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Veröffentlicht am 01.02.2022

Spaziergang im Garten Ihrer Majestät

Buckingham Palast
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Der königliche Garten öffnet mit diesem Buch seine Pforten, um Gartenliebhaber:innen aus der ganzen Welt willkommen zu heißen. Mit seiner beeindruckenden Größe von 16 Hektar ist diese Gartenanlage nicht ...

Der königliche Garten öffnet mit diesem Buch seine Pforten, um Gartenliebhaber:innen aus der ganzen Welt willkommen zu heißen. Mit seiner beeindruckenden Größe von 16 Hektar ist diese Gartenanlage nicht nur Heimat für Pflanzen, Bäume und Sträucher, sondern auch für Insekten und Vögel, die hier Nahrung finden.

Mit dem Wandel der Jahreszeiten zeigt der Garten immer wieder ein neues Gesicht und wird zum Blüten- & Farbenmeer. Selbst im Winter finden sich zarte Blüten, die der Witterung strotzen.

Der Frühling setzt romantische Akzente und verzaubert mit duftigen Blüten und zarten Pastelltönen. Mitten im Herzen von London entfalten abertausende Magnolienblüten ihre Blätter, tanzen Osterglocken im Wind und die ersten Bienen summen über Blütenteppiche aus Primeln, Narzissen und Märzenbecher. Eine Wiese, gesprenkelt mit den Blüten der Schachbrettblume zieht die Blicke magisch an.

Im Sommer genießen die Gäste der Queen bei den Gartenpartys das üppige Grün der Wiesen und Bäume, die ihnen Schatten spenden und deren Laub Geschichten von einst erzählen. Duftwicken, Sonenbräute, Phlox und Bärenklau setzen bunte Akzenkte in den Rabatten.

Entlang der Königinnenpromenade flaniert, gelangen die Besucher:innen in den Rosengarten, der nicht nur mit prächtigen Blüten, sonder auch mit einer Vielfalt an wohlriechenden Düften beeindruckt.

Wenn im Herbst die Sonne die bunten Blätter der Bäume entflammt, fühlt man sich wie im Märchen. Das Spiel von Licht und Schatten im herbstlichen Morgenlicht zeichnet Bilder, wie sie nur die Natur kreieren kann.

Und auch der Winter im königlichen Garten hat seine märchenhaften Seiten - Raureif überzieht Äste und Büsche mit einer Schicht aus glitzerndem Puderzucker und lässt eine ganz besondere Stimmung entstehen.

Ergänzt wird das Buch mit einigen Tipps zur Gartenpflege von den royalen Gärtner:innen, historischen Anekdoten, Aufnahmen und einem Gartenplan. Die Fotos sind von sehr guter Qualität und Farbbrillanz, leiden aber unter der geringen Größe des Buches (23 x 20 cm). Für einen solch eindrucksvollen Blick in den Garten der Königin hätte das Format einfach größer, opulenter gewählt werden müssen, um hier den Anforderungen eines Coffetable-Books gerecht zu werden. Auch hätte ich mir mehr Insiderwissen der Gärtner:innen erhofft, denn hier wird Gartenpflege sehr allgemein angesprochen und geht nicht wirklich auf die Besonderheiten ein, die die Pflege des königlichen Gartens mit sich bringt.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Scharfzünging

Gärten, Gift und tote Männer
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In Oberdistelbrunn ist es aus mit der beschaulichen Idylle, denn ein Giftmischer treibt sein Unwesen. Die mörderische Bilanz seiner Panscherei kann sich sehen lassen und ruft zwei betagte Damen auf den ...

In Oberdistelbrunn ist es aus mit der beschaulichen Idylle, denn ein Giftmischer treibt sein Unwesen. Die mörderische Bilanz seiner Panscherei kann sich sehen lassen und ruft zwei betagte Damen auf den Plan, die der Dorfpolizei zeigen, wo der Hammer hängt und wie man Bösewichte überführt...

Zugegeben, der Krimi fängt mit einer gemächlichen Seelenruhe und einer eher trägen Szenerie an, steigert sich dann aber zum humorigen Regio-Krimi. Zu Beginn fühlen sich die Leser;innen eher wie "Zugeroaste", die erst einmal einen ausführlichen Einblick in das dörfliche Leben inklusive aller seiner Bewohner:innen erhalten, um überhaupt in den erlauchten Kreis der Ermittler:innen aufgenommen zu werden. Ist diese Prozedur aber überstanden, gibt es kein Halten mehr, denn Paulines spitze Zunge und der schwarzhumorige Schreibstil der Autorin merzen den holprigen Start aus.

Pauline hat ein Händchen für Tinkturen und Kräutermischungen und dieses Wissen ist es auch, was sie bei den Ermittlungen braucht, um den Täter zu überführen. Was die Sympathiepunkte betrifft, so schwanke ich immer wieder einmal zwischen entnervtem Augenrollen und Jubelschreien, denn ihre Sicht und Denkweise kann auf der einen Seite sehr verletzend sein, aber auf der andere Seite weiß sie bestimmte Dinge einfach auf den Punkt zu bringen und heimst dafür wieder Pluspunkte ein.

Das idyllische dörfliche Leben wird durch Klaudia Blasl sehr schön dargestellt und kehrt sowohl die positiven, als auch die negativen Seiten heraus. Wenn Jede/r Jede/n kennt, bleibt nichts im Verborgenen und so blühen Klatsch und Tratsch und befeuern zusätzlich Paulines Ermittlungen.

Die Autorin ermöglicht ihren Leser:innen mit mal mehr mal weniger dezenten Hinweisen, die eigene Ermittlungsarbeit voranzutreiben, um beim Zusammensetzen der Puzzleteilchen Erfolg zu haben. Zwar gibt es wenig Aufregung und Spannung im Buch zu finden, aber trotzdem bleiben die Leser:innen am Ball, um hier die Lösung zu erfahren. Die Charaktere sind wie sie sind - irgendwie eine eingeschworene Gemeinschaft und trotzdem blitzen Ecken und Kanten hervor, die sie zu schrulligen Originalen machen.

Wer Cosy-Crime mag, wird mit diesem Krimi wundervolle Lesestunden erleben. Wer aber auf ein bisschen mehr Action und Spannung steht, sucht sie hier vergeblich.


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Veröffentlicht am 05.01.2022

Beginnt stark, kann aber die Leser:innen nicht bis zum Schluss begeistern

Land aus Schnee und Asche
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Inkeri möchte mit ihren Fotos den Wiederaufbau Finnlands nach dem Zweiten Weltkrieg dokumentieren und so aufzeigen, welche Spuren für immer bleiben und welche Narben bereits am abheilen sind. Doch nicht ...

Inkeri möchte mit ihren Fotos den Wiederaufbau Finnlands nach dem Zweiten Weltkrieg dokumentieren und so aufzeigen, welche Spuren für immer bleiben und welche Narben bereits am abheilen sind. Doch nicht nur der Auftrag führt sie in das Land im hohen Norden, sondern auch ein ganz persönliches Anliegen. Inkeris Mann war während des Krieges in Lappland und ist urplötzlich spurlos verschwunden. Kann ein Tagebuch der richtungsweisende Schlüssel sein, um mehr über den Verbleib ihres Mannes zu erfahren ? Inkeri wird mit Wahrheiten konfrontiert, die erschüttern....


"Land aus Schnee und Asche" fasziniert die Leser:innen gleich zu Beginn mit unglaublichen Landschaftsbildern, die hier das Zusammenspiel von klirrender Kälte, Schnee und Eis und dem menschlichen Bestreben nach Überleben widerspiegeln. Die Autorin weiß ihren sehr einnehmenden Schreibstil geschickt einzusetzen, der nicht nur die Kälte der Witterung offenbart, sondern auch die innere Kälte, die sich in den Menschen im Lager breit macht.

Die Geschichte liest sich bis etwa zur Mitte des Buches recht gut, kann mit der Aufarbeitung der Kriegsvergangenheit und immer noch herrschenden falschen Idealen (auch drei Jahre nach Kriegsende wird "Rassenhygiene" betrieben und mit einem ungeahnten Eifer wird das Katalogisieren der indigenen Bewohner vorangetrieben) die Leser:innen an die Seiten fesseln. Aber danach kippt der Roman und wird durch einen extrem künstlich aufgebauschten Spannungsbogen in die Länge gezogen, der an und für sich auf eine dramatische Entwicklung hinzielt, aber diese Erwartung leider nicht erfüllt.

Es gibt eine absurd grausame Szene, die die Schreibende ihren Leser:innen zumutet und die nichts für Zartbesaitete ist. Hier geht die Schilderung der Autorin sehr ins Detail und ruft ein absolut verstörendes und schockierendes Bild hervor, das sich regelrecht auf die Netzhaut ätzt.

Dann wiederum gibt es Abschnitte, die regelrecht poetisch sind und mit fast schon lyrisch anmutenden Worten für wundervolle Momente sorgt (das Pflanzen der Alpenrose gehört für mich zu den schönsten Augenblicken, die in Erinnerung bleiben und auf Seite 239 die folgenden Sätze "Schließlich rieselten die in der Luft gefrorenen Wörter nach und nach zu Boden. Beim Auftreffen gab es ein hell klirrendes Geräusch. Die Dorfbewohner nannten es das Flüstern der Sterne").

Auch wenn ich in Inkeri eine Menschenfängerin sehe, die im positiven Sinne ihre Mitmenschen von sich begeistern und motivieren kann, bleibt der Rest der Figuren doch eher undurchsichtig und das färbt auch auf den Verlauf des Buches ab. Manchmal zu viel Getöse für eine Wendung, die am Ende doch noch zu viele Fragen offen lässt....

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Veröffentlicht am 30.12.2021

Sehr ausschweifend erzählt

Das Leuchten der Sehnsucht - Töchter der Freiheit
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Annie Braun betritt mir dem ersten Schritt auf der Südstaaten-Plantage Birch Island eine für sie unbekannte Welt. Für die junge Frau aus den Nordstaaten ist es sehr gewöhnungsbedürftig, dass an allen Ecken ...

Annie Braun betritt mir dem ersten Schritt auf der Südstaaten-Plantage Birch Island eine für sie unbekannte Welt. Für die junge Frau aus den Nordstaaten ist es sehr gewöhnungsbedürftig, dass an allen Ecken und Enden der Luxus erstrahlt und dass die Hausangestellten schwarze Sklaven sind. Aber Annie wäre nicht Annie, wenn sie sich von den neuen Eindrücken und Umgangsweisen ins Bockhorn jagen ließe und so sagt sie frank und frei heraus, was sie denkt und fühlt. Das stößt nicht immer auf Gegenliebe und sie eckt an. Doch es sind nicht nur Konflikte, denen sich Annie stellen muss...


Ich liebe die Bücher Elisabeth Büchle, auch jene, die sie gemeinsam mit ihrem Ehemann unter der Pseudonym Noa C. Walker veröffentlicht. Sie sprechen immer eine ganz besonders einfühlsame Sprache, sind sehr gut recherchiert und begeistern mit einem ganz besonderen Fingerspitzengefühl und einer ungeahnten Tiefe.

So auch in "Das Leuchten der Sehnsucht - Töchter der Freiheit", den Auftaktband der Südstaatensaga. Hier werden die Leser:innen an die große Kluft herangeführt, die sich zwischen den Denkweisen der Nord- & Südstaaten auftut, den Umgang mit den Sklaven betreffend und auch die Lebensweise, die sich in vielerlei Dingen sehr unterscheidet.

Es ist, als würde man in die Filmkulisse von "Fackeln in Sturm" oder "Vom Winde verweht" eintauchen, denn die Schreibenden zeichnen hier herrliche Landschaftsbilder, in denen sich die Leser:innen nur allzu gerne verlieren.

Das ganze Flair der Südstaaten wird wie mit einem Füllhorn über die Leser;innen ausgegossen und kann sich so ausbreiten, um die passende Stimmung zu erzeugen. Selbst das Rascheln der vielen Stofflagen, die die aufgebauschten Röcke über den Krinolinen erzeugen, ist zu vernehmen.

Apropos aufgebauscht- im ersten Band der Saga entsteht das Gefühl, dass durch zu viele Feinheiten in der Ausstattung der Szenerie, dem sehr intensiven Kennenlernen der Figuren und dem Erzählen von alltäglichen Dingen unglaublich viel Raum eingenommen wird, der eine aufregende Handlung weitestgehend in den Hintergrund drängt.

Es gibt immer wieder mal kleine Spannungsmomente, aber so ganz will der Funke nicht überspringen und mich begeistert an das Buch fesseln. Aufmüpfige Schülerin, Existenzängste oder Annies erste Berührungen mit dem Umgang der Sklaven sind alles Reibungspunkte, die für mich aber stärker hätten ausgearbeitet werden können.

Lediglich die Gespräche zwischen Annie und Orleans sind tiefschürfend und bringen das Gottvertrauen der Sklavin sehr schön zur Geltung. So hätte ich mir das ganze Buch gewünscht, denn in vielen Dingen bleibt es, trotz ausufernder Erzählweise, nur an der Oberfläche.

Die aufgeheizte Stimmung, die letztendlich zum Bürgerkrieg führt, brodelt zwar im Hintergrund, ist aber noch nicht ganz greifbar.
Vielleicht kann mich Band 2 mehr abholen und begeistern...

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Veröffentlicht am 28.12.2021

Gewöhnungsbedürftige Hauptfigur

Totwasser
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Der erste Fall einer neu gegründeten Kanzlei soll normalerweise richtungsweisend sein, doch Linn Geller muss ein Pflichtmandat übernehmen, das sie vor einige Herausforderungen stellt. Grace Riccardi ist ...

Der erste Fall einer neu gegründeten Kanzlei soll normalerweise richtungsweisend sein, doch Linn Geller muss ein Pflichtmandat übernehmen, das sie vor einige Herausforderungen stellt. Grace Riccardi ist wild entschlossen, den Mord an ihrem Mann zu gestehen. Aber Linn findet immer mehr Hinweise, dass Grace den Mord nicht begangen haben kann. Aber je mehr Linn im Sumpf der Hinweise stochert, desto mehr dreht sich der Spieß um und sie sieht sich selbst Anfeindungen gegenüber. Kann sie das Ruder herumreißen ?



"Totwasser" wird als Lektüre für Krimifans von Nele Neuhaus, Romy Fölck und Charlotte Link empfohlen und setzt natürlich extrem hohe Erwartungen, wenn das Buch in einem Atemzug mit diesen drei Top-Autorinnen genannt wird.

Es sind auch wirklich tolle Züge zu erkennen, die Hoffnung auf einen spannenden Plot machen, doch diese werden immer wieder im Keim erstickt, wenn Linn Geller aufs Tablett kommt. Ihre fast schon wahnhaften Vorstellungen, erneut zum Opfer zu werden, wirken zu Beginn noch recht nachvollziehbar, aber auf Dauer wird es eher nervig und Linn kann die Leser:innen nicht ganz von sich überzeugen. Vielmehr wird sie immer mehr zur gewöhnungsbedürftigen Hauptfigur, die ihre Spleens (die Narbe muss unbedingt verdeckt werden) in den Vordergrund stellt, anstatt mit guter Arbeit als Anwältin zu überzeugen.

Zwar kann die Autorin eigene berufliche Erfahrungen als Grundlage für ihren Roman nutzen, aber so ganz vermag sie dieses Praxiswissen nicht geschickt in die Handlung einzuarbeiten, um davon zu profitieren.

Der Fall an und für sich ist wirklich gut erdacht, kann mit einigen Spannungsmomenten überzeugen, aber auch hier gilt - die Anfänge sind gut, die weiterführende Handlung ist eher holprig. Die wechselnden Handlungsorte Deutschland und Großbritannien hätten besser miteinander verknüpft werden können, um hier eine nervenaufreibende Kulisse zu gestalten und spannende Sequenzen zu erzeugen. Auch stört, dass immer wieder der zu gewollt englische Slang in die Dialoge eingebaut wird. Wirkt auf der einen Seite extrem nervig und auf der anderen Seite deplatziert. Man kann auch eine authentische Gesprächsführung anders vermitteln, um hier den Lesefluss nicht immer wieder zu stören.

Die Leser:innen können miträtseln, gelegten Spuren und falschen Fährten nachgehen, aber im Großen und Ganzen kann der Start der neuen Krimi-Reihen leider nicht an den Erfolg der großen Namen anknüpfen, mit denen er hier verglichen wird.

Es ist somit noch genügend Potenzial vorhanden, um sowohl die Figur Linn Geller als auch ihren Kompagnon Götz sympathischer zu gestalten, damit beide in Zukunft eine große Fangemeinde finden.

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