und die wenigen Bezüge erklärt Zorbach sowieso. Auch die Idee, was hinter Felines Entführung stecken soll, war für mich nicht wirklich greifbar und hat in einigen Punkten irritiert. Es wirkte fast so, als hätte der Autor viele wilde Gedanken zusammengezimmert, koste es was es wolle. Der Grund der Entführung, die Durchführung der Entführung, die Auflösung und natürlich das Aufdecken des Täters am Ende war schon ein ziemlicher Enttäuschungsmoment. Der Fitzek kann es definitiv besser, zumindest früher konnte er das. Die letzten Werke hingegen waren für mich allesamt eher enttäuschend. War es vorhersehbar, dass es ein anderer Täter ist, als alle glauben? Absolut. Überraschte mich die finale Auflösung? Ohne Frage, wenn auch nicht wirklich gleichzeitig. Konnte sich mich überzeugen? Nicht wirklich. Ich habe das Buch mit einem durchaus unbefriedigten Gefühl verlassen, dass eigentlich nur durch Zufälle hier eine Lösung eintrat und für meinen Geschmack blieben einige Punkte auch zu sehr offen oder wirkten zu überdehnt. Playlist ist einfach viel zu sehr konstruiert und zurechtgebogen.
Mein Fazit
Playlist ist ein wahnsinnig konstruierter Plot, der für mich nicht einmal als Thriller gilt. Viele Handlungsstränge passten für mich nicht zusammen, es war ein wirres Durcheinander mit einer halbgaren Auflösung und jeder Menge Fragezeichen. Die Fortsetzung von Zorbachs Geschichte konnte mich nicht begeistern, die Geschichte plätscherte vor sich hin und die Idee mit der Playlist vermag nicht zu überzeugen. Ich weiß, wieso ich keine Fitzeks mehr lese. Schade!
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]