Bewegende Geschichte
Heul doch nicht, du lebst ja nochEine Woche Nachkriegszeit aus der Perspektive von Kindern, dass ist es, was die Autorin mit ihrem neuen Buch liefert. Mich interessierte das Thema sehr und auch die Frage, wie es für Jugendliche aufbereitet ...
Eine Woche Nachkriegszeit aus der Perspektive von Kindern, dass ist es, was die Autorin mit ihrem neuen Buch liefert. Mich interessierte das Thema sehr und auch die Frage, wie es für Jugendliche aufbereitet wird. Gegen das Vergessen ist mir immer wichtig und wird es wohl auch immer sein. Gerade diese Geschichte macht auch eine andere Dimension deutlich. Historische Fakten werden gekonnt mit den Lebensläufen dreier junger Menschen geschildert. Nach dem Krieg war alles direkt gut? Pustekuchen, um es mal klar auf den Punkt zu bringen. Überall Kriegsversehrte, Trümmer, Hunger, Armut – das ist es, was im Juni 1945 Hermann, Traute und Jakob sehen und kennen. Klar, die Gefahren des Krieges sind vorbei, aber das Leben ist nicht direkt besser. Vor allem im zerstörten Hamburg wird das deutlich. Dort treffen sich die Kinder auf der Straße, weil Schulen noch geschlossen sind.
Aus drei Perspektiven erfährt man mehr – und das ist schon alles andere als leicht. Traute geht es verhältnismäßig gut, aber sie mussten Flüchtlinge aufnehmen und die Bäckerei des Vaters läuft auch nicht so gut, wie sie könnte. Schlimmer hat es Jakob erwischt. Er ist halber Jude, ohne Eltern und dann auch ohne jegliche Unterstützung harrt er in einer Ruine aus und weiß nicht einmal, dass der Krieg vorbei ist. Hermanns Vater hat im Krieg die Beine verloren und ist auf Hilfe angewiesen. Sein Vater kann mit dem neuen Leben nicht umgehen, ist unzufrieden und terrorisiert seine Familie vom Sofa aus.
Die Autorin beschränkt sich auf einen kleinen Lebensabschnitt Jugendlicher und erzählt nicht das große Ganze, dennoch denke ich, dass genau das für Jugendliche gut ist. Vieles wird angerissen, aber nicht ausgeführt. Das hat Vor- und Nachteile. Für Kinder, die nicht so genau wissen wollen, weil sie emotional überfordert wären ist das vielleicht der richtige Weg, für die anderen…naja, die hätten wohl mehr Info gewollt. Vielleicht regt das Buch aber zur eigenen Recherche an.
Uneingeschränkt gut ist jedoch, dass die verschiedenen Perspektiven gut nachvollziehbar sind und die Charaktere der Kinder detailliert geschildert. Das macht das Geschehen sehr viel intensiver und man überdenkt schon, wie es einem selbst damit ergangen wäre. Das Leid ist erdrückend und es darf nicht mehr soweit kommen.
Etwas weniger überzeugend fand ich leider in der Nachbetrachtung den Schreibstil. Ist ein bisschen hölzern für mich gewesen, aber die Geschichte ist so beeindruckend, dass es überraschend wenig ins Gewicht fällt.