Es ist immer möglich, zu werden, wer man wirklich ist.
Felix Ever AfterFelix Love ist Freund, Sohn, Künstler und vieles mehr. Und er ist trans*. Er versucht ein normales Teenagerleben zu führen, was ihm aber nicht gerade leicht gemacht wird, denn er ist von intersektionale ...
Felix Love ist Freund, Sohn, Künstler und vieles mehr. Und er ist trans*. Er versucht ein normales Teenagerleben zu führen, was ihm aber nicht gerade leicht gemacht wird, denn er ist von intersektionale Diskriminierung betroffen aufgrund seiner Hautfarbe, seiner sexuellen Orientierung und seiner Geschlechtsanpassung. Wie alle Jugendlichen, träumt er davon, sich zu verlieben, auf ein gutes College zu gehen, eben eine gute Zukunft und ein schönes Leben zu führen. Doch wie kann man sich selbst lieben und erwarten, von jemand anderem geliebt zu werden, wenn man immer wieder vermittelt bekommt, dass man nicht liebenswert ist? Als dann auch noch Felix‘ Deadname und alte Bilder von ihm veröffentlicht werden, sieht er rot und will sich rächen.
Dieses Buch ist wichtig. Es ist gut, dass es existiert und es ist wichtig, dass es von vielen Menschen gelesen wird. Es behandelt viele tabuisierte und beinah unsichtbare Themen, mit denen sich der Großteil der Menschen nicht befassen will, weil er sich eben nicht damit befassen muss.
Leider konnte es mich trotz der phantastischen Botschaft nicht so recht überzeugen.
Es ist ein gutes Buch für Jugendliche, die selbst auch auf der Suche sind. Es hat das Potenzial, Antworten zu geben oder zumindest dabei zu helfen, selbst Antworten zu finden. Es ist gut für Menschen, die sich noch nicht viel mit der Thematik auseinandergesetzt haben. Es ist ein schöner Einstieg, gibt einen kleinen Einblick und motiviert, sich weiter damit zu beschäftigen, über den Tellerrand zu gucken. Im besten Fall, sorgt es dafür, dass du dein eigenes Verhalten und deine Haltung reflektierst.
Der Aufklärungsaspekt im Buch nimmt aber so viel Raum ein, dass die Story an sich deutlich an Inhalt einbüßt. Es kommt eben darauf an, was man vom Buch erwartet. Wer eine ausgeklügelte Geschichte mit Spannungsbogen, einer knisternden Lovestory und mit Charakteren, die sich weiterentwickeln sucht, wird hier nicht so ganz abgeholt. Wer Fragen hat, wer sich erstmals mit der Thematik beschäftigen will, wird sich wahrscheinlich gut unterhalten fühlen.
Ich hätte mir mehr Geschichte, mehr Selbstverständlichkeit und weniger offensichtliche Aufklärung gewünscht. Es hätte mir besser gefallen, wenn die Themen „Identität“, „Diversität“, „Queer-Sein“ etc. in die Geschichte integriert worden wären und nicht eine Geschichte um diese Themen gebastelt worden wäre. Die Story wirkte so nur als Mittel zum Zweck.
Zusätzlich habe ich irgendwie keine Connection zu den Figuren gekriegt. Der Schmerz, die Sorgen, die Ängste und alle Gefühle, die Felix und die anderen Figuren hatten, konnte ich zwar wahrnehmen, aber nicht fühlen. Der Schreibstil hat mich einfach nicht gecatcht.
Es wird gegendert, was hier natürlich irgendwie selbstverständlich ist, es ist mir trotzdem positiv aufgefallen.
Es ist schade, denn ich wollte das Buch so gerne mögen. Es war auch nicht schlecht, aber eben auf einigen Ebenen nicht ganz überzeugend.
Auch wenn ich bis zuletzt keine Connection zu Felix habe aufbauen können, gab es aber doch auch immer wieder Momente, die mich zu Tränen gerührt haben.
Im Nachwort wird die Hoffnung beschrieben, dass dieses Buch mindestens einer Person helfen soll, mehr über sich selbst herauszufinden, dass jemand vielleicht mehr über die eigene Identität erfährt. Und da bin ich mir sicher, dass dieses Buch das für einige sein kann. Wenn mich das Buch insgesamt auch nicht ganz überzeugen konnte, hat es mir aber doch nochmal klargemacht, wo ich mich dumm und ignorant verhalten habe und wo ich nochmal mehr umdenken sollte. Und deshalb hatte dieses Buch eindeutig ein Mehrwert für mein Leben :)