Im Zonenrandgebiet
Die DorfschullehrerinVon der Autorin habe ich bereits die Reihe um die Ruhrpott Saga gelesen und geliebt. Nun hat sie in ihrem neuen Roman ein weiteres Thema aufgegriffen: die deutsch-deutsche Grenze. Im angegebenen Klappentext ...
Von der Autorin habe ich bereits die Reihe um die Ruhrpott Saga gelesen und geliebt. Nun hat sie in ihrem neuen Roman ein weiteres Thema aufgegriffen: die deutsch-deutsche Grenze. Im angegebenen Klappentext wird dieses Thema leider nur kurz angeschnitten, denn eigentlich spielt das Zonenrandgebiet eine große Rolle, ebenso wie das kleine Geheimnis unserer Protagonistin, das ich hier nicht verraten möchte.
Helene hat sich als Dorfschullehrerin in einem kleinem Dorf an der innerdeutschen Grenze in Hessen beworben. Die Gemeinde am Zonenrandgebiet erfährt mehr oder weniger eine Dorfflucht. Lehrpersonal ist schwer zu finden, denn die meisten Lehrer sind nach kurzer Zeit wieder weg. Umso erfreuter ist der Direktor der Dorfschule über die junge und engagierte neue Lehrkraft. Doch die ziemlich verstaubten Kollegen begegnen Helene zuerst mit Misstrauen. Dies ändert sich schnell, als der Dorfarzt sie unterstützt und die Kinder wieder begeistert am Unterricht teilnehmen. Aber Helene ist nicht zufällig in diesem Ort. Sie schleppt ein großes Geheimnis mit sich herum, das immer mehr zur Belastung wird.....
Als Leser wagen wir auch einen Blick hinüber über die Zonengrenze. In abwechselnden Kapiteln sind wir bei Helene im Westen und dann wieder im Osten, wo langsam aber sicher immer härter durchgegriffen wird. Der Einblick in das Leben an der Zonengrenze, sowohl auf der westlichen, als auch der östlichen Seite war spannend und interessant dargestellt.
Für mich ist "Die Dorfschullehrerin" mein zweiter Roman, der sich rund um das Zonenrandgebiet zwischen der DDR und BRD dreht und doch sind diese beiden Geschichten sehr verschieden. Als Österreicherin und selbst noch Kind bzw. Jugendliche zwischen den Sechziger und Achziger Jahren des letzten Jahrhunderts habe ich davon nicht viel mitbekommen. Einzig geschwärzte Stellen in Briefen meiner Brieffreundin aus der DDR warfen Fragen auf, die mir meine Mutter beantwortete. Umso schlimmer muss es für die Bewohner dieser Grenzgebiete gewesen sein, wenn Familien oder Freunde durch Stacheldraht getrennt wurden. Die politische Seite hat die Autorin gut gelöst und ohne erhobenen Zeigefinger oder eigener Meinung dargestellt.
Die Charaktere hat Eva Völler sehr lebendig dargestellt. An Helenes Seite erlebt der Leser ein Wechselbad der Gefühle, denn die junge Frau hat schon einiges durchmachen müssen und hat noch immer mit dem Trauma des Erlebten zu kämpfen. Trotzdem empfand ich unsere Hauptprotagonistin zu perfekt. Sie hatte kaum Ecken und Kanten. Helene ist Lehrerin mit Leib und Seele und verfügt über Lehrmethoden, die ich für die früheren 60iger Jahre nicht ganz glaubwürdig fand. Andererseits gab es immer schon Lehrer, die sich von den anderen abhoben und sich wirklich den Kindern widmen und diesen auf Augenhöhe begegnen. Aber nicht nur als Lehrerin war Helene perfekt, denn die junger Frau ist nicht nur blitzgescheit, sondern auch bildhübsch und allseits beliebt. Das war mir etwas zu viel.
Auch Landarzt Tobias, ihr Love Interest, schlug in dieselbe Kerbe. Die anbahnende Liebesgeschichte war teilweise schon etwas kitschig. Umso erfrischender fand ich die Großmutter auf der anderen Seite des Zauns, die ihren Unmut laut und deutlich kund gab oder Isabell, die lebenslustige Hebamme des Ortes und Freundin von Helene.
Zum Ende hin wird es sehr spannend und obwohl es einen kleinen offenen Handlungsstrang gibt, wurden im ersten Teil der Diologie (?) alle anderen Stränge aufgelöst, was ich sehr begrüße! Auf die Fortsetzung freue ich mich schon...
Fazit:
Trotz einiger kleinen Kritikpunkte hat mir die Geschichte sehr gut gefallen, die einige überraschende Entwicklungen parat hatte, mit denen ich nicht rechnete.