Deutsch-deutsches Schicksal
Der PalastVor kurzem wurde im TV der Dreiteiler "Der Palast" gezeigt. Die Drehbuchautorin Rodica Doehnert hat dazu auch den Roman geschrieben. Die Serie habe ich nicht gesehen, daher habe ich leider keine Vergleichsmöglichkeit.
Als ...
Vor kurzem wurde im TV der Dreiteiler "Der Palast" gezeigt. Die Drehbuchautorin Rodica Doehnert hat dazu auch den Roman geschrieben. Die Serie habe ich nicht gesehen, daher habe ich leider keine Vergleichsmöglichkeit.
Als titelgebender Schauplatz wurde der Friedrichstadt-Palast gewählt, ein Vorzeige-Objekt aus dem Osten, welches ich als tolles Setting empfand. Nur wenige DDR-Bürger hatten das Privileg dort eine Vorstellung besuchen zu dürfen. In diesem Theater ist Christine Steffen Tänzerin. Die alleinerziehende Mutter der zehnjährigen Lilia kämpft um die Rolle als Solotänzerin. In Ost-Berlin steht die 40 Jahr Feier zur Gründung der Deutschen Demokratischen Republik an und Christine vor einen weiteren Karrieresprung.
Die Westdeutsche Marlene Wenninger sitzt bei einer ihrer Vorstellungen zufällig im Publikum und traut ihren Augen nicht, als sie Christine erblickt, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Marlene versucht sie nach der Show abzufangen und mit ihr zu reden. Nach kurzen Recherchen entdecken die jungen Frauen, dass sie im selben Jahr und am selben Tag geboren sind. Marlene lebt jedoch mit ihren Eltern in Bamberg, während Christine in Berlin geboren wurde. Natürlich lässt dieser Umstand den beiden Frauen keine Ruhe und jede von ihnen beschließt der Sache auf den Grund zu gehen...
Christine und Marlene sind äußerlich ident, doch ihre Charaktere sind grundverschieden. Dazu tragen nicht nur die beiden politischen Systeme, in denen sie aufgewachsen sind bei, sondern auch ihre Familien.
Christine ist jung Mutter geworden und steht dennoch mit beiden Beinen fest am Boden. Unterstützt wird sie dabei von Alexander, dem Vater der gemeinsamen Tochter, der ebenfalls im Friedrichstadt-Palast als Musiker auftritt, sowie von ihrer berufstätigen Mutter Rosa und ihren Großeltern.
Marlene ist wohlbehütet in einem alteingesessene Familienunternehmen aufgewachsen und darin eingebunden. Sie hat Betriebswirtschaft studiert, ist Single und wird von ihrem Vater in die DDR geschickt, um geschäftliche Beziehungen aufzubauen. Die Wenninger & Co.KG möchte nämlich einen Teil ihrer Produktion in den Osten auslagern., seit die Metallbranche in der Krise steckt.
Die politischen Ansichten ihrer Heimatländer sind bei beiden Frauen tief verwurzelt und doch versucht jede von ihnen einen Blick in die "fremde Welt" der anderen zu werfen und zu verstehen. Wie sie das machen, müsst ihr selbst lesen...
Der Roman verschafft den Leser einen tiefen Einblick in die Geschehnisse von 1961, als die Mauer über Nacht aufgezogen wurde, sowie das Leben der Menschen in einem geteilten Land bis zum Mauerfall 1989. Der Konflikt, der zwischen den Menschen aus dem damaligen Osten und dem Westen herrschte, wird (soweit ich das beurteilen kann) sehr wirklichkeitsnah dargestellt.
Rodica Doehnert hat eine berührende Familiengeschichte um Christine und Marlene, die nach der Geburt getrennt wurden, geschrieben. In einem einnehmenden Schreibstil und einer fesselnden Story gelingt es ihr das Schicksal der beiden Frauen emotional darzustellen und beide Ansichten ohne Beurteilung zu beschreiben. Berührend ist vorallem der Zeitpunkt, als die Mauer fällt.
Gefallen hat mir auch die kleine Rahmenhandlung aus der Gegenwart in der Lilia bereits als Erwachsene im Flugzeug sitzt und ihrer Sitznachbarin die Geschichte ihrer Familie erzählt. Dabei gibt es auch einen kleinen Einblick, was mit der Familie nach der Wende 1989 passiert.
Die Autorin hat bereits die Romane und Drehbüher zu den beiden Hotelromanen "Das Sacher" und "Das Adlon" veröffentlicht. Ein Glossar und ein Familienstammbaum befindet sich am Ende des Romans, sowie ein Nachwort und eine Danksagung der Autorin.
Fazit:
Ein berührender Roman beginnend mit dem Mauerbau bis zu ihrem Fall - deutsch-deutsche Geschichte anhand des Schicksals einer Familie zwischen Ost und West. Sehr lebendig erzählt. Von mir gibt es eine Empfehlung.