Julia Schwarz ist in den letzten Zügen, ihr Medizinstudium abzuschließen. Da sie in ihrem Studium bisher recht erfolgreich war, darf sie in der Rechtsmedizin aushelfen. Dort fallen ihr einige Ungereimtheiten ...
Julia Schwarz ist in den letzten Zügen, ihr Medizinstudium abzuschließen. Da sie in ihrem Studium bisher recht erfolgreich war, darf sie in der Rechtsmedizin aushelfen. Dort fallen ihr einige Ungereimtheiten auf: einige junge tote Frauen tragen Male, die auf Erwürgen und Drogenmissbrauch hindeuten. Als bei den Ermittlungsarbeiten der Verdacht auf ihren Mitbewohner fällt, der alle betroffen toten Frauen kannte, ist sie schockiert: niemals hätte sie das Lennart zugetraut. Julia macht sich auf die Suche nach dem wahren Täter, um Lennart vom Verdacht freizusprechen. Und der echte Täter ist ihr näher ist als sie es sich wünscht.
Die Autopsie ist mein erstes Buch von Catherine Shepherd. Gerade als Hörbuch fand ich dieses Buch als sehr angenehm. Svenja Pages hat dieses Buch sehr angenehm vorgelesen, und es fiel mir nicht schwer, der Geschichte zu folgen. Die Handlung war flüssig und zügig erzählt, mehr Ausschmückung hätte die Story unnötig in die Länge gezogen. Die Charaktere sind überzeugend. Zugegeben, mir war schnell klar, auf wen der Täter nachher wirklich herauslaufen würde, aber mir hat der Weg bis zur Auflösung hin sehr gefallen. Man muss sich zwar bewusst sein, dass es bei einer Leichenschau/Autopsie nicht gerade zimperlich zu geht, aber ich hatte es durchaus schlimmer erwartet. Es werden durchaus Gerüche und Handlungsschritte bei der Sezierung der Leichen beschrieben, wer hier Probleme hat, sollte dieses Hörbuch nicht auf die Ohren setzen.
Mir hat die Mischung aus Studium, Kriminalermittlung, aber auch Studentenleben sehr gut gefallen. Ein kurzer Thriller, der schnell gehört ist, und einem einen gehörigen Schauer über den Rücken jagen kann, wenn auch mir recht schnell klar war, worauf diese Geschichte hinausläuft. Aber gerade das fand ich auch sehr angenehm, dass die Geschichte sich aufs Wesentliche konzentriert, und nicht unnötig in die Länge getrieben wurde. Kurz und knapp: mir hat es gefallen.
Was gibt es schöneres als Kind als sich in das nächste Abenteuer zu stürzen? Diese Frage hat sich sicherlich auch Peter Pan gestellt. Fliegen können, gegen Piraten kämpfen, oder gegen außergewöhnliche ...
Was gibt es schöneres als Kind als sich in das nächste Abenteuer zu stürzen? Diese Frage hat sich sicherlich auch Peter Pan gestellt. Fliegen können, gegen Piraten kämpfen, oder gegen außergewöhnliche Tiere zu kämpfen. Das alles will Peter Pan. Aber um das nicht allein zu machen, braucht er neue beste Freunde, so wie Jamie. Peter sucht sich Jungs in Andernorts, die keine Familie mehr haben, oder deren Familien die eigenen Kinder nicht mehr vermissen würde. Diese kommen zu Peter auf die Insel. Hier wird gerauft, gekämpft, gegessen, geschlafen, alles nach Lust und Laune. Doch Jamie, der erste Junge auf der Insel, merkt schnell: Peter ist es egal, wie es den anderen Jungen geht, solange er Spaß hat. So kommt es schnell, dass in den Schlachten die Jungs schwer verletzt werden oder sogar sterben. Jamie versucht dagegen anzugehen, um nicht nur sich, sondern alle zu schützen.
Albtraum im Nimmerland hat mir weitaus besser gefallen als die Alice Reihe. Zwar geht es in diesem Buch noch immer blutrünstig genug zu, erscheint diese Geschichte mir aber wesentlich menschlicher. Dieser Junge, dem scheinbar ausser von seinem besten Freund keinerlei Grenzen gesetzt werden, der sich ja schon fast übermenschlich und unverletzlich zeigt, ist ein Nimmersatt. Es will alles, und bekommt es auch. Auf Kosten anderer. Dieses Problem ist für mich im Alltag wieder und wieder zu finden. Jeder ist sich selbst der nächste, und Hauptsache, man kommt selbst auf seine Kosten. Manch einer geht sprichwörtlich über Leichen. Somit hat mir dieser Teil sehr gut gefallen, weil er weitaus realistischer wirkt, als die vorherigen Bände. Der Hauptprotagonist ist böse und sucht einen gleichwertigen Widersacher, den er auch findet. Aber der Rest hält zusammen, was unserer Gesellschaft dann doch immer wieder fehlt.
Berlin 2019. 30 Jahre sind seit dem Mauerfall vergangen. Und doch findet man an vielen Stellen noch eine Mauer in den Erinnerungen der Menschen an die Spaltung Deutschlands, die nicht nur baulicher, sondern ...
Berlin 2019. 30 Jahre sind seit dem Mauerfall vergangen. Und doch findet man an vielen Stellen noch eine Mauer in den Erinnerungen der Menschen an die Spaltung Deutschlands, die nicht nur baulicher, sondern auch gedanklicher Natur sind. Oft höre ich, dass Dinge typisch ost- oder westdeutsch sind. Ich selbst wohne erst seit Ende 2019 in Berlin, und erwische mich oft genug, dass ich noch nachfrage, ob ein Kiez jenseits der Grenze war bzw. nicht.
Genau dieses Phänomen greift Maxim Leo in seinem Buch „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ auf. Ein Videothekenbesitzer namens Michael Hartung bekommt Besuch vom Journalisten Alexander Landmann. Der hat bei Recherchen Hartungs Stasiakte gefunden und wittert eine große Story im Zuge der Mauerfeierlichkeiten. Für einen geheimen Testlauf sollte Hartung einen Bolzen einer Weiche entfernen, um einen Zug von Ost nach West zu transportieren. Dieser Bolzen brach ab, und weitere Umstände führten dazu, dass statt dem Testzug ein regulär besetzter Zug mit 127 Personen nach Westdeutschland gelangt. Hartung wird zum Helden erkoren. Doch der will dieser Rolle so gar nicht gerecht werden. Nach und nach wird klar warum: Ihm und seiner Rolle als vermeintlicher Fluchthelfer wurde tatsächlich zu viel zugesprochen. Doch nun stecken alle Beteiligte zu tief in der Geschichte, um ein Aussteigen zu garantieren, bei dem alle ihr Gesicht wahren können.
Auf sehr humorvolle Weise erzählt Maxim Leo von einem Helden der keiner sein will. Mit Witz und Charme erlebt der Leser eine Geschichte, die sich so wahr und tief verankert in unserem Alltag wieder zu finden ist. Es ist ein schmaler Grat zwischen dem Vergessen und dem Erinnern. Wie schafft man es, zwei ehemals getrennte Völker zusammen zu führen, die Denkmuster zwischen typisch Ost und West zu brechen, ohne die Hintergründe, wie es zur Trennung kam, zu vergessen? Wie viel Erinnerung braucht Geschichte und Ermahnen, ohne zu ermüden?
Bei dieser Geschichte sind mir so viele Fragen durch den Kopf gegangen. Ich war gerade sechs Jahre alt, als die Mauer viel. Aufgewachsen im tiefsten Schwobaländle, war es mir unbegreiflich, warum man in den Osten Pakete schicken musste. Und heute lebe ich in der Stadt, in der die Trennung am deutlichsten zu spüren ist. Was war und ist typisch für diese beiden Staaten, die so viel trennte und vereinte gleichermaßen? Wie bekommt man solche Muster aus den Köpfen der Menschen heraus, die teilweise selbst davon anfangen? Damals, im Osten/Westen… Es gelingt mir nicht, eine vernünftige und abschließende Antwort auf diese Fragen zu finden. Es sind Strukturen, die so fest in den Köpfen verankert ist. Aber ab wann ist es Zeit für einen Wandel? Und wie kann dieser Wandel aussehen?
Hartung ist für mich auch ein Zeichen des Wandels. Er hat durch seine schludrige Art dazu geführt, dass durch weitere Verkettungen Menschen fliehen konnten. Ohne ihn wäre der Zug vermutlich gar nicht erst in den Westen gefahren. Und doch weiß er um seine Rolle: hätte er den Bolzen nicht abgebrochen, wäre der Zug vielleicht nicht in den Westen gefahren, sein Leben und das der anderen wäre anders verlaufen. Die Rolle des Helden sieht er nicht für sich vor. Und so haben kleine Dinge eine große Wirkung im Alltag. Er versucht sich für seine Enkelkinder zu ändern, um für sie eine größere Rolle zu spielen. Und so kann im Alltag auch eine kleine Änderung große Wirkung haben. Vielleicht können wir weniger in den alten Verhaltensmustern verweilen, unser Ost-/Westdenken minimieren, ohne zu vergessen, warum es hierzu kam.
Es ist ein schmaler Grat zwischen Vergessen und Erinnern. Wie gedenkt man derer, die ihr Leben und ihre Gesundheit für eine bessere Zukunft gelassen haben, und wie bricht man selbst verankerte Denkmuster? Das muss wohl jeder Leser für sich beantworten. Dieses Buch ist ein Denkanstoß, und eine Bereicherung in meinem Bücherregal! Ich habe sehr viele Stellen im Buch mir mitgenommen, anderen vorgelesen, um darüber nachzudenken. Maxim Leo hat diese Geschichte auf den Punkt gebracht, und ihr alles gegeben, was es für so ein Buch benötigt: Humor, jede Menge Denkanstöße, glaubhafte Charaktere (ich mag jeden von den Protagonisten), und hat auch gezeigt: Egal, wie tief man im Schlamassel steckt, jeder kann - auch wenn der Beitrag noch so klein ist - die Welt verändern. Denn man weiß nie, welcher Kiesel nachher einen großen Felsen in Bewegung setzen kann.
Hast du dir schonmal Gedanken darüber gemacht, was eine gute Nachricht ausmacht? Wer z. B. die heute Nachrichten und die Tagesschau vergleicht, wird schnell merken: Eine Nachricht besteht aus viel mehr ...
Hast du dir schonmal Gedanken darüber gemacht, was eine gute Nachricht ausmacht? Wer z. B. die heute Nachrichten und die Tagesschau vergleicht, wird schnell merken: Eine Nachricht besteht aus viel mehr als einer Schlagzeile. Auch wenn ein bestimmtes Ereignis stattfindet, die Berichterstattung fällt je nachdem, wer die Nachricht aufbereitet, doch anders aus. Ein Bericht, der fürs Radio produziert wird, fällt anders aus als für das Fernsehen. Beim letzteren Medium sind Bilder ebenso wichtig, und können einen Teil der verbalen Sprache auffangen (ein Bild sagt mehr als tausend Worte). Wie entsteht eine Nachricht, und wie kommt sie an die Öffentlichkeit?
Christian Sievers ist einer der bekanntesten – für mich jedenfalls – Nachrichtensprecher im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Seine sympathische Art, auch die nicht so tollen Nachrichten an den Menschen zu bringen, gefällt mir. Seit Beginn der Pandemie schaue ich besonders oft und regelmäßig Nachrichten im Fernsehen an. Da fragt man sich schon oft, wie Nachrichten entstehen. Was ist wichtig, wer hat ergänzende Nachrichten, und was macht eine qualitative Nachricht aus?
Sievers nimmt uns mit auf eine spannende Reise der Nachrichten: was macht für ihn eine qualitative Nachricht aus? Er nimmt uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit: wie erlebt man als Journalist die Wende, 9/11, Afghanistan und andere wichtige Ereignisse? Es sind sehr persönliche Erlebnisse, in denen Sievers z. B. seine Erlebnisse in Afghanistan beschreibt, oder wie er die Wende erlebt hat.
Da Christian Sievers das Hörbuch selbst eingesprochen hat, macht das Hörbuch für mich zu einem sehr besonderem Hörbuch. Wer als Autor die Möglichkeit hat, sein Buch selbst einzusprechen, bringt dieses Buch allein aufgrund der Betonung auf ein ganz anders Level. Manch Sequenz hat mich zum Schmunzeln gebracht, auch wenn sie einen ernsten Hintergrund hatte. Es ist durch und durch sympathisch, authentisch, regt aber auch zum Nachdenken an: was bedeutet für mich eine Nachricht, und ich beschäftige mich auch wieder mehr mit dem täglichen Nachrichtenspiegel. Absolute Hörempfehlung!
Wolkenkuckucksland – ein Buch, das mich schon allein vom Namen her absolut neugierig gemacht hat.
Fünf Menschen, deren Leben nicht unterschiedlicher sein könnte, verbindet eine Geschichte über mehrere ...
Wolkenkuckucksland – ein Buch, das mich schon allein vom Namen her absolut neugierig gemacht hat.
Fünf Menschen, deren Leben nicht unterschiedlicher sein könnte, verbindet eine Geschichte über mehrere Zeitebenen hinweg.
Omeir und Anna leben im 15. Jahrhundert in Konstantinopel, getrieben vom Armut und Überlebenskampf. Während Anna Bücher und Dokumente stiehlt, um die Therapie ihrer sehschwachen Schwester zu finanzieren, zieht Omeir in den Krieg. Durch die Geschichte des Wolkenkuckucksland finden beide zusammen, und verbindet beide für immer.
Ein paar Jahrhunderte später zieht Zeno ebenso in den Krieg, den Koreakrieg. Lange begleiten ihn die Spätfolgen des Krieges. Erst spät findet er Zuflucht in alten antiken Texten, die er übersetzt. Besonders angetan hat es ihm eine Geschichte über das Wolkenkuckucksland, deren unvollständige Texte er übersetzt und sogar mit einer Kindertheatergruppe aufführen will. Doch da macht ihm ein junger Mann namens Seymour einen Strich durch die Rechnung.
Seymour ist ein Außenseiter. Er ist sehr geräuschempfindlich, schnell werden ihm die Umwelteinflüsse zu viel. Da ihn Tiere beruhigen, findet er Zuflucht in einer Eule, aber auch in der Bibliothek, in der er viel über Tiere liest. Die Bibliothekarinnen lesen ihm aber auch eine Geschichte vor, die bereits an anderer Stelle einige Menschen beeinflusst haben: Wolkenkuckucksland. Sein Einsatz für den Tierschutz nimmt aber schreckliche Formen an, die auch andere Leben beeinflussen.
Aber auch Konstance darf hier nicht fehlen: die junge Dame ist mit ihrer Familie auf einer besonderen Mission: ihre Familie hat vermeintlich die Erde verlassen, um auf einem neuen Planeten ein neues Leben anzufangen. Denn die Welt wie wir sie kennen ist zerstört und nicht mehr bewohnbar. Durch modernste Technik kann sie vergangene Welten in einer Bibliothek besuchen, und findet dort ein besonders Buch: das Wolkenkuckucksland. Und so nimmt sie die Verbindung zu den anderen Protagonisten auf und kann den Kreis schließen.
Fünf unterschiedliche Charaktere, deren Schicksal an eine Geschichte gebunden sind, auf unterschiedlichste Weise. So verspinnen sich die Fäden auf eindringlichste Weise verspinnen sich die Fäden zu einer ganz besonderen faszinierenden Geschichte. Die Charaktere und die Tiere des Wolkenkuckuckslandes verspinnen sich hinweg über den Handlungsstrang und den verschiedenen Zeitschienen. Jede Zeitschiene, jeder Protagonist findet sich in der Geschichte des Antonios Diogenes wieder. Und ist es nicht genau das, was die Literatur und den Menschen verbindet? Über Generationen hinweg kann eine Geschichte für jeden etwas anderes bedeuten. Durch jede Kommentierung, jede Weitererzählung, kann eine Geschichte gewinnen und verändert sich.
Genau das ist es, was mir an diesem Buch so gefallen hat. Die Verbundenheit der Protagonisten, die nicht eigenwilliger hätten sein können. Mehrere Generationen, Sozialschichten und Bedürfnisse der einzelnen Protagonisten: Alle treibt eine Geschichte voran, die vor so vielen Jahrzehnten geschrieben wurde. Es sind Geschichten, der die Zeit nichts anhaben kann. Geschichten sind für jeden da. Sie müssen nur erzählt werden. Dafür sind Bibliotheken, Buchhändler, ja aber jeder von uns da. Jeder hat seine Lieblingsgeschichte, die er gerne erzählt und teilt. Sie treiben uns hinweg vom Alltag hinaus über die Wolken. Sie verändern uns, so wie die Protagonisten in Diogenes‘ Originalgeschichte getan haben. Vielleicht erfasst man den Sinn nicht gleich, fühlt sich wie ein Esel, und bekommt schließlich das Verständnis, auf dass man die Weisheit einer Eule erlangt.
Ein Buch, das eigenwillig anmutet, und doch seinen Charme versprüht. Die einzelnen Kapitel laden dazu ein, Stück für Stück zu lesen, genießen, verstehen und nachdenken. Stück für Stück, Schicht um Schicht gibt dieses Buch sein Geheimnis Preis.
Ein Geflecht von Zeit, Protagonisten und Geheimnissen, das sich gekonnt verwebt. Ein besonderes Buch, wie ich finde.