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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2022

Langweilig und überpolitisiert

Die Buchhandlung in der Amalienstraße
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Elly und Henni, zwei junge Frauen und beste Freundinnen 1913 in München, arbeiten gemeinsam in einer Buchhandlung in München. Bücher sind ihre Leidenschaft, doch der 1.Weltkrieg wirft bereits seine ersten ...

Elly und Henni, zwei junge Frauen und beste Freundinnen 1913 in München, arbeiten gemeinsam in einer Buchhandlung in München. Bücher sind ihre Leidenschaft, doch der 1.Weltkrieg wirft bereits seine ersten Schatten voraus.
Der Roman „Die Buchhandlung in der Amalienstraße“ stammt aus der Feder von Heidi Rehn, für mich eine bereits bekannte Autorin, auch wenn es schon länger zurück liegt, dass ich ihre Reihe um die Wundärztin Magdalena gelesen habe. Das Cover gefiel mir bei diesem Buch auf Anhieb, sodass ich es gerne lesen wollte. Der Schreibstil ist solide, flüssig und schnell lesbar und die Kapiteleinteilung ist ebenfalls sorgfältig gewählt. Das Eintauchen in die Geschichte von Elly und Henni gelingt gut und ihre Liebe zu Büchern ist sofort spürbar. Ich finde es interessant, dass so viele historischen Autorenpersönlichkeiten sowie ihre Werke im Buch erwähnt werden und worüber man sich in dieser Zeit ausgetauscht hat. Das Weltbild der damaligen Zeit wird somit gut eingefangen und sichtbar und das Setting zu Beginn bzw. dann während des 1.Weltkrieges passt hervorragend dazu.
Doch leider bin ich nun mit den positiven Worten schon am Ende, denn die Geschichte von Elly und Henni ist vor allem eins: langweilig und unausgewogen. Leider muss ich es so deutlich auf den Punkt bringen. Während man am Anfang sich freut, welche Entwicklungen die Charaktere wohl gemeinsam nehmen werden, da beide unzertrennlich sind, merkt man, dass sie sich eigentlich kaum entwickeln bzw. viel später erst getrennt voneinander. Es wird einfach viel drumherum geschrieben und es geschieht nichts, was die Geschichte voranbringt (vom Krieg abgesehen). Wir haben es wieder mit dem typischen Frauenbild der damaligen Zeit zu tun: Die Frauen fordern mehr Selbständigkeit, Emanzipation usw. Alles wichtige Grundvoraussetzungen zur Erlangung der Unabhängigkeit, aber leider nichts neues und ausgeleiert dieses Thema, besonders hier. Denn trotzdem treten Männer auf, die sich alles leisten können und es geschehen eben jene Dinge, über die nicht näher gesprochen wird, sondern geschwiegen wird. Vielleicht passend zur damaligen Zeit aber nicht schön zu lesen, da einfach Lücken in der Logik bleiben und absolutes Unverständnis zurückbleibt. Charaktere tauchen auf, verschwinden wieder. Geheimnisse sind nicht so spannend, dass man sie nun unbedingt aufdecken müsste, und manches hatte ich tatsächlich schon geahnt, ohne jetzt zu spoilern. Ab der Hälfte des Buches fing ich also an, nur noch quer zu lesen. Ebenfalls stieß mir negativ auf, dass das Buch hauptsächlich neben den genannten Buchtiteln und Autoren aus Politik besteht. Es wird sehr viel auf das Ende des Kaiserreichs und den aufkommenden Veränderungen und Streiks seitens der Arbeiterschaft eingegangen, genauso wie auf politische Reden etc. pp. Es ist zwar gut, dass sich die Hauptprotagonisten auch dafür interessieren und natürlich insgesamt über die Stellung der Frau im Deutschen Reich, allerdings passen sie wiederum gar nicht wirklich in das Geschehen solcher Versammlungen. Hinzu kommt, dass mir die Charaktere absolut nicht sympathisch sind. Elly vielleicht noch am ehesten, aber Henni hat mich einfach nur genervt. Trotzdem weiß man wenig über sie, es wird nur angerissen, leider kommt sehr wenig zur Gedanken- und Gefühlswelt. Das macht darüber hinaus die Charaktere absolut unnahbar.
Mein Fazit: Das Buch ist eine absolute Enttäuschung. Der Zeitgeist, der eingefangen wurde, mag noch stimmen, aber alles andere ist blass, langatmig und damit leider langweilig. Ich kann das Buch leider nicht weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Weihnachtsroman mit guter Idee aber stark ausbaufähig

Das Weihnachtsbaumwunder
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Drei Frauen – drei Geschichten und doch sind sie miteinander verwoben. Holly, Angie und Nina sind alle unterschiedlich alt und dennoch hat jede mit sich und ihrer Vergangenheit bzw. mit neuen Gegebenheiten ...

Drei Frauen – drei Geschichten und doch sind sie miteinander verwoben. Holly, Angie und Nina sind alle unterschiedlich alt und dennoch hat jede mit sich und ihrer Vergangenheit bzw. mit neuen Gegebenheiten zu kämpfen. Holly ist gerade dabei erwachsen zu werden und entdeckt ihre erste große Liebe, Nina kämpft mit dem Tod ihres Vaters und Angie mit ihrer Scheidung. Haben alle die Chance auf ein Happy End bzw. ihre persönliches Weihnachtswunder?
Das Buch „Das Weihnachtsbaumwunder“ stammt von Erin Green. Die Autorin war mir bis dato nicht bekannt. Das Cover finde ich passend gewählt zur Weihnachtszeit und deshalb habe ich mich auf einen gemütlichen Weihnachtsroman gefreut. Allerdings vermutete ich auch, dass es kitschig werden könnte, was aber bei Weihnachtsbüchern durchaus erlaubt ist. Die Geschichte, die sich hier aufbaut, entfällt auf die drei oben genannten Protagonistinnen. Die Kapitel erscheinen dabei flugs im Wechsel. Obwohl ich ein Fan kurzweiliger Kapitel bin, waren diese Kapitel wirklich sehr kurz und es fiel durchaus hin und wieder schwer den Charakteren ihre Geschichte erstmal aufbauen zu lassen als auch ihnen zu folgen. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass somit logische Fehler entstanden sind. Es war einfach zu schnell. Die Geschichte der jeweiligen Frau ist interessant, noch dazu, da sie alle auf eine gewisse Art und Weise miteinander verknüpft sind. Dieser Grundgedanke verschiedene Erzählpfade zusammen zu führen aber über jeden extra zu berichten, hat mir sehr gut gefallen und ist durchaus unterhaltsam. Das Setting der Geschichte (oft spielt diese auf einer Weihnachtsbaumfarm) ist sehr gut gewählt und natürlich passend zu Weihnachten, denn nichts stimmt mehr auf das Fest ein als der Geruch nach frischen Tannen, den man förmlich riechen kann. Der Sprachstil ist modern und der Schreibstil sehr flüssig zu lesen. Allerdings bleibt die Gesamtgeschichte in vielen Bereichen sehr platt, eintönig und die Charaktere sind größtenteils nervtötend. Wenn man anfangs mit Nina gelitten hat, die ihren Vater verloren hat und ihre Trauer verstehen kann, so ist es am Ende einfach nur schrecklich, denn jeder will ihr helfen, aber sie versinkt weiterhin förmlich im Selbstmitleid. Holly dagegen ist ein typischer Teenager und hier wohl noch die angenehmste Person. Angie ging mir richtig „auf den Keks“. Diese Frau möchte man weder als Mutter noch als Frau geschenkt haben. Man kann den Charakteren der Autorin aber zugutehalten, dass sie polarisieren – dies muss man als Autor auch erstmal schaffen. Obwohl außerdem die Kapitel sehr kurz sind, geht die Geschichte gefühlt nur spärlich voran, um sich zum Ende hin (teils doch recht unrealistisch) zu überschlagen und abrupt zu Ende zu gehen. Leider hat man das Gefühl, dass die Autorin wohl schnell fertig werden wollte – vielleicht hatte sie aber auch selbst genug von ihren nervigen Charakteren. Durch die schwierigen Charaktere kommt der Weihnachtszauber gar nicht richtig bzw. ausreichend zur Geltung – damit ist das Setting insgesamt eine absolute Verschwendung und dies ist sehr schade, denn von der Grundidee und dem Klappentext habe ich mir eindeutig mehr versprochen.
Mein Fazit: Wer auf solch leichte und unterhaltsame Lektüre steht, dem sei das Buch ans Herz gelegt, wer sich mehr Inhalt verspricht, möge es lieber lassen. Ich vergebe gut gemeinte 2 Sterne für die Idee und den Aufbau des Buches, allerdings kann ich den Roman sonst leider nicht weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Es hätte ein guter Ratgeber sein können…

Frauenblut
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Das Buch „Frauenblut“ von Manuela Kloibhofer versteht sich als „Dein Ratgeber für die Menstruation“. Im Klappentext wird angesprochen, um was es geht: Alles über den Zyklus und dessen Gesundheit, Hilfen ...

Das Buch „Frauenblut“ von Manuela Kloibhofer versteht sich als „Dein Ratgeber für die Menstruation“. Im Klappentext wird angesprochen, um was es geht: Alles über den Zyklus und dessen Gesundheit, Hilfen bei Regelbeschwerden, Tipps und Tricks zur Selbstfürsorge, alles rund um das Thema Menstruationsprodukte. Die Autorin selbst ist praktizierende Psychologin, Kräuterexpertin und Hara Shiatsu-Praktikerin und behandelt in ihrer Praxis Frauen ganzheitlich zu den genannten Themen.

Das Buch verspricht ein sehr guter Ratgeber zu werden, zum einen, was den Zyklus und die „Basics“ sozusagen an sich angeht, als auch Hilfen und Alternativen bei Beschwerden anzubieten. Ebenso lädt das farbenfrohe Cover des Buches dazu ein. Dementsprechend war ich gespannt auf das Buch und hoffte (obwohl ich meist diesbezüglich beschwerdefrei bin) noch einige kleine Tipps und Anregungen mitzunehmen. Das Buch beginnt meiner Meinung nach recht interessant, in dem die Menstruation aus der Historie heraus beleuchtet wird. Zudem werden zahlreiche Tabus, Aberglauben und Mythen beleuchtet, die sich rund um das Thema ranken. Der erste Abschnitt des Buches ist sehr ausführlich und an manchen Stellen ziemlich abschweifend, dennoch gut gelungen. Es zeigt sich bereits hier beim Schreibstil der Autorin, dass sie sehr sprunghaft ist und versucht ihr gesamtes Wissen in diese Zeilen zu packen. So wirkt es bisweilen überladen und manchmal kann man dem ganzen gar nicht folgen und muss es 2x lesen. Da es außerdem sehr ausführlich ist, kann man sich ebenfalls nicht alles sofort merken. Der zweite Abschnitt des Buches befasst sich mit der Anatomie der weiblichen Geschlechtsorgane und beleuchtet zudem detailliert alle Hormone des weiblichen Körpers. Diese Abhandlung ist wissenschaftlich sehr gut gelungen und lädt wohl hin und wieder auch zum Nachschlagen im Werk ein. Im nächsten Abschnitt des Buches beginnt dann das eigentliche Thema Menstruation und Zyklus. Leider verliert das Buch nun zunehmend seinen Charakter als Ratgeber und gleitet auf die spirituelle Ebene ab. Für Frauen, die es eher wissenschaftlich mögen und dazu nicht unbedingt einen Zugang haben, ist es eher schwierig zu folgen und für mich schien manches „an den Haaren herbeigezogen“. Genauso verhält es sich in den nächsten Abschnitten zu Zyklusstörungen und Beschwerden sowie zu Heilmitteln des Zyklus. Die Autorin versucht zwar die ganzheitliche Ebene abzubilden, allerdings kaum wissenschaftlich, sondern sehr esoterisch und es stellt sich in ihrem Schreibstil sehr schnell heraus, was sie persönlich für das Beste hält. Prinzipiell positiv anzumerken ist, dass die Autorin immer wieder darauf verweist, dass wir offener im Umgang mit dem Zyklus und der Menstruation werden sollten und dies kein Thema ist, vor dem man sich ekeln sollte. Dieser Grundtenor des Buches ist sehr löblich. Ebenfalls sehr gut gelungen sind die kleinen hervorgehobenen Info-Kästchen im Buch, die nochmals etwas zum Thema zusammenfassen. Punkten kann bei mir ebenfalls der Abschnitt zu Heilkräutern und wie diese zum Lindern von Beschwerden beitragen können, da ich sehr an Kräuter(heil)kunde interessiert bin. Im letzten Abschnitt des Buches zu den Produkten für die Monatshygiene sowie des sich anschließenden Nachworts, übertreibt es die Autorin aber gewaltig. Von einem Sachbuch ist nichts mehr zu erkennen. Wir erfahren zu unserem Erschrecken, dass Tampons absoluter Mist sind (und dabei wird wissenschaftlich noch nicht mal etwas zum Toxischen Schocksyndrom erläutert- leider!!!) und dass die Pille erst recht ein Teufelsinstrument ist. Ich muss ehrlich sagen, trotz einiger positiver Aspekte und Anregungen, sich wirklich einmal mit dem Thema und seinem eigenen Körper auseinander zu setzen, ist dies für einen Ratgeber ein absolutes No-Go. Es hätte sich gehört, dass man nicht nur alle Alternativen beleuchtet, sondern sachlich ein Pro und Kontra dazu abliefert. Ich hatte mir wirklich erhofft einen Ratgeber in die Hand zu bekommen, den man später einmal mit seiner Tochter lesen und besprechen könnte. Allerdings weit gefehlt- da erkläre ich ihr die Grundlagen lieber selbst, anstatt sie einer Gehirnwäsche (und nichts anderes ist es in manchen Teilen des Buches) zu unterziehen.

Mein Fazit: Es hätte gut werden können, allerdings bin ich ein eher wissenschaftlicher Typ und kann mit Hokuspokus nichts anfangen, deshalb tut es mir leid, dass ich keinen besseren Zugang zum Buch finden konnte- ich gehöre einfach nicht zur Zielgruppe des Werkes. Auch der Schreibstil der Autorin hat mich stellenweise genervt und dass sie ihre Meinungen so unverblümt mitteilt. Ich kann das Buch daher nicht weiterempfehlen aber vergebe für die positiven Aspekte gut gemeinte 2 Punkte.

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Veröffentlicht am 30.12.2020

Kinderbuch, das hinter unseren Erwartungen bleibt

Gans Ernst von Jimmy Kimmel
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Gans Ernst ist eine sehr ernste Gans, die nicht lachen oder lustig sein kann. Doch der Leser/Vorleser wird interaktiv aufgefordert in der Mitte des Buches vor einem kleinen Spiegel Grimassen oder ähnliches ...

Gans Ernst ist eine sehr ernste Gans, die nicht lachen oder lustig sein kann. Doch der Leser/Vorleser wird interaktiv aufgefordert in der Mitte des Buches vor einem kleinen Spiegel Grimassen oder ähnliches zu machen, um Gans Ernst zum Lachen zu bringen. Im zweiten Teil des Buches wurde damit dann Gans Ernst überzeugt und wird lustiger.

Das Kinderbuch von Jimmy Kimmel, welches als Bestseller sehr viele Leute begeistert hat, macht auf den ersten Blick einen sehr soliden Eindruck. Das Buch kann durch Kinderhände gehen ohne gleich kaputt zu gehen. Die Schrift ist einfach und sehr groß und man muss hier als Vorleser auch Wert auf die Betonung legen. Doch der Inhalt des Buches ist leider fast Null. Ja, man kann dabei Quatsch machen und blödeln, aber dafür braucht man dieses Buch nicht, noch dazu ist es sehr hochpreisig, auch wenn der Erlös des Buches einem guten Zweck gesponsert wird. Meine Tochter fand es leider nicht lustig und sie kann sich für viele Geschichten begeistern. Der letzte Satz „Sie werden von unseren Anwälten hören“ ist typisch amerikanisch und kann von einem fast 4-jährigen Kind auch nicht verstanden werden. Zum Anschauen sind die großen Bilder sicher lustig und werden dafür nochmal herhalten, aber ob ich noch öfter vorlesen muss, ist fraglich.

Mein Fazit: Die Idee ist süß, die Kinder dazu zu animieren Spaß zu haben, um die Gans zu erweichen, aber die Umsetzung hätte besser sein können und vor allem auch gehaltvoller in der Geschichte. Wir haben bereits ähnliche Bücher im Sortiment, die neben der lustigen Geschichte immer eine kleine Lehre erhalten. Das hat mir sehr gefehlt.

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Veröffentlicht am 03.10.2020

Philosophische Fragestellungen eingebettet in eine bruchstückhafte Familiengeschichte

Das Haus an der Keizersgracht
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Bram Wenkstermann steht förmlich vor einem Schutthaufen seines Lebens: Sein Haus an der Keizersgracht in Amsterdam verrottet ihm unter den Füßen weg, seine Frau Veerle quält seit vielen Jahren eine starke ...

Bram Wenkstermann steht förmlich vor einem Schutthaufen seines Lebens: Sein Haus an der Keizersgracht in Amsterdam verrottet ihm unter den Füßen weg, seine Frau Veerle quält seit vielen Jahren eine starke Depression, sodass sie sich mittlerweile in einer psychiatrischen Klinik befindet und seine Tochter Amber wirft ihr Studium hin und kehrt wieder zu ihrem Vater nach Hause zurück. Mit diesem Hintergrund versucht Bram sein Leben ohne jegliche Aussicht auf Verbesserung zu meistern und von seinem reichen Schwiegervater Geld für die Renovierung seines Hauses zu erbitten. Dieser gewährt ihm aber nur das Geld, wenn er Amber in das bis jetzt wohl gehütete Familiengeheimnis einweiht.

Der Debütroman „Das Haus an der Keizersgracht“ von Rinske Hillen beschreibt die Familiengeschichte der Wenkstermanns. Innerhalb kürzester Zeit wird hier der Plot entwickelt bis hin zum eigentlichen Höhepunkt, dem Geburtstagsfest von Bram. Daneben gibt es immer wieder bruchstückenhafte Rückblicke bzw. Erinnerungen, die die Vorgeschichte zur eigentlichen Familiengeschichte charakterisieren. Es geht dabei um viele unausgesprochene Dinge, allem voran Schuldgefühle und nie bewältigte Trauer. Die Charaktere handeln dementsprechend und es fällt einem sehr schwer, sie ins Herz zu schließen bzw. sie besser kennen zu lernen. Die Geschichte bleibt oberflächlich, auch wenn sehr wichtige und schwerwiegende Themen, wie Depressionen angesprochen werden. Daneben werden viele philosophische Fragestellungen mit eingebunden. So geht es auch viel um das Sein und das Nicht-Sein. Das verrottende Haus ist dabei nur ein Symbol der beinahe in sich zusammenfallenden Familie. Leider erschließt sich aus der Geschichte auch nur teilweise ein Happy End. Die Charaktere, vor allem Bram, laufen mir persönlich viel zu sehr am Leben vorbei. Ob es nun dadurch geprägt ist, dass er auch nie seine Trauer bewältigt hat oder weil er sich viel mit Philosophie beschäftigt – ich kann dem insgesamt nichts abgewinnen. Amber dagegen ist komplett von Schuldgefühlen geprägt und geleitet und verhält sich dementsprechend auch sehr unausgewogen. Mir fiel es ehrlich gesagt ausgesprochen schwer, den Roman überhaupt zu Ende zu lesen bzw. stellenweise hab ich ihn einfach zur Seite gelegt, weil mir vieles zu abstrakt war, auch wenn die Sprache einfach ist und die Dinge prinzipiell erklärt werden. Dennoch, alles wirkt gehetzt, die Sätze sind zum Teil nur Bruchstücke ihrer selbst. Gedankenfragmente springen immer wieder dazwischen. Ich kann mit der Geschichte überhaupt nicht warm werden, vor allem weil ich mich nicht mit den Charakteren identifizieren kann. Für mich als bodenständiger Mensch sind philosophische Fragestellungen in dieser Größenordnung zuviel. Jeder Mensch beschäftigt sich sicher einmal öfter mit dem Sinn des Lebens und man reflektiert auch Gedanken und Gefühle, aber hier erscheint es mir extrem zu viel. Spannung gibt es meiner Meinung im Roman wenig, es ist ein Auf und Ab von Schuldgefühlen. Erst zum Ende hin wird es etwas spannend, was nun auf Bram‘s Geburtstagsparty passiert bzw. wie die gesamte Sache ausgeht. Das Familiengeheimnis wiegt schwer, selbstverständlich, und es gibt nicht viel Schlimmeres; und trotzdem ist es für mich nicht nachvollziehbar warum man so lange dazu schweigt und es nicht gemeinsam verarbeitet. Mein Lichtblick des Buches war der Großvater, in seiner absolut sympathisch auftretenden und bodenständigen Art.

Von mir gibt es daher nur eine bedingte Leseempfehlung. Insgesamt lobe ich die Idee Depressionen und die unausgesprochenen und unbewältigten Gefühle in den Mittelpunkt zu stellen. Aber es wird versucht in kurzer Zeit alles in das Buch hineinzupressen, unterbrochen von ständigen Bruchstücken aus Gefühlswelt und Vergangenheit. Meiner Meinung nach wird viel gesagt und doch wieder nichts gesagt. Es fehlt mir an Spannung und Bodenständigkeit.

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