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Veröffentlicht am 02.01.2022

Blutig gekratzte Finger an der Pforte der Vergangenheit

Flanders Fluch
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Ob das reiflich durchdacht war? Matthias Veigerl ist ein junger Mann sowie Architekt. Sein Vater hatte hohe Schulden und ist nun jenseitig perdu.

Und dann kehrt er in den Heimatort seiner Mutter, Flander, ...

Ob das reiflich durchdacht war? Matthias Veigerl ist ein junger Mann sowie Architekt. Sein Vater hatte hohe Schulden und ist nun jenseitig perdu.

Und dann kehrt er in den Heimatort seiner Mutter, Flander, zurück. War das die besagte gute Idee?

Witwe Gold ist diejenige, bei der er unterkunftstechnisch unterschlüpfen kann. Erinnerungen sind hier ein wichtiger Katalysator.

Matthias erfährt mehr und mehr aus deren Leben. Ungeheuerliches muß er erfahren, was ihn zutiefst schockt.

Deren Lose hängen alle miteinander zusammen und der quasi gemeinsame Nenner scheint wohl Hinnerk zu sein, amoralisch und trotzdem von seltsam dunkler Faszination der düstersten Art.

Allerdings weiß Matthias nicht, ob ihm die Katharsis gewiß sein wird oder er zu tief in den Abgrund aus Hass und Rache blicken muß, bis jener Abgrund in ihn zurückblickt. Mit Folgen ...?

Ein Buch, das nicht ganz leicht zugänglich ist, der Biss dranzubleiben, lohnt sich jedoch. Eine wahres wuchtiges Panorama des Abyssus eröffnet sich einen hier.

Manchmal ist das Sprichwort, die Zeit heile alle Wunden, schlichtweg Quatsch. Denn hier brodelt es, staut sich bis zur Implosion. Und wahrlich, es ist wie eine shakespearische Tragödie oder wie ein dark Western.

Die destruktive Dynamik erschreckt und wühlt auf. Matthias ist sympathisch und gerät widerwillig in Umstände, für die er gar nichts kann. Aber ungeschoren kommt keiner davon. Danke, Alexandra Haber!!!!!

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Marco? Wo ist mein Polo?

Von der Rettung der Welt und kleinen Pelztierchen
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Friedhelm ist dröge und absolut uninteressant. Zumindest denken dies einige übellauniger Zeitgenossen. Zum Heros geboren ist er wahrlich nicht.

Jedoch trägt ihm das Los auf, dass ausgerechnet er erfährt, ...

Friedhelm ist dröge und absolut uninteressant. Zumindest denken dies einige übellauniger Zeitgenossen. Zum Heros geboren ist er wahrlich nicht.

Jedoch trägt ihm das Los auf, dass ausgerechnet er erfährt, dass China nicht mehr viel fehlt und sie sich zum Herrscher der Welt aufgeschwungen haben.

Aber in Zeiten von allerlei kruden Verschwörungstheorien und Fake News glaubt ihm niemand diese ungeheuerliche Wahrheit.

Also muß er höchstselbst ins Reich der Mitte, um zu retten, was zu retten ist.

Was hat es mit dem Tier ( Opossum ) auf dem Cover auf sich? Selbst lesen!

Jens Rohrer hat es faustdick hinter seinen Autorenschlitzohren. Witzig, kreativ, ironisch präsentiert er uns hier einen Antihelden, der doch heroischer ist als angenommen.

Ich mußte schon beim Prolog laut auflachen, und diese Salvae Diaphragmae erfolgten noch öfters, sodaß mein Zwerchfell nun ganz geknautscht ist.

Mit Augenzwinkern und Hintersinn geschrieben, ist das ein kurzweiliges Lesevergnügen und definitiv keine Zeitverschwendung. Danke, Jens Rohrer!!!!!

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Sakrileg oder Ermordung?

Tod oder Taufe - Die Kreuzfahrer am Rhein
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Mainz 1096. Eine düstere Ära. Ein gewaltiges Kreuzfahrerheer will in die Stadt Mainz hinein. Die Tore bleiben aber verschlossen.

Demagogisch versteht es der fanatisierte Priester Rotkutte, die Mannen ...

Mainz 1096. Eine düstere Ära. Ein gewaltiges Kreuzfahrerheer will in die Stadt Mainz hinein. Die Tore bleiben aber verschlossen.

Demagogisch versteht es der fanatisierte Priester Rotkutte, die Mannen derart polemisch aufzuhetzen und anzustacheln, dass diese Ritter die jüdische Gemeinde auslöschen wollen.

In Speyer und Worms wurde schon ähnlich gewütet. Mit Schrecken harren die Mainzer der kommenden Dinge.

Nur wer als Jude das undenkbare Sakrileg begeht sich taufen zu lassen, kann der Ermordung und dem Massaker entgehen. Was tun?

Chaim, der Rabbi und Raimund, der Domdekan, sind sich durchaus freundschaftlich gesinnt. Sie suchen fieberhaft eine Lösung, wie die tödliche Katastrophe abgewandt werden könnte. Rotkutte jedoch ist äußerst durchtrieben und die Belagerung geht unvermindert weiter, bis es zu spät ist?

Es gibt in der Umschlagklappe einen Stadtplan von Mainz, eine Landkarte, ein Verzeichnis der Dramatis Personae sowie 43 Seiten Nachwort mit Glossar, Erläuterungen usw. Das alles bildet schon einmal einen Mehrwert für dieses sehr lesenswerte Buch.

Die Verfolgung der Juden durch die Christen im Mittelalter ist ein sehr unheilvolles Kapitel und im Dritten Reich haben sich die beiden Amtskirchen auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Eine Schande und eine Befleckung der Humanität was durch interreligiöse und interkulturelle Kommunikation noch lange nicht aufgearbeitet ist. Noch lange nicht.

Worms, Speyer und Mainz hatten ein reichblühendes, jüdisches Leben, das dadurch erst einmal einen massiven Rückschlag erhielt.

Falsch verstandener Glaube fanatisiert in der Gier nach Macht und Reichtum. Und das sogenannte fremde Element in der Kultur, der Andere, "der Jude", "dient" dergestalt als Sündenbock.

Brutal und verroht. Das Buch ist sehr gut recheriert und lehrreich, aber entbehrt trotzdem nicht der Emotionalität.

Großartig geschrieben. Schrecklich und erschreckend, aufwühlend und beklemmend, geht mir das Buch sehr nahe.

Und wer hätte damals gedacht, daß all dies in der Shoa akkumulieren würde. Plastisch und episch, aber nie langweilig oder langatmig, nimmt man hier ausgezeichnet und erschüttert Anteil. Danke, Jakob Matthiessen!!!!!

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Wäre da der Tod nicht besser?

Prototyp
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Der 32jährige KSK-Soldat Stefan Roth hat einen folgenschweren, fatalen Unfall mit seinem Motorrad. Infolgedessen wird er sehr schwer verletzt, Organrisse, fast kein Knochen, der nicht gebrochen ist und ...

Der 32jährige KSK-Soldat Stefan Roth hat einen folgenschweren, fatalen Unfall mit seinem Motorrad. Infolgedessen wird er sehr schwer verletzt, Organrisse, fast kein Knochen, der nicht gebrochen ist und das wohl Schlimmste: er verliert alle vier Gliedmaßen.

Deswegen zögert er nicht lange, als ihm ein verlockendes Angebot gemacht wird. Ein militärisches Forschungsprogramm der EU will es ihm als ersten Menschen überhaupt ermöglichen, daß er Neuroprothesen erhält. Diese sind an sein Nervensystem angeschlossen und mit seinem Gehirn verbunden, sodaß er diese Teile selbständig mit seinem Willen steuern kann.

Durch biologische Komponenten fühlen sich die Hände beispielsweise wie echt an, die Haut und taktile Reize kann er allesamt spüren.

Nur sind diese neuen Gliedmaßen bei weitem gewöhnlichen überlegen. Stefan kommt erstaunlich gut und schnell mit diesen neuen Teilen zurecht. Er ist quasi wirklich wie der RoboCop aus dem gleichnamigen Film.

Es könnte alles so schön sein und er sein Leben als Soldat wieder aufnehmen, wenn, ja, wenn ...

Er hat immer öfters unerklärliche, starke Kopfschmerzen und Aussetzer. Der Leiter der Forschungsgruppe dieses Zentrums als auch die leitende Ärztin werden ermordet.

Auf der Flucht mit Physiotherapeutin Rebecca und Techniker Charles muß er unbedingt die Dunkelmänner zu Fall bringen, die ihn mißbrauchen wollen. Seine Situation wird aber immer brenzliger. Kann er das überleben? Oder wäre es für ihn besser gewesen, wenn er bei seinem Unfall damals gestorben wäre?

Matthias Clostermann ist Gründer und Geschäftsführer gleich mehrerer Unternehmen für digitale Content-Erstellung und Robotik. Er kennt sich also durchaus in diesem Themenfeld aus, was hier auch beeindruckend zum Tragen kommt.

Nichts wirkt konstruiert oder an den Haaren herbeigezogen. Das Geschehen verfügt über eine hohe Authentizität. Ich bin nur so durch das Buch geflogen.

Man braucht auch keine Angst zu haben, mit technischen Details totgeschlagen zu werden. Er gebraucht nur das Nötigste, damit der Leser*in versteht und nachvollziehen kann, was hier geschieht.

Das Buch ist sehr fesselnd, beklemmend, erschreckend und weist bitterböse Twists auf. Es ist offenbar, daß Technik, die durchaus ein Segen wäre, genauso auch mißbraucht würde, zu sehr dubiosen, amoralischen Zwecken. Was mißbraucht werden kann, wird auch mißbraucht.

Das Buch verdammt aber fortschrittliche Technik auch nicht, sondern zeigt differenziert auf, wie schnell das aus dem Ruder laufen kann. Der Fortschritt kann nichts dafür. Der unberechenbare Faktor bleibt der Mensch.

Macht, Habgier und andere Negativa bleiben eben unverwüstlich. Danke, Matthias Clostermann!!!!

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Nicht auch noch ein Engel? Oje!

Und dann der Himmel
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Marco schiebt Liebeskummer, nachdem er von seinem Ex Finn betrogen worden war. Er schickt ein Gebet zum Himmel, ohne es zu ahnen und prompt fällt ihm Engel Rafael sprichwörtlich aufs Auto.

Dieser beweist ...

Marco schiebt Liebeskummer, nachdem er von seinem Ex Finn betrogen worden war. Er schickt ein Gebet zum Himmel, ohne es zu ahnen und prompt fällt ihm Engel Rafael sprichwörtlich aufs Auto.

Dieser beweist mehr als eindrücklich, dass er ein Engel ist und obendrein schwul. Er hat die Aufgabe, Marco der wahren Liebe zuzuführen.

Unversehens findet sich Marco in einem Van wieder auf Reisen, mit zunehmender Anzahl der Insassen und unternimmt einen Selbsterkennungstrip, dank Rafael, den er nie für möglich gehalten hätte. Wird Marco die wahre Liebe finden und Rafael erfolgreich sein?

Das Buch hat herrliche Situationskomik, die immer wieder zum lauten Auflachen reizt. Die Protagonisten wachsen einem ans Herz und das Buch stimmt auch durchaus nachdenklich. Es nimmt sich selbst nie zu ernst und ist eine wahre Lesefreude.

Der Kontrast zwischen dem Engel Rafael und den Menschen ist großartig dargestellt und voller Humor sowie Wortwitz.

Jan Stressenreuter ist wahrlich kreativ und originell. Das Buch passt von vorne bis hinten, mit einem überragenden Abschluss.

Trotz Engels ( ja, er ist echt! ) wird das Werk nie bedeutungsschwer oder gar zu spirituell. Nein! Es zeigt die Gegensätze gut auf. Berührend, humorvoll, erfrischend, erotisch und durch und durch kurzweilig!

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