Sisi 1853 bis 1867 - Vom Niedergang einer aus Liebe geschlossenen Ehe
Der Roman hat mir mittelgut gefallen. Wahrscheinlich liegt es an meiner Erwartungshaltung. Die Reihe propagiert starke Frauen. Dass die Erstveröffentlichung in die Vorweihnachtszeit fällt, suggeriert hierzu ...
Der Roman hat mir mittelgut gefallen. Wahrscheinlich liegt es an meiner Erwartungshaltung. Die Reihe propagiert starke Frauen. Dass die Erstveröffentlichung in die Vorweihnachtszeit fällt, suggeriert hierzu passende Lektüre mit Romantik, Herz, warmer Atmosphäre. Jeder kennt die Sissi-Filme mit Romy Schneider, die genau dafür stehen. Und ich muss wehmütig feststellen, dass der Roman offenlegt, wie geschönt und romantisch verklärt diese geliebten Filme sind, die um Weihnachten herum laufen. Die Autorin bewegt sich nah an historisch belegten Fakten. Großes Lob dafür, dass am Ende des Romans eine Einordnung zu Fakten und Fiktion vorgenommen wird. Es geht viel darum, wie Sisi - kaum richtig erwachsen und mit zu wenig Unterstützung durch den Kaiser - zermürbt wird durch das höfische Protokoll und die strenge Schwiegermutter. Vom Volk geliebt und doch über weite Strecken in der Opferrolle – realistische Eindrücke, die weh tun, traurig stimmen.
Die meisten Figuren wirken unsympathisch. Humor sucht man vergeblich.
Der Sprach- und Erzählstil bietet wenig Anlass zu Kritik. Ich konnte mir Orte, Kleidung, Atmosphäre gut vorstellen. Mir missfiel, dass ein Schlüsselereignis kaum aufgearbeitet und ein Zeitsprung von vier Jahren vollzogen wird.
Dankbar bin ich für Wissen rund um Geschichte, Politik und Gesellschaft in den Jahren 1853 bis 1867. Es ist spannend, wenn man wie ich mit wenig Vorwissen liest. Ich fühlte mich am Ende des Romans animiert, in weiteren Quellen zu Sisis Leben und der beschriebenen Epoche nachzulesen. Für „Kenner“ wiederum könnte der Roman zu wenig gehaltvoll sein.
Fazit: Düsterer als gedacht, entzaubert die Sissi-Filme, stilistisch gut, aufwendig recherchiert.