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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2022

Fesselnd, brutal und höchstgradig spannend

Die falsche Zeugin
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Die erfolgreiche Anwältin Leigh ist geschockt, als sie den Auftrag bekommt, einen mutmaßlichen Vergewaltiger zu verteidigen. Vor ihr sitzt der Mann, den sie und ihre Schwester Callie als Teenagerinnen ...

Die erfolgreiche Anwältin Leigh ist geschockt, als sie den Auftrag bekommt, einen mutmaßlichen Vergewaltiger zu verteidigen. Vor ihr sitzt der Mann, den sie und ihre Schwester Callie als Teenagerinnen gebabysittet haben, und der Teil eines düsteren Geheimnisses aus der Vergangenheit beider Schwestern ist. Schnell gibt er Leigh durch die Blume zu verstehen, dass er über die damaligen Geschehnisse Bescheid weiß, und es geschehen Morde, deren Modus Operandi Leigh und Callie bestens vertraut ist. Während Leigh sich ein gutbürgerliches Leben aufgebaut hat und zumindest nach außen hin eine gute Fassade aufrechterhält, strugglet Callie mit ihrer Drogensucht und ihrem unsteten Lebensstil.

Karin Slaughter ist für ihren brutalen und actionreichen Stil bekannt. Sie offenbart tiefe Einblicke in die menschlichen Abgründe, beschreibt Morde und Tatorte detailliert und thematisiert hier zusätzlich noch die pandemiebedingten Umstände.
Auf wechselnden Zeitebenen werden die Erlebnisse von damals beleuchtet, sodass die Leser*innen einen Eindruck von Leighs und Callies Kindheit bekommen, die durch fehlende Liebe, Missbrauch und Armut geprägt ist. So werden deren Lebensstile, Entscheidungen und Ängste nachvollziehbar.

Mal wieder ist Karin Slaughter ein absolut fesselnder und überraschender Thriller gelungen, der nicht an Brutalität spart.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.02.2022

Macht Mut und unterstützt

Brust raus
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Die Moderatorin und alleinerziehende Mutter Tanja Bülter bekommt mit 48 Jahren die Diagnose Brustkrebs. Es handelt sich dabei um eine sehr aggressive Form des Mammakarzinoms, weshalb die Behandlung schnell ...

Die Moderatorin und alleinerziehende Mutter Tanja Bülter bekommt mit 48 Jahren die Diagnose Brustkrebs. Es handelt sich dabei um eine sehr aggressive Form des Mammakarzinoms, weshalb die Behandlung schnell erfolgen muss. Tanja Bülter findet sich zwischen den emotionalen Aspekten wie der Verarbeitung der Diagnose, dessen Mitteilung an die Kinder, die Eltern, Freunde, das Arbeitsumfeld etc. sowie die strategische Planung, Organisation und Umsetzung ihres Alltags, der aus Arbeit, Kinderbetreuung und Arztterminen besteht.

Mit einem sehr offenen, flüssigen und auch humorvollen Schreibstil nimmt sie die Leser*innen auf ihrem Weg der Krebsbehandlung mit. Dabei steht nur ein Ziel an oberster Stelle: auf jeden Fall gesund werden und das so schnell und effektiv wie möglich. Dafür braucht sie neben den schulmedizinischen und alternativen Behandlungsmethoden auch die emotionale und organisatorische Hilfe und Unterstützung ihres Umfelds. Neben gut recherchierten Informationen berichtet sie auch von der Distanzierung einiger Freunde und Bekannten, ihren Gedanken und Gefühlen, aber vor allem von dem Mut, dem Willen und der Kraft, die sie mobilisiert.

Ich habe schon einige Bücher über Brustkrebs gelesen und mir gefiel "Brust raus" bisher am besten. Tanja Bülter ist es gelungen, eine Mischung aus Erfahrungsbericht und Sachbuch zu schreiben, der Mut gibt und sowohl Betroffenen als auch Angehörigen eine starke Stütze sein kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 27.12.2021

Brillant erzählt

Auf Basidis Dach
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Mona Ameziane erzählt in "Auf Basidis Dach" von ihrer Kindheit, ihrer Jugend und ihren frühen Erwachsenenjahren in Deutschland, von ihren Besuchen bei den Großeltern und ihrem Auslandsjahr in Marokko. ...

Mona Ameziane erzählt in "Auf Basidis Dach" von ihrer Kindheit, ihrer Jugend und ihren frühen Erwachsenenjahren in Deutschland, von ihren Besuchen bei den Großeltern und ihrem Auslandsjahr in Marokko. Dabei stellt sie sich selbst und ihrem Vater vor allem Fragen zur Herkunft, zu Unterschieden, Privilegien, Sehnsüchten und Rassismus. Sie nimmt uns mit auf diese gemeinsame Reise zu den Großeltern nach Fes, dem Schuljahr in Agadir und den Erfahrungen, sowohl in Deutschland als auch in Marokko als doch irgendwie "anders", "fremd", "nicht ganz zugehörig" zu gelten.
Neben den klugen Fragen, die Ameziane stellt, überzeugte mich vor allem ihr reflektierender Umgang rund um das Thema Herkunft. Außerdem wirkt es fast so, als wären wir bei den Gesprächen dabei, säßen mit im Auto und würden auch in der Medina von der Dachterasse herunterschauen. Ameziane stellt eine unglaubliche Nähe her, macht ihre Gedanken greifbar und nachvollziehbar. Dabei beantwortet sie die aufkommenden Fragen für sich, für ihren Vater und lässt trotzdem Platz für alle anderen Gedanken und Gefühle.

Ein brillant erzähltes Buch über Marokko, Deutschland und alles, was die Autorin selbst, die Länder und Kulturen miteinander verbindet oder voneinander trennt.

Veröffentlicht am 27.12.2021

Warum Frauen wütend sein sollten

Wut und Böse
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Ciani-Sophia Hoeder geht in "Wut und Böse" unter anderem den Fragen nach, wie die Wut von Frauen die Popkultur und die Geschichte beeinflusst hat, welchen Einfluss die Erziehung auf Frauen und deren Empfindungen, ...

Ciani-Sophia Hoeder geht in "Wut und Böse" unter anderem den Fragen nach, wie die Wut von Frauen die Popkultur und die Geschichte beeinflusst hat, welchen Einfluss die Erziehung auf Frauen und deren Empfindungen, ihren Umgang mit Wut, den Umgang mit Care Arbeit und die psychische Gesundheit hat. Vor allem jedoch beleuchtet sie, wie aus Wut der Mut zur Veränderung wird.

Wie viele andere Faktoren, Aspekte, Zusammenhänge und Komponenten ist auch Wut geprägt von patriarchalischen Strukturen und Sozialisierung. Wut und Frauen scheinen in unserer Gesellschaft ein Paradoxon zu sein, denn Frauen haben nicht wütend zu sein. Und falls doch, dann werden ihnen Hysterie, Zickigkeit, Unzufriedenheit oder fehlende sexuelle Befriedigung (durch einen Mann) zugeschrieben. Unter einem intersektionalen Blick beleuchtet Hoeder die vielschichtigen Ebenen der Wut von Frauen und stellt diese in direkten Bezug zu Wut von Männern.
Durch zahlreiche Statistiken und Studien, verschränkt mit und verdeutlicht durch persönliche Geschichten und Erfahrugen, präsentiert sie aktuelle Fakten und Zusammenhänge. Diese kontextualisiert sie und verortet sie gekonnt in den Strukturen unserer Gesellschaft. Sie zeigt auf, weshalb Frauen unbedingt wütend sein müssen, wie ihre Wut spürbar wird und wie diese für Veränderung mobilisiert werden kann.

Hoeder überzeugt durch einen präzisen Schreibstil und macht strukturelle Ungleichheiten unter Berücksichtigung von Intersektionalität ganz deutlich sichtbar.

Ein Buch, das meines Erachtens jede*r lesen sollte!

Veröffentlicht am 17.12.2021

Wichtiges Thema differenziert umgesetzt

Wer wird denn da gleich schwarzsehen
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Marius Jung schreibt über seine persönlichen Rassismuserfahrungen, über Vorurteile und darüber, dass er als PoC selbst nicht von rassistischen Gedanken oder Vorurteilen befreit ist. Er schreibt darüber, ...

Marius Jung schreibt über seine persönlichen Rassismuserfahrungen, über Vorurteile und darüber, dass er als PoC selbst nicht von rassistischen Gedanken oder Vorurteilen befreit ist. Er schreibt darüber, wie wichtig Sensibilisierung, die gesellschaftlichen Prozesse und ein geschärftes Bewusstsein für Rassismus und White Privilege sind. Dabei geht er auf die Unbedarftheit, die nicht gemeinte Bösartigkeit, Unsicherheit und vor allem fehlende Selbstreflexion ein. Mit einer Spur Humor, ohne erhobenen Zeigefinger und auf Augenhöhe zeigt er auf, wie wir Rassismus identifizieren können, wie wir uns selbst und andere dafür sensibilisieren können und vor allem, wie präsent Rassismus und Diskriminierung in unserer Gesellschaft sind. Dabei agiert er differenziert, reflektiert und setzt auf konstruktive Äußerungen. Gerade die arguementative Vorgehensweise in Kombination mit persönlichen Erfahrungen und aufgezeigten Folgen/Emotionen überzeugten mich.

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