Zu wenig Gefühl, dafür zu viel Leidenschaft und eine sehr derbe Sprache
Was mir beim Lesen von „Ersehnt“ ganz schnell bewusst geworden ist: Hier wird nicht lange gefackelt. Das Buch hat ja auch nur knapp 300 Seiten und da bleibt nicht so viel Raum für lange Vorreden. Zack, ...
Was mir beim Lesen von „Ersehnt“ ganz schnell bewusst geworden ist: Hier wird nicht lange gefackelt. Das Buch hat ja auch nur knapp 300 Seiten und da bleibt nicht so viel Raum für lange Vorreden. Zack, zack, ein paar Seiten sind gelesen und schon trifft Della auf Woods. Kurz geflirtet, schon werden Körper aneinander gepresst. Ein mal gezwinkert, schon liegen die beiden zusammen im Bett und geben sich ihrer Leidenschaft hin. Dabei ist Della doch so eine unerfahrene junge Frau. Sie hat wirklich eine schreckliche Kindheit hinter sich und wirkt dadurch auch etwas weltfremd. Davon merkt man aber nicht viel, wenn sie mit Woods zusammen ist. Da flirtet sie, was das Zeug hält, und hat keine Hemmungen. Zwar fragt sie sich innerlich ab und zu selbst, woher diese Spontanität kommt, aber authentischer machen sie diese kurzen Zweifel in meinen Augen nicht. Und leider wurde ich dadurch auch nicht richtig mit ihr warm. Ich konnte ihr Verhalten nicht nachvollziehen und daher auch keine richtige Sympathie zu ihr aufbauen. Mitleid empfand ich für sie, was ihre schlimme Kindheit betrifft. Aber ansonsten war sie mir als weibliche Hauptfigur einfach zu fremd.
Dellas schlimme Kindheit ist der einzige Punkt, der dem Buch eine interessante Handlung verleiht. In Rückblicken, die in Kursivschrift abgedruckt sind, erfährt man, was Della widerfahren ist. Kein Wunder, dass sie heute noch von schlimmen Alpträumen und Panikattacken geplagt wird. Ansonsten ist die Handlung sehr vorhersehbar, überhaupt nicht überraschend und dient eigentlich nur dazu, von einer Liebesszene zur nächsten überzuleiten. Wirklich verwunderlich, dass Woods Lieblingswort „Fuck“ ist, ist es daher nicht. Überhaupt wird in den Liebesszenen eine stellenweise recht derbe Sprache verwandt.
Romantik und echte Gefühle habe ich in diesem Roman völlig vermisst. Es dauert zwar nicht lange, bis sich Della und Woods ihre Liebe gestehen, aber ihre angeblichen Gefühle füreinander übertragen sich überhaupt nicht auf den Leser. Wo sind die Szenen, die ein Kribbeln im Bauch verursachen? Wo sind die vorsichtigen Annäherungsversuche, die schüchternen Blicke, die ersten zarten Berührungen? Das findet man hier alles nicht, weil hier alles Schlag auf Schlag geht. Vielleicht bin ich aber auch einfach mit völlig falschen Erwartungen an das Buch herangegangen.
Mein Fazit
Zu wenig Gefühl, dafür zu viel Leidenschaft und eine sehr derbe Sprache - irgendwie hatte ich mir meinen Ausflug in das „New Adult“-Genre anders vorgestellt.