Wendungsreicher und verworren wirkender Thriller
Perfect DayDer Stil des Covers gefiel mir wirklich gut, er passte zu den anderen beiden Büchern von Romy Hausmann. Da jede ihrer Geschichten in sich abgeschlossen sind und auch keinerlei Berührungspunkte haben, könnt ...
Der Stil des Covers gefiel mir wirklich gut, er passte zu den anderen beiden Büchern von Romy Hausmann. Da jede ihrer Geschichten in sich abgeschlossen sind und auch keinerlei Berührungspunkte haben, könnt ihr bedenkenlos zu „Perfect Day“ greifen, wenn das Buch euch reizt.
Den Titel fand ich nicht ganz so gelungen, weil mir die Assoziation zum perfekten Tag auch nach dem Lesen nicht so recht glücken wollte. Ja, es gab schon Bezüge dazu, wobei einer besonders auf das Lied von Lou Reed gemünzt war. Aber das alles rechtfertigte für mich jedoch nicht die Vergabe des Titels.
Zu Beginn fand ich die wechselnden Erzählperspektiven und Zeitstrukturen verwirrend. Nicht immer war klar, wann sich welche Ereignisse zutrugen, was allerdings auch für eine rätselhafte Atmosphäre und übereifrige Spekulationen meinerseits sorgte. Im Verlauf der Geschichte ergaben die unterschiedlichen Perspektiven Sinn und es wurde spürbar, wie raffiniert hier Romy Hausmann mit ihrer Leserschaft spielte.
Hinzu kam ihr düster und geheimnisvoll wirkender Schreibstil, der gleichzeitig Informationen preisgab, aber auch viel verschleierte. Ständig hatte ich das Gefühl der Lösung nahe zu sein, nur um dann festzustellen, dass sich alles in eine ganz andere Richtung weiterentwickelte.
Es gab viele Plot Twists, die aber manchmal leider auch Klischees bedienten. Das fand ich schade, denn es war für meinen Geschmack völlig unnötig. Romy Hausmann gelang es auch so, durch ihren radikalen Schauplatzwechsel eine komplett neue und damit andere Atmosphäre zu erschaffen. Während ich erst noch die zutiefst verzweifelte Ann durch die pulsierende Stadt Berlin begleitete, landete ich plötzlich mit einer beinahe euphorischen Ann in einem abgeschiedenen, beinah idyllischen Dorf.
Dieser Bruch der Erzählung war kongenial.
In Berlin war Ann völlig am Ende. Ihr Vater saß in Untersuchungshaft, weil ihm die Morde an zehn kleinen Mädchen zur Last gelegt wurden. Völlig grundlos, findet Ann und ist auf der Suche nach jemanden, der ihr hilft, die Unschuld des Vaters zu beweisen. Doch das ist schwer, denn plötzlich wird sie von ihren Freunden und Bekannten wie eine Aussätzige behandelt. Anns Hilflosigkeit verwandelte sich schnell in blinden Aktionismus, der auch ihr aggressives Potenzial hier und da durchblitzen ließ.
Auf einmal war mir Ann nicht mehr so sympathisch, Misstrauen quetschte sich zwischen uns.
Dann kam der Wechsel des Schauplatzes und die Hoffnung griff um sich. Würde Ann hier beweisen können, dass sich die Strafverfolgungsbehörden geirrt hatten?
Ohne es so richtig zu merken, war ich tief in der Geschichte versunken. Jedem einzelnen Charakter war nicht zu trauen, sie alle hatten Geheimnisse, die nicht immer leicht zu durchschauen waren. Doch immer wieder schlichen sich Kleinigkeiten ein, die ich überzogen fand. Manche Zufälle wirkten schon arg konstruiert und mir fehlte das Vorstellungsvermögen, ob sich so was im wahren Leben wirklich so zutragen würde.
Was ich aber genial fand, war die Tatsache, dass Romy Hausmann von Anfang an mit offenen Karten spielte. Die Hinweise waren alle schon früh da, um sie richtig zu interpretieren. Doch ich habe begierig die ausgelegten Krümel aufgesammelt und war fleißig in die ausgelegten Fallen getapst.
Am Ende fügte sich fast alles schlüssig zusammen, was „Perfect Day“ zu einem runden Abschluss half.
Fazit:
Ein interessanter Thriller mit reichlich überraschenden Handlungswenden, die jedoch häufig von unglaublichen Zufällen begleitet wurden. Für alle, die gern Thriller mit Fokus auf psychisch basierten Emotionen und Beweggründen lesen.