Empfehlenswertes Jugendbuch zum Thema #gegendasvergessen
Das rote Band der HoffnungIch lese seit Jahren Bücher rund um den Holocaust, wobei Jugendbücher eher seltener dabei sind. Mit "Das rote Band der Hoffnung" von Lucy Adlington habe ich dies seit langer Zeit wieder einmal gewagt.
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Ich lese seit Jahren Bücher rund um den Holocaust, wobei Jugendbücher eher seltener dabei sind. Mit "Das rote Band der Hoffnung" von Lucy Adlington habe ich dies seit langer Zeit wieder einmal gewagt.
Die Näherinnen von Ausschwitz gab es wirklich, doch dies ist kein biographisches Buch. Die Autorin hat sich mit Ella eine jugendliche Protagonistin ausgewählt, die damals zu dieser Gruppe hätte gehören können.
Ella ist eine begabte Näherin, die bereits von Kindesbeinen an das Schneiderhandwerk bei ihrer Großmutter gelernt hat - zuerst spielerisch, danach neben der Schule schon mit dem Wunsch einmal einen eigenen Modesalon zu eröffnen. Doch der Krieg kommt dazwischen und Ella wird auf dem Nachhauseweg von der Gestapo einfach aufgegriffen und nach Ausschwitz-Birkenau gebracht. Was dies heißt, wissen wir alle, denn Birkenau war ein reines Vernichtungslager. Als Ella die Chance bekommt in der Schneiderei mitzuarbeiten, nimmt sie diese wahr und findet in Rose eine sehr gute Freundin.
Rose liebt Bücher und Geschichten und versucht die schwere Zeit im Konzenrationslager durch ihre märchenhaften Erzählungen etwas aufzulockern und den Mithäftlingen Hoffnung zu schenken. Sie ist ein herzensguter Mensch, der Mitleid mit jeder Kreatur hat und hilft, wo sie nur kann. Ella ist kreativ und begabt. Sie versteht sehr schnell, wie man im Lager überleben kann, ohne missgünstig zu sein. Sie verbiegt sich nicht und bleibt sich selbst immer treu. Sie weiß genau, dass jedes einzelne Kleidungsstück, dass sie für die SS-Offiziersgattinnen schneidert, zwischen Leben und Tod entscheiden kann. Rose gibt Ella die Hoffnung ihren großen Traum einmal erfüllen zu können und Ella achtet darauf, dass Rose in der grausamen Umgebung voller Hunger, Niedertracht und Willkür nicht untergeht....
Der Beginn hat mich zuerst etwas skeptisch gestimmt, denn für mich war die anfängliche Atmosphäre "zu locker" und die Begebenheiten des Lageralltages nicht in ihrer gänzlichen Brutalität festgehalten. Ich musste mich daran erinnern, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt und keinen biografischen Roman einer Zeitzeugin. Danach kam ich besser in die Geschichte und erlebte mit Ella und Rose den Lageralltag, der mit der Zeit immer schwerer wurde. Gehässigkeiten von KZ-Aufseherinnen bringen beide in aussichtlose Situationen, die lebensbedrohlich werden.
Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Ich hatte immer Bilder im Kopf, die sehr lebendig waren. Die Geschichte ist nicht in einzelne Kapitel aufgeteilt, sondern in Farben. Auf diese geht die Autorin in den Abschnitten immer ein und nehmen auch Bezug zum Lager und zur Nähstube.
Der Autorin ist es gelungen die Handlung für Jugendliche so aufzubereiten, dass diese durch die dramatischen Ereignisse im Konzentrationslager nicht überfordert, aber dennoch für das Thema sensibilisiert werden. Damit ist ihr eine Gradwanderung gelungen, die ich bewundernswert finde und mich meine anfängliche Skepsis total vergessen hat lassen.
Mein einziger Kritikpunkt ist das Ende. War die Erzählung die ganzen dreihundert Seiten über realitätsnah und für Jugendliche gut aufbereitet, war der Schluss etwas zu unglaubwürdig und zu märchenhaft. Er passt nicht wirklich zur vorangehenden Geschichte, gibt aber Hoffnung. Hoffnung, die wir im Moment alle nur zu gut brauchen können...
Fazit:
Eine sehr passende Lektüre für Jugendliche, um für das Thema des Holocausts sensibilisiert werden. Lucy Adlerton ist die Gratwanderung gelungen, diese grausame Zeit so aufzubereiten, dass sie authentisch, aber nicht zu grausam rüberkommt und die Jugendlichen verstört. Gerade jetzt finde ich diese Lektüre sehr wichtig, denn das Ende gibt Hoffnung - Hoffnung auf ein neues Leben!