Cover-Bild Die Künstlerin der Frauen
Band 20 der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe"
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 389
  • Ersterscheinung: 06.12.2021
  • ISBN: 9783746627779
Pia Rosenberger

Die Künstlerin der Frauen

Sie träumt von der Freiheit und erobert mit ihren Nanas die Welt – Niki de Saint Phalle

 »Schon früh beschloss ich, eine Heldin zu werden.« Niki de Saint Phalle  

New York, 1947: Die siebzehnjährige Niki de Saint Phalle ist das Enfant terrible ihrer Familie. Als sie von einem Fotografen entdeckt wird, scheint ihr die Welt offenzustehen. Sie brennt mit dem Navy-Soldaten Harry durch, doch das Glück des jungen Ehepaares wird allzu schnell getrübt. Denn selbst als Niki mit ihrem Mann und ihrer Tochter nach Frankreich zieht, kann sie der Vergangenheit nicht entkommen. In ihrer dunkelsten Stunde findet sie neuen Mut in der Kunst. Doch um sich selbst zu bewahren, muss Niki eine schwere Entscheidung treffen …  

Die Geschichte einer Künstlerin, die gegen alle Regeln aufbegehrt – kenntnisreich und emotional erzählt

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2023

Wenn sich Wut in Kunst verwandelt

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„Ich bin eine Frau, die aus unverbundenen Einzelteilen besteht. Ein Puzzle, in dem nichts zusammenpasst, ein Mosaik. Ich zerfalle.“

Niki de Saint Phalle - die Frau, die auf ihre Bilder schoss und diese ...

„Ich bin eine Frau, die aus unverbundenen Einzelteilen besteht. Ein Puzzle, in dem nichts zusammenpasst, ein Mosaik. Ich zerfalle.“

Niki de Saint Phalle - die Frau, die auf ihre Bilder schoss und diese mit Farbbeuteln zum Bluten brachte, die Erfinderin der Nanas, die geniale Partnerin von Jean Tinguely,… Aber wer war diese Frau? Was hat sie zu dieser wütenden, rebellischen, außergewöhnlichen Künstlerin gemacht?

Dieser Frage geht die Romanbiographie „Die Künstlerin der Frauen“ auf den Grund. Oft genug steht dieses Format für weichgespülte Erzählungen, doch dieses Buch bildet eine erfreuliche Ausnahme. Der Einstieg ist noch ein wenig holprig und enthält viele Zeitsprünge, doch dann taucht man beim Lesen immer tiefer in die Welt und die Persönlichkeit der Künstlerin ein. Es ist ein traumatisierendes Erlebnis im Alter von 11 Jahren, das die kleine Niki völlig aus der Bahn wirft. Sie rebelliert, fliegt von der Schule. Mit 18 brennt sie mit Harry Matthews durch. Immer wieder versucht sie sich auf dem Terrain der Kunst, doch die Ergebnisse stellen sie nicht zufrieden. Der Durchbruch kommt viele Jahre später, nachdem sich der Nebel ihrer Erinnerung nach einem Brief ihres Vaters gelüftet hat und das Trauma offenbart: Sie war im Alter von 11 Jahren von ihrem eigenen Vater missbraucht worden.

Nach einem Zusammenbruch und Klinikaufenthalt schafft sie es, die Wut und den Hass in ihrer Kunst zu verarbeiten und kreiert die Tirs, ihre Schießbilder. Doch das Schießen ist Erlösung und Fluch gleichermaßen, und schließlich kanalisiert sie ihre kreative Energie in den Nanas, diesen prächtigen Frauenfiguren.
Die Romanbiographie begleitet Niki de Saint Phalle über eine weite Strecke ihres Lebens, beleuchtet Hintergründe und erlaubt tiefe Einblicke in ihr Seelenleben und ihr einzigartiges Œvre. Klare Leseempfehlung für alle, die sich näher mit dem Menschen und der Künstlerin Niki de Saint Phalle auseinandersetzen möchten.

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Veröffentlicht am 04.01.2022

Zwischen Kunst und Leben

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„Als Kind hatte sie sich gewünscht, die größten Bildwerke der Welt zu schaffen, begehbar und voller Wunder.“ (S. 5)
Zum ersten Mal bin ich Niki de Saint Phalle (genauer gesagt ihren Plastiken) im Strawinski ...

„Als Kind hatte sie sich gewünscht, die größten Bildwerke der Welt zu schaffen, begehbar und voller Wunder.“ (S. 5)
Zum ersten Mal bin ich Niki de Saint Phalle (genauer gesagt ihren Plastiken) im Strawinski Brunnen neben dem Centre Georges Pompidou in Paris Ostern 1990 begegnet. Das weiß ich deshalb so genau, weil es unsere erste Reise nach dem Fall der Mauer in „den Westen“ war. Damals fand ich die Installation bunt und faszinierend, über ihre Erschaffer habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Später ist mir hin und wieder eine ihrer Nanas begegnet, aber so richtig in Zusammenhang habe ich das alles jetzt erst durch Pia Rosenbergers Buch „Die Künstlerin der Frauen“ gebracht. Darin schildert sie Nikis spannendes und zum Teil dramatisches Leben, geprägt von Krankheiten und Depressionen, das eigentlich ganz anders geplant war.
Niki entstammt einem alten französischen Adelsgeschlecht, ihre Familie lebt in New York. Sie ist das Ebenbild ihrer wunderschönen Mutter – hat aber viel mehr Temperament und fliegt immer wieder von den Internaten und Klosterschulen, auf denen sie zur perfekten katholischen Ehefrau und Mutter erzogen werden soll. Doch auf ihrem Debütantinnenball 1947 fällt sie einem Fotografen auf und setzt durch, dass sie Fotomodel werden darf – ihre Mutter hofft, dass Nikis Marktwert dadurch steigt ...
Dabei will Niki ganz anders leben als ihre Eltern, die trotz 5 gemeinsamer Kinder ständig Affären haben. Sie will eigenes Geld als Malerin oder Bildhauerin verdienen, unabhängig von einem Ehemann sein. Aber dann begegnet sie ihren ersten Liebe Harry Mathew wieder, der Musik studiert. Sie heiraten jung und bekommen sehr schnell ihr erstes Kind – und das Leben ihrer Mutter scheint sich zu wiederholen, denn auch Mathew hat dauernd Affären. Frankreich soll einen Neubeginn bringen, stattdessen rutscht Niki immer tiefer in Depressionen, bis deren Ursache durchbricht und Niki sich an ein lange verdrängtes traumatisches Erlebnis aus ihrer Kindheit erinnert (das mich sprachlos gemacht hat). Erst Jean Tinguely und seine kinetischen Kunstwerke bringen die Wende …

Niki de Saint Phalles Leben hat mich aufgewühlt und berührt. Trotz der ganzen Dramen, die sie erleben musste, und Krankheiten, gegen die sie ankämpfte, ist sie sich stets treu geblieben. Die Kunst hat ihr Kraft gegeben und einen Ausweg gezeigt, mit ihren Schießbildern (von denen ich in diesem Buch zum ersten Mal gelesen habe) verarbeitet sie ihr Kindheitstrauma, sprengt gleichzeitig ihre innere Leere und Dunkelheit und schafft den großen Durchbruch. Dabei war ihr immer wieder gesagt worden: „… durchsetzen wirst du dich als Frau ohnehin nicht. Du wirst scheitern, stell dich darauf ein. Erfolg haben nur die Männer.“ (S. 144) Selbst andere Künstlerinnen bezeichneten sie abfällig als „malende Schriftstellergattin“ (ihr Mann war inzwischen Autor).

Besonders gefallen hat mir der unaufgeregte aber eindringliche Erzählstil, in dem Pia Rosenberger beschreibt, was Niki zur Künstlerin gemacht hat, welche Erlebnisse sie wie in ihren Kunstwerken verarbeitet, bringt dem Leser damit Nikis Intentionen für die jeweiligen Objekte und / oder Stilrichtungen nahe. Außerdem gibt sie einen großartigen Einblick in die New Yorker High Society und Nikis unangepasstes Leben (oft von der Hand in den Mund) im Pariser Impasse Rosin oder dem mallorquinischen Künstlerdorf Deià. Sie hat mir eine Künstlerin nähergebracht, die als erste weibliche Neorealistin in die Gruppe um Yves Klein aufgenommen wurde, sich ständig weiterentwickelte, nie stehenblieb und ihren Traum vom Skulpturengarten im Olivenhain inspiriert von Dalí nie aus den Augen verlor. Mir war nicht bewusst, mit welchen anderen berühmten Künstlern, Förderern und Kritikern Niki bekannt war. (Und wenn ich mir etwas wünschen dürfte, sollte das nächste Buch der Autorin von dem im Buch erwähnten Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude handeln, die scheinbar eine symbiotische, gleichberechtigte Beziehung geführt haben, was für die damalige Zeit eher ungewöhnlich war.)

5 Sterne für dieses Lesehighlight!

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