Kampf für die Freiheit, ausschweifend erzählt
Die MarschallinInhalt:
Der erste Weltkrieg ist bald vorbei und die Slowenin Zora lernt den Italiener Pietro kennen, den sie später heiratet. Die beiden verbindet ihre kommunistische Haltung und den gemeinsamen Kampf ...
Inhalt:
Der erste Weltkrieg ist bald vorbei und die Slowenin Zora lernt den Italiener Pietro kennen, den sie später heiratet. Die beiden verbindet ihre kommunistische Haltung und den gemeinsamen Kampf gegen Mussolinis Ideologien. Zora verehrt Tito und herrscht mit harter Hand über ihre Familie und die Hausangestellten, sie ist eine gefürchtete Matriarchin, die für ihre Überzeugungen über Leichen geht. Ihr Mann Pietro ist Radiologieprofessor und die gemeinsamen Kinder und Kindeskinder verbinden zahlreiche Familiengeheimnisse sowie tragische Schicksale und den erbitterten Kampf gegen die Unterdrückung und für die Freiheit.
Meine Meinung:
Auf "Die Marschallin" hat mich die liebe Jamie vom Blog Librovore aufmerksam gemacht. Ihre Begeisterung hat mich das Buch sofort kaufen lassen und nun habe ich endlich dazu gegriffen. Leider ist bei mir der Funke nicht übergesprungen und die in meinen Augen ein wenig langweiligen Abhandlungen über zahlreiche mir bereits bekannten politischen Ereignisse und Figuren haben mir ziemlich schnell das anfängliche Lesevergnügen genommen. Für alle, welche sich mit der Geschichte dieser Zeit auskennen, ist das Buch diesbezüglich zu überladen, allen, welche sich nicht mit dieser spannenden Epoche auskennen, fehlen sowohl Personenverzeichnisse als auch ein Zeitrahl, eine Karte oder ähnliches, diese Epoche ist schliesslich ziemlich komplex.
Dass unsere Protagonistin Zora eine äusserst unsympathische und tyrannische Person ist, hat mich aber überhaupt nicht gestört, ganz im Gegenteil. Ihre feministische und kämpferische Haltung, die inneren Monologe und ihre spitzfindigen Beobachtungen der Geschehnisse und Menschen sind das Beste, was dieses Buch zu bieten hat. Auch das Ende, das in kurzen Abrissen noch einmal einzelne Schicksale zusammenfast, hat wieder einen guten Überblick über das Ausmass der Familientragödie verschafft. Dazwischen aber verliert die Handlung arg an Spannung und Erzählfluss, die Sprache plätschert ausschweifend dahin und die Figuren verblassen mehr und mehr, bis am Ende alle noch einmal kurz auftreten dürfen.
Fazit:
Vor ein wenig mehr als einem Jahr habe ich den grandiosen Familienroman "Zaïda" von Anne Cuneo gelesen. Auch in diesem Buch erzählt eine Nachfahrin (in "Die Marschallin" ist es die Enkelin, in "Zaïda" die Urenkelin), die Geschichte ihrer Grossmutter/Urgrossmutter inmitten der Wirren des ersten Weltkriegs und unter der Herrschaft Mussolinis. Auch darin dreht sich alle um eine Ärztefamilie und das Geschick der kommenden Generationen. Nur liest sich "Zaïda" spannend wie ein Krimi, informativ wie ein Sachbuch und berührend wie das tiefgründigste Drama überhaupt. Wenn ihr also zu einem Buch aus dieser Zeit, das auf wahren Begebenheiten beruht, greifen wollt, dann lest "Zaïda"