14 Jahre sind seit dem zweiten Band vergangen. Tristan hat sich mit Frau und Kind in Paris niedergelassen, eigentlich, um dem Naziregime zu entkommen. Aber nachdem die Deutschen in Frankreich einmarschiert sind, hat er sich der Resistance angeschlossen, die im Untergrund gegen die Nazis kämpft. Sein Bruder Julius kommt ihm als Leiter der Gestapo auf die Schliche und will ihn durch die Entführung seiner Tochter unter Druck setzen, damit Tristan ihm Josephine ausliefert, die in Nordafrika im Exil lebt.
Man könnte das Buch womöglich auch ohne großes Vorwissen lesen, denn Veronika Rusch nimmt sich ein wenig Zeit und lässt den Leser erst mal in der Geschichte ankommen und Revue passieren, was alles in der Zwischenzeit passiert ist. Dadurch lernt man Tristan und seine Familie wieder neu kennen und schätzen. Auch die Situation im besetzen Paris wird eindringlich geschildert und durch die vermehrt stattfindenden Verhaftungen und Deportationen von jüdischen Franzosen wird ein starkes Gefühl von Bedrohung und Gefahr erzeugt. Man ist also bald gefangen in Sorge um die Heldinnen und Helden und einer tiefen Abneigung gegen die "Bösen", allen voran dem Halbbruder von Tristan, der als einziger in dieser Geschichte von Anfang bis Ende und durch und durch ein bösartiger Widerling ist. Alle anderen Charaktere bestechen durch eine Tiefe und einen Facettenreichtum, der außergewöhnlich ist. Auch Nazi-Schergen, wie der schon bekannte Gille, erhalten die Möglichkeit, ihr Wesen zu verändern und Einblicke in eine Psyche zu geben, die nicht nur schwarz und weiß ist sondern Raum für alle möglichen Grautöne lässt. Dabei ist eine große Stärke der Autorin, dass sie auch für komplexe Gefühle die richtigen Worte findet. Dabei gibt sie dem Leser Raum zu interpretieren um dann sehr feinfühlig auf den Punkt zu bringen, was sie sagen möchte.
Bald kann man das Buch schwer aus der Hand legen, da es von Kapitel zu Kapitel spannender wird. Tristan und seine Frau Helene müssen durch schwere Zeiten und man ist heilfroh, dass sie das alles nicht alleine bewältigen müssen, sondern einige wunderbare Freunde und Freundinnen an ihrer Seite haben, die mir alle ans Herz gewachsen sind. Frieda und Doro, der rote Graf und allen voran natürlich Josephine, die mit ihrer mutigen ehrlichen Art alle überstrahlt.
Für mich war "Die Dunkelheit der Welt" das furiose Finale einer tollen Histo-Reihe, die ich jedem nur wärmstens ans Herz legen kann. Dank eines wunderwollen Epilogs kann man das Buch rundrum zufrieden zuklappen. Nur ungern trenne ich mich von den liebgewonnenen Figuren.