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Veröffentlicht am 06.01.2022

Insulaner

Die Toten von Thunder Bay
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Die junge Journalistin Rebecca Connolly erfährt zufällig, dass ein mutmaßlicher Mörder auf seine Heimatinsel zurückkehrt, um an der Beerdigung seiner Mutter teilzunehmen. Damals wurde er aus Mangel an ...

Die junge Journalistin Rebecca Connolly erfährt zufällig, dass ein mutmaßlicher Mörder auf seine Heimatinsel zurückkehrt, um an der Beerdigung seiner Mutter teilzunehmen. Damals wurde er aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Das könnte die Story sein. Obwohl ihr Chefredakteur nichts davon hält, reist Rebecca auf die Inseln. Von Stoirm stammte auch ihr verstorbener Vater und er hat nie ein Wort über seine Heimat gesprochen. Nun will Rebecca endlich die Gelegenheit wahrnehmen, um mehr über ihr eigene Herkunft zu erfahren. Schon auf der Fähre trifft sie den Heimkehrer Roddie Drummond. Doch dieser verhält sich eher verschlossen und auch die Leute auf der Insel scheinen nicht gerade erfreut über die Ankunft der Fremden.

Mit diesem Band startet die Reihe um die Reporterin Rebecca Connolly. Die junge Frau macht gerade eine Phase des Umbruchs durch. Deshalb nimmt sie die Gelegenheit, für eine Weile fort zu sein gerne wahr. Auch wenn die Insel erstmal eher unwirtlich erscheint, versucht Rebecca doch, mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Vielleicht kann sie je etwas erfahren, das eine Story ergibt oder sogar etwas Neues über den Tag, an dem eine junge Frau gewaltsam zu Tode kam. Doch schon der damalige und nun ehemalige Ermittler versucht, Rebecca von ihrem Vorhaben abzubringen.

Eine unwirtliche und auch ungastliche Insel, deren Bewohner ihre Geheimnisse hegen, ein etwas düsteres Setting. Die Beschreibungen von Land und Leuten beschwören gleich die entsprechende Stimmung herauf. Durch Rebeccas Augen sieht man die Entwicklungen, die vor fünfzehn Jahren zu dem tragischen Tod einer jungen Mutter geführt haben. Auch bekommt man Hinweise, weshalb ihr Vater die Insel verlassen haben könnte. Auch wenn ein paar Geschehnisse aus moderner oder festländischer Sicht eher antiquiert wirken, so ist man doch gefesselt. Die Darstellung des Lebens in der kleinen Gemeinschaft, in der jeder jeden kennt, wirkt lebendig und authentisch, auch wenn man auf den Gedanken kommt, dass man auf so einer Insel nicht leben möchte. Vielleicht ist noch ein wenig Luft nach oben, aber dennoch gefällt dieser spannende Reihenauftakt.

Veröffentlicht am 03.01.2022

Der rote Wolf

Der Herzgräber
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Heather fährt zurück in ihren Heimatort. Ihre Mutter ist gestorben, genau, sie hat sich umgebracht. Sogar einen Abschiedsbrief hat sie hinterlassen, der allerdings nichts klärt. Nun muss Heather die Bestattung ...

Heather fährt zurück in ihren Heimatort. Ihre Mutter ist gestorben, genau, sie hat sich umgebracht. Sogar einen Abschiedsbrief hat sie hinterlassen, der allerdings nichts klärt. Nun muss Heather die Bestattung organisieren. In dem Haus fühlt sie sich fremd. Nur eine Freundin ihrer Mutter, die etwas zu Essen vorbeibringt, gibt etwas Trost. Heather geht durch die Zimmer, planlos, sie sucht nichts, sie schaut nur. In einer alten Kiste findet sie alte Briefe. Offensichtlich schrieb ihre Mutter einem verurteilten Mörder. Davon wusste Heather nichts und das, obwohl da über Jahre hin und her gegangen sein müssen. Zur gleichen Zeit mehren sich Berichte über Frauen, die verschwunden sind.

Heather befindet sich nach dem Tod ihrer Mutter in einer Ausnahmesituation. Auch wenn der Kontakt zu ihr nicht eng war, wenn die Mutter plötzlich auf solch eine Art nicht mehr da ist, kann vieles nicht mehr aufgearbeitet werden. Als sie dann auch noch die Briefe findet, hofft sie, der Absender könnte wenigstens ein paar ihrer Fragen beantworten. Doch der verurteilte Mörder Michael Reave gibt ihr mit seinen geheimnisvollen Aussagen nur noch mehr Rätsel auf. Wenigsten hat Heather erfahren, dass ihre Mutter als junge Frau mal in einer Kommune gelebt hat. Ein Ansatzpunkt, den sie genauer untersuchen will.

Die unbekannten Eltern, ein wenig kennen das wohl viele, wenn sie doch etwas über Mutter oder Vater erfahren, mit dem sie überhaupt nicht gerechnet haben. Für die Journalistin Heather ist das noch eine ganz andere Nummer. Aus welchem Grund nur sollte sich ihre Mutter umgebracht haben? Die sich langsam aufbauenden Befürchtungen, die Zeichen, die auf eine Bedrohung hindeuten, das macht das Buch sehr spannend. Auch wenn, Teile der Geschichte schwer zu glauben sind, so ist Heather eine zupackende junge Frau, die ihren Weg sucht und sich doch ihrer Trauer und ihrer Vergangenheit stellen muss. Eine Vergangenheit, an die sie sich nicht einmal erinnern kann. Auch wenn einige Beschreibungen etwas brutal wirken, so fesselt dieser Thriller doch und wartet mit einem Finale auf, mit dem tatsächlich nicht zu rechnen war.

Veröffentlicht am 02.01.2022

Die große Reise

Die Teehändlerin
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Tobias Ronnefeldt plant seine große Chinareise. Er wird über ein Jahr unterwegs sein. Friederike, seine Frau, hatte gehofft, er würde die Reise wenigstens verschieben, wenn sie ihm erzählt, dass sie das ...

Tobias Ronnefeldt plant seine große Chinareise. Er wird über ein Jahr unterwegs sein. Friederike, seine Frau, hatte gehofft, er würde die Reise wenigstens verschieben, wenn sie ihm erzählt, dass sie das fünfte gemeinsame Kind erwartet. Doch die Reise war immer Ronnefeldts großer Traum, der Teehändler will unbedingt in das Teeanbaugebiet reisen und vielleicht sogar ein paar Pflanzen oder Samen mitbringen. Im Jahr 1838 kein einfaches Unterfangen. Tobias glaubt seine Frau auch gut versorgt, er hat einen neuen Prokuristen eingestellt und sein Bruder Nikolaus wird nach Friederike sehen. Außerdem steht sie in regem Austausch mit ihren Schwestern und einigen Freundinnen.

Bei diesem historischen Roman handelt es sich um den ersten Teil einer Reihe, wobei der Name Ronnefeldt durchaus dazu einlädt, einmal das weltweite Netz zu befragen. Die junge Friederike Ronnefeldt ist glücklich verheiratet. Doch als ihr Mann seine Reise antritt, obwohl sie ihm von der neuen Schwangerschaft berichtet hat, ist Friederike doch ein wenig enttäuscht. Sie versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Ihr Traum ist es, sich selbst um das Geschäft zu kümmern, obwohl das in ihrer Zeit und ihrer gesellschaftlichen Position völlig unüblich ist. Man könnte beinahe meinen, es spiele ihr in die Hände, dass der neue Prokurist sich als nicht sehr zuverlässig erweist.

Zu Beginn des Romans kann man möglicherweise etwas Mühe haben sich mit Familie Ronnefeldt anzufreunden. Aus heutiger Sicht erscheint es schwer verständlich, dass ein Ehemann seine schwangere Frau einfach alleine lässt und seinen eigenen Träumen nachgeht. Erst wenn man merkt, was für eine tatkräftige und mit Ideenreichtum gesegnete Frau Friederike ist, ändert sich dies. Toll, mit welcher Verve sie darangeht, das Geschäft zu schützen und sogar auszubauen. Wenn die Frauen doch immer nur so dürften wie sie wollten. Auch Spannung kommt auf, wenn es gilt Probleme und Rätsel zu lösen. Und so kann man das Buch mit dem Gedanken schließen, dass man eine interessante Familie kennengelernt hat und bei der nächsten Tasse Tee an deren Namen denken wird.

Veröffentlicht am 31.12.2021

Teamwork

Eingeholt
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Als die FBI-Agentin Atlee Pine sechs Jahre alt war, wurde sie bei einem Überfall schwer verletzt und ihre Zwillingsschwester Mercy wurde entführt. Seitdem vermisst Atlee ihre Schwester. Doch durch ihre ...

Als die FBI-Agentin Atlee Pine sechs Jahre alt war, wurde sie bei einem Überfall schwer verletzt und ihre Zwillingsschwester Mercy wurde entführt. Seitdem vermisst Atlee ihre Schwester. Doch durch ihre Tätigkeit ist sie in die Lage versetzt, auch der kleinsten Spur zu folgen. Eine Spur führt sie nach New Jersey, wo sie dummerweise eine Aktion des Army-Ermittlers John Puller stört. Ihr gemeinsames Zielobjekt kann fliehen. Atlee und John nehmen es sportlich und gemeinsam mit Atlees Assistentin Carol Blum bündeln sie ihre Kräfte. Auch wenn für Atlee die Suche nach ihrer Schwester im Vordergrund steht, kommt sie zusammen mit John Puller einen richtig großen Verbrechen auf die Spur.

Der vorliegende Roman ist der dritte Band der Reihe um die FBI-Agentin Atlee Pine, die nach Jahren die Suche nach ihrer Schwester nicht aufgeben will. Hier trifft sie mit ihrem Kollegen von der Armee John Puller zusammen. Gemeinsam rollen sie einen brisanten Fall auf und beinahe nebenbei findet Atlee auch neue Hinweise auf den möglichen Verbleib ihrer Schwester. Obwohl Atlee immer noch befürchtet, ihre Schwester könnte die Entführung nicht überlebt haben, hegt sie doch die vage Hoffnung, sie würde sie eines Tages lebend finden.

Wegen der Rahmenhandlung um das Verschwinden von Mercy ist es vielleicht besser, die Bücher der Reihe chronologisch zu lesen. Zum Verständnis ist dies zwar nicht notwendig, wahrscheinlich aber schon besser, um Atlees Charakter besser zu erfassen. Unabhängig davon, beinhaltet dieser Krimi eine spannende Story, die sich rasant aufbaut. So ist man es von dem Autor auch gewohnt. Atlee Pine und John Puller ergeben ein gutes Team, dass sich bestens ergänzt. Carol Blum bietet einen etwas ruhigeren, aber wichtigen Ausgleich. Den Schluss liest man vielleicht zweimal und ist doch nicht wirklich erleuchtet, was ein kleines Manko darstellt. Davon abgesehen handelt es sich hier um einen straffen, aus schnellen Szenen bestehenden Thriller, um zwei Ermittler, die mit ihren herausragenden Fähigkeiten ein tolles Team bilden. Auch ist ein vierter Band angekündigt, durch den vielleicht noch weitere Geheimnisse geklärt werden.

Veröffentlicht am 29.12.2021

Pam's Kolumne

Kleine Freuden
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Gemeinsam mit ihrer Mutter lebt die fast vierzigjährige Jean Swinney im Süden Londons. Ihre Welt ist sehr geregelt, sie pendelt eigentlich nur zwischen Arbeit und Daheim hin und her. Wenn sie ehrlich ist, ...

Gemeinsam mit ihrer Mutter lebt die fast vierzigjährige Jean Swinney im Süden Londons. Ihre Welt ist sehr geregelt, sie pendelt eigentlich nur zwischen Arbeit und Daheim hin und her. Wenn sie ehrlich ist, geht ihr die Unleidlichkeit der Mutter manchmal auf die Nerven. Da ergibt sich die Chance auf eine ungewöhnliche Reportage. Eine junge Frau behauptet, sie habe ihre inzwischen zehnjährige Tochter jungfräulich empfangen. Das wäre eine Sensation. Aber natürlich muss eingehend geprüft werden, ob das tatsächlich sein kann. Jean nimmt Kontakt mit Gretchen Tilbury auf, die inzwischen verheiratet ist. Eine aufregende Sache für Jean.

Im England des Jahres 1957 ist die Kriegszeit noch nicht vergessen und wegen der fehlenden Männer ist aus so mach hoffnungsvoller junger Frau eine inoffizielle Tante geworden. Auch Jean könnte in diese Kategorie passen. Sie hat sich in ihre Aufgabe, die hauptsächlich aus der Betreuung ihrer Mutter besteht, gefügt und kaum noch Hoffnung, dass sich an ihrem Leben noch groß etwas ändern könnte. Als Jean beginnt, sich mit Gretchens Geschichte zu beschäftigen, wird ihr Leben ganz schön durcheinander gewirbelt. Gretchen und ihre Familie wecken Sympathie in Jean und Gretchens Erzählung erscheint glaubhaft. Mithilfe einer ehemaligen Nachbarin verschafft sich Jean auch ein paar kleine Freiheiten von ihrer Mutter.

Diese beeindruckende Geschichte wird zwar eher ruhig erzählt, fesselt aber dennoch. Zum einen ersteht ein plausibles Bild vom England der 1950er Jahre und zum Anderen bekommt man einen Einblick in die Lebensentwürfe mehrerer Frauen. Die fehlenden Männer spielen zwangsläufig kaum eine Rolle, nur Gretchens Ehemann Howard nimmt einen wichtigen Einfluss. Hinzu kommt noch Jeans Suche nach der Wahrheit, eine Aufgabe, die zu ihrer Jobbeschreibung als Redakteurin gehört. Die Begegnung mit Gretchen bedeutet einen Wendepunkt in Jeans Leben und man gespannt zu erfahren, wie sie damit umgeht. Dieser Roman ist keine romantische Geschichte über den englischen Landadel, sondern eine realistische Erzählung über eine zupackende Frau, der man ihr persönliches Glück gönnte.