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Veröffentlicht am 07.01.2022

Ein Stück deutsche Geschichte!

Von Grenzen und Stegen
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Steffen Hahn, Von Grenzen und Stegen, Selfpublisher, 2021

Steffen Hahn erzählt von seiner Familie, Vater, Großeltern väterlicherseits, Mutter, Großeltern mütterlicherseits: Vater ist in der DDR aufgewachsen ...

Steffen Hahn, Von Grenzen und Stegen, Selfpublisher, 2021

Steffen Hahn erzählt von seiner Familie, Vater, Großeltern väterlicherseits, Mutter, Großeltern mütterlicherseits: Vater ist in der DDR aufgewachsen und hat die Zwänge dort bald brutal mitbekommen, er und seine Eltern wurden verhaftet, weil er sich mit Ausreise (Flucht) – Gedanken trug und erste Schritte unternommen hatte. Gespräche alleine ohne wirklich den Versuch unternommen zu haben genügten, um ihn ins ‚Zuchthaus‘ zu bringen. Er ist nach Sofia, Bulgarien, gereist, um dort mit einem ‚Fluchthelfer‘ seine Flucht zu versuchen. Ging aber alles schief. Die Organisation war wohl nur eine Tarnorganisation, um Fluchtwillige anzulocken. (Vielleicht auch das geplante Geschäftsmodell der DDR Regierung, um wieder an Devisen zu kommen).

Nach einem Jahr Gefängnis ist der Vater ‚freigekauft‘ worden (wie das damals hieß). In diesem Fall wohl ein ‚win-win‘ für die Bundesrepublik Deutschland, denn der Vater war ein versierter Handwerker, genau wie dessen Vater (die Eltern wurden ebenfalls freigekauft).

Im Westen hat sich die Familie ein neues Leben aufgebaut (und relativ gut, so wie ich das verstanden habe). Der Vater lernte die Mutter kennen, die aus einer teils sehr Nazi-treuen Familie stammte und die sich freischwamm. Dank der 68er Studentenrebellion!

Hahn berichtet von späteren Zusammentreffen der Herkunftsfamilie des Vaters in der DDR und wie diese Treffen abliefen (Bespitzelung). Sehr gut sich mal wieder darüber im Klaren zu sein, was für ein freies Land wir sind (auch wenn es hier Mängel gibt wie in jedem Land der Welt, gegen die Mängel kann man sich ja einsetzen, um diese auszumerzen).

Ich empfinde seinen nüchternen Erzählstil als ganz angenehm, ohne zu viel Emotionen. Da ich lange nicht in Deutschland gelebt habe, ist das auch ein Eintauchen in mein Herkunftsland.

Im zweiten Teil erzählt der Autor von seinem Aufwachsen, Schulbesuch, der Suche nach seiner beruflichen Eignung. Dieser Teil ist mir zu persönlich; Steffen Hahn ist eigentlich noch zu jung für eine Autobiografie. Doch es ganz nett zu seinem ‚coming-of-age- zu lesen. Er schafft es Jura zu studieren (in dieser Disziplin gibt es viele Studienabbrecher). Heute ist er Jurist, der erste in seiner Familie...

Dagegen handelt der dritte Teil vom Ist-Zustand in der Bundesrepublik Deutschland und hat im großen Ganzen mit dem politischen Selbstverständnis des Autors zu tun. Die Wiedervereinigung ging zu schnell, viel zu schnell – da stimme ich auch mit dem Autor überein, und wie er sagt, zum Nachteil der Ostdeutschen. Es hätte behutsamer sein sollen. Und er hat Recht, in Deutschland hat sich einiges verändert – zum Nachteil der Republik. Wir haben jetzt eine Unruhe stiftende neue Partei im Bundestag und in so gut wie allen Landesparlamenten. (Zwar gab es solche Gruppierungen schon immer in den Parlamenten, unter unterschiedlichen Namen, weil Deutschland eben auf Demokratie großen Wert legt). Doch jetzt wurde die Grenze zum Erträglichen durchbrochen.

Das Buch ‚Von Grenzen und Stegen‘ ist das ambitionierte Erstlingswerk eines Jungautors. Schreiben kann er! Ein gutes Lektorat hat er auch in Anspruch genommen. Das Titelbild, ein Stück Mauer und ein Schattenbild eines Menschen davor, ist ebenfalls gut gestaltet. Er weiß auch die Werbetrommel zu rühren (mit einem Videofilm und 50 kostenlosen Büchern an eventuelle Rezensent:innen). Es gibt einige ältere Mitmenschen, die über die Herkunft ihrer Familien forschen, das ist eine gute Sache für zukünftigen Generationen, man sollte wissen woher die Wurzeln stammen. Für einen ‚sozialen Aufsteiger‘ ist wichtig eine gesunde Portion Selbstbewusstsein mitzubringen und das hat er. Und so wie zu lesen war, steckt auch viel Herzblut in dem Buch.

Ich wünsche dem Buch viel Erfolg!

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Veröffentlicht am 05.01.2022

Die königliche Ermittlerin

Die unhöfliche Tote
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Die Queen ist nicht nur eine kluge Staatsrepräsentantin, sie ist auch Detektivin: Ein seltsamer Fall im Buckingham Palast, eine tote Hausangestellte (und zwar diejenige, die immer missmutig, übel gelaunt ...

Die Queen ist nicht nur eine kluge Staatsrepräsentantin, sie ist auch Detektivin: Ein seltsamer Fall im Buckingham Palast, eine tote Hausangestellte (und zwar diejenige, die immer missmutig, übel gelaunt und tratschig gegenüber den anderen Hofangestellten war). Cynthia Harris, die eigentlich schon längst im Ruhestand sein sollte, aber immer wieder zurückgeholt wurde. Unter seltsamen Umständen...Sir Simon hat sie im Privatpool der Royals gefunden, als er morgens sein Vorhaben endlich schwimmen zu gehen, um abzunehmen, wahrmachen wollte.

Die Polizei ermittelt, aber im Hintergrund ist wer – wie immer - die Strippenzieherin? Genau, her ‚majesty the queen‘ höchstpersönlich…Und dann gibt es noch das Problem mit dem Bild der königlichen Yacht Britannia. Es existiert nur ein Exemplar davon und das hing immer in den Privatgemächern, vor dem Schlafzimmer, der Queen. Sie hat nämlich ein gutes Gedächnis, die Queen. Und warum hängt das jetzt in einer Ausstellung des Verteidigungsministeriums (was behauptet, das sie dieses Bild schon lange hätten). Die Queen gibt ihrer stellvertretenden Privatsekretärin Rosy den Auftrag zu recherchieren, wie das Bild dorthin kam. Und Rosy findet einige Fakten dazu...seltam, seltsam.

Ein süffisanter Schreibstil zeichnet das Buch aus (ich habe das Hörbuch gehört), mit lustigen Einlagen. Als Krimi in dem Sinn sollte man das Buch nicht sehen, sondern eine gute Persiflage auf das britische königliche Leben. Im Buch geht es um Palast Interna, die marode Verkablung im Buckingham Palace, die Kosten für die Instandhaltung - jaja, das Leben ist teuer… Tratsch und Klatsch aus dem Palast über die Politik (Theresa May, die 2. Premier Ministerin von Großbritannien)...ach ja, der BREXIT spielt natürlich auch eine Rolle (darüber ist die 'queen not amused').

Auf dem Buchumschlag thront natürlich die Queen, wie sie sich zu einem ihrer Corgi hinunterbeugt, das Ganze in einem auffälligen hellen Blau (so wie die königlichen Winkefiguren, die Englandtouristen gerne nach Deutschland schleppen). Für Royalfan natürlich mit einem hohen Wiedererkennungswert. Für andere Leser:innen eine angenehme lustige Unterhaltung, ohne die intellektuellen Fähigkeiten zu sehr zu beanspruchen.
Die Autorin hat dieses Buch dem im April 2021 verstorbenen Prince Philipp gewidmet (ich widme ihm dieses Buch mit großer Zuneigung und Respekt, wie er sein Leben gemeistert hat). Bislang hat die Autorin neun Jugendbücher geschrieben

Die unhöfliche Tote, die Queen ermittelt, S.J. Bennett, Hörbuch Sprecherin Sandra Voss (eine sehr erfahrene Hörbuchsprecherin), 664 Minuten

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Veröffentlicht am 03.01.2022

Herzen und Blumen, nicht liebevoll

Der Herzgräber
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Ein Serienkiller reißt Frauen das Herz heraus – nicht dass Männer Frauen das Herz brechen, jetzt gibt es auch noch einen Mörder, der ihnen das Herz herausreißt. Jedoch dekoriert er das entstandene Loch ...

Ein Serienkiller reißt Frauen das Herz heraus – nicht dass Männer Frauen das Herz brechen, jetzt gibt es auch noch einen Mörder, der ihnen das Herz herausreißt. Jedoch dekoriert er das entstandene Loch mit Blumen, was ja wiederum auf Verehrung hinweisen könnte. Was für eine gestörte Bestie?

Und doch, die Mutter von Heather Evans ist in Briefkontakt mit dem für diese Morde verantwortlich Gemachten gewesen. Stapel von Briefen berichten davon. Heather räumt nach dem Selbstmord der Mutter deren Haus auf, denkt dabei an ihre Jugend dort, die nicht einfach war, stößt immer wieder auf seltsame Zettel und Federn, hat das Gefühl, dass dort Schatten oder Monster sie belästigen...
Doch dann werden neue Frauenleichen gefunden, genauso behandelt und drapiert wie von dem bereits seit Jahrzehnten einsitzenden Serienkiller. (Ein Nachahmungstäter?) Heather Evans soll sich mit dem Serienmörder im Gefängnis unterhalten. Erinnert an ‚Das Schweigen der Lämmer‘ und die famose Clarice Starling.

Heather Evans ist keine sympathische Person, sie ist aggressiv, launisch, ja, man könnte sie als herzlos bezeichnen (selbst nach dem schrecklichen Tod der Mutter hadert sie ständig mit ihr). Ein Charakter, der beim Lesen keine netten Gefühle entstehen lässt. Eine Person, die überall aneckt und ziemlich dumme Sachen macht.

Das Beschriebene ist bösartig und enorm schrecklich erklärt, manche Szenen (die ich mir bildlich vorstelle) ließen mich erschaudern. Dies ist der erste Thriller von Jen Williams, ihre Agentin hat sie dazu ermuntert. Das Mysteriöse, Geheimnisvolle zieht sich durch den Roman. Es ist für mich kein sogenannter ‚page turner‘, obwohl sehr spannend geschrieben – aber durch die Bösartigkeit, das Kranke im Roman, brauche ich Erholungspausen dazwischen… wie es wohl der Autorin beim Schreiben erging?
Das Ende ist verblüffend.

Sowohl das Titelbild mit dem roten Blatt in leichter Herzform wie auch der Titel 'Der Herzgräber' sind massiv auffallend

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Veröffentlicht am 27.12.2021

Winterliches Innehalten

Überwintern. Wenn das Leben innehält
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„Im Geflecht des Alltäglichen gibt es Lücken, und manchmal tun sie sich auf und man fällt durch sie hindurch ins Anderswo“…

In dem Hörbuch geht es um die heilsame Kraft des Innehaltens (Katherine May ...

„Im Geflecht des Alltäglichen gibt es Lücken, und manchmal tun sie sich auf und man fällt durch sie hindurch ins Anderswo“…

In dem Hörbuch geht es um die heilsame Kraft des Innehaltens (Katherine May nennt das die Zeit des Winters) – man kann aber auch im Frühling, im Sommer, in der Regenzeit, in der Trockenzeit innehalten (sage ich). Wichtig ist eben das Heilen.

Strukturiert nach Monaten erzählt die Autorin aus ihrem Leben, von den Umbrüchen, aber auch von allgemeinen Erlebnissen und der in diesen Monaten traditionellen Ereignissen. Dies ist jedoch die einzige Struktur, ansonsten erzählt sie viel, hat viel recherchiert und Interessantes zusammengetragen.

Inhalt: Von den misslungenen Bagels. Ihr Mann kommt aus dem Krankenhaus zurück. Sie bekommt Depressionen und hat Darmkrebs. Denn bislang hat sie nicht auf sich geachtet, eine leistungsorientierte Autorin. Jetzt versteckt sich hinter ihrer Krankheit. Sie führte ein stressvolles Leben – Bücherschreiben, Kindaufziehen. Jetzt kocht sie (statt zu bestellen) und erzählt davon, und wie sie ihr Leben, peu a peu, verändert. Veränderungen und Sterblichkeit, das Leben ist voller Wendungen: Winterliche Phasen - karge Phasen, Ausgebremst sein, mit Demütigungen, gar Scheitern, Ende einer Beziehung, Arbeit, Tod…Sie erzählt von ihrer Schwangerschaft und einem gleichzeitigen Besuch in Finnland. Vom Saunieren und Eisbaden. Von Island und der Blauen Lague. Von Rentieren, von Santa Lucia, von Stonehenge. Es ist eine Fülle von Informationen, aber tatsächlich biegt sie die Informationen immer wieder zum Thema Winter und Innehalten, Meditation und Nachdenken über das Leben...Winterliche Gebräuche, Lichtverschmutzung und das 'Früher'... ein Füllhorn von Gedanken. Es braucht Zeit zum Verdauen der vielen Informationen. Ein Hörbuch, bei dem die Pausetaste wichtig ist.

Das Hörbuch regt mich an, wieder mehr um die Ecke zu denken. Ich finde es schön, dass die Autorin so offen ihre Gefühle mitteilt und uns an ihrem Leben teilhaben lässt. Manches würde ich so nie machen, manche Sachen interessieren mich nicht. So offen wie die Autorin reden die meisten Menschen nicht, viele bauen ein Schutzschild auf und stellen sich als 'Krone der Schöpfung' dar oder was für ein Supermensch sie sind, stehen über allem, schimpfen höchsten über die Regierung – die ist an allem schuld. Innehalten? Nachdenken? Richtungsänderung?
Die Autorin aber berichtet auch von ihren Versagensängsten.Wortgewaltig bereits der Einstieg in das Hörbuch: Katherine May feiert den Vorabend ihres Vierzigsten in einer besonderen Weise, innehaltend, übrig bleiben Fotos… doch dann stellt sie fest, dass sie ihren Mann nie fotografiert hatte. Und dieser wurde krank, sterbenskrank (und sie nahm es anfänglich nicht besonders ernst). Bis sie sich dann doch für ihn im Krankenhaus einsetzte (die Frau, die nicht mal Pizza bestellen konnte).

Soweit zum Einstieg, und dann mischen sich Persönliches und allgemeine Betrachtungen, wie Tagebucheintragungen. Haselmäuse fressen sich das ganze Jahr über fett, um die Kälteperiode in einem Tiefschlaf zu überleben, Vögel fliegen weg, Bäume werfen Blätter ab. Der Winter ist eine Zeit des Rückzuges (in den wärmeren Gebieten ist es die Trockenzeit, wo alles einschläft und mit dem Regen wieder erwacht). In der Kälte gönnt man sich mehr Schlaf. Sollte man sich wirklich nehmen! Auch die Zeit zum Innehalten.

Katherine May, Überwintern, Wenn das Leben innehält, Hörbuch; gelesen von Jennipher Antoni, (übersetzt aus dem Englischen von Marieke Heimburger), Insel Verlag Berlin 2021, CD hat eine Laufzeit von 6 Stunden & 18 Minuten

Die geschulte Sprecherin, Jennipher Antoni, hat eine schön temperierte Stimme; das Titelbild zum Hörbuch ist eine Zeichnung einer kargen Landschaft, mit aufragenden kahlen Pflanzen im Vordergrund und hell ziehen Schlieren (Wolken?) im Hintergrund, es scheint Schnee zu fallen… die Farben des Bildes sind passend gewählt, weiß, blau, ocker...



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Veröffentlicht am 10.12.2021

Lernen von einer Jahrtausende alten Lebenstechnik

Karma
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Im Buch „Karma, wie wir das eigene Schicksal beeinflussen können“ beschreibt Autor Sadhguru Jaggi Vasudev in einer detaillierten Weise Theorie und Praxis zu Karma und Yoga.
Das in drei Teile gegliederte ...

Im Buch „Karma, wie wir das eigene Schicksal beeinflussen können“ beschreibt Autor Sadhguru Jaggi Vasudev in einer detaillierten Weise Theorie und Praxis zu Karma und Yoga.
Das in drei Teile gegliederte Buch verspricht eine Enträtselung des Begriffes ‚Karma‘. Im ersten Teil wird Karma näher erläutert. Der Guru kommuniziert dabei immer mit den Lesenden, in direkter Ansprache. Er benützt jede Menge von Parabeln, um Begriffe zu klären und um Irrglauben zu widerlegen. Im Teil zwei vereinigt sich das Karma mit der körperlichen Ausdrucksweise Yoga, während dann im Teil drei der Guru direkte Gespräche mit den Lesenden führt.
Im Epilog zeigt Sadhguru auf, dass der Weg eigentlich ganz einfach sein könnte: Dazu nimmt er das Beispiel der Kurtisane und ihrem großartigen Körperschmuck. Sie macht alle Verehrer heiß, doch keinem gelingt es den Schmuck, über ihren reizvollen Körper gelegt, zu öffnen, um sich an ihren Reizen zu laben. Währenddessen werden die Verehrer mit Wein abgefüllt (die Verführungen des materiellen Lebens). Dabei hält eine einzige Nadel die Juwelen zusammen. Eine einzige!
Und was sagt uns das – statt sinnlos herum zu stochern und nach dem Sinn des Lebens zu suchen, genügt es den einen einzigen Sinn zu finden (Dein Karma).

Damit begibt man sich auf die Reise ins Innere. Für Indien Fahrende nicht unbekannt. Karma ist gut - das eigene Leben in Griff zu nehmen und sich von Lebensumbrüchen nicht niederschmettern zu lassen. Der Guru erzählt nicht nur von dem Karma für jeden einzelnen, er spricht auch vom kollektiven Karma. Wird ein Mädchen vergewaltigt, dann hat nicht das Mädchen schlechtes Karma auf sich geladen, sondern die Gesellschaft. Denn der Gesellschaft war es nicht möglich, das und andere vergewaltigte Mädchen zu schützen. Denn das ist das Karma der Gemeinschaft Mädchen vor Gewalt zu schützen. Menschen vor Gewalt zu schützen.

Der Meister Sadhguru ist mir unbekannt. Das will aber nichts heißen. Ich habe auf Indien Reisen und in meinem Umfeld mit indischstämmigen Menschen viel zu ihrer Kultur erfahren. Es gibt Großartiges in Indien zu sehen und zu hören. Die alte Medizin Ayurveda, die vegetarische Ernährung, Kamasutra (der Respekt füreinander im sexuellen Bereich) – diese Jahrhunderte alte Kultur birgt große Weisheit in sich. Indien hat nach der Unabhängigkeit einiges erreicht, eine gewisse Autarkie, eine Stabilisierung ihres alten Wissens und Können. Doch leider wird das nicht von allen in dem Vielvölkerland, auch Subkontinent genannt, angewandt. Auch dort sollten einige den Begriff 'Karma' reflektieren. Sadhguru Jaggi Vasudev bringt seine Weisheit nach Europa. Das ist gut und nützlich. Es gipfelt in lebenslangem Lernen.

Das Buch liest sich einfach und flüssig, vor allem die vielen Parabeln regen zum Nachdenken an. Unterwegs in der Straßenbahn eine Lebensweisheit auf sich wirken lassen und darüber sinnierend aus dem Fenster schauen... Die vielen Fachbegriffe werden am Schluss des Buches im Glossar erklärt (ich habe mir einen Lesemarker dort eingesteckt, damit ich sofort nachschlagen konnte).
Das Umschlagbild ziert ein Foto des Meisters in meditativer Haltung, was an östlichen Techniken Interessierte sofort anzieht.

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