Melancholisch düster angehauchter Literaturkrimi
Ein alter Fall begegnet überraschend den Kommissaren Barbarotti und Backmann in Gestalt eines Fahrradfahrers während einer Auszeit auf Gotland. Vor sechs Jahren verschwand der ehemalige Todesbusfahrer, ...
Ein alter Fall begegnet überraschend den Kommissaren Barbarotti und Backmann in Gestalt eines Fahrradfahrers während einer Auszeit auf Gotland. Vor sechs Jahren verschwand der ehemalige Todesbusfahrer, getrieben von Morddrohungen spurlos. Barbarotti lässt der alte Fall keine Ruhe und zusammen mit seiner Partnerin beginnt er erneut zu ermitteln.
Håkan Nesser ist erneut ein Krimi gelungen, der literarischen Romanen gleichgestellt ist. Dank der detaillierten und bildhaften Beschreibung fühlt man sich sofort nach Südschweden versetzt. Die Handlungsstränge wechseln zwischen der aktuellen Ermittlung, dem damaligen Fall und den Tagebucheinträgen des Busfahrers Albert Runge. Im Buch ist dies sicher leichter zu verfolgen wie im Hörbuch.
Einen Spannungsbogen kann man nur leicht erahnen. Dies passt aber hervorragend zur durchgehend düsteren, melancholischen Stimmung des Krimis. Besonders der Charakter Albert Runge mit seinem schrecklichen Schicksal wird gekonnt herausgearbeitet. Die Aussage seines Psychiaters, "Runge, sei schon vor langer Zeit gestorben", ist deutlich zu spüren. Hier hadert ein Mensch mit seinem Leben und dessen, was durch ihn geschehen ist.
Aber auch Barbarotti und Backmann sind herrliche Protagonisten, die man bildlich vor Augen hat. Ein Paar, das auch privat verbandelt ist und gemeinsam eine schwere Zeit meistert. Die beiden ergänzen sich beruflich wie privat ohne große Wogen zu schlagen. Die leisen Töne ihres Miteinanders haben mir sehr gefallen.
Dietmar Bär gibt diesem Hörbuch eine besondere Note und passt sich der langsamen Handlung und der stillen Spannung gekonnt an.
Dieser Roman ist nichts für Krimifans, die schnelle Ermittlungen und große Spannungsmomente erwarten. Hier wird eine langsamere Gangart eingeschlagen, die Zeit für Nebenschauplätze, Gefühle und Gedanken einräumt. Auf einen besonderen Plot am Ende muss man aber nicht verzichten. Denn diesen gelungenen Schluss habe ich so nicht erwartet.