Profilbild von MarySophie

MarySophie

Lesejury Star
offline

MarySophie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MarySophie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2022

Wallis & Edward - Eine Liebe, stärker als die Krone

Wallis und Edward. Eine Liebe, stärker als die Krone
0

Handlung
London 1928
Mit 32 Jahren verlässt Wallis ihr Heimatland, die USA, um in England ihren zweiten Mann zu heiraten. Doch schon bald langweilt sie sich, ihr Mann ist den ganzen Tag arbeiten und Wallis ...

Handlung
London 1928
Mit 32 Jahren verlässt Wallis ihr Heimatland, die USA, um in England ihren zweiten Mann zu heiraten. Doch schon bald langweilt sie sich, ihr Mann ist den ganzen Tag arbeiten und Wallis fällt es schwer, einen Anschluss an die Gesellschaft zu finden. Ihr Traum ist es, auf den Partys der High Society eingeladen zu werden und einen Blick in glamouröse Lebensstile zu erhaschen. Und genau dies gelingt ihr und schon bald kann sie sich vor Einladungen nicht mehr retten. Durch eine gemeinsame Bekannte lernt sie schließlich Edward, den Prinz von Wales, kennen. Wallis ist fasziniert von dem gutaussehenden Herrn und kann sich seiner Aura nicht entziehen. Für Edward war es Liebe auf den ersten Blick und nach und nach öffnen sie sich einander. Allerdings ist Wallis noch immer verheiratet und eine Ehe mit Edward scheint ausgeschlossen. Nicht nur, weil sie dann zweimal geschieden wäre, sondern auch, weil Wallis ihre Freiheit nicht wirklich aufgeben möchte...

Meinung
Das Cover vereint einen nostalgischen Charakter mit einer royalen Aura. Diese entsteht nicht nur durch die Abbildung von Wallis und Edward, sondern auch das Schloss im Hintergrund verstärkt diesen Eindruck. Ich finde es gut, dass man auf dem Titelbild ein Bild des Paares erblickt, öfters habe ich beim Lesen die beiden Personen angeschaut und versucht, das gerade Gelesene mit ihnen in Verbindung zu bringen.
Der nostalgische Charakter entsteht durch die leicht verblasste Abbildung der zwei Menschen, aber auch durch den leicht vergilbten Eindruck, den das Buch im oberen Drittel besitzt. Dies zusammen mit dem Lilafarbenen Titel wirkt stimmig, aber auch ein wenig altmodisch. Was für mich gut zu der Geschichte passt, die in der Vergangenheit spielt. Insgesamt entsteht auf jeden Fall ein interessantes Cover, welches nicht ganz meinen Geschmack trifft, ich aber irgendwie mag. Es passt gut zu der Handlung und man merkt, dass sich Gedanken über die Gestaltung gemacht wurden!

Lose verfolge ich das heutige Geschehen rund um die Königshäuser in Europa. Vielmehr interessiert mich die Vergangenheit und da haben die Briten in der Zeit zwischen der Liebe von Edward und Wallis bis hin zu dem Tod von Diana viel zu bieten. Ich finde es sehr spannend, mehr über so manche Personen zu erfahren und die Aussicht, die Geschichte von Edward und Wallis in Romanform zu erleben, hat mich direkt angesprochen. Beides sind Menschen, über die ich mir bereits in Dokumentationen ein erstes Bild machen konnte und es hat mich interessiert, wie sie wohl in einem Buch dargestellt sein könnten. Daher hat es mich sehr gefreut, das Werk von Wendy Holden als Rezensionsexemplar zu erhalten, ein herzliches Dankeschön an den Ullstein Verlag!

Es gibt eine interessante Aufteilung des Buches. Ich dachte, dass man vielleicht ein wenig über das Leben von Wallis und Edward erfährt, bevor sie sich getroffen haben, sich der Hauptteil des Romans allerdings darum dreht, wie sie ihre Liebe zelebrieren, sich Edward schließlich zur Abdankung entscheidet und wie ihr Leben nach der Hochzeit ausschaut. Ein Teil meiner Vermutung stimmt, man lernt tatsächlich allerhand über den Ursprung und die Geschichte von Wallis und auch ein wenig über das Leben des Prinzen kennen, wobei man ihn durchweg aus der Sichtweise von Wallis erlebt und er nicht selbst zu Wort kommt. Aber die Geschichte konzentriert sich vor allem darauf, wie Wallis und Edward zuerst nur Bekannte sind, sich schließlich eine Freundschaft und auch eine Seelenverwandtschaft herauskristallisiert und wie sie mit ihrer Beziehung umgehen. Außerdem gibt es immer wieder Szenenwechsel, wo sich die Handlung von den Jahren 1928 – 1937 wegbewegt und es einen Blick in das Jahr 1972 gibt und man ein Stück weit bei der Beerdigung von Edward dabei ist und man schauen kann, wie Wallis mit seinem Tod umgeht und wie es sich für sie anfühlt, der Königsfamilie wieder gegenüberzutreten. Das kam für mich überraschend und ich hatte damit ehrlich nicht gerechnet. Und war ich anfangs noch überrascht davon, hat sich schon bald gezeigt, dass auch diese Aufteilung der Ereignisse ihren Reiz hat und man dadurch gut nachverfolgen konnte, wie sich die Entwicklung des Paares vollzieht und wie sich die Sicht von Wallis auf so einige Dinge verändert.
Nichtsdestotrotz fand ich, dass manchmal ein paar Längen entstanden sind. Die Hauptgeschichte erstreckt sich über neun Jahre, in denen einiges passiert, die Handlung aber auch manchmal ein wenig auf der Stelle steht. Ich finde, dass es ab und an ein paar Stellen gab, die sich ein bisschen gezogen haben und wo einige Kürzungen ganz angebracht gewesen wären. In manchen Kapiteln passiert gefühlt nichts und das verleiht der Geschichte zwar Ruhe, es ist mir aber zu ereignislos. Vor allem der Wunsch von Wallis, in die Welt der Schönen und Reichen aufgenommen zu werden und der regelmäßig in unterschiedlichen Zusammenhängen zu finden ist, wurde für meinen Geschmack zu häufig wiederholt und er zeichnet lange Zeit kein gutes Bild von ihrem Charakter. Unter anderem ist es mir auch deswegen ein wenig schwergefallen, zu ihr, aber auch zu den anderen Personen eine Bindung aufzubauen, ich finde, dass sie oft zu überdreht und abgehoben, zu eigenartig auftreten. Vor allem bei einigen Figuren, die nicht mal eine so große Rolle gespielt haben, ist mir dies aufgefallen und daneben wirken „normale“ Charaktere fast schon langweilig, anstatt sympathisch...

Durch die sehr angenehme Sprache konnte ich mich von der ersten Seite an ohne Probleme auf die Handlung einlassen. Es gibt einen interessanten Start, der zeigt, dass sich die Geschichte auf zwei Zeitebenen aufteilt und man kann sich gut ein erstes Bild von Wallis machen. Ich mag es, dass es recht lange dauert, ehe der Prinz seinen ersten richtigen Auftritt im Buch hat, bis dahin konzentriert sich die Geschichte ganz auf seine künftige Ehefrau. Anhand von einigen kleinen Erwähnungen der Gesellschaft oder aus Zeitungen kann man sich zusammen mit Wallis ein erstes Bild von ihm verschaffen und schauen, ob man selbst die Einschätzungen von Wallis unterstützt oder einen anderen Eindruck erhält.

Die Sprache hat mir also von der ersten Seite an gefallen und das hat sich schließlich durch die gesamte Geschichte gezogen. Ich bin durchweg sehr flüssig mit dem Lesen vorangekommen, man kann jegliche Situationen nachvollziehen und besonders gut hat es mir gefallen, wie detailliert und lebendig die Handlungsorte beschrieben sind. Die Atmosphäre der Orte war gut greifbar und ich mag es, wie teilweise fast schon märchenhafte Plätze geschaffen werden. Aus diesem Grund habe ich bei manchen solcher Beschreibungen das Buch mal eben beiseite gelegt und im Internet einige Bilder der besagten Gebäude angeschaut, um eine noch genaueres Bild vor Augen zu haben.
Ich fand es sehr gut, dass es vor dem Start neuer Kapitel die Information gibt, auf welcher Zeitebene sich die Handlung befindet und an welchem Ort die folgenden Seiten spielen. Man ist darüber stets gut informiert und die Ebenen wurden gut voneinander abgegrenzt. Es wäre vielleicht noch ganz schön gewesen, wenn es auch bei jenen Kapiteln, die in der Zeit zwischen 1928 und 1937 spielen, eine Jahreszahl am Anfang der Abschnitte gegeben hätte. Einfach, um einen noch besseren Überblick über die Zeit zu erhalten.
Ich glaube, dass es ganz interessant gewesen wäre, wenn man einige Kapitel auch noch aus der Sichtweise von Edward gehabt hätte. Sodass man einfach noch einen anderen Blick auf die Ereignisse, vor allem aber auch Wallis erhält und man schauen kann, was dem Prinzen wohl an ihrer Person gefallen haben könnte, welche Züge er besonders geschätzt hat.

Mit der Darstellung des Settings bin ich komplett zufrieden. Ich habe von jedem einzelnen Ort ein lebendiges Bild vor Augen gehabt und ich mag es, wie teilweise erst die Figuren so richtig dafür sorgen, dass ein Raum belebt wirkt. Zudem gefällt mir die Vielfalt der Orte, sowohl feine und exquisite Plätze, als auch einfache und bodenständige Räume werden im Buch näher beleuchtet und dadurch sieht man gut die verschiedenen Welten, in denen die höhere Gesellschaft und die Königsfamilie, als auch die einfachen Menschen in England leben.

Es gibt zahlreiche Szenen, in denen man über die Gefühle von Wallis erfährt. Man kann nicht nur schauen, wie sie ihre Meinung über einige Personen oder Themen ändert, sondern auch, welche Gefühle sie gegenüber welchen Menschen besitzt. Ich finde, dass man dadurch gut nachvollziehen kann, weshalb sie manche Entscheidungen so trifft und was ihre Motive sind. Zudem fand ich es interessant, wie sie mir mit zunehmender Geschichte immer sympathischer wurde. Anfangs bin ich ihrer Person noch recht kritisch begegnet, ich habe es hinterfragt, weshalb sie den Drang besitzt, unbedingt mehr Leute der besseren Gesellschaft kennenzulernen und wie sehr sich nach Luxus gesehnt hat. Mit zunehmender Handlung haben sich ihre Wünsche diesbezüglich ein wenig geändert und Wallis hat das geschätzt, was sie hat. Und auch ihre Gefühle haben sich verändert und sie wurde mit jeder Seite lebendiger und menschlicher. Das hat ihrer ganzen Darstellung sehr gut getan und sie konnte mich letztendlich mehr überzeugen als Edward.
Gerade in jenen Abschnitten, die im Jahr 1972 spielen, hatte Wallis meine ganze Sympathie. Man merkt, dass sie in sich ruht und ihre Entscheidungen nicht bereut. Vor allem in der Gesellschaft der Königsfamilie hat Wallis eine Energie und Ausstrahlung, die alle anderen blass aussehen lässt. Zudem ist es traurig, wie abweisend die Familie der Witwe gegenüber auftritt und wie wenig Mitgefühl sie aufbringen.

Nun, wo ich das Buch beendet habe und eine weitere Sicht auf das Paar und ihre Geschichte bekommen habe, bin ich schon sehr überrascht darüber, was für einen Eindruck ich von ihnen aufgrund der Lektüre bekommen habe. Sie sind für mich immer noch sehr interessante Personen und ich denke, dass es unheimlich spannend wäre, mal einen Abend mit den Beiden zu verbringen um einfach zu schauen, wie sie tatsächlich waren.
Mir ist bewusst, dass Wendy Holden auf einige Fakten zurückgreifen konnte, jedoch auch vieles auf künstlerischer Freiheit beruht und die Autorin sich auf eine Version der Geschichte festlegen musste, die ihr am schlüssigsten erschien. Und daher keine Erzählung entstanden ist, bei der man auf jedes Wort vertrauen darf und man auch nicht zwingend alles glauben muss.
Ich habe Wallis und Edward auf jeden Fall so eigen wahrgenommen, wie noch nie. Bisher wirkten sie sympathisch und charismatisch und sie haben mich beide sehr fasziniert. Nach dem Lesen ist mein recht positiver Eindruck verändert, Wallis hatte ich im Buch immer als Menschen wahrgenommen, der die Aufmerksamkeit mag und der es sich zum Ziel gemacht hat, gesellschaftlich aufzusteigen. Ich war daher richtig erleichtert, dass sie im Verlauf der Geschichte eine Wandlung vollzogen hat und am Ende konnte mich ihre Person dann doch noch überzeugen. Gleichzeitig hoffe ich, dass dies nicht wirklich ihre Motive waren und sie einfach zufällig in die High Society rein gerutscht ist und nicht mit voller Absicht, um in mehr Reichtum und Glamour zu leben.
Edward hingegen war mir im Buch lange Zeit ziemlich sympathisch, doch je weiter die Handlung vorangeschritten ist, desto mehr hat sich meine Meinung dann auch geändert, er wirkte zwar greifbar und menschlich, aber auch sehr verletzlich und, um ehrlich zu sein, auch ein wenig verrückt. Er hatte nichts mehr mit dem angenehmen Herrn von Anfang (als Edward das erste Mal selbst in der Geschichte aufgetreten ist) gleich und er zeigt Züge und tätigt Aussagen, die schwierig sind und ihn in keinem guten Licht dastehen lassen.
Vor dem Lesen hätte ich nie gedacht, dass sich mein Bild über die Beiden so ändert und ich einen anderen Eindruck von ihnen habe. Gleichzeitig mag ich es auch, dass Wallis und Edward, aber auch die ganze königliche Familie nicht ins rechte Licht gerückt werden, sondern auch ihnen Fehler, negativere Charakterzüge und verletzende Aussagen zugeordnet werden. Das finde ich wichtig, es soll schließlich auch gezeigt werden, dass Royals nur das Glück haben, in eine bestimmte Familie mit vielen Privilegien und Geld geboren werden. Und beim Lesen des Buches hat sich gezeigt, dass solch ein Leben für manche Glück bedeuten mag, es aber auch nicht wirklich erstrebenswert ist...

Fazit
Ein sehr interessantes Buch, dass mich durchaus überzeugen, aber leider nicht ganz begeistern konnte. Es war spannend, mehr über Edward und Wallis zu erfahren und einen Teil ihrer Geschichte in Romanform zu lesen. Ich habe dadurch die Beiden sehr lebendig wahrgenommen und sie konnten mich oft überraschen, ab und an auch ein wenig schockieren und die Lektüre hat mir auf jeden Fall ein anderes Bild von ihnen gegeben, als es Reportagen oder ähnliches je gekonnt hätten. Ab und an gab es ein paar Längen und nicht immer konnten mich die Personen mit ihren Handlungen und Aussagen überzeugen, weshalb ich dem Buch eine gute Vier-Sterne-Bewertung gebe. Es war eine interessante Lektüre für zwischendurch, die ein schönes Bild von einem äußerst spannenden Paar bietet!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2022

Die zerbrochene Feder

Die zerbrochene Feder
0

Ich bin ja immer sehr froh, wenn in historischen Romanen ein Personenverzeichnis abgedruckt ist. Das ist auch bei diesem Buch der Fall, es befindet sich am Ende des Romans und aufgelistet sind all jene ...

Ich bin ja immer sehr froh, wenn in historischen Romanen ein Personenverzeichnis abgedruckt ist. Das ist auch bei diesem Buch der Fall, es befindet sich am Ende des Romans und aufgelistet sind all jene Figuren, die irgendwann im Verlauf der Geschichte auftreten. Dabei sind die Protagonisten nach Städten aufgeführt, was sehr passend erscheint.
Zudem kann man sich aufgrund dieser Auflistung einen Eindruck davon machen, wie viele historisch verbürgte Personen aufgetreten sind und welche Stellung sie innehaben. Bei der Durchsicht dessen bin ich am Ende fast schon ein wenig davon überrascht, wie viele Persönlichkeiten tatsächlich mal gelebt haben. Dadurch zeigt sich ein erster kleiner Einblick der umfangreichen Recherchearbeit und man erhält einen Eindruck dessen, wie viel Arbeit und Mühe hinter dem Werk stecken.

Ein wenig war mir Henriette im Gedächtnis geblieben, jedoch habe ich schnell feststellen müssen, wie viel ich von den Ereignissen vergessen hatte. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dies nicht ganz so wild ist. Es gibt ab und an kleine Anmerkungen über die Vergangenheit, wo es natürlich besser wäre, wenn man darüber im Bild wäre. Allerdings liegt ansonsten eine im Grunde runde und in sich geschlossene Handlung vor, die man auch ganz gut unabhängig von den anderen Teilen lesen kann.

Es findet eine Gliederung der Geschichte in vier Teile statt. Dabei wird zu Beginn jedes neuen Teils ein Datum gegeben, sodass man die Ereignisse zeitlich orten kann. Das war wirklich hilfreich, zumal es zwischendrin nur wenige kleine Aussagen gab, anhand derer man schauen kann, in welchem Monat oder Jahr sich die Geschichte gerade befindet. Aus diesem Grund hätte es mir besser gefallen, wenn es dazu noch mehr Details gegeben hätte, im Nachhinein kann ich nicht wirklich bestimmen, über was für einen Zeitraum sich die Erzählung insgesamt erstreckt hat.
Jeder neue Abschnitt beginnt mit einer kleinen Überschrift, die mal nur aus einem Wort besteht, häufig aus kleinen Wortgruppen. Damit wird jedes Kapitel ganz knapp und präzise zusammengefasst und die einzelnen Aussagen machen viel Sinn. Das mag ich sehr gern, es passt zu der Handlung und auch zu dem Titel.

Auf den ersten Seiten musste ich schon aufpassen, dass ich sehr aufmerksam und genau lese, um nichts wichtiges zu verpassen, um die Figuren in einen Zusammenhang zu bringen und um ein paar Erinnerungen hervorzulocken. Als dies dann einmal geschehen war bin ich mit dem Lesen flüssiger und leichter vorangekommen.
Die Schreibweise befindet sich auf einem gewohnt guten Niveau. Es werden mit wenigen Worten lebendige und authentische Bilder jeglicher Situationen gezeichnet und dadurch wird die Handlungszeit beim Lesen sehr lebendig. Man merkt anhand vieler kleiner Details den Zeitgeist um 1800 und es macht daher viel Spaß, in diese Welt einzutauchen und etwas neues zu entdecken und lernen.
Die Sprache ist meist einfach und daher gut lesbar gehalten. Immer mal wieder werden Begriffe eingebunden, die heutzutage nicht mehr ganz so üblich sind und daher entsteht ein schöner historischer Eindruck. Zudem bekommt die Schreibweise dadurch einen guten Anspruch und sie lädt dazu ein, den Roman nicht zu lange aus der Hand zu legen.

Auch die zahlreichen historischen Figuren und Hintergründe, die in die Geschichte eingebunden wurden, geben dem Buch viel Anspruch und Klasse. Zu verschiedenen Themen, vor allem zu der Zensur in der Literatur werden Hinweise und Details gegeben, sodass man am Ende einen stimmigen und schönen Einblick in die Sachverhalte hat, die die Bevölkerung zur Zeit um 1800 beschäftigt haben. Man kann gut schauen, was verschiedene Gesetze und Regeln für Einflüsse auf unterschiedliche Menschen haben, wie überhaupt eine Tageszeitung entsteht und auf was die Verleger achten mussten, um überhaupt publizieren zu können. Dazu, aber auch zu vielen anderen Themen gibt es einige Informationen und man kann sich ein interessantes Bild der Handlungszeit machen!

Die meisten Szenen spielen in Freiberg und ich muss sagen, dass ich mir jene Kapitel, die dort stattfinden, auch am besten vorstellen konnte. Obwohl ich die Stadt noch nie besucht habe, standen mir die Orte am lebendigsten und buntesten vor Augen. Egal, ob es sich um Straßen, Geschäfte, die Landschaft, Häuser und deren Aufteilung handelt. Jeden einzelnen Ort konnte ich mir richtig gut vorstellen und ich mag es, wie eine jede Örtlichkeit seinen eigenen Charakter erhalten hat. Das lässt die Schauplätze noch lebendiger werden und ich mag es, wie natürlich sich die Personen darin bewegt haben. Man hat gemerkt, dass sie den Orten viel Leben eingehaucht haben und das mag ich immer sehr gern bei Romanen.
Auch andere Orte außerhalb von Freiberg, sei es Weimar, Leipzig oder Berlin werden im Verlauf der Geschichte besucht. Auch dort haben einzelne Gegenden eine gute Zeichnung erhalten, sie wurden solide dargestellt und wirken greifbar. Allerdings fehlt ihnen noch das gewisse Etwas, was sie lebendig werden lässt.

Stimmungen habe ich durchweg nicht wahrgenommen. Weder positive Momente, noch traurige Nachrichten haben mich in irgendeiner Weise erreicht. Vielmehr ist die Geschichte recht nüchtern erzählt, was zwar irgendwie auch ganz nett ist, mir aber nicht ausreicht. Durchweg ist es mir dadurch schwer gefallen, zu den Figuren, allen voran zu Henriette, eine Bindung aufzubauen. Ich konnte an keiner Stelle der Erzählung mit ihnen mitfühlen und ich habe gemerkt, dass mir dies irgendwie ein wenig gefehlt hat. Dadurch, aber auch, weil mir noch ein gewisses Etwas gefehlt hat, welches das Buch zu einem Highlight machen würde, kann ich dem Roman leider keine Fünf-Sterne-Bewertung geben. An sich ist das Werk zwar stimmig und schön in sich geschlossen. Aber es konnte mich nicht komplett überzeugen.

Es gibt ein schönes Zusammenspiel von historischen und fiktiven Figuren. Man merkt beim Lesen keinen Unterschied in ihrer Darstellung, sie treten einander ebenbürtig auf und sind sehr lebendig. Eine jede Person hat eine gute Zeichnung mit ein paar charakterlichen Alleinstellungsmerkmalen erhalten und daher gibt es viele besondere Individuen, die unterschiedliche Ziele verfolgen und dem Leser einen kleinen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle bieten.

Fazit
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, ich mag es sehr, wie die Handlungszeit beleuchtet wird und wie lebendig diese daherkommt. Man merkt daher gut, dass dem Werk eine schöne und umfangreiche Recherche zugrunde liegt, was der Geschichte definitiv zugute kommt.
Ich bin flüssig mit dem Lesen vorangekommen, die Erzählung gestaltet sich als abwechslungsreich und besonders die vielen Charaktere, die im Verlauf der Handlung auftreten, konnten mich überzeugen. Und obwohl es vielleicht so klingen mag, als ob ich komplett zufrieden mit dem Roman bin, gibt es doch noch irgendwas, was mir fehlt. Ich habe die Geschichte gern gelesen, hatte viel Freude daran, leider ist es aber kein Highlight geworden... Nun werde ich fleißig die Augen offen halten und hoffe, dass es schon ganz bald Informationen über den neuesten Roman der Autorin geben wird!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.01.2022

Claude allein zu Haus

Claude allein zu Haus
0

Handlung
Eigentlich sollte die französische Bulldoge Claude zusammen mit seiner Familie nach Frankreich fahren, wo sie das Weihnachtsfest zusammen verbringen wollten. Durch einen unglücklichen Zufall bleibt ...

Handlung
Eigentlich sollte die französische Bulldoge Claude zusammen mit seiner Familie nach Frankreich fahren, wo sie das Weihnachtsfest zusammen verbringen wollten. Durch einen unglücklichen Zufall bleibt Claude jedoch allein in dem Maple Drive zurück und er ist nun auf sich gestellt. Auf der Suche nach einem neuen Zuhause lernt Claude Holly, ihre Katze und den Postboten Jack kennen. Für sie beginnt ein Abenteuer. Ein Abenteuer mit einem kleinen Hund, der Mission, den Maple Drive in Weihnachtsstimmung zu bringen und dem Glück, einen Seelenverwandten zu finden...

Meinung
Das Cover ist schon recht niedlich gehalten. Es herrschen weihnachtliche Farben wie rot und grün vor, im Hintergrund sieht man einen Tannenbaum und der Hund hat ein kleines Kostüm an, welches an den Weihnachtsmann erinnert. Dieser ist eine französische Bulldoge und er gleicht Claude, dem Titelhelden des Buches sehr. Es gibt daher eine schöne Verbindung von Cover und Inhalt und das Gesamtbild finde ich ansprechend und auffallend.

Und weil das Titelbild etwas an sich hat, was den Roman so aus der Masse hervorstechen lässt, bin ich auf das Werk aufmerksam geworden. Ich hatte es in einer Buchhandlung zufällig gesehen und konnte mich davon nicht lösen, ich musste mir einfach die Inhaltsangabe durchlesen. Diese verspricht eine niedliche Geschichte und weil es sich um ein Mängelexemplar handelt, konnte ich es einfach nicht liegen lassen. Ich habe es mir gekauft mit dem Ziel vor Augen, es noch dieses Jahr zu lesen. Und genau das habe ich jetzt gemacht, weswegen ich euch meine Meinung präsentieren kann!

Auf den ersten Seiten fällt direkt auf, dass auch Claude eine eigene Perspektive erhält. Das fand ich etwas überraschend, ich kann mich nicht daran erinnern, jemals einen Roman gelesen zu haben, wo ein Tier seine Sicht der Dinge erzählt. Aber ich dachte mir, dass vielleicht genau das den Reiz des Buches ausmacht und ich war gespannt darauf, wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird.

Die Sprache befindet sich auf einem sehr einfachen Niveau. Dadurch wird ein leichtes und flüssiges Lesen gewährleistet und für mich hat es die perfekte Lektüre für die Weihnachtstage dargestellt. Ich hatte am 23. Dezember mit dem Lesen begonnen und habe es am 27.12 ausgelesen und fand, dass die kurzen Kapitel perfekt dafür geeignet waren, um mal eben ein paar Seiten zu lesen. Zudem ist es eine angenehm leichte Lektüre, die Ereignisse plätschern ein wenig vor sich hin und man muss nicht mit vollster Konzentration bei der Sache sein.

Es gibt im Buch mehrere Erzählperspektiven. Wie schon angesprochen hat die Bulldoge Claude den Raum erhalten, um seine Sicht der Ereignisse zu geben. Dazu kann man noch in die Perspektiven von Daisy, seiner Besitzerin, Holly, einer Nachbarin, und Jack, dem Postboten, eintauchen. Diese wirken im ersten Moment vielleicht ein wenig willkürlich gewählt, sie machen im Gesamten betrachtet jedoch viel Sinn und lassen am Ende eine runde und stimmungsvolle Geschichte entstehen.
Ich hatte lediglich manchmal den Eindruck, dass Claude ein wenig zu vermenschlicht dargestellt wird und es war für meinen Geschmack ein wenig fragwürdig, was die Menschen ihm als Futter gegeben haben. Obwohl ich mich noch nie so richtig damit beschäftigt habe, was die Vierbeiner essen erschien es selbst mir sehr merkwürdig, dass ihm andauernd Lebkuchen gefüttert wurden. Und einmal schnell im Internet nachgeschaut zeigt, ist es nicht sehr empfehlenswert, dem Hund dies in solchen Mengen, wie es im Roman beschrieben ist, zu geben. Hier hätte ich mir eine bessere Recherche gewünscht und einen hundefreundlicheren Snack für den kleinen Kerl!
Claude trat insofern zu merkwürdig auf, als dass er einerseits nicht so richtig seine Gedanken benennen konnte und er es scheinbar nicht so recht verstanden hat, wo seine Familie ihre Weihnachtstage mit ihm verbringen möchte. Und andererseits gibt es dann wieder Gespräche, die er mit anhört, bei denen er jedes Wort versteht und in einen Zusammenhang bringt. Das war mir nicht passend und rund... Daher bin ich nicht immer der Meinung gewesen, dass die Perspektive so gut gewählt ist, ich denke, manches hätte in gekürzter Variante einen besseren Eindruck hinterlassen.

Die Stimmung hat mir durchweg gut gefallen. Man konnte merken, wie sie sich im Verlauf der Geschichte steigert. Je mehr Dekorationen an den Häusern angebracht wurden, desto festlicher wirkte die Handlung und daran hat auch Holly einen großen Anteil. Ich finde, dass sie aufgrund ihres gemütlichen und einladend wirkenden Hauses, aber auch durch ihre Freude auf die Weihnachtstage viel Atmosphäre in die Geschichte bringt, wovon auch die anderen Perspektiven profitieren!

Insgesamt dehnt sich die Handlung auf nur wenige Tage aus. Sie erstreckt sich komplett über die Weihnachtstage und ist damit sehr eingeschränkt. Und sosehr es mir gefallen hat, wie sich einige Figuren entwickelt haben, hat es mich doch manchmal ein wenig gestört, wie schnell manche Ereignisse vonstatten gegangen sind. Zwei Personen haben innerhalb von gefühlt drei Tagen gemerkt, dass sie sich sehr sehr sympathisch finden, sie voneinander angezogen sind und planen bereits eine Beziehung. Ich weiß, dass es solche Lieben auf jeden Fall gibt, für einen Weihnachtsroman ist es jedoch auch ein wenig zu vorhersehbar und konstruiert. Mir ging das ein wenig zu fix und ich bin damit ehrlich gesagt nicht so ganz glücklich. Mir hätte es durchaus gereicht, wenn die Figuren einfach nur eine schöne neue Freundschaft eingehen und es ist ja nicht ausgeschlossen, dass sie ihre Gefühle füreinander nach dem Ende des Buches erst so richtig entdecken. Das wäre für mich runder gewesen.

Das Setting ist gut gezeichnet und wirkt lebendig. Ich konnte mir den gesamten Maple Drive mitsamt den Häusern und ihren Bewohnern richtig gut vorstellen und ich mag es, wie jedes Haus eine andere Stimmung verbreitet. Diese ändert sich im Verlauf der Geschichte, sie wirkt sich positiv auf das Setting aus und wie man dieses als Leser betrachtet. Zudem kommt eine schöne Abwechslung an Orten vor, man erhält einen kleinen Blick in die verschiedensten Gebäude und ich mochte es sehr, wie natürlich sich die Figuren an jedem Ort bewegen!

Insgesamt betrachtet tritt eine bunte Mischung an Personen auf, sie stehen an unterschiedlichen Stellen ihres Lebens und haben alle einige Problemchen, mit denen sie kämpfen. Das lässt sie natürlich und auch bodenständig wirken.
Mir hat es bei den Figuren besonders gut gefallen, wie man sehen konnte, wie einige Personen sich innerhalb der kurzen Zeit entwickeln. Sie haben einige ihrer Ansichten durchdacht, sind offener geworden und haben ihre Wünsche verraten. Das hat ihrem Charakter richtig gut getan und mir wurden dadurch so einige Protagonisten sympathischer.

Fazit
Damit ist nun auch der letzte Weihnachtsroman für diese Saison ausgelesen. Bis in den September werde ich damit nun pausieren und ich freue mich schon jetzt darauf, in den Verlagsvorschauen neue winterliche Bücher zu entdecken.
Ich finde, mit diesem letzten Werk habe ich diese Zeit gut abgerundet, es ist eine schöne Geschichte, die nicht perfekt ist und kleine Makel hat, die mich aber gut unterhalten hat. Sie konnte vor allem in der Stimmung überzeugen, hier bin ich sehr begeistert, wie die Autorin die Atmosphäre der schönsten Zeit des Jahres eingefangen hat und sie auf den Leser überträgt. Außerdem ist der Titelheld Claude ein sehr angenehmer kleiner Genosse, der vielleicht ein wenig zu vermenschlicht dargestellt ist, aber auch sehr niedlich wirkt und auf seine Art meine Sympathien erweckt hat. Eine wirklich schöne und kurzweilige Geschichte, die ich gern gelesen habe und die ihren ganz eigenen Charme besitzt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.01.2022

Liebe ist das schönste Geschenk

Liebe ist das schönste Geschenk
0

Handlung
Nachdem Tod der geliebten Frau und Mutter haben Sam und Teddy Amerika verlassen und leben nun in der Christmas Street in London. Sehr zum Widerwillen des siebenjährigen Kindes, das sich mit der ...

Handlung
Nachdem Tod der geliebten Frau und Mutter haben Sam und Teddy Amerika verlassen und leben nun in der Christmas Street in London. Sehr zum Widerwillen des siebenjährigen Kindes, das sich mit der neuen Heimat nicht so recht anfreunden kann. Sam hingegen merkt schon bald, wie gut ihm das Leben in seinem Heimatland England tut. Und er hofft, hier einen Neuanfang zu schaffen. Mit Freunden, einer tollen Nachbarschaft und vielleicht auch mit einer Frau an seiner Seite. Doch schnell merkt Sam, wie schwierig dies ist. Die Nachbarn sind an neuen Kontakten nur wenig interessiert, er arbeitet im Home Office und lernt somit kaum neue Leute kennen. Und gegenüber der Frau, die ihn fasziniert, benimmt er sich nicht wie er selbst.
Lediglich Jack, der Christmas-Street-Hund, ist ein Lichtblick im Leben von Sam, Teddy und den Nachbarn. Viele Menschen fühlen sich für ihn verantwortlich und er schafft es, ein Band zwischen den Nachbarn zu knüpfen.

Meinung
Das Cover ist echt nett, auch wenn es nicht ganz meinem Geschmack entspricht. Ich mag die Farbgebung und das Motiv an sich ist hübsch. Allerdings gefällt mir die Schrift nicht sonderlich und ich denke, dass das Gesamtbild harmonischer wäre, wenn der Baum in der Mitte akkurater und genauer skizziert worden wäre, sodass er besser zu den Häusern an der Seite passt. So wirkt er ein wenig wie ein Fleck mitten im Bild und ist mir zu auffällig gestaltet.

Ich hatte das Buch zufällig mal Anfang 2021 bei Arvelle als Mängelexemplar entdeckt und ich fand die Geschichte interessant. Und da ich eh eine Bestellung tätigen wollte, durfte der Roman bei mir einziehen und ich hatte mir ganz fest vorgenommen, ihn noch dieses Jahr zu lesen. Lange Zeit dachte ich, dass ich dies wohl eher nicht schaffen werde, weil ich derzeit einige Rezensionsexemplare da liegen habe und ich im Dezember nicht so viel gelesen habe, wie ich es mir eigentlich gewünscht hatte. Aber kurz vor Weihnachten konnte ich dann nicht mehr widerstehen und habe das Buch kurzerhand einfach gelesen. Und ich bin nun wirklich froh darüber, dass ich es mir bestellt hatte!

Ich empfand den Start in den Roman gut, wenngleich mich die Geschichte nicht sofort so richtig fesseln konnte. Es hat mich ein wenig überrascht, dass die Erzählung nicht im Winter startet, sondern im Sommer und das Buch erst in der kalten Jahreszeit endet. Ich denke, so viel Vorlauf wäre nicht notwendig gewesen, mir hätte es besser gefallen, wenn die Geschichte mehr in der Weihnachtszeit spielt, den genau diese Erwartungshaltung vermittelt das Cover. Wenngleich ich aber auch zugeben muss, dass die Geschichte dadurch einiges an Authentizität gewonnen hat, weil man die Figuren über längere Zeit begleitet und man dabei beobachten kann, wie sie Kontakte knüpfen und sich wandeln. Die Beziehungen wirken so realistischer, was ich an sich gern mag!

Die Schreibweise ist recht einfach gehalten, sie lässt sich sehr leicht und flüssig lesen und sie gibt gute Beschreibungen der jeweiligen Momente. Tiefe erhält sie anhand von einigen Themen, die angeschnitten werden und die teilweise einen großen Eindruck hinterlassen. Besonders das Alleinsein einiger älterer Menschen und ihr zurückziehen von der Gesellschaft werden eingängig angesprochen und solche Szenen machen dann auch nachdenklich.
Ich finde, dass sich die Geschichte ganz wunderbar dazu eignet, sie über die Weihnachtstage zu lesen. Allein, weil sie ziemlich leicht gehalten ist, sie sich aufgrund der Umgangssprache gut lesen lässt und sie irgendwann den Zauber der Weihnacht gut einfängt. Ich habe sie zwei Tage vor dem Heiligabend beendet und finde, dass die letzten Seiten eine schöne Stimmung ausgestrahlt haben und ich hatte mich danach noch mehr auf die folgenden Tage gefreut!

Mich hat es extrem überrascht, wie viele Erzählperspektiven im Roman genutzt wurden. Nicht nur Sam gibt seine Sicht der Dinge wieder, sondern auch die Nachbarn erhalten den Platz, um sich auszudrücken, zu präsentieren und einen Blick auf ihre Gedanken und Gefühle zu geben. Das ergibt eine schöne Abwechslung, mir hat es richtig gut gefallen, wie man dadurch die einzelnen Personen besser kennenlernen konnte und wie vielschichtiger die Geschichte dadurch wird. Ich finde, dass eine Aufteilung auf mehrere Perspektiven eine sehr gute Idee ist und sie sehr gekonnt umgesetzt wurde!

Das wiederkehrende Motiv von dem Hund Jack, der nach und nach die Bewohner der Christmas-Street verbindet, finde ich richtig gut. Seine Figur hat sich wie ein roter Faden durch die Geschichte gezogen und ich finde, dass sich der Roman dadurch aus der Masse der Weihnachtsromane hervorhebt. Zudem hat es mir gefallen, dass die Autorin es geschafft hat, den Hund seine Gefühle ausdrücken zu lassen, sodass sie verständlich sind, er aber nicht als zu vermenschlicht wirkt.

Ich finde, dass erst im letzten Teil des Buches, jene Seiten, die sich mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest befassen, eine Stimmung wahrzunehmen war. Bis dahin habe ich in dieser Richtung nichts gefühlt, ich konnte weder mit den Figuren mitfühlen, noch empfand ich manche Momente als unangenehm oder peinlich, auch wenn die Protagonisten sie sehr offensichtlich so wahrgenommen haben. Daher lässt mich die Stimmung nicht ganz zufrieden zurück, ich finde, dass in diesem Punkt noch mehr Potenzial vorhanden gewesen wäre.

Die Beschreibungen des Settings sind durchweg gut gelungen. Ich konnte mir so gut wie jeden Ort vorstellen und ich mochte es, wie die Figuren sich ganz natürlich in den einzelnen Räumen bewegt haben. Es war deutlich zu merken, dass sie vor allem ihren Häusern viel Charakter verleihen und wie wohl sie sich dort wohlfühlen.
Besonders gut hat mir die Christmas-Street gefallen. Schon der Name hat etwas magisches an sich und ich habe die kleine Straße von Seite zu Seite mehr gemocht. Ihr liegt ein Zauber inne, der fast schon etwas märchenhaftes an sich hat und ich habe jene Seiten geliebt, in denen die Straße weihnachtlich geschmückt und sie im besten Licht präsentiert wurde.

Es tritt eine überschaubare Anzahl an Figuren auf, die alle mit einem einzigartigen Wesen ausgestattet wurden. Insgesamt betrachtet gibt es eine nette Abwechslung, die Protagonisten treten lebendig und bodenständig auf und sie wirken in ihren Handlungen sehr natürlich. Viele von ihnen habe ich im Verlauf der Handlung ein wenig ins Herz geschlossen, sie sind mir sympathisch geworden und ich habe mich für sie gefreut, wenn es das Schicksal gut mit ihnen gemeint hat.
Allerdings gibt es auch vielleicht so um die drei Personen, die mich ein wenig mit ihrer Art gestört haben. Sie haben sich zwar gut in das gesamte Gefüge eingegliedert, aber mir waren sie auf menschlicher Ebene etwas unangenehm und ich hätte sie an manchen Stellen gerne mal auf das Offensichtliche aufmerksam gemacht.

Fazit
Ich hatte eine wirklich angenehme und schöne Lektüre, ich bin sehr froh, dass ich das Buch im Januar mitbestellt hatte und es nun endlich vom Sub befreit habe. Es handelt sich um eine vergnügliche Lektüre, die eine authentische Geschichte auf sehr natürliche Weise und mit einem angemessenen Maß an Drama erzählt und bei der teilweise überraschend viel Tiefe vorhanden ist. Nachdem der Knoten bei mir geplatzt ist, habe ich das Buch nur selten aus der Hand gelegt und hatte es am Ende innerhalb von knapp vier Tagen ausgelesen gehabt. Als kleine Kritikpunkte würde ich die fehlende Stimmung, sowie die zu wenigen Kapitel in der Weihnachtszeit benennen wollen, von beidem hatte ich mir mehr erwartet. Ansonsten gibt es meinerseits nichts zu meckern, eine solide Lektüre, die man sich gern mal zu Gemüte führen kann!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.12.2021

Der Weihnachtskater

Der Weihnachtskater
0

Handlung
Laura führt zusammen mit ihrem Lebensgefährten eine erfolgreiche Anwaltskanzlei. Eigene Kinder stehen für sie nicht an oberster Stelle und daher beginnt für Laura eine schwierige Zeit, als sie ...

Handlung
Laura führt zusammen mit ihrem Lebensgefährten eine erfolgreiche Anwaltskanzlei. Eigene Kinder stehen für sie nicht an oberster Stelle und daher beginnt für Laura eine schwierige Zeit, als sie sich nach dem Tod ihrer Schwester um deren drei Kinder kümmern muss. Schnell fasst sie das Ziel, den Kindern mit viel Liebe und Aufmerksamkeit ein sicheres und schönes Zuhause zu bieten. Was allerdings leichter gesagt ist, als getan. Nicht nur gibt es immer wieder kleine Problemchen, sondern auch der neue Nachbar macht Ärger und schließlich adoptieren die Kinder kurzerhand noch den Kater Kasimir...

Meinung
Das Cover ist wirklich sehr niedlich gestaltet. Im Hintergrund sind allerhand Rot-Töne zu finden, die teils mit goldenem Glitzer vermischt wurden. Und obwohl der Hintergrund leicht verschwommen dargestellt ist, sieht man doch deutlich, dass es sich bei den schillernden roten Punkten im Hintergrund um Weihnachtsbaumkugeln handelt. Passend zu dem weihnachtlichen Thema wurde die Schrift des Titels in Gold gehalten, was sehr stimmig auf dem roten Hintergrund ausschaut. Und um das Bild rund zu machen, wurde im Vordergrund eine junge Katze abgebildet, die den Betrachter offen anschaut. Sie bildet für mich das Highlight des Covers und zudem ist so natürlich eine schöne Verbindung zu dem Titel gegeben. Rundum ein stimmiges, hübsches und ansprechendes Bild!

Schon als ich das Cover in der Verlagsvorschau entdeckt hatte, war ich hin und weg. Es ist einfach super süß gestaltet und auch die Inhaltsangabe hatte irgendwas an sich, was mein Interesse geweckt hat. Die Geschichte klingt niedlich und ich wollte sie unbedingt lesen! Daher musste das Buch auf meine Wunschliste wandern und schließlich wurde es mir vom Bastei Lübbe Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Ein ganz herzliches Dankeschön dafür!

Die Geschichte beginnt mit einer Szene, die mir schon ein wenig ans Herz gegangen ist und die den Grundstein dafür gelegt hat, dass ich sofort wissen wollte, wie es mit dem Kätzchen weitergeht. Somit wurde mein Lesefluss also direkt angeregt und es war sehr interessant und entspannend, der weiteren Erzählung zu folgen und mehr über Laura, die drei Kinder, sowie den Kater Kasimir zu erfahren. Ich wollte das Buch gar nicht aus der Hand legen und hatte die erste Hälfte des Romans innerhalb kurzer Zeit gelesen gehabt.

Auf Anhieb hat mir die Sprache richtig gut gefallen. Sie lässt sich durchweg flüssig lesen, es gibt schöne Umschreibungen der Situationen und aus jedem Satz lässt sich eine Natürlichkeit herauslesen, die sehr angenehm ist. Man merkt einfach, dass sowohl bei den Figuren, als auch bei dem Setting nicht versucht wurde, etwas perfektes zu schaffen, sondern jeder Ort und jede Person ihre Ecken und Kanten hat. Dadurch wirken viele Momente wie aus dem Leben gegriffen und mir ist es leicht gefallen, zu den Protagonisten eine Bindung aufzubauen.
Ich finde, dass die Sprache einen sehr einfachen Charakter besitzt, sie lässt sich locker lesen und besitzt ein wenig Tiefgang. Vor allem aber sorgt sie dafür, dass man sich als Leser in der Geschichte wohlfühlt und man sich allerhand Situationen gut vorstellen kann. Jede Szene wirkt natürlich und absolut nicht aufgesetzt, zudem kann man gut die Gedanken und Sorgen der Figuren verstehen. Das alles hat dazu geführt, dass ich mich richtig gut auf die Erzählung einlassen konnte und ich den Roman innerhalb von zwei Tagen ausgelesen hatte!

Teilweise hat mir die Stimmung richtig gut gefallen, manchmal hat sie mir aber auch gefehlt. Es gab immer wieder Momente, wo ich mir mehr Atmosphäre gewünscht hätte, die sich auch auf den Leser überträgt. Es war zwar klar herauszulesen, wenn die Figuren nicht sehr glücklich waren oder sie mit Problemen und Ängsten zu kämpfen hatten, allerdings ging dies nur selten so weit, als das ich mit ihnen hätte mitfühlen können. Lediglich den Anfang, als auch das Ende empfinde ich als stimmungsmäßig gelungen, ansonsten gibt es in diesem Punkt ein wenig Nachholbedarf.

Ein allwissender Erzähler versteht es, die Ereignisse anschaulich darzustellen und dabei die Entwicklungen der Figuren zu zeigen. Er verfolgt dabei durchweg Laura und zeigt nicht nur, wie ihr Leben aussieht und sich verändert, sondern auch, wie die Gefühle verschiedener Personen aussehen. Sowohl von Laura, als auch den Kindern erhält man immer wieder kleine Einblicke in ihr Wesen und kann dadurch schauen, was sie fühlen und denken, welche Sorgen und Hoffnungen sie haben. Das hat mir richtig gut gefallen und es hat auch dabei geholfen, dass ich die einzelnen Protagonisten als so lebendig und sympathisch wahrgenommen habe!

Das Setting finde ich toll. Gerade jene Szenen in dem Dorf Tannreuth haben mir richtig gut gefallen. Ich mag die Bodenständigkeit der Bewohner, wie sie auf andere Menschen zugehen und wie jeder jeden kennt. Dies wirkt sich auf positiv auf die Darstellung der Handlungsorte aus. Ein jeder Ort wirkt einladend und häufig auch gemütlich, die Personen bewegen sich darin ganz natürlich und man merkt, wie sie sich in ihnen wohlfühlen.
Zudem finde ich die Entwicklung einiger Settings sehr interessant. Gerade bei dem Haus von Lauras Schwester ist mir dies aufgefallen. Hat es anfangs noch ein wenig kühl gewirkt, haben die Räume nach und nach mehr Wärme erhalten, was auch damit zu tun hat, dass Laura merkt, wo und mit wem sie sich wirklich wohlfühlt.

Ich mag die Figuren gern. Sie treten meist sympathisch auf, zeigen Ecken und Kanten und machen auch mal Fehler. Dadurch wirken sie sehr menschlich und lebendig und das macht es leichter, eine Bindung zu ihnen aufzubauen. Sowohl Laura, als auch die drei Kinder wurden besonders stark beschrieben und im Verlauf der Handlung lernt man sie am besten kennen. Ich finde, dass bei ihnen schöne Zeichnungen vorliegen, man kann gut nachvollziehen, wie sie denken und fühlen und wie ihr Innenleben ausschaut. Dazu gibt es gute Einblicke und es sind sehr angenehme Charaktere, die ich gerne begleitet habe.
Auch die restlichen Figuren haben solide Beschreibungen erhalten, wenngleich man bei ihnen nur sehr selten etwas davon erfährt, wie sie sonst ticken. Hier gibt es eher einen etwas oberflächlicheren Blick, was ich vollkommen in Ordnung finde. Man merkt, dass der Fokus auf anderen Personen liegt.
Lediglich der neue Nachbar ist eine sehr merkwürdiger Charakter. Was an sich auch gut ist, allerdings finde ich, dass er irgendwie einen Hauch zu schwach und kühl auftritt. Ihm hätte es gut getan, wenn seiner Figur mehr Leben, aber auch mehr Eigenarten hinzugefügt worden wären.

Und obwohl mir die Geschichte eigentlich wirklich gut gefallen hat, habe ich doch drei Kritikpunkte. Zum einen hätte ich mir gewünscht, dass Lauras Karriere eine deutlich kleinere Rolle einnimmt. Ich finde, dass manche Beschreibungen und Aussagen dazu zu viel waren und für die Geschichte an sich nicht nötig waren. Dafür hätte es mir besser gefallen, wenn der Kater Kasimir, sowie die Weihnachtszeit mehr Raum eingenommen hätten. Ich finde, dass diese beiden Punkte ein wenig zu kurz kommen, vor allem, weil sie vereint den Titel bilden und man dadurch, aber auch aufgrund der Inhaltsangabe, mit einer Erzählung rechnet, die vor allem im Dezember spielt und bei der der Kater noch mehr im Mittelpunkt steht.
Außerdem finde ich, dass das Ende sehr fix herbeigeführt wurde. Plötzlich ist die Weihnachtszeit angebrochen, der Dezember vergeht wie im Flug, die Geschichte findet ein schnelles Ende. Es wurden zwar alle offenen Fragen geklärt und es liegt ein runder Abschluss vor, allerdings bin ich damit nicht vollkommen glücklich. Schließlich habe ich die ganze Erzählung über gewartet, dass diese magische Vorweihnachtszeit beginnt und dann erlebt man davon im Buch nicht sonderlich viel mit. Auch hier hatte ich aufgrund des Titels andere Erwartungen!

Fazit
Im Großen und Ganzen betrachtet liegt eine schöne und liebevoll gestaltete Geschichte vor. Ich mag die Grundidee des Buches unheimlich gern und finde, dass zu weiten Teilen eine schöne und stimmige Umsetzung dessen gelungen ist. Sowohl die Sprache, als auch die Settings oder vielen Einblicke in Gedanken und Gefühle der Protagonisten haben mir wirklich gut gefallen und sie hinterlassen einen positiven Eindruck
Allerdings gibt es auch ein paar kleine Details, die ich als nicht so rund und gelungen empfinde, bei denen ich mir einfach mehr erwartet hätte. Das prominenteste Beispiel dafür ist, dass ich die Geschichte aufgrund des Titels mehr im Winter / zu Weihnachten verortet, und mir die dazu passenden Stimmungen gewünscht hätte.
Zusammenfassend ergibt sich eine nette und locker lesbare Handlung, die mich gut unterhalten hat und die Charme besitzt. Die aber leider auch nicht perfekt ist. Trotzdem finde ich, allein für die Darstellung des Katers Kasimir lohnt sich die Lektüre:)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere