Gleich vorneweg: die Lektüre dieses Krimis lohnt sich! Johan Theorins dritter Öland-Krimi "Blutstein" startet dramatisch - Per Mörner droht in der Walpurgisnacht verbrannt zu werden. So brutal geht es gottseidank nicht durchgehend weiter: eher subtil werden die Ereignisse aufgerollt, die Erzählstränge miteinander verquickt.
Es sind deren drei, bei denen es sich um eine neu entstehende Konstellation von Nachbarn handelt, die jeder auf ihre eigene Art und Weise mit der Insel Öland verbunden sind. Zunächst lernen wir den fast 85jährigen pensionierten Kapitän zur See Gerlof Davidsson kennen - den Lesern der beiden vorherigen Öland-Bände ist er allerdings bereits bekannt - der die Rückkehr aus dem Pflegeheim in sein eigenes Haus durchsetzt. Er meint, bald sterben zu müssen und möchte den Rest seines Lebens nach seinen eigenen Vorstellungen genießen.
In seiner Nachbarschaft lebt - zumindest zeitweise - der alleinerziehende, geschiedene Per Mörner, der sich Sorgen um seine kranke Tochter Nilla macht - es lässt sich einfach nicht herausfinden, was ihr fehlt. Während sie auf dem Festland in Kalmar im Krankenhaus zu Untersuchungszwecken weilt, fährt Per mit seinem Sohn, Nillas Zwillingsbruder Jesper auf die Insel: der Öland-Aufenthalt von Vater und Sohn Mörner beginnt mit einem Knall - einem Unfall, der den Leser gespannt auf den weiteren Erzählverlauf werden lässt. Dabei lernt der Leser gleich die Protagonisten des dritten Erzählstrangs, Vendela und ihren unsympathischen Mann, den Psychologen und Buchautor Max kennen. Mehr und mehr verbindet sich die Handlung mit der Insel, mit ihrer Natur und mit den alten Sagen, mit Drohungen und alten Geschichten, bis Pers Vater, ein Mann mit Vergangenheit, überfahren wird. Sein Sohn beobachtet den Unfall und ihm ist nach den vorherigen Ereignissen klar, dass dieser mit Absicht herbeigeführt wurde.
Und wie ein Damoklesschwert schwebt das Wissen über die folgende, unglücksselige Walpurgisnacht und die damit verbundene Todesdrohung für Per Mörner über dem Leser, der zum Abwarten verdammt ist...
Theorin ist auch mit seinem dritten Öland-Krimi wieder ein Geniestreich geglückt ist. Seine wiederkehrenden Themen: das Aufeinandertreffen sowohl verschiedener Generationen als auch der "Ureinwohner" Ölands und der Städter, die die Insel als Feriengäste bevölkern ziehen sichauch durch seinen dritten Roman wie ein roter Faden. Dazu gesellen sich die Beschreibungen von Ölands Natur und alten Sagen und Naturgeistern, die häufig auf ergreifende, mitreißende Weise die Stimmung der Handlung aufgreifen und verstärken.
Johan Theorin hat einen eigenen, überaus spannenden Stil: wer wie ich bereits "Öland" und "Nebelsturm" mit Begeisterung verschlungen hat, wird den dritten Band kaum erwarten können. Und ich kann hier wiederum eine Steigerung feststellen: war "Nebelsturm" schon um einiges packender als das durchaus spannende "Öland", setzt der Autor mit Blutstein noch einen drauf. Doch auch für neue Leser ist ein schneller Einstieg möglich, da sich die Bücher auch recht gut isoliert lesen lassen. Ein Muss für jeden Liebhaber skandinavischer Krimis, der offen für Neues ist: sowohl im Hinblick auf die landschaftliche Einbettung als auch auf den Erzählstil.