Cover-Bild Die Rache ist mein
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 236
  • Ersterscheinung: 10.10.2021
  • ISBN: 9783518430316
Marie NDiaye

Die Rache ist mein

Claudia Kalscheuer (Übersetzer)

Maître Susane, 42, Anwältin in Bordeaux, erhält in ihrer Kanzlei Besuch von einem gewissen Gilles Principaux. Sie glaubt diesen Mann aus ihrer Jugend zu kennen: Da war eine Begegnung mit einem älteren, beeindruckenden Jungen aus reichem Elternhaus, die ihrem Leben eine ganz neue Richtung gab. Doch an das, was damals konkret geschah, erinnert sie sich kaum. Andeutungen ihres Vaters, der Junge könne ihr zu nahe gekommen sein, weist sie empört zurück. Principaux bittet sie, die Verteidigung seiner Frau zu übernehmen, die ein entsetzliches Verbrechen begangen hat: Marlyne Principaux hat ihre drei Kinder getötet. Maître Susane übernimmt den Fall - und stürzt ins Bodenlose. Was ist los mit dieser Mutter? Welche Rolle spielen in alldem Maître Susanes maurizische Hausangestellte und deren Kinder? Wer ist dieser Gilles Principaux wirklich? Und ist sie selbst überhaupt diejenige, die sie zu sein glaubt?

Eine Anwältin wird beauftragt, eine Mutter zu verteidigen, die ihre drei Kinder ermordet hat. Aber verbindet sie nicht mit dem Vater der Kinder eine folgenreiche Begegnung viele Jahre zuvor? Was ist hier Wahrheit, was Lüge? Und ist es möglich, ohne Gewissheit zu leben? Marie NDiayes aufwühlender Roman über eine Frau in einer Extremsituation ist in Frankreich das literarische Ereignis des Jahres: ein raffiniertes, abgründiges Spiel mit uns und unseren Erwartungen und Ängsten.

»Die großartige Marie NDiaye hat das literarische Ereignis des Jahres geschrieben.« Les Inrockuptibles

»Marie NDiaye bringt ihre Leser nicht nur aus dem Gleichgewicht, sie wirft sie regelrecht um.« Livres Hebdo

»Zugleich ein packender Thriller und ein großer Gesellschaftsroman.« Le Figaro Littéraire

»Ein außergewöhnlicher Roman über den Widerspruch, in dem Frauen gefangen sind.« Le Masque et la Plume

»Marie NDiaye schreibt über das heutige Frankreich und erfasst, was die Gesellschaft bewegt.« Le Point

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2022

Top Sprache, verwirrende Story

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Die 42-jährige Anwältin Me Susane -im französischen Brauch Maître, hier gekürzt mit Me- hat vor Monaten ihre eigene Kanzlerei in Bordeaux eröffnet und seitdem hält sie sich nur mit paar kleinen Aufträgen ...

Die 42-jährige Anwältin Me Susane -im französischen Brauch Maître, hier gekürzt mit Me- hat vor Monaten ihre eigene Kanzlerei in Bordeaux eröffnet und seitdem hält sie sich nur mit paar kleinen Aufträgen auf dem Wasser. Überwiegend beschäftigt sie sich kostenlos für die Aufenthaltsgenehmigung von ihrer Hausangestellte Sharon, die mit ihrer Familie aus Mauritius geflüchtet ist und illegal in Frankreich leben. Umso mehr war sie verwundert, als eines Tages Gilles Principaux zu Besuchen kam, um eine der spektakulärsten Fälle des letzten Wochen ihr anzuvertrauen. Sie soll seine Ehefrau, die deren drei Kleinkinder ermordet hat, verteidigen. Noch merkwürdiger ist: Me Susane glaubt Principaux der Junge ist, dass sie vor dreißig Jahren einige Stunden in seinem Zimmer verbracht hat. Denn an dem Tag, in einem fremden Haus und Me Susane als zehnjähriges Mädchen, ist irgendwas passiert, dass ihr Leben im Grunde verändert hat. Aber was? Und warum vertraut Gilles Principaux den Fall an Maître Susane? Wieso hat Madame Principaux ihre Kinder getötet? Welche Rolle spielt in alldem ihre Haushälterin?

„Die Rache ist mein“ ist eine der außergewöhnlichsten und anspruchsvollsten Bücher, die ich in 2021 gelesen habe. Leider es heißt nicht, dass das mich überzeugt hat! Weil manchmal ganz einfachere Romane viel mehr bewegender als dieses verwirrender Story sind, welche die Autorin hier, vor mir, wie eine Patchwork-Decke verbreitet hat. Sie greift einige Themen wie Migration, mögliche Vergewaltigung, psychische Tiefpunkte, Familienverhältnisse und die Rolle der Frau in der Gesellschaft, meiner Meinung nach, die nicht wirklich zusammen passen, aber irgendwie zusammengeflickt worden sind. Man beschäftigt sich die ganze Geschichte lang mit dem Fragen „Warum, Wieso, Wer“ um Ende ratlos zurückzubleiben. Denn jedes angefangenes Thema bleibt hier offen und wird nicht bis zu Ende erzählt. Literarisch gesehen war Ndiaye's Sprache großartig, allerdings man muss hier fast alles Zwischen den Zeilen lesen. Obwohl ich diese „Zweideutigkeit“ liebe, hat es mich laufe des Buches sehr ermüdet. Ich habe mir wenigstens am Ende etwas Klarheit erhofft, was ich hingegen bekommen hab, ist „Friede, Freude, Eierkuchen“ der für mich überhaupt nicht passend war.

Die Grundidee des Romans fand ich genial, auch Aufbau des Buches aus verschiedenen Sichten mit passenden Erzählerstimmen war grandios, doch mit der Umsetzung und fehlenden roten Faden konnte ich nicht viel anfangen. Wie Maître Susane's Vorname, die ich hier nur als „H“ erfahren habe, ein Buchstabe, welche in Französisch nicht ausgesprochen wird, ist dieses Buch auch geistlos für mich. Schade, aber ist so!

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Ziemlich verwirrend

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Maître Susane hat mit Anfang 40 ihren Job in einer Kanzlei aufgegeben, um sich selbstständig zu machen. Es läuft aber nicht so richtig gut und sie ist froh, als Gilles Principaux sie beauftragt, die Verteidigung ...

Maître Susane hat mit Anfang 40 ihren Job in einer Kanzlei aufgegeben, um sich selbstständig zu machen. Es läuft aber nicht so richtig gut und sie ist froh, als Gilles Principaux sie beauftragt, die Verteidigung seiner Frau zu übernehmen. Marlyne Principaux hat ihre drei Kinder getötet. Me Susane glaubt, Gilles von früher zu kennen, dem Jungen, der ihr laut Aussage ihres Vaters zu nahe gekommen ist. Doch sie erinnert sich nicht mehr, was geschehen ist. Sie übernimmt aber den Fall.
Ich muss leider sagen, dass mich dieses Buch ziemlich ratlos zurücklässt. Da es keine Kapiteleinteilung hat, ist es schwer zu lesen, denn immer wieder muss man sich orientieren, in welcher Zeit man sich gerade befindet. Dieses ganze Verwirrspiel zwischen Gedanken, Erwartungen, Vermutungen und Ängsten aus der Sicht von MeSusane ist ermüdend zu lesen. Am Ende ist eigentlich nichts geklärt.
Die Charaktere finde ich schwierig und schwer einzuordnen. Me Susane ist mir nicht sympathisch und ich kann ihr Verhalten nicht verstehen. Das Verhältnis zu den Eltern ist schwierig, da sie glaubt, den Erwartungen nicht gerecht zu werden. Sie leistet sich eine Hausangestellte, die sie eigentlich nicht benötigt, will ihr aber etwas Gutes tun. Sie nimmt das Mandat an, aber ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie sich intensiv darum kümmert, diesen Fall zu bearbeiten. Den dreht und wendet sie in ihrem Kopf, um dann die Geschichte zu formen, wie sie hätte verlaufen können. Sie grübelt und grübelt und macht ihre Überlegungen zu Realitäten. Aber auch die anderen Figuren, wie Putzfrau Sharon, Gilles Principeaux und seine Frau Marlyne sind seltsam.
Am Ende sind lauter Fragezeichen in meinem Kopf, das alles im Nebulösen geblieben ist.

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Veröffentlicht am 31.12.2021

Ein unzuverlässiger Erzähler

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Der Vorhang fällt und alle Fragen offen: Mit ihrem Buch "Die Rache ist mein" gelingt es Marie NDiaye, ihre Leser ganz gewaltig vor den Kopf zu stoßen. Denn am Schluss des Buches ist nichts aufgeklärt, ...

Der Vorhang fällt und alle Fragen offen: Mit ihrem Buch "Die Rache ist mein" gelingt es Marie NDiaye, ihre Leser ganz gewaltig vor den Kopf zu stoßen. Denn am Schluss des Buches ist nichts aufgeklärt, nichts mehr eindeutig. Marie NDiaye beherrscht das Spiel mit dem unzuverlässigen Erzähler meisterhaft. 

Als Leser klammert man sich zunächst an Maître Susane, eine Rechtsanwältin in Bordeaux. Sie wird beauftragt, eine Frau zu verteidigen, die ihre drei Kinder umgebracht hat. Das allein schon verwundert, da Susane alles andere als eine erfolgreiche Rechtsanwältin ist. Ihre Anwaltskanzlei läuft schlecht. Wenn sie mit ihrem klapprigen Auto ihre Eltern besucht, parkt sie es in einer Nebenstraße. Überhaupt macht sich Susane wahnsinnig viele Gedanken, was andere in ihre Worte hineinlesen könnten. Sie ist alles andere als selbstsicher, verstellt sich - auch im Umgang mit ihrer Haushälterin, für die sie eine Aufenthaltsgenehmigung erreichen will. 

Den Vornamen von Maître Susane erfahren wir nicht. H... heißt es an einer Stelle im Roman - wohl wissend, dass das H im Französischen nicht ausgesprochen wird. Und so bleibt Susane rätselhaft. Mal gibt sie sich besorgt, mal versteigt sie sich in wirre Gedankenspiele darüber, ob das Kind ihres Ex-Mannes nicht doch von ihr sein könnte - weil ihre Eltern das Mädchen so sehr mögen. Der Sprachstil wirkte auf mich eher "stolprig", ich kam nicht leicht ins Buch hinein. 

Und dann ist da noch ihr Fall: der Kindsmord. Trotz aller Gespräche mit der Frau und ihrem Ehemann bleibt das Motiv bis zuletzt offen. Dafür macht sich Susane permanent darüber Gedanken, ob sie den Ehemann kennt - ob er ihr vor 32 Jahren einmal begegnet ist, als sie noch ein junges Mädchen war. Ist womöglich etwas Anstößiges passiert, so wie Susanes Vater es andeutet? Oder gehört das in das Reich der Fantasie? Und was hat es mit dem Überfall auf Susane auf sich, als sie die Heiratsurkunde für ihre Haushälterin besorgen wollte? Gab es ihn überhaupt? Und wenn ja: wer hat ein Interesse daran außer ihr? 

Für mich bleibt offen, was das Buch sein will - so es überhaupt etwas sein will. Ein Buch vielleicht über die Konstruktion von Wahrheit? Über die Zerbrechlichkeit unserer Welt? Ein Buch darüber, dass wir es wagen müssen, in unserem Leben manches offen zu lassen? Ein Buch über die Justiz, deren Ziel gar nicht die Wahrheitsfindung ist, sondern der Kampf um die beste Verteidigungsstrategie? Ein Buch darüber, dass wir nicht plausiblen Antworten vertrauen sollen? Und was hat es überhaupt mit dem Titel des Buches auf sich? Wessen Rache? Der Mutter? Der Anwältin? Oder wie? 

Ach, man weiß es nicht. Für mich bleibt im Roman viel zu viel offen, viel zu viel im Ungefähren, als dass ich vom Lesen einen Gewinn gehabt hätte. Alles verschwimmt einfach mehr und mehr. 

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