Profilbild von marcello

marcello

Lesejury Star
offline

marcello ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit marcello über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2022

Wohlfühlatmosphäre mit durchschnittlicher Liebesgeschichte

All You Wish For
0

Mit „All You Wish For“ entführt uns Samantha Young ins beschauliche England und bietet im Gegensatz zu so manch anderer Reihe von ihr oder im Gegensatz zu diversen Standalones diesmal eher eine „biedere“ ...

Mit „All You Wish For“ entführt uns Samantha Young ins beschauliche England und bietet im Gegensatz zu so manch anderer Reihe von ihr oder im Gegensatz zu diversen Standalones diesmal eher eine „biedere“ und süße Liebesgeschichte. Ich finde es immer wieder schön, dass Young beides kann, denn so ist für jeden Geschmack oder je nach Laune etwas dabei, denn die Autorin kann auch beides gleichermaßen. Zudem ist diese Art von Liebesgeschichte auch passend für das Setting der Geschichte sowie auch den ganzen Handlungen drum herum.

Die Ausgangslage des Buchs finde ich spannend, denn für einige Monate einen Buchladen zu übernehmen, das klingt wirklich reizvoll, wahrscheinlich würde ich mit einem solchen Gedanken tatsächlich länger spielen. Aus dem Nachwort von Young kann man auch entnehmen, dass sie eine solche Annonce tatsächlich gesehen hat und ich kann verstehen, dass das gleich die Inspirationen fließen lässt. Aber auch abseits davon fand ich es nachvollziehbar dargelegt, warum Evie sich von Chicago abwendet, um gen England zu reisen. Wer kennt es in einem gewissen Alter nicht, wo die Erwartungen der Gesellschaft Überhand nehmen und man den Eindruck hat, man müsste schon längst das und das das erreicht haben und verliert sich dabei aber selbst. Deswegen fand ich es toll, dass Evie die Reißleine gezogen hat, um woanders sich selbst zu finden. Zwar war es manchmal anstrengend, wie sehr sie sich in England in die Angelegenheiten anderer eingemischt hat und ich dadurch stellenweise das Gefühl hatte, dass ihre eigene Geschichte irgendwie auf der Strecke bleibt, aber in der Gesamtsicht hat sich auch erklärt, wie sehr das eben ihre Persönlichkeit ausgemacht hat und was sie daraus lernen konnte.

Insgesamt gab es einige Stellen in dem Buch, wo ich merkte, dass ich etwas zur Weißglut getrieben werde, zum Beispiel, wenn Evie immer wieder dasselbe Gespräch mit ihrer besten Freundin führt, zwischen Vorwürfen, Eifersüchteleien und dann doch wieder Liebesbekundungen oder aber wenn Evie eigentlich immer darüber hinwegging, dass Roane das Gespräch gesucht hat. Andererseits fand ich es am Ende wieder extrem gut gemacht, dass die Geschichte viel Selbstreflexion beweist. Nach dem großen Knall liegt zwar zunächst alles in Trümmern, aber die werden auch wieder aufgehoben und neu verarbeitet und Evie stellt sich dann auch den Fehlern, die sie gemacht hat und nicht nur die der anderen. Das hat am Ende das Ruder wieder nötigerweise rumgerissen, denn ja, gewisse Strukturen nerven mich schneller schon mal, vor allem wenn sie wiederholt auftauchen und man am liebsten schreien würde, dass doch alles auf dem Silbertablett bereitliegt.

Zudem ist es leider nicht so, dass die Liebesgeschichte zwischen Evie und Roane mich vollends mitgerissen hat. Durch diese anfängliche Freundschaftsbarriere ist zu lange alles auf Sparflamme, was bedeutet, dass die Liebesgeschichte nicht richtig in Gang kommen wird. Zwar mochte ich beide für sich gerne und auch zusammen hatten sie vor allem später natürlich etwas sehr süßes, aber dennoch war es nicht so ein Wow-Paar, wie ich es von Young aber oft genug bekommen habe. Dennoch hat mich die Offenbarung rund um Roane am Ende überrascht. Trotz gestreuter Hinweise, dass es ein Geheimnis gibt, ist es doch gelungen, das ganze Ausmaß lange geheim zu halten, das war wieder ein Pluspunkt.

Fazit: „All You Wish For“ ist eine durchschnittliche Liebesgeschichte von Young geworden, die in einer tollen Kulisse in England spielt und schnell ein Gefühl von Heimat verbreitet. Auch die sich dort ereignenden Geschichten verstärken dieses Gefühl. Insgesamt ist vieles wirklich sehr gut gestaltet worden, aber gewisse inhaltliche Wiederholungen und leider keine Wow-Liebesgeschichte haben es mir nicht möglich gemacht, höher als eine Durchschnittsbewertung zu gehen. Dennoch eine Geschichte, bei der man wunderbar abschalten kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.11.2021

Außergewöhnliche Liebesgeschichte und abstoßender Mittelteil

Layla
0

Einleitungen zu Büchern von Colleen Hoover zu schreiben, wirkt für mich immer so wiederholend, weil ich immer nur schreibe, dass ich alles von ihr lese und sie dafür bewundere, dass sie in so vielen unterschiedlichen ...

Einleitungen zu Büchern von Colleen Hoover zu schreiben, wirkt für mich immer so wiederholend, weil ich immer nur schreibe, dass ich alles von ihr lese und sie dafür bewundere, dass sie in so vielen unterschiedlichen Genren schreiben kann, dabei ihre ganze eigene Erzählstimme behält und doch ganz unterschiedlich zu unterhalten weiß. Ja, jetzt habe ich es wieder gesagt, aber dann habe ich doch noch einen Unterschied zu bieten, denn mit „Layla“ habe ich nun erstmals ein Werk von Hoover in Hörbuchformat konsumiert. Das war für mich doch sehr ungewöhnlich, aber ich habe mich auf das von Oliver Wronka gelesene Abenteuer einfach mal eingelassen und es war wirklich extrem ungewöhnlich.

Zunächst beginnt „Layla“ so wie die meisten Bücher von Hoover: es setzt alles gefühlt mittendrin an, man muss sich erst orientiert, aber je mehr man sich einfindet, desto mehr wird man vertraut mit ungewöhnlichen Charakteren, die liebevoll ausgearbeitete Macken haben und die man unbedingt näher kennenlernen will. Also Auftritt Layla und Leeds, die sich auf der Hochzeit von ihrer Schwester Aspen kennenlernen. Innerhalb einer Nacht wird uns dann eine Liebesgeschichte präsentiert, die auf ihre ganz eigene Art und Weise zutiefst romantisch ist und die sofort mitten ins Herz geht. Hier wird einfach direkt deutlich, dass sich zwei Menschen gesucht und gefunden haben. Immer wieder fällt in den Dialogen von Hoovers Charakteren auch auf, dass sie keine normalen Gespräche führen, weil alles von einer Tiefgründigkeit begleitet ist, die eine ganz eigene Ebene zur Verfügung stellt.

Nach diesem Happy End also, das Layla und Leeds gleich in eine feste Beziehung mit Zusammenziehen führt, nimmt die Geschichte aber eine andere Wendung, denn eine eifersüchtige Ex von Leeds verübt einen Anschlag auf sie beide, den sie zwar überleben, der sie in ihren Persönlichkeiten und in ihrer Beziehung für immer verändert. Hier kommt also der Auftritt von einer paranormalen Ebene hinzu, die ich persönlich so in einem Buch noch nie gelesen habe, die also durchaus von Anfang an bei mir Faszination hervorgerufen hat. Ich war extrem gespannt, wohin uns diese Geschichte nun führen würde und wollte immer mehr wissen. Natürlich muss man sich auf eine solche paranormale Vorstellung von Seelenleben erst einmal einlassen, aber als gläubiger Mensch, der nicht streng auf nur das aus ist, was er auch sehen kann, bin ich dafür sehr offen und ich finde auch, dass Hoover eine interessante Version erschaffen hat. Zwar gibt es auch sehr verstörende Aspekte zwischendurch, aber gerade die Idee, dass Seelen verweilen, wenn sie noch etwas auf der Erde zurückhält, das findet man doch oft und Hoover spinnt die Idee einfach etwas weiter.

Dennoch muss ich eingestehen, dass mich „Layla“ zwischendurch etwas verloren hat. Zwar hat die Erzählweise, bei der zwischen den normalen Kapiteln und der „Befragung“ hin- und hergesprungen wurde, sehr ansprechend, aber es war für mich persönlich irgendwann schwerer mit den Figuren. Das war für mich eine ganz neue Erfahrung, weil besondere Charaktere ein Steckenpferd von Hoover sind. Und eigentlich mochte ich Leeds ja auch schon längst, aber das hat sich dann doch wieder gewandelt. Es war natürlich klar, dass er sich irgendwann in Geist Willow verlieben würde, aber was das aus ihm gemacht hat, das war stellenweise nur noch schwer zu ertragen. Zwar hat Leeds alle halben Kapitel wieder betont, was er doch für ein Unmensch ist (ja, korrekt!), aber es hat dann eben doch nichts an seinem Verhalten geändert. Deswegen habe ich den Inhalt zwischendurch tatsächlich als völlig unnötigen Psychoterror empfunden. Es wurde keine Spannung mehr bei mir aufgebaut, sondern das Bedürfnis, einfach ein paar Tracks vorzuspringen, weil ich das Verhalten nicht leicht zu ertragen fand.

Am Ende nimmt die Geschichte aber noch eine Wendung, die ich eigentlich hätte kommen sehen müssen, denn Hoover schreibt keine Liebesgeschichten, um sie dann selbst mit Füßen zu treten und doch war ich möglicherweise so abgestoßen, dass ich gar nicht mehr in der Lage war, mir selbst Lösungen für den Ausgang des Romans zu überlegen. Doch wie „Layla“ letztlich endet, was damals passiert ist und wie die Lösung für die ewige Zukunft ist, das passt wieder alles, das ist Hoover pur und ich mochte es dann auch tatsächlich wieder. Dennoch habe ich zwischendurch wirklich heftig gezweifelt, ob Hoover mich erstmals völlig enttäuscht zurücklassen wird. Das ist jetzt nicht passiert. Auch „Too Late“ war schon eine sehr heftige Lektüre, aber hier war der langatmige Mittelteil noch mal eine ganz eigene Form.

Mit Wronka als Sprecher bin ich insgesamt zufrieden, weil er für mich sehr schnell zu Leeds geworden ist und weil er auch eine sehr angenehme Stimmfarbe hat. Jedoch ist es mir schon öfters bei männlichen Sprechern aufgefallen, dass ihre Art, Frauenstimmen zu imitieren oft eher lächerlich wirkt. Da störe ich mich jedes Mal von neuem wieder dran und hier ist es besonders ins Auge gefallen, wenn sich Wronka als die labile Layla regelrecht überschlagen hat. Vielleicht ist hier doch die bessere Empfehlung, nicht zu sehr weiblich klingen zu wollen, zumal es ohnehin genug sehr tiefe Frauenstimmen gibt, so dass nicht jede nachempfundene Frau gleich in einer hohen Stimmlage gelegen sein muss.

Fazit: „Layla“ stellt durch die paranormale Ebene für Hoover mal wieder Neuland dar. Auch wenn ich die Idee dahinter insgesamt faszinierend fand, ist es leider so gekommen, dass ich mich in einem größeren Mittelteil sehr von Hauptfigur Leeds abgestoßen gefühlt habe. Zwar passt das Ende für mich, aber es rechtfertigt dennoch nicht das, was davor war. Nur gut, dass alles in allem wieder in eine besondere Liebesgeschichte erzählt wurde, denn ansonsten hätte ich „Layla“ wohl als erste echte Enttäuschung bezeichnen müssen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.11.2021

Kann Niveau eines genialen Prologs nicht halten

Nightsky Full Of Promise
2

Mounia Jayawanth ist eine neue deutsche Stimme bei Lyx, die ihre neue NA-Reihe in Berlin spielen lässt. Nach Anabelle Stehl ist sie nun also die zweite, die es mit einem deutschsprachigen Setting versucht ...

Mounia Jayawanth ist eine neue deutsche Stimme bei Lyx, die ihre neue NA-Reihe in Berlin spielen lässt. Nach Anabelle Stehl ist sie nun also die zweite, die es mit einem deutschsprachigen Setting versucht und es wird erneut bewiesen, dass es definitiv nicht das Ausland braucht, um ein typisches NA-Gefühl entstehen zu lassen. Zwar haben die meisten der gewählten Namen nun keinen deutschen Flair, aber damit kann ich dennoch leben, da sich gerade im Bereich der Spitznamen viel Hinwendung zum Amerikanischen gibt, deswegen kann ich diesen Mix gut nachvollziehen. Ansonsten ist mir gleich aufgefallen, dass Jayawanth mit ihrem Debüt „Nightsky Full of Promise“ eine sehr moderne Sprache anbietet. Teilweise etwas flapsig, aber das hat mich gar nicht so sehr gestört, weil das Ganze in einem sehr humorvollen Schreibstil eingebettet war, der mich oft zum Lachen gebracht hat, so dass ich das im Gesamten sehr stimmig fand. Insgesamt würde ich sogar die Prognose wagen, dass speziell Jayawanth im Lyx-Programm etwas Unverwechselbares entwickelt wird. Jedenfalls habe ich so ähnliches bislang noch nicht gelesen.

„Nightsky Full of Promise“ startet mit einem wirklich sehr guten Prolog. Die erste Begegnung von Sydney und Luke hat etwas wirklich Magisches an sich. Solche ersten Begegnungen wünscht man sich für sich selbst und auch für alle Geschichten, die man in diesem Genre so zu lesen bekommt. Selbst diese Wendung ganz am Ende ändert an diesem Eindruck nicht das geringste, denn Wette hin oder her, man hat einfach gemerkt, dass sich hier zwei Figuren begegnet sind, für die es unwiderruflich Klick gemacht hat. Dieser besondere Anfang hat aber natürlich auch die Messlatte für den weiteren Roman sehr hoch gelegt und da muss ich wirklich sagen, dass sich Jayawanth anschließend schwer getan hat, dieses Niveau auch weiterhin anzubieten. Während der Schreibstil sowie der damit transportierte Humor eine gern gesehene Konstante waren, so ist der Rest doch noch sehr unbeständig, was ich für ein Debüt aber wirklich nicht zu heftig kritisieren will, denn all die Fehler, die gemacht wurden, sind nicht für immer in Stein gemeißelt, sondern daran kann man arbeiten und gerade der Prolog zeigt ja eindrucksvoll, wie viel Potenzial in Jayawanth schlummert.

Besonders schwierig hat sich für mich die Darstellung von Sydney erwiesen. Ich fand sie am Anfang wirklich sehr sympathisch und im Grunde ist sie das auch durchweg, weil man merkt, dass sie wirklich eine sehr feine Person ist, aber verbunden mit der Tatsache, dass sie ihren Mund viel, viel zu lange nicht aufmacht, ist einfach ein Frustpotenzial entstanden, was sich nicht mehr eindämmen ließ. Mir ist bewusst, dass solche Romane davon leben, dass gewisse Konflikte verschleppt werden, um Spannung zu erzeugen, aber hier hat es Jayawanth definitiv zu gut gemeint. Es war nicht nur eine Nuance zu spät, es war ordentlich zu spät, als mal endlich alle Fakten auf den Tisch kamen. Denn zu dem Zeitpunkt hatte sich Sydney ihr Grab definitiv tief gebuddelt und es gab kaum noch etwas für sie zu entschuldigen. Luke wiederum war durchweg beständiger in seiner Art und hat dadurch natürlich mehr Sympathien gewinnen können. Dennoch ist gerade seine Familie aber auch mit dem Stilmittel der Übertreibung gestaltet worden. Ja, Konflikte müssen sein, aber es gibt eben ein Maß, das Fingerspitzengefühl erfordert und da kann man schnell mal drüber oder drunter landen. Insgesamt gab es vieler so kleiner Momente, wo die Figuren zu sehr zwischen den Extremen pendeln, dazu gehören auch die besten Freundinnen Maya und Vicky, aber auch andere. Dass das wohl auch nur Übungssache ist, habe ich für mich daran gemerkt, dass ich die große Riege der Nebenfiguren eigentlich echt mochte und dass es eben nur zwischenzeitlich zu Ausreißern gekommen ist.

Durch die Übertreibung an vielen Ecken und Enden leidet dann natürlich auch die Liebesgeschichte ein wenig. Denn dadurch, dass beide viel füreinander verheimlichen sind auch die richtig schönen Momente immer von einer dunklen Wolke überschattet. Da kann trotz ganz viel Chemie die Unbeschwertheit vom Prolog nicht mehr bestätigt werden. Zudem wurde auch zu viel Gesprächsbedarf durch Sex gelöst und das mehrfach. Das fand ich dann auch etwas seltsam. Dem gegenüber war ich aber wiederum begeistert, dass Jayawanth sich nicht scheut, wichtige Themen anzupacken. Sei es Rassismus oder sei es Feminismus. Die Themenblöcke sind erfrischend unaufgeregt verpackt worden. Hier wird nicht mehr der Keule geschwungen, hier wird eher nebenbei der Standpunkt klar, aber auch ein wirklich überzeugender Standpunkt, der mich sehr berührt hat und mich gespannt werden lässt, was sie auf Dauer mit den anderen Bänden noch anbieten wird.

Fazit: Jayawanth liefert mit „Nightsky Full of Promise” ihr Debüt ab, das typische Symptome eines Neulings zeigt. Das finde ich daher auch gar nicht so schlimm, zumal sich in meiner Kritik auch gezeigt hat, dass die angesprochenen Punkte in Zukunft leicht zu beheben sind. Am Wichtigsten ist ohnehin, dass Jayawanth schon jetzt eine ganze eigene Erzählstimme hat, da klappt die Balance in der Art und Weise, wie man ohne Übertreibungen besser zu erzählen weiß, irgendwann ganz von alleine. Gerade der Prolog hat wirklich gezeigt, dass die eingeschlagene Richtung sehr, sehr gut werden kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 26.10.2021

Eher oberflächliches Wiedersehen mit Vermont

Was wir in uns sehen - Burlington University
0

Nachdem mich Sarina Bowen zuletzt nicht mehr so inhaltlich umgehauen hat wie noch mit ihrer „True North“-Reihe, war ich auf die „Burlington University“-Reihe dagegen wieder sehr gespannt, denn immerhin ...

Nachdem mich Sarina Bowen zuletzt nicht mehr so inhaltlich umgehauen hat wie noch mit ihrer „True North“-Reihe, war ich auf die „Burlington University“-Reihe dagegen wieder sehr gespannt, denn immerhin ist es von meiner geliebten Reihe ein Spin-Off und beschäftigt sich mit den beiden jüngsten Shipley-Kindern, den Zwillingen Daphne und Dylan. Die Leseprobe hat mich zwar schon etwas stutzig gemacht, da die ersten Seiten mit Dylan und Chastity von einigen Klischees geprägt war, aber ich habe mir gesagt, dass es einfach gut werden muss. Oder doch nicht?

Schon die „Ivy Years“-Reihe war eher für ein jüngeres Publikum mit Collegethematik gedacht, was für mich aber nicht an allen Stellen so gut gepasst hat, weil für mich einfach die tiefergehenden Themen und das Familiäre von True North gefehlt hat. Bei der neuen Reihe ist es nun leider so, dass sie an vielen Stellen auch eher zu oberflächlich ist, wobei wenigstens das Familiäre noch gegeben ist, denn die Shipleys und andere Figuren der Reihe tauchen oft genug auf. Es war also echt schön, alle nochmal wiederzuerleben und zu erfahren, wie es gerade bei ihnen läuft. Aber das konnte dann eben auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Dylan und Chastity in ihrer Charakterausarbeit nicht das Niveau erreicht haben, was ich sonst bei den Figuren der Reihe kennengelernt habe.

Ausgangspunkt dieser Schwierigkeiten sind definitiv die Oberflächlichkeiten, mit denen Dylan und Chastity eingeführt werden, denn diese sind nicht mal eben wieder abzubauen. Dylan ist der, der niemanden wirklich an sich heranlässt, weil er sich die Schuld am Tod seines Vaters gibt und glaubt, dass er für keine Beziehung gemacht ist. Zwar hat er eine Freundin, aber das ist auch eher nur der Bequemlichkeit geschuldet, mit Liebe hat das nichts zu tun. Dann haben wir Chastity, die in einer Sekte groß geworden ist und für alles Sexuelle bestraft wurde, also erstmal als sehr prüde dargestellt wird, aber eben doch mit einem versauten Gedankengut. Wobei der Ausdruck von „versaut“ nun nicht von mir stammt, denn Chastity sagt das ständig über sich selbst, was ich dann auch schon gleich grenzwertig finde, weil an Sex denken nun wahrlich nicht automatisch versaut gleichkommt. Aber so hat er sich ständig eingeredet, dass sie nur unschuldig ist und sie hat ihm immer hinterher geschmachtet. Das hat die inhaltliche Dichte nicht unbedingt ausgeprägt werden lassen. Alles rund um die Bonbon-Produktion ist wirklich sehr süß gemacht, das habe ich gerne mitverfolgt, aber so richtig ans Eingemachte ging es sehr spät.

Bei Chastity werden irgendwann noch ihre Ängste angepackt, die sie durch ihr vorheriges Leben unwiderruflich aufgebaut hat. Da gab es wirklich gute Ansätze, aber doch ist es auch etwas dünn geblieben. So fand ich auch ihre Texte, die sie für den Schreibkurs anfertigen musste, sehr, sehr dünn. Bei Dylan hat sich Bowen dann doch mehr Mühe gegeben. Gerade sein Gespräch mit seinem größeren Bruder Griffin war sehr stark sowie eben dann das Trauma rund um den Tod seines Vaters. Das hat mich mitgenommen und es war ein logischer Prozess, der abgebildet wurde. Leider waren danach seine Beziehungszweifel wie weggewischt und generell war er in seinem Denken bezüglich Chastity nur wenig konsequent. Nach der gemeinsamen Nacht will er erst Abstand, um sie dann doch wieder zu verführen, ohne dass wir zwischendurch seinen Sinneswandel mitverfolgen konnten.

Fazit: So richtig begeistert bin ich vom Auftakt der Burlington-Reihe nicht Natürlich kann man „Was wir in uns sehen“ sehr gut weglesen und es gab sehr süße Momente, tolle Wiedersehen mit vielen Figuren aus der True North-Reihe, aber beide Hauptfiguren waren in ihrer Darstellung nur befriedigend, weil es zu viele Klischees und zu wenig Stellen wirkliche Tiefe gab. Ich sehne mich weiterhin danach, mal wieder die Bowen zu erleben, die ich durch True North lieben gelernt habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.09.2021

Herrlich leicht und doch oberflächlich

Boston College - Nothing but You
0

Nachdem ich gerade ein Buch aus dem Genre High Fantasy besorgt habe, was mich wirklich an meine Grenzen getrieben hat, habe ich gerne zum Auftaktband von „Boston College – Nothing But You“ gegriffen, weil ...

Nachdem ich gerade ein Buch aus dem Genre High Fantasy besorgt habe, was mich wirklich an meine Grenzen getrieben hat, habe ich gerne zum Auftaktband von „Boston College – Nothing But You“ gegriffen, weil mir klar war, dass es eine leichte Lektüre werden würde. Das ist es auch geworden, was ich als Abwechslung wirklich sehr genossen habe, aber dennoch konnte auch mein Bedürfnis nach Abwechslung nicht darüber hinwegtäuschen, dass es insgesamt doch eine eher knappe und damit auch oberflächliche Erzählung geworden ist.

Auch wenn ich Lyla und Beck beide sehr gemocht habe, so hatte ich doch den Eindruck, dass ein großes Ungleichgewicht bei der Darstellung ihrer Privatleben geherrscht hat. Während Beck sicherlich nicht die Perspektive war, die richtig tief gegangen ist, so war er doch derjenige, der mit dem Verlust seiner Eltern ein schweres Schicksal hat und nun vor der Aufgabe steht, das Familienunternehmen zu führen. Mit seiner kleinen Schwester, die bei der ungeliebten Tante lebt, war also genug Konfliktpotenzial gegeben, das auch voll ausgeschöpft wurde. Einzig seine Leidenschaft für das Eishockey erschien mir vor allem auf dem Papier zu bestehen, ich hätte mir doch gewünscht, dass das deutlich mitreißender gestaltet worden wäre, denn schließlich besteht für Beck eigentlich kein Zweifel, dass er eine Profikarriere anstrebt statt eine als Geschäftsmann.

Bei Lyla wiederum war es völlig umgekehrt. In ihren Gedanken waren wir viel näher an den Gefühlsthemen dran, man konnte mit ihr deutlich mehr mitleiden. Doch ihre Familie hat nur namentlich eine Rolle gespielt, ansonsten nicht. Das ist definitiv eine Verschwendung, da viele von Lylas Komplexen schließlich aus ihrem Elternhaus kamen, wie beispielsweise die Verdeckung ihrer Kurven. Da war es doch sehr seltsam, dass es nicht eine Begegnung mit den Eltern gab. Insgesamt fand ich es so auch schade, dass Lyla kein Konfliktpotenzial in die Geschichte mitbrachte. Sie ist die Beständige und Beck wird so ein wenig zum Buhmann gemacht, was aber völlig ungerechtfertigt ist. Zumal ich es bei Lyla schade fand, dass ihre ständige Betonung, eine Feministin zu sein, aber überhaupt nicht der Realität entsprach. Das ändert nichts an meinen Sympathien für sie, doch was sie da immer betont hat, hatte nichts damit zu tun, was sie dann mit ihrer Liste erreichen wollte. Denn letztlich hat sie sich doch zum Opfer von gesellschaftlichen Zwängen gemacht, Selbstbehauptung im positiven Sinn war das gewiss nicht.

Abseits von den Charakteren ist es definitiv so, dass das Erzähltempo angenehm schnell war. In der Konsequenz hat das natürlich wiederum bedeutet, dass nicht jeder innige Moment auch tatsächlich so rübergekommen ist. Das hat man besonders an den intimen Szenen bemerkt, die regelrecht überhastet geschildert wurden. Da es ein ‚überwältigendes‘ Erlebnis für Lyla werden sollte, musste ich doch schmunzeln, denn überwältigend stelle ich mir doch anders vor. An sich war es einfach eine eher oberflächliche Liebesgeschichte, die aber wirklich süß war. Auch wenn das Gleichgewicht nicht immer stimmte, würde ich zudem insgesamt urteilen, dass die Geschichte rund erzählt ist.

Fazit: Der Auftakt zur Reihe „Boston College“ war für mich wirklich die dringende benötigte ‚leichte‘ Lektüre, was beweist, dass ‚leichte Lektüre‘ nicht immer ein vernichtendes Urteil an sich sein muss. Natürlich sagt man das nicht zu einem Buch, das überall dorthin geht, wo es wehtun muss, so ist es eben eine eher oberflächliche Erzählung, die aber in einem Rutsch unheimlich unterhält. Man sieht die Defizite, aber man kann sie gut verzeihen, weil es insgesamt einfach wirklich angenehm ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere