Profilbild von Schnuppe

Schnuppe

Lesejury Star
offline

Schnuppe ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schnuppe über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2022

verzettelt sich etwas

Zum Paradies
0

Hanya Yanagihrara hat hier wieder ausschweifend aber sprachlich schön erzählt, wie es ihre Art ist.
Dieses Buch ist unterteilt in drei große Geschichten, die über Namen der Protagonisten und die Orte ...

Hanya Yanagihrara hat hier wieder ausschweifend aber sprachlich schön erzählt, wie es ihre Art ist.
Dieses Buch ist unterteilt in drei große Geschichten, die über Namen der Protagonisten und die Orte des Geschehnes miteinander verbunden scheinen. Im ersten Teil 1893 geht es darum, dass sich ein junger Mann in einen Musiklehrer verliebt. Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind nicht das Problem, es geht um Standesdünkel. 1993 geht es um eine Beziehung während der Aids Epidemie und 2093 ist New York krisengeschüttelt, Seuchen grassieren und der Staat überwacht die Einwohner.
Man kann in dem Zeitablauf verfolgen, wie sich die Gesellschaft ändert. Es gibt immer wieder kritische Denkanstöße, die jedoch nicht nachhallten, da sie in der Masse des Textes untergingen. Es werden viele verschiedende Themen (Klima, Mitmenschlichkeit, Liebe, Politik) angesprochen, manche wurden jedoch nur angeschnitten. Ich hatte den Eindruck, dass die Teile nicht ganz fertig ausgearbeitet waren bzw. sich die Autorin ein wenig verzettelt hatte. Mir hätte es gut gefallen, wenn die drei Teile als Einzelbücher und dafür besser ausgearbeitet erschienen wären.
Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen und vergebe 3,5 Sterne, die ich auf 4 aufrunde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.01.2022

Erster Auschwitz-Prozess eingebettet in eine Familiengeschichte

Deutsches Haus
0

Anne Hess kennt sich mit der Nachkriegszeit, ihren gesellschaftlichen und politischen Strukturen, bestens aus. Sie hat dies als Drehbuchautorin von WEISSENSEE und KU´DAMM 56/59 eindrucksvoll bewiesen. ...

Anne Hess kennt sich mit der Nachkriegszeit, ihren gesellschaftlichen und politischen Strukturen, bestens aus. Sie hat dies als Drehbuchautorin von WEISSENSEE und KU´DAMM 56/59 eindrucksvoll bewiesen. Mit "Deutsches Haus" legt sie nun ihren ersten Roman vor. In Frankfurt wird 1963 der erste Auschwitz Prozess stattfinden. Die letzten Vorbereitungen hierzu sorgen für Schlagzeilen. In der Familie Bruns wird das aktuelle Geschehen nicht kommentiert, bzw. beachtet. Die Eltern führen die Gastwirtschaft "Deutsches Haus" über der sie auch wohnen. Die älteste Tochter Annegret ist Säuglingskrankenschwester, Eva ist Übersetzerin für Polnisch und der Nachzügler Stefan geht noch zur Schule. Mit dem aktuellen Tagesgeschehen scheint es keine Berührungspunkte zu geben. Die Konventionen der 60er werden mit der Familiengeschichte gut vorgestellt. Die älteste Tochter ist dick und gilt mit 28 Jahren als spätes Mädchen, die Heiratsaussichten stehen schlecht; daher ist es den Eltern recht, dass sich Eva um einen Kandidaten bemüht. Jürgen Schoormann, reicher Versandkaufmann, ist der Auserwählte. Das Denken der Familie kreist um die Frage wann er denn endlich den Antrag macht. Als Jürgen an einem Adventssonntag seine erste Aufwartung macht, wird Eva von ihrer Agentur zu einem Übersetzungsauftrag gerufen. Entgegen den üblichen Vertragsunterlagen soll sie eine Zeugenaussage für den Staatsanwalt übersetzen. Die Anfrage der Staatsanwaltschaft, ob Eva weiterhin übersetzen könnte, stösst bei Jürgen und den Eltern auf strikte Ablehnung. Eva versteht dies nicht. Sie hatte zuvor keine Ahnung von der jüngsten Geschichte, sieht aber die Notwendigkeit, den Opfern eine Stimme zu geben, um zu Gerechtigkeit zu verhelfen. Gegen den Willen der Eltern und des Verlobten übernimmt sie den Auftrag. Im weiteren Verlauf werden über die Zeugenaussagen die Geschehnisse in Auschwitz schmerzhaft wieder lebendig. Alle Beteiligten verändert dies, häufig auf schmerzhafte Weise. Eva legt ihre Naivität ab, sie deckt schließlich ein Familiengeheimnis auf, die Verstrickung der Eltern mit dem Ort des Grauens. Die Eltern erfahren ihre Grenzen gegenüber Eva und müssen sich der Wahrheit stellen. Jürgen möchte über seine Braut bestimmen und muss hinnehmen, wie sie aufbegehrt und sich emanzipiert. Die Opfer müssen die Gräuel noch einmal in ihren Erzählungen erleben und sich dem Hohn der Angeklagten stellen. Die Angeklagten werden mit ihren Taten konfrontiert, dies lassen sie weitestgehend an sich abprallen, das Gerichtsurteil kann letztlich nicht zufriedenstellen, denn eine echte Wiedergutmachung für die Opfer gibt es ohnedies nicht.
Die einzelnen Schicksale sind sehr gelungen dargestellt. Es gelingt Annette Hess auf 365 Seiten verschiedene Charaktere und Schicksale glaubhaft vorzustellen. Sowohl die gesellschaftlichen Konventionen der Zeit als auch der Prozess sind hervorragend widergespiegelt. Die Schwierigkeiten mit der Aufarbeitung und der Beurteilung von Tätern und Mitläufern werden klar aufgezeigt. Am Ende gibt es einige offene Fäden, dies ist so gewollt, die Verarbeitung der Geschichte ist nicht abgeschlossen. Eine Verfilmung ist bei diesem Stoff gut vorstellbar. Der Schreibstil hat mir gut gefallen, man konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Einziger Kritikpunkt ist, dass die Anwälte nicht mit Namen benannt, sondern nur mit "Spitznamen" bedacht wurden. Nach der offensichtlich guten Recherche der Prozessakten war mir dies unverständlich.
Sehr lesenswert, vor allem vor dem Hintergrund aktueller politischer Entwicklungen in Deutschland.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.01.2022

Leichter humorvoller Roman

Sowas kann auch nur mir passieren
0

Mit "sowas kann auch nur mir passieren" von Mhairi McFarlane kann man einen gemütlichen Sofanachmittag verbringen. Es ist ein lustiger, flüssig geschriebener, unterhaltsamer Roman in dem frau sich auch ...

Mit "sowas kann auch nur mir passieren" von Mhairi McFarlane kann man einen gemütlichen Sofanachmittag verbringen. Es ist ein lustiger, flüssig geschriebener, unterhaltsamer Roman in dem frau sich auch manchmal wiederkennen kann. Das Cover passt zu diesem Genre, man bekommt was man erwartet. Die 30-jährige Georgina hat eine Pechsträhne, dabei lässt sie gefühlt kein Fettnäpfchen aus. Sie hat ihren Job verloren und erwischt ihren Freund mit einer anderen Frau. Es ist nicht so einfach sein Leben neu zu sortieren und aufzubauen, dabei begleitet der Leser die Protagonistin. Das sie dabei auf ihre Geister der Vergangenheit trifft gehört zum Plot, die Auflösung der Geschichte ist jedoch sehr schön dargestellt und nicht ohne Message. Die einzelnen Charaktere sind gut und sympathisch beschrieben. Nette Unterhaltung. Für mich war es das erste Buch der Autorin, ich werde wieder auf sie zurückgreifen.

Veröffentlicht am 25.12.2021

Crime Blockbuster über die Entstehung der Mafia in NY

Black Hand
0

Black Hand - Jagd auf die erste Mafia New Yorks" von Stephan Talty ist ein in romanform verpacktes Sachbuch. Geschildert werden die Anfänge der Mafia Black Hand in NY zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit ...

Black Hand - Jagd auf die erste Mafia New Yorks" von Stephan Talty ist ein in romanform verpacktes Sachbuch. Geschildert werden die Anfänge der Mafia Black Hand in NY zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit den unzähligen italienischen Einwanderern kommen auch viele Kriminelle in das Land, die u.a. mit Erpressungen, Entführungen und Bomben dem organisierten Verbrechen ein ganz neues Gesicht mit bisher unbekannter Dimension verleihen. Von der Polizei, die zu dieser Zeit von irischen Einwanderern dominiert wurde, sowie den Politikern, wird das Problem lange Zeit verharmlost. Die gemeinsame Sprache erleichtert der Mafia das Wachstum im italienischen Viertel und dieser Umstand stellt gleichzeitig ein Hindernis für die Polizei dar, die auf englisch agiert. Der italienische Detektive Joseph Petrosino nimmt mit wenigen Kollegen den Kampf auf. Obwohl die Gruppe sehr klein ist, gelingen erste Erfolge.
Das Buch ist ein Sachbuch, das in weiten Teilen wie ein Roman erzählt, was das Lesen erleichtert. Der Leser erhält eine guten Eindruck von den damaligen Zuständen.
Die geplante Verfilmung kann ich mir in der Umsetzung bereits gut vorstellen.

Leider muss man Vergleiche zu heute ziehen, wegsehen funktioniert immer noch gut und die Politik reagiert noch immer zu langsam.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.12.2021

Safier mal anders

Die Ballade von Max und Amelie
0

David Safier begegnete mir in dem Buch "Die Ballade von Max und Amelie" ganz anders, als ich ihn bisher kannte. Nicht so lustig wie bisher in seinen Vorgängerwerken, sondern ernsthaft und tiefgründig. ...

David Safier begegnete mir in dem Buch "Die Ballade von Max und Amelie" ganz anders, als ich ihn bisher kannte. Nicht so lustig wie bisher in seinen Vorgängerwerken, sondern ernsthaft und tiefgründig. Eine Geschichte, die mich sehr berührt hat, nachdem ich mich darauf eingestellt hatte, dass die Geschichte aus der Sicht der Hunde erzählt wird. Die Liebesgeschichte von Narbe, die auf der Müllkippe lebt und dort Max kennenlernt ist wunderschön erzählt. Max erzählt Narbe von seinem zuhause und gemeinsam begeben sie sich auf die Heimreise. Beide sehen in dem Anderen etwas, was er selber nicht an sich wahrnehmen kann. Daran wachsen die beiden Charaktere und es ist ein schönes Beispiel für jeden es ihnen gleichzutun, genau hinzuschauen, das Schöne und Starke zu sehen und offen zu sein für das, was einem begegnet.