Reise ohne Wiederkehr – David Diop
Das Thema dieses Romans hat mich sehr interessiert. Erzählt wird die Geschichte des Botanikers Michel Adanson, der als erster weißer Naturforscher den Senegal bereiste. ...
Reise ohne Wiederkehr – David Diop
Das Thema dieses Romans hat mich sehr interessiert. Erzählt wird die Geschichte des Botanikers Michel Adanson, der als erster weißer Naturforscher den Senegal bereiste. Neben seinen Forschungen erfährt er vom Verschwinden einer jungen Frau, Maram, die sich in einem kleinen Dorf vor Sklaventreibern versteckt. Damit bekommt seine Expedition ein neues Ziel.
In einem zweiten Handlungsstrang begleiten wir Adansons Tochter, die nach seinem Tod dessen Reisehefte findet.
Was wirklich spannend klingt – ich liebe literarische Abenteuerromane – fand ich in diesem Fall leider nur furchtbar langweilig. Der Schreibstil ist seltsam trocken und konnte mich zu keinem Zeitpunkt fesseln. Große Teile sind aus der Ich-Perspektive Adansons erzählt. Dabei wird extrem viel indirekte Rede benutzt. In Nebensätzen wird wiederum erläutert, warum er dies und jenes geantwortet hat und welches die Beweggründe waren etc. Sehr viel „tell statt show“. Die Figuren haben scheinbar keinerlei Gestik oder Mimik, nur Sprache.
Nun ja, der Autor hat den International Booker Prize gewonnen – eigentlich kann es so schlecht ja gar nicht sein. Nur ich konnte damit wenig anfangen. Ehrlich gesagt, hab ich den Roman auch bald nach der Hälfte abgebrochen.
2 Sterne für eine interessante Hintergrundhandlung, die mich über die erste Hälfte getragen hat.
Aibohphobia – Kurt Fleisch
Zweifelsohne ist dies ein ganz besonderes Leseerlebnis.
Es ist sozusagen ein reiner Briefroman zwischen Herrn S. und Herrn H. Der eine psychisch gestörter Patient, der andere ...
Aibohphobia – Kurt Fleisch
Zweifelsohne ist dies ein ganz besonderes Leseerlebnis.
Es ist sozusagen ein reiner Briefroman zwischen Herrn S. und Herrn H. Der eine psychisch gestörter Patient, der andere angesehener Psychiater und Forscher. Den Ton, den Herr H. da seinem Patienten gegenüber anschlägt, fand ich vom ersten Brief an unangemessen. Begründet wird dies mit der Freundschaft, die darüber hinaus bestünde. Die Perspektive ist recht einseitig, man liest erstmal nur Herrn H.s Briefe und damit dessen Sichtweise. Dem Leser muss allerdings sehr schnell klar werden, dass auch mit Herrn H. ganz gewaltig etwas nicht stimmen kann. Bald ist es mehr als offensichtlich: Herr H. ist mindestens ebenso verrückt wie sein Patient. Gar diese Beziehung muss man bald anzweifeln. Wer ist nun eigentlich der Arzt und wer der Wahnsinnige?
Wie bereits erwähnt, ein sehr ungewöhnlicher (Brief-)Roman, der es mir nicht gerade leicht machte. Durch die einseitigen Briefe bleibt logischerweise eine recht starke Distanz zu den Protagonisten. Man kann sich nicht wirklich hineinversetzen, kann sich auch des Geschriebenen nicht sicher sein – ein Verwirrspiel sondersgleichen.
Obwohl der österreichische Autor Kurt Fleisch nach meinen Recherchen nicht aus der Medizinbranche kommt, wirft er hier geradezu mit medizinischen Fachbegriffen um sich. Etliche kannte ich bereits, einige hab ich gegoogelt. Auf jeden Fall betreiben beide Briefeschreiber massiven Medikamentenmissbrauch (Benzodiazepine etc.). Den angepriesenen Humor konnte ich nun leider nicht wirklich finden. Vielmehr wurde meine Geduld durch viele Wiederholungen und Jammern des Briefeschreibers auf eine harte Probe gestellt. Vermutlich liegen mir Verwirrspiele einfach nicht. Außerdem muss ich zugeben, dass mir gegen Ende die Muse und die Lust fehlten, die Zusammenhänge wirklich zu begreifen.
Also meins war das leider nicht! 2 Sterne!
Ende in Sicht – Ronja von Rönne
Eine Geschichte mit sehr ernstem Thema, die mich leider so gar nicht erreichen konnte.
Hella, 69 und Juli, 15, haben beide vor, ihr Leben zu beenden. Juli springt gerade ...
Ende in Sicht – Ronja von Rönne
Eine Geschichte mit sehr ernstem Thema, die mich leider so gar nicht erreichen konnte.
Hella, 69 und Juli, 15, haben beide vor, ihr Leben zu beenden. Juli springt gerade von einer Autobahnbrücke als Hella vorbeikommt, auf dem Weg in die Schweiz um dort Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Vor lauter Überforderung beschließen die beiden, die Reise erstmal gemeinsam fortzusetzen.
Ronja von Rönne hat einen eingängigen Schreibstil. Oft flapsig, oft humorvoll. Doch gerade diese bemüht witzigen Szenen fand ich angesichts des Themas oft unpassend. Spätestens ab der Hälfte beginnt der Humor einfach nur nervig zu werden. Leider bleibt das schwere Thema Depressionen dadurch sehr an der Oberfläche. Weder erfährt man viele Hintergründe, noch lernt man die beiden Figuren besser kennen. Sowohl Juli als auch Hella bleiben sehr fremd, bzw. sind die beiden Charaktere nur sehr oberflächlich gezeichnet. Insbesondere Hella konnte ich die Todessehnsucht einfach nicht abnehmen. Dafür wirkt sie viel zu lebenslustig. Beide sind für mich nicht authentisch. Gerade im Hinblick auf die Tatsache, dass die Autorin selbst depressive Phasen hat, finde ich es wirklich schade, dass sie (zumindest für mich) hier die Chance vertan hat, einen eindringlichen und tiefgründigen Roman über dieses wichtige Thema zu schreiben. Mit dieser Geschichte konnte sie mich leider nicht erreichen.
2 Sterne.
Laura Dean und wie sie immer wieder mit mir Schluss macht – Mariko Tamaki
Dieser Comic war Teil eines Kanada-Pakets, ansonsten hätte ich wohl kaum dazu gegriffen, da dies nicht mein bevorzugtes Genre ist. ...
Laura Dean und wie sie immer wieder mit mir Schluss macht – Mariko Tamaki
Dieser Comic war Teil eines Kanada-Pakets, ansonsten hätte ich wohl kaum dazu gegriffen, da dies nicht mein bevorzugtes Genre ist. Inwieweit diese Rezension daher aussagekräftig ist, ist fraglich.
Inhaltlich spricht diese Geschichte wohl die Zielgruppe der weiblichen Teenager an. Es ist eine unglückliche Liebesgeschichte zwischen zwei Mädchen. Überhaupt findet der Plot in einer scheinbar überwiegend queeren Umgebung statt.
Durch den Comic-Stil lässt sich das Buch sehr schnell weglesen. Nach meinem Gefühl bleibt dabei aber viel auf der Strecke, was Tiefe der Handlung, Gefühle, Zwischentöne angeht. So ist das Ganze doch eher eindimensional und flach. Aber wie gesagt, ich bin keine geübte Comic-Leserin….
Die Zeichnungen konnten mich auch nicht überzeugen. Sie sind schwarz-weiß-rot gehalten. Ich hätte mir etwas mehr Farbe gewünscht. Außerdem fand ich die Mimik wenig aussagekräftig. Alles irgendwie abstrakt.
2 Sterne.
Dieser Roman hat mich tatsächlich an meine Grenzen gebracht. Dabei ist es so nett anzuschauen mit dem Himmel in altrosa auf dem Cover. Auch der Titel ließ ...
Der Himmel über Bay City – Catherine Mavrikakis
Dieser Roman hat mich tatsächlich an meine Grenzen gebracht. Dabei ist es so nett anzuschauen mit dem Himmel in altrosa auf dem Cover. Auch der Titel ließ mich an eine nette Geschichte denken. Und so stolperte ich unbedarft in dieses doch recht spezielle Werk.
Die Schwestern Denise und Babette lassen 1960 die Heimat Europa hinter sich und wagen einen Neuanfang in Bay City. Beide bekommen je ein Kind. Eines davon ist Amy, unsere Protagonistin, die diese haarsträubende Geschichte erzählt.
Grundsätzlich war ich von der sehr eindringlichen Schreibweise erst einmal fasziniert, im zweiten Teil dann irritiert, schlussendlich aber nur noch abgestoßen und schockiert. War ich Anfangs noch versucht, anzunehmen Frau Mavrikakis hätte möglicherweise eine sehr besondere, literarisch hochwertige Art zu schreiben, musste ich das aber auch wieder verwerfen.
Es ist nicht ganz einfach zu beschreiben, worum es hier eigentlich geht. Das liegt daran, dass die Grenzen zwischen Wahrheit und Wahn immer mehr verschwimmen. Aber ich will es versuchen: Amy hat eine sehr schwierige Kindheit, denn die Mutter scheint unfähig zu sein, sie zu lieben. Im Gegenteil macht sie täglich deutlich, wie unerwünscht und ungeliebt Amy ist. Ein zutiefst unglückliches Kind ist die logische Folge. Es gibt unzählige Szenen, die schwer zu ertragen sind. Insbesondere auch durch eine seltsam unbeteiligte Erzählstimme. Auch eine starke Todessehnsucht wird schon früh deutlich. Der Grund für die Unfähigkeit zu lieben, liegt in der Vergangenheit der Mutter. Denise und Babette sind die Töchter, Jüdinnen, der in Auschwitz umgekommenen Großeltern. Dies ist ein riesengroßes Thema in diesem Roman. Tod, Judenverfolgung, Feuer, Religion. Die Szenen sind teilweise brutal und abstoßend. Vor allem aber ist es immer wieder das gleiche. Es ist absolut wahnhaft. Es ist unheimlich bedrückend.
„Man kann den Menschenstaub, der sich mit der Luft vermischt und das ganze Jahrhundert vergiftet hat, nicht ausgraben. Noch immer atmen wir die sterblichen Überreste meiner Eltern, meiner Onkel, meiner Tanten, die vom Wind herbeigeweht werden. Seit über 50 Jahren atmen wir unsere Toten ein, sie dringen durch Nase, Lunge, durch sämtliche Poren unserer Haut.“ Seite 67
Amys Geisteszustand scheint sich immer weiter zu verschlechtern, es ist furchtbar. Wobei ich an etlichen Punkten einfach nicht mehr wusste, was Realität ist und was nicht. Es ist furchtbar deprimierend. Amys Mutter hat ihr Trauma nie überwunden und deshalb wird auch sie selbst niemals darüber hinwegkommen. Dabei ist Amy in Amerika geboren, hat die umgekommenen Großeltern nie kennengelernt. Wie kann das sein?
Der Schreibstil ist einerseits sehr distanziert, wirkt beinahe gleichgültig. Doch vielleicht gerade dadurch ist er sehr provozierend. Es ist als würde die Autorin, oder Amy, Anklage erheben gegen die ganze Welt nach dem Motto: wie kann irgendwer jemals wieder glücklich sein, nach allem was passiert ist? Sicherlich ein wichtiges Thema, vielleicht wurde dafür hier aber die falsche Form gewählt.
Wer sich bis zu diesem Punkt noch nicht abgeschreckt fühlt, dem möchte ich nur noch folgendes mitgeben. Es wird schließlich auch noch esoterisch.
Am Ende war ich sehr froh, das Buch zuklappen zu dürfen. Eine wirklich schwierige Lektüre und meiner Meinung nach auch nicht gelungen. 2 Sterne.